Interview mit Nils Hirseland

Christina Hacker führte im September 2016 für den Newsletter der Perry Rhodan FanZentrale ein Interview mit DORGON-Erfinder und Autoren Nils Hirseland.

Er ist der Vater von DORGON, jener umfangreichen Fan-Serie die im PERRY RHODAN Universum spielt. Jahrelang war er für den PERRY RHODAN ONLINE CLUB tätig. Nach dessen Auflösung im Mai 2016 und anlässlich des Erscheinens der DORGON Bände 5 & 6 im Space Shop der PRFZ haben wir den talentierten und vielbeschäftigen Fan zu einem Interview gebeten.

PRFZ: Nils, Ende Mai wurde auf dem Colonia Con die Auflösung des PROC beschlossen. Wie kam es dazu?
NH: Der Verein PROC wurde 2003 von etwa einem Dutzend aktiver Mitglieder gegründet, um eine rechtliche und finanzielle Basis bei der Beteiligung an und Veranstaltung von Cons, z.B. Garching, zu haben. Inzwischen sind es aber sehr wenig aktive Mitglieder und die PRFZ kann die rechtliche Verantwortung für unsere Projekte übernehmen. Deshalb ist der Verein PROC nun nicht mehr notwendig. Der PROC als Club oder Community wird aber weiterbestehen.

PRFZ: Erzähle uns ein wenig über den PROC. Wann wurde er gegründet und was waren seine Aufgaben? Und wie lange bist du schon dabei?
NH: Der PROC entstand 1998 aus zwei Onlineclubs, die sich zusammengetan haben. Auf dem Garching Con 1998 feierten wir unseren Geburtstag. Als Online-Club waren seine Aufgaben, PERRY RHODAN und sich im Internet zu etablieren. Wir haben mit einigen neuen Projekten, wie DORGON (ab 1999), CGIVideos (ab 1999), Online-Fanzines und natürlich der Perrypedia (ab 2004) so einige interessante Sachen auf die Beine gestellt. Wir wollten Fans für ihre Projekte ein technisches Forum geben, auf dem sie ihre Projekte präsentieren konnten. Früher hatten wir einen Bereich für FanFiktion Stories. Außerdem für viele Grafiken. Wir waren sicherlich Pioniere damals. Ich war von Anfang an dabei.

PRFZ: Die Perrypedia ist wohl die bedeutendste Hinterlassenschaft des PROC. Was passiert jetzt mit ihr?
NH: Sie wird bald eingestellt! Nein, im Ernst, natürlich nichts. Sie wird fortgeführt und es ändert sich nur ein Eintrag im Impressum (PRFZ statt PROC). Sonst bleibt alles wie zuvor. Sogar die IBAN des Spendenkontos bleibt dieselbe.

PRFZ: Ein weiteres Überbleibsel, wenn man es so nennen will, ist die DORGON Romanserie. Du widmest ihr viel Zeit und bist mit 2 großem Eifer bei der Sache. Wie ist sie entstanden? Und um was geht es?
NH: Sie ist – wie wohl bei allen Fanautoren – aus der Lust zum Schreiben, dem Nacheifern der Vorbilder und dem Drang, selbst etwas zu kreieren, entstanden. Im Jahre 1997 war ich auf meinem ersten PERRY RHODAN Con und einige Wochen später versuchte ich mich an der ersten Story. Daraus entstand sozusagen ein Prequel zu DORGON. 1998 folgte ein zweiter Teil, ehe im Herbst die Idee reifte, eine kleine Serie daraus zu machen.

Ursprünglich hatte ich zuerst Figuren im Kopf (Cauthon Despair, Aurec) und die Grundidee einer galaktischen Terrorgruppe, die Camelot das Leben schwermachte. Eigentlich war sie auch nur als kurze Action-Serie gedacht, doch schon in Band 1 hatte ich mit dem Sohn des Chaos Cau Thon einen Bezug zu den Geschichten von 1997 gestellt und dann schrieben wir den nächsten Zyklus und es wurde immer größer.

DORGON kann man als eine Art Spin-Off (auf Fanebene natürlich) zur PERRY RHODAN Serie sehen. Wir wollen der Erstauflage treu bleiben und gehen mit neuen Figuren aber auch eigene Wege. Mit Gastauftritten der bekannten und beliebten Figuren aus PERRY RHODAN sowie der Technik, der Hintergrundgeschichte, den Völkern und Begriffen aus dem Perryversum bleibt der Bezug zum Original erhalten.

Grob gesagt, geht die Handlung vom Konflikt zweier Entitäten aus, DORGON und MODROR. In diesen Konflikt werden eine Menge Völker hineingezogen – aus der Milchstraße, aus den Galaxien Saggittor, DORGON und viele mehr. MODROR stellt eine echte Bedrohung für das Universum dar und erkennt Perry Rhodan als ein gefährliches Wesen, da er ja schon oft das Universum gerettet hat. So verfolgt er nicht nur einen – wie üblich – Langzeitplan, sondern will auch Rhodan und seine Mitstreiter ausschalten, bevor sein Rivale DORGON diese auf den Plan ruft. Das klappt jedoch nicht und die Terraner, Galaktiker und viele andere Völker und Protagonisten werden in den Konflikt gezogen.

PRFZ: Wie viele Bände umfasst DORGON aktuell?
NH: Nach alter Zählung gibt es 180 Romane, nach der neuen Zählung sind derzeit 70 veröffentlicht und 124 fertig.

PRFZ: So viel ich weiß, gibt es jede Woche ein Romanheft zum Download. Sind das aktuelle Geschichten?
NH: Die aktuellen Geschichten sind eine Special-Edition der Romane von 1999 bis 2010. Es gibt – besonders in den ersten 32 Heften, viel neues Material, teilweise ganz neue Geschichten. So haben Ben Calvin Hary, Jürgen Freier und ich selbst einige Romane im Mordred-Zyklus komplett neu geschrieben.

Als wir im Jahre 2010 Probleme hatten, neue Romane zu schreiben, kam die Idee, die alten Romane etwas zu modernisieren. Ich war nie so ganz mit dem Mordred-Zyklus zufrieden, ebenso hatte der zweite Zyklus, der in der dorgonischen Galaxis M100 spielte, viel mehr Potenzial. Diese Anfänge gaben den Ausschlag und so schrieb ich die Hefte teilweise komplett neu, integrierte die »Prequels« um die Raumschiffe LONDON I und II als normale Romane und änderte die Zählweise. Romane wurden gestrafft und zusammengelegt. Wir planen nun, die Special-Edition bis 2017 fertig zu bekommen und dann Ende nächsten Jahres mit neuen Romanen weiterzumachen.

PRFZ: Die Bände, die man im Space Shop der PRFZ kaufen kann, sind dann quasi die Silberbände von DORGON?
NH: Genau. Jedoch haben wir die Romane der Special-Edition nicht nochmal für die Bü- cher gekürzt. Bisher zumindest nicht. Die Bücher beinhalten die DORGON-Romane ab der Special-Edition.

PRFZ: Die Serie ist ja inzwischen recht umfangreich. Wie findest du Autoren? Und müssen die erst alles lesen, um in die Handlung hineinzukommen?
NH: Das ist in der Tat ein Problem. Im Moment gibt es auch wenige Autoren, da wir ja einige Jahre lang keine neuen Romane geschrieben haben. Die Ausnahme bildete Ben und er hatte es ja doch recht leicht, da er Band 19 und 20 der Special-Edition schrieb. Im Moment haben wir neue Lektoren, Layouter und Korrekturleser, die sich aber auch in die Materie einarbeiten müssen. Deshalb schreibe ich im Moment sehr viele Datenblätter und auch Zusammenfassungen in der Perrypedia. Ich hoffe, dass ich bis Ende des Jahres damit durch bin. Dann wird es auch darangehen, Autoren für neue Geschichten anzusprechen.

PRFZ: Unter den Autoren sind auch Leute, die inzwischen professionell für PERRY RHODAN schreiben, wie Roman Schleifer und Ben Calvin Hary. Macht dich das ein bisschen stolz, dass DORGON ihnen als Sprungbrett diente?
NH: Natürlich. Es freut mich sehr, dass sie ihren Traum verwirklichen konnten.

PRFZ: Könntest du dir vorstellen, selbst mal einen PERRY RHODAN-Roman zu schreiben, wenn man dich fragen würde?
NH: Das wäre eine Ehre, eine Herausforderung und natürlich kann ich es mir vorstellen. 
Allerdings denke ich nicht, dass ich gefragt werde.

PRFZ: Da wäre ich nicht so pessimistisch, vielleicht klappt es ja doch irgendwann. Sieh dir Kai Hirdt an, der hat nach Jahren bei der Alligatorfarm erst jetzt bei PERRY RHODAN durchgestartet. DORGON ist ja Teamarbeit. Und keine einfache, wie ich selbst feststellen durfte. Wie sieht das derzeitige Team aus?

NH: Das aktuelle Team besteht aus mir selbst, dem Autoren und Technikberater Jürgen Freier, der Lektorin Alexandra Trinley, dem Layouter und Korrekturleser René Spreer, dem ehemaligen Layouter und Korrekturleser Jürgen Seel (der jedoch noch fleißig weiterhilft, wenn wir Hilfe brauchen), dazu vielen Grafikern und Zeichnern – wie Gaby Hylla, John Buurman, Lothar Bauer und Roland Wolf.

Stefan Wepil ist seit dem Colonia Con dazu gekommen und er zeichnet viele Landschafts- und Planetenbilder. Im Moment scheint er die ganze dorgonische Hauptstadt Dom beschreiben zu wollen. Dank ihm haben wir viel mehr Hintergrundinfos, die bestimmt auch in die Romane einfließen werden. Mit Raimund Peter arbeiten Jürgen Freier und ich gerade an dem Konzept eines neuen Raumschiffes.

Mit Alexandra Trinley und René Spreer haben wir zwei neue, gewissenhafte Lektoren, Korrekturleser und Layouter. Nicht zuletzt möchte ich an dieser Stelle auch dir danken, Christina, denn du bist kurzzeitig eingesprungen, hast uns ermöglicht, ohne Engpass nach Nachfolgern zu suchen. Das hat der Serie sehr geholfen.

PRFZ: Das habe ich doch gern gemacht, weiß ich doch jetzt, wie viel Arbeit allein im Layout und den digitalen Formaten steckt. Was machst du eigentlich, wenn du nicht mit DORGON beschäftigt bist? Ich meine, beruflich?
NH: Ich arbeite hauptberuflich in einer kleinen IT-Firma in der Lübecker Bucht, die eine Softwarelösung für Ferienhausvermieter entwickelt und vertreibt. Nebenberuflich schreibe ich für eine Tageszeitung in Ostholstein Sportberichte (Regionalfußball).

PRFZ: Hast du Familie?
NH: Einen Bruder.

PRFZ: Gibt es noch anderes, was dich fasziniert?
NH: Ach, da gibt es vieles. Natürlich ist die Science-Fiction ein großer Bereich. Ich bin mit STAR TREK, STAR WARS und PERRY RHODAN aufgewachsen. Die Vision von einer besseren Zukunft, einer geeinten Menschheit – das hat mich fasziniert. Die Neugier auf das Universum.

Persönlich denke ich, dass die Zukunft der Menschheit auch nur dort liegen kann. Ich glaube auch, dass die Menschen erst ihre kleinkarierten Probleme lösen werden, wenn sie beginnen den Weltraum richtig zu erforschen. Und das ist das Spannende an der Science Fiction. Es ist einerseits Unterhaltung, einerseits Phantasie, aber auch eine reale Zukunftsvision.

Neben der SF begeistert mich natürlich auch Fantasy, aber auch ganz »normale« Dinge wie Fußball, ins Kino gehen, Computerspiele oder auch mal weggehen und ein paar Bierchen (oder Whiskey) trinken.

PRFZ: Wie kamst du eigentlich zu PERRY RHODAN?
NH: Durch meinen älteren Bruder. Er fing an, PERRY RHODAN zu sammeln, als ich noch ein kleiner Knirps war. Damals sah ich zuerst die Titelbilder von Johnny Bruck, die mich begeisterten. Icho Tolot und Gucky fand ich natürlich besonders toll. Durch die Hörspiele lernte ich dann auch die Handlung besser kennen. Tja und so wählte ich in der Schule zum Vorlesewettbewerb auch »Unternehmen Stardust«…

PRFZ: An dieser Stelle folgt die obligatorische Frage nach deinem PR Lieblingszyklus.
NH: Die Top 3 sind »Meister der Insel«, »M87« und »Cantaro«.

PRFZ: Liest du NEO?
NH: Was? Dieses billige Reboot der Originalserie, die eine …! Nein, kleiner Scherz. Ich habe PERRY RHODAN NEO zu Anfang gelesen und fand die Bücher auch gar nicht schlecht. Die Geschichten über Figuren wie Thora und Crest machten Spaß. Aber irgendwann fehlte dann die Zeit, um weiterzulesen.

PRFZ: Zum Austria Con werden Band 5 & 6 der DORGON-Reihe erscheinen. Wirst du persönlich in Wien sein und die Bücher vorstellen?
NH: Ja, ich freue mich auch schon auf den AustriaCon, der für mich eine Premiere ist. Vorstellen ist vielleicht zu viel des Guten. Es gibt ja keinen Programmpunkt »DORGON«. Aber natürlich freue ich mich auf viele Gespräche über DORGON auf dem Con. Ansonsten werde ich mit der Live-Berichterstattung beschäftigt sein. Und darauf freue ich mich auch schon. Ich habe immer gerne was zu tun auf den Cons.

PRFZ: Am Schluss noch die Frage nach der Zukunft. Hast du einen Wunschtraum, den du dir noch erfüllen möchtest? Oder möchtest du noch etwas sagen?
NH: Da gibt es einiges, aber ich beschränke mich auf das Schlusswort: Ad Astra!

PRFZ: Vielen Dank für das Interview, Nils!