wirkte es auf mich so, als fühlte sie sich für Meshku Feldon verantwortlich.
War es eine Art Schuldbewusstsein? Immerhin hatte sie ihn ausgespäht.
Ich fühlte mich auch nicht wohl, denn ich wusste, was mit Meshku Feldon
passieren würde. Auch Eleonore musste es klar sein.
Statt einen muskelbepackten, draufgängerischen Ertruser sahen wir einen
bewegungsunfähigen Fleischberg, der uns traurig anblickte und nur
überlebte, weil Roboter ihn versorgten.
Doch wer war ich, um ihn zu verurteilen? Ich träumte davon, beliebt bei
Frauen zu sein, und war in Wirklichkeit ein Freak mit Ausschlag, der eine
abgehalfterte Raumrüstung trug und dessen einzige Freundin eine KI war.
So sehr unterschied ich mich nicht von Meshku Feldon. Außer, dass ich
deutlich beweglicher war und alleine aufs Klo gehen konnte. Es gab doch
noch ein paar Unterschiede zwischen uns. Ich konnte mit dem Strahler
umgehen und zögerte nicht, jemand zu erschießen, wenn es sein musste,
und ich hatte andere Planeten gesehen. Feldon lag nur im Bett und bereiste
virtuelle Welten.
Waren alle auf Stellacasa so? Auch Strephano Tumesy war alles andere als
durchtrainiert gewesen. Vermutlich war es die logische Folge von 90 Jahren
Isolation vor anderen Menschen und vom permanenten Leben in virtuellen
Welten. Die Bewohner dieses Planeten bewegten sich kaum. Wie denn
auch, wenn ihnen verboten war, ohne Schutzanzug spazieren zu gehen? Der
Anreiz war verlorengegangen, die Sonne auf der Haut zu fühlen, den
frischen Wind im Gesicht zu spüren, den Duft der Jahreszeit zu riechen. Ich
wusste das nur zu gut, denn ich begab mich nur dann ohne Raumanzug in
die Natur, wenn ich sicher war, dass mich niemand sah. Umso mehr genoss
ich diese Momente. Für meinen Job musste ich fit sein und konnte es mir
nicht leisten, Speckrollen um den Bauch zu tragen. Außerdem verfügte ich
über einen exzellenten Stoffwechsel. Ein normaler Bürger auf diesem
Planeten musste sich ja nicht einmal für einen Partner empfehlen, denn das
lief zumeist virtuell ab. Vermutlich bekamen die Bewohner einen Schock,
wenn sie sich denn für eine Hausstandsgründung entschieden und ihr
Gegenüber live und ungeschminkt das erste Mal sahen. Die Bürger
verwahrlosten schlichtweg. Sicherlich gab es Ausnahmen, doch Eleonore
hatte von einem Bevölkerungsrückgang von über 40 Prozent gesprochen.
Ich vermutete langsam, dass nicht das Virus dafür verantwortlich war.
»Ihr seid von der IPO, richtig?«