Band 65

Osiris-Zyklus

 

Der SONNENHAMMER

Das Ende der Milchstraße droht

 

Nils Hirseland

 

Was bisher geschah

Die Ereignisse des Jahres 1298 NGZ werden lange unvergessen bleiben.

Denise Joorn entdeckte ein uraltes Geheimnis der terranischen Frühgeschichte und die Götter des alten Ägyptens erwachen zu neuem Leben. Zwischen den kemetischen Göttern und den Galaktikern kam es zu Missverständnissen und Konflikten, die jedoch inzwischen beigelegt worden sind.

Perry Rhodan erfährt die über 300.000 Jahre alte Geschichte der Kemeten und ihrem kosmischen Auftrag, den sie von dem Kosmokraten Amun erhalten haben.

Parallel zu diesen Ereignissen kann Aurec in der fremden Galaxis Barym befreit werden. Zusammen mit Gal'Arn kehrt der Saggittone zur Insel Cartwheel zurück, wo dank eines klugen Planes der Söhne des Chaos der Marquês von Siniestro neuer Kanzler wurde.

Aurec bringt im Februar 1299 NGZ schlechte Nachrichten, denn unter der Führung Rodroms und der Söhne des Chaos Cau Thon und Goshkan bricht eine gigantische Flotte in Richtung Milchstraße auf, um sie zu vernichten.

Eine düstere und hoffnungslose Situation ist eingetreten, denn MODROR schickt seine furcht­barste Waffe. Es ist DER SONNENHAMMER …

Hauptpersonen

Perry Rhodan und Aurec – Sie müssen die Milchstraße verteidigen.

Gal'Arn, Jonathan Andrews, Remus Scorbit, Jan Scorbit, Mathew Wallace, Irwan Dove und Lorif – Das altbewährte Team unternimmt ein Himmelfahrtskommando in die Höhle des Löwen.

Cau Thon und Goshkan – Die beiden Söhne des Chaos starten den Feldzug gegen die Milchstraße.

Gucky, Julian Tifflor und Reginald Bull – Die Zellaktivatorträger mobilisieren alle Einheiten im Kampf gegen die Invasion.

Osiris – Der Kemete verspricht seine Hilfe.

Seth – Der Bruder von Osiris wird befreit.

 

 

 

Chaos

19. Februar 1299 NGZ

Solare Residenz, 01:15 Uhr

Die Nachricht Aurecs traf alle wie einen Schock. MODRORs Flotten aus Barym befanden sich mit über 400.000 Einheiten auf dem Weg zur Milchstraße. Sie kannten nur ein Ziel: die Vernichtung der Galaxis.

Ihre schlimmste Vernichtungswaffe, der SONNENHAMMER, begleitete sie auf ihrer Mission der Zerstörung.

Perry Rhodan schloss die Augen und vergrub das Gesicht in seine Hände. Ein tiefer Seufzer drang aus seiner Kehle. Wie sollten sie gegen so eine Streitmacht bestehen? Sicherlich, sie hatten schon so viele Gegner besiegt. Stets waren die Feinde technologisch fortgeschrittener als die Terraner gewesen, doch die Flotte der LFT war den Armeen MODRORs nicht gewachsen. Selbst mit den Schiffen der Saggittonen, den Somern und Thoregonvölkern aus Cartwheel besaßen sie nicht den Hauch einer Chance.

Nicht gegen den SONNENHAMMER, jener 10.000 Kilometer großen Kampfstation, die eine ganze Galaxis vernichten konnte. Es reichte, wenn der SONNENHAMMER eine Sonne vernichten konnte, dann würde die todbringende Strahlung sich wie ein Lauffeuer überlichtschnell auf alle Sonnen verteilen und sie zu einer Supernova aufgehen lassen.

Sonne für Sonne, Planet für Planet würde vernichtet werden – solange, bis es nichts mehr zu vernichten gab.

Rhodan hob das Gesicht aus seinen Händen und blickte die anderen im Raum an. Es waren Reginald Bull, Julian Tifflor, Gucky, Aurec und Gal'Arn.

Schweigen! Ein verzweifeltes, bedrückendes Schweigen.

Schließlich brach Rhodan die Stille: »Informiert sofort die Arkoniden, Jülziisch und Akonen. Sie müssen alle ihre Schiffe schicken, sonst ist unsere Heimat verloren.«

»Sollen wir eine Evakuierung anordnen?«, erkundigte sich Tifflor beinahe hilflos.

Rhodan schüttelte den Kopf. »Wir haben doch kaum mehr Zeit.«

Aurec hatte die Flotte MODRORs während seines Fluges lokalisiert. Sie waren vielleicht noch zehn Tage von der Milchstraße entfernt.

»Und wohin auch? Der SONNENHAMMER könnte Andromeda genauso gut angreifen.«

Der Terranische Resident blickte seinen Freund Aurec ernst an. Aurec wusste am besten um die Vernichtungskraft des SONNENHAMMERS. Im Jahre 1296 NGZ hatte der SONNENHAMMER Aurecs Heimatgalaxis Saggittor zerstört. Knapp 20 Milliarden Wesen konnten evakuiert werden. Die anderen wurden ihrem Schicksal überlassen oder waren in DORGON aufgegangen, denn die Entität hatte ihre Hilfe angeboten.

Wo war sie nun? Wo war DORGON? Wo war ES?

Die Tür glitt auf und ein hochgewachsener Mann mit dunklen Haaren trat in den Raum ein.

Es war der Anführer der Kemeten, Osiris.

»Mir wurde von eurer schrecklichen Lage berichtet. Ich stelle euch hiermit die gesamten 445.000 Schlachtschiffe der Kemeten zur Verfügung. Wir haben vor kurzem Freundschaft geschlossen, deshalb lasse ich euch wissen, dass wir euch jederzeit zur Seite stehen. Bis in den Tod.«

Die Nachricht von Osiris brachte Erleichterung. Zumindest etwas. Zahlenmäßig war man nun den MODROR-Einheiten überlegen. Doch reichte es aus, um sie wirklich aufzuhalten? Sie mussten nur den SONNENHAMMER in die Korona einer Sonne – einer Sonne von zehn Milliarden – bringen, dann war alles verloren.

Rhodan bedankte sich bei Osiris und nahm das Angebot an. Derweil hatte Julian Tifflor bereits die Regenten der wichtigsten Völker der Milchstraße informiert und wartete auf ihre Antworten.

Rhodan erhob sich von seinem Platz und blickte aus dem großen Fenster seines Büros in der Solaren Residenz hinab auf Terrania City. Die Stadt strahlte und die vielen bewegenden Lichtpunkte stellten das Nachtleben der Hauptstadt dar.

»Schon oft lag diese Stadt in Trümmern, doch immer wieder wurde sie aufgebaut. Doch wenn wir dieses Mal verlieren, gibt es kein neues Aufbegehren mehr. Oft konnten wir Terrania aus den Klauen unserer Feinde befreien. Versagen wir dieses Mal, gibt es kein Terra mehr …«

Niemand wagte etwas zu sagen. Nicht einmal der geschwätzige Gucky. Er starrte benommen auf die Millionenmetropole und stimmte innerlich Rhodans Worten zu.

Es ist nicht die Zeit, um zu scherzen, dachte der Ilt. Doch war nicht gerade der Humor in solchen hoffnungslosen Zeiten wichtig? Wenn nicht er die Leute aufmuntern konnte, wer dann? Irgendwie musste man sich zusammenreißen. Man durfte nicht in Melancholie verfallen, sondern hoch erhobenen Hauptes und voller Selbstbewusstsein MODROR trotzen!

Gucky blickte die anderen an, die traurig Rhodans Worte lauschten. Der Ilt stemmte die Ärmchen in die Hüften. »Gut Leute! Dann treten wir MODROR kräftig in den Arsch!«

Plötzlich spürte Gucky die Blicke aller Anwesenden auf sich ruhen. Bully fing als Erster an zu lachen. Er kraulte Gucky hinter den Ohren und sagte: »Der Kleine hat recht. Heulen können wir noch, wenn die Schlacht verloren ist. Jetzt müssen wir unsere Angst überwinden, sonst sind alle verloren.«

»Was wir brauchen ist ein guter Schlachtplan«, meinte Rhodan und gab Anweisung, Xavier Jeamour und Henry »Flak« Portland darüber zu informieren, dass sie ab sofort die Aufgabe hatten, eben solch einen Schlachtplan zu entwickeln. Ihnen zur Seite sollten Admiral Nepomuk Higgins und General Scott McHenry gestellt werden.

Osiris bot an, dass sein Sohn Anubis ihnen dabei helfen sollte und Rhodan nahm dankend an.

Auch Reginald Bull meldete sich freiwillig und verschwand sehr schnell aus der Besprechung, um mit der Arbeit zu beginnen.

Rhodan wies Julian Tifflor an, Kontakt zu den anderen Völkern zu halten. Er hoffte auf ihre Mithilfe.

Auch Osiris verließ die Besprechung, da er sofort die Schiffe startklar machen wollte. Zurück blieben Rhodan, Gucky, Gal'Arn und Aurec.

»Werden wir diese Krise überstehen?«, stellte Rhodan fragend in den Raum.

Gal'Arn wandte sich an den Terranischen Residenten. »Mit MODROR ist nicht zu spaßen. Wir haben seine mächtige Flotte in Barym gesehen. Die Skurit-Soldaten sind konditionierte Zievohnen und leben nur, um zu kämpfen. Technologisch könnten wohl derzeit nur die Kemeten mit den Raumschiffen aus Barym mithalten.«

»Was ist mit den Daten über den SONNENHAMMER, die Sie von den Rebellen in Barym erhalten haben?«, wollte Rhodan wissen.

»Sie geben uns einen detaillierten Einblick in den SONNENHAMMER. Er ist jedoch von außen praktisch unangreifbar. Hunderttausend Schiffe müssten ihn unter Feuer nehmen.«

Rhodan suchte verzweifelt nach einer Lösung. Die Flotte aus Cartwheel war mit maximaler Überlichtgeschwindigkeit vom 5,3 Millionen Lichtjahre entfernten Sternenportal nach Terra aufgebrochen. Sie hatten knapp drei Wochen gebraucht. Der Saggittone hatte die schnellsten Schiffe zurückgelassen, um den Weg von MODRORs Flotte zu verfolgen und Kontakt mit der Milchstraße zu halten.

Der Tross von 400.000 Raumschiffen und der gigantische SONNENHAMMER schienen immerhin nicht zu schnell zu sein und er war auffällig. Und doch: Es war unmöglich, die Milchstraße zu beschützen. 10 Milliarden Sonnen. Unmöglich!

Rhodan blickte Aurec an. Der Saggittone schien eine Idee zu haben.

»Von Innen hätten wir eine Chance«, warf Aurec ein.

Rhodan blickte seinen saggittonischen Freund an. Er wusste, was Aurec damit meinte.

»Ein Himmelfahrtskommando in den SONNENHAMMER? Das wäre Selbstmord!«, entfuhr es Rhodan.

»Seitdem wir gegen MODROR kämpfen, jagt ein Selbstmordkommando das nächste«, entgegnete Aurec. »Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Milchstraße zu retten. Selbst wenn wir einen guten Schlachtplan entwerfen können, müssen wir uns einhundertprozentig sicher sein, dass der SONNENHAMMER nicht eine Sonne erreichen wird.«

Rhodan stimmte Aurec zwar zu, doch er hatte Angst um seinen alten Gefährten. Zwar kannte er Aurec erst dreizehn Jahre, doch sie verband eine tiefe Freundschaft. Eine Freundschaft, die Rhodan sonst nur noch zu den Unsterblichen hegte.

Unbehaglich fragte er Aurec: »Wie sieht dein Plan aus? Ich nehme an, du hast einen?«

»Nun, mit einer Space-Jet versuchen wir in das Innere des SONNENHAMMERS zu fliegen. Ein Spezialkommando wird dort Arkonbomben deponieren und wieder verschwinden«, erklärte der Saggittone.

Rhodan lachte bitter. »Wie wollt ihr zum SONNENHAMMER gelangen? Er wird sicherlich schwerstens bewacht. Und selbst wenn ihr das Unmögliche schafft. Lebend wieder herauszukommen, ist nicht machbar.«

»Wenn das unser Schicksal ist«, mischte sich Gal'Arn ein und signalisierte damit seine Bereitschaft, dem Himmelfahrtskommando beizutreten.

»Noch mehr Lebensmüde?«, fragte Rhodan sarkastisch.

»Ja, hier!«, meldete sich Gucky.

Rhodan seufzte. »Dann werde ich auch gehen. Es geht schließlich um meine Heimat«, entschloss er sich resignierend.

»Nein, du musst den Angriff im Weltraum leiten«, wandte Aurec ein. »Sollte unser Plan fehlschlagen, bist du die letzte Hoffnung.«

»Mir gefällt das nicht«, gab Perry offen zu.

»Wir haben keine Wahl«, stellte Aurec nüchtern fest.

Rhodan nickte schwach. Er wusste, Aurec hatte recht. Ernst blickte er die drei Gesprächspartner an. »Dann sucht Freiwillige aus und denkt euch einen guten Plan aus. Ich möchte euch alle wiedersehen!«

Hyperraum

19. Februar 1299 NGZ, 02:10 Uhr

Rodrom stand in der Kommandozentrale der WORDON und beobachtete die Zievohnen bei seiner Arbeit.

Neben ihm standen die beiden Söhne des Chaos Cau Thon und Goshkan. Während der »Rote« schweigend neben der Inkarnation MODRORs stand, überprüfte Goshkan sein Waffenarsenal.

»Nichts kann uns mehr aufhalten«, sprach Rodrom monoton.

»Ja, Meister«, stimmte Cau Thon zu. »Schon bald werden Rhodan und Aurec tot und die Milchstraße ein lebloser Haufen verbrannter Materie sein.«

Rodrom wanderte nun durch die Zentrale. Cau Thon und Goshkan begleiteten ihn.

»Alles verläuft nach Plan. Cartwheel ist in unserer Hand. Die Milchstraße wird fallen und DORGON kämpft seinen schwersten Kampf. Wenn all diese Probleme beseitigt sind, werden weder Kosmokraten noch Chaotarchen MODROR aufhalten können. Er wird ein neues Zeitalter einläuten.«

Cau Thon grinste. »Endlich wird das Chaos regieren.«

 

Vorbereitungen zur großen Schlacht

Solare Residenz

19. Februar 1299 NGZ, 07:49 Uhr

Reginald Bull, Henry »Flak« Portland, Xavier Jeamour und Anubis saßen seit Stunden zusammen und brüteten über die Verteidigungsstrategie. Die drei Terraner machten einen erschöpften Eindruck, während der unsterbliche Kemete keinerlei Ermüdung zeigte.

»Was haben wir bis jetzt, Jungs?«, fragte Bully mehr sich selbst als die anderen und nahm einen kräftigen Schluck Kaffee. Unzählige Liter des schwarzen Getränks hatten sie inzwischen konsumiert.

»Wir haben etwa 178.000 Einheiten aus Cartwheel, bestehend aus saggittonischen, estartischen und Thoregonschiffen«, erklärte Bull. »Hinzu kommen etwa 50.000 Einheiten der LFT und die 450.000 Schlachtschiffe der Kemeten. Macht über den Daumen knapp 680.000 Schlachtschiffe. Damit haben wir fast einen Vorteil von fast zwei zu eins.«

»Sicherlich, Sir«, warf Portland ein. »Nur dürfen wir die Technik der Armeen MODRORs nicht vergessen. Außerdem können wir selbst mit 680.000 Einheiten nicht die ganze Milchstraße vor den SONNENHAMMER schützen.«

Bully blickte Portland so an, als würde er ihn am liebsten zerreißen. Doch das war nicht persönlich gemeint. Vielmehr bremste Portland die Euphorie des Rothaarigen und verdeutlichte die schwere Lage.

»Wir müssen die feindlichen Streitkräfte binden«, schlug Xavier Jeamour, der Kommandant der IVANHOE, vor.

»Die Pyramidenschiffe sind in der Lage, jederzeit den SONNENHAMMER zu erreichen«, erklärte Anubis. »Mit unserem UTRANS-Antrieb können wir in Nullzeit den SONNENHAMMER einholen und ihn immer wieder in Kämpfe verwickeln. Ein Abschirmen des SONNENHAMMERS ist unabdingbar.«

Der Shak'Arit entblößte sein Gebiss. Anscheinend eine Art Grinsen. Bull konnte diese Geste nicht genau interpretieren.

»Doch wenn die 450.000 Pyramidenschiffe mit dem SONNENHAMMER beschäftigt sind, könnte es für unsere Flotte schlecht aussehen«, meinte Portland. »MODROR kann immer noch eine Invasion über Terra, Arkon und Gatas starten.«

»Dieses Risiko müssen wir eingehen. Lieber eine Besetzung als eine totale Vernichtung der Galaxis«, erwiderte Anubis kühl.

Der Shak'Arit hatte recht. Selbst eine völlige Unterwerfung der Milchstraße war nicht so schlimm wie die Auslöschung der Galaxis. Eine Tyrannei konnte man stürzen. Eine zerstörte Galaxis konnte man nicht wieder aufbauen.

Der Interkom summte auf.

Unwirsch ging Bull heran: »Wer stört?«

»Ich, Dicker!«

Bully wurde rot, als er Perry Rhodan erkannte. Er räusperte verlegen, doch Rhodan hatte das längst vergessen.

»Um 15:00 Uhr habe ich eine Konferenz mit allen wichtigen Beteiligten angekündigt. Bis dahin wird Tiff auch eine Erklärung der anderen Regierungen bekommen. Imperator Bostich wird wohl persönlich via Holoverbindung zugeschaltet werden.«

»Ich will hoffen, dass uns der Sack hilft«, grummelte Bull.

»Nicht nur du. Ich erwarte, dass ihr bis 15:00 Uhr einen Angriffsplan entwickelt habt, den wir präsentieren können. Ende!«

Bully starrte noch eine Weile auf den dunklen Monitor. Dann blickte er die drei anderen an. »Dann mal weiter …«

*

Gal'Arn stand auf einem Balkon der Solaren Residenz und blickte über die Stadt. Er hatte Terrania nur einmal zuvor gesehen. Es war vor knapp vier Jahren gewesen, als die TERSAL aus dem Sternenportal entkommen und zur Erde geflogen war.

Jonathan Andrews näherte sich seinem Mentor. »Es ist schön, dass du wieder da bist, Gal'Arn. Die Zeit ohne dich war grausam.«

Gal'Arn lächelte gequält. »Nun, ich habe von dem Tode Jezzicas gehört. Es tut mir Leid, Jonathan. Dennoch scheinst du in Nataly Jargon eine Frau gefunden zu haben, die deiner würdig ist. Halte an ihr fest.«

»Das werde ich.«

Gal’Arn blickte beunruhigt auf die Stadt.

»Was hat die Besprechung mit Rhodan und Aurec ergeben?«, wollte Andrews wissen. »Du hast noch kein Wort darüber verloren. Was machen wir gegen die Invasion?«

Gal'Arn blickte seinen Schüler ernst an. »Du bist immer noch von dem Wunsch beseelt, Ritter der Tiefe zu werden, mein Freund?«

»Ja, was soll diese Frage?«

»Nun …« Gal'Arn schaute kurz auf den Boden, dann wieder in die Augen seines Gegenübers. »Die Verantwortung eines Ritters ist sehr groß. Wir sind bereit, für das Wohlergehen anderer zu sterben.«

Andrews nickte schweigend. Er war sich dieser Bürde durchaus bewusst.

»Ich bin mir darüber im Klaren, dass du mit Nataly ein schönes Leben führen kannst«, erklärte Gal'Arn. »Deshalb biete ich dir an, deine Ausbildung abzubrechen. Solltest du dies nicht tun, erwarte ich von dir, dass du mich auf ein Himmelfahrtskommando begleitest.«

Er berichtete Andrews von dem Plan Aurecs.

Jonathan schluckte hörbar. Verunsichert blickte er den Ritter der Tiefe an, der ihn eindringlich ansah. Andrews glaubte aber auch in Gal'Arns Gesichtsausdruck Unsicherheit zu erkennen. Der Ritter war sich nicht sicher, wie er sich entscheiden würde.

»Meister …«, fing Andrews an, doch dann stockte er und schien über alles erneut nachzudenken. Schließlich setzte er erneut an: »Ich liebe Nataly und wünsche mir nichts mehr als mit ihr zusammenzuleben …«

Gal'Arn nickte schwach. »Dann wünsche ich dir alles Gute für dich und Nataly.«

Gezwungenes Verständnis und Erleichterung, aber auch Enttäuschung klangen aus der Stimme heraus.

»Ich bin noch nicht fertig!«, gab Andrews barsch zurück. »Doch wie kann ich mit ihr in einer zerstörten Milchstraße leben? Wie kann ich mit dem Gedanken leben, nicht alles versucht zu haben, um die Milchstraße zu retten? Ich werde dich begleiten. Außerdem habe ich noch eine Rechnung mit Goshkan offen, die ich endlich begleichen will!«

Der Ritter der Tiefe verschränkte die Arme vor dem Bauch.

»Ist das dein letztes Wort? Es könnte eine Mission ohne Wiederkehr werden.«

»Ja, Gal'Arn. Es ist mein letztes Wort!«

Der Elare legte die Hand auf Andrews Schulter und lächelte. »Eines Tages wirst du ein weiser und mutiger Ritter der Tiefe werden. Sicherlich ein besserer als die meisten der Kosmokratendiener.«

Andrews lächelte gezwungen. Er wusste nicht, wie er Nataly diese Nachricht beibringen sollte, doch er hatte keine andere Wahl.

Gemeinsam verließen die beiden den Balkon und gingen in den Aufenthaltsraum zurück.

Andrews fühlte sich in diesem Moment bereits als Ritter der Tiefe.

 

Milchstraße in Gefahr

Solare Residenz

19. Februar 1299 NGZ, 15:00 Uhr

Etwa einhundert ausgewählte Offiziere, Politiker und Gefährten Rhodans waren in der großen Halle anwesend. Auf dem Podium stand Perry Rhodan. Etwa zwei Meter neben ihm befand sich eine Holografie von Imperator Bostich.

Rhodan begrüßte die Anwesenden und erklärte ihnen, dass nichts von dem, was sie hier besprachen, an die Öffentlichkeit gelangen sollte.

»Freunde, wir stehen vor einer schweren Stunde«, begann Rhodan. »Der Kanzler Saggittors, Aurec, berichtete uns, dass die Armeen MODRORs mit einer Streitmacht von über 400.000 Schiffen auf dem Weg zur Milchstraße sind.«

Ein Raunen brach aus. Nicht alle wussten von dieser Hiobsbotschaft.

»Mit dieser Streitmacht fliegt die schlimmste Vernichtungswaffe MODRORs, der SONNENHAMMER mit. Der SONNENHAMMER hat bereits Saggittor vernichtet.

Der SONNENHAMMER ist in der Lage, in den Kern einer Sonne einzudringen, in dem ständig Kernfusionen stattfinden, die für die Energie und Wärme einer Sonne sorgen. Er wird dabei von einer speziellen Formenergie geschützt. Sechs Hyperstrahlungsprojektoren unterbinden mit Hilfe einer bestimmten Hyperstrahlung die Fusionsprozesse in dieser Sonne. Die Sonne würde durch den unerwartet fehlenden Fusionsdruck kollabieren und zu einer Supernova werden. Die Projektoren manipulierten die Hyperstrahlung der Sonne, die diese mit Überlichtgeschwindigkeit verlassen.

Die sogenannten Hyperfrequenzen-Fusionsblocker-Transistenten richten die modifizierte Hyperstrahlung der Sonne auf die nahe gelegenen Sonnen. Die Strahlung sorgt dafür, dass bei den beschossenen Sonnen die Fusionsprozesse ebenfalls zum Stillstand kommen. Dieser Prozess würde sich bei allen betroffenen Sonnen wiederholen und zu einem Lawineneffekt in der Galaxis führen.«

Rhodan ließ diese Details erst einmal auf die Zuhörer einwirken. Die Gefährlichkeit des SONNENHAMMERS stand außer Frage.

»Wir müssen dieser Gefahr entgegentreten. Und zwar geschlossen.« Er warf einen Blick auf Bostich, der unberührt zurück starrte.

»Mit den vereinten Streitkräften der LFT und ihren Kolonialvölkern, den Saggittonen, den Thoregonvölkern, unseren Verbündeten aus Estartu und unseren neuen kemetischen Freunden haben wir etwa 680.000 Einheiten zur Verfügung.

Doch ich bitte hiermit offiziell das Kristallimperium und alle anderen Völker um Hilfe in Form von Raumschiffen. Die Armeen MODRORs sind uns technisch überlegen und es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass der SONNENHAMMER eine Sonne erreicht.«

Gemurmel ging los.

Der Botschafter der Blues schien über Interkom Rücksprache mit den Regenten der Bluesgemeinschaft zu halten. Dann stand er auf und sprach: »Die Völker der Jülziisch unterstützen euch mit allen erdenklichen Mitteln.«

Auch die Akonen, Haluter und Posbi sicherten ihre volle Unterstützung zu. Doch die mächtigste Flotte in der Milchstraße besaß das Kristallimperium.

Rhodan blickte fragend in Bostichs Richtung.

Der Imperator grinste abfällig. »Das Kristallimperium wird innerhalb seiner Grenzen für die Verteidigung sorgen. Sie, Rhodan, tragen selbst die Verantwortung für dieses Unglück. Sollten die Armeen dieses MODROR das Hoheitsgebiet Arkons betreten, werden wir sie wieder herauswerfen. Alles andere geht uns nichts an.«

Rhodan glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Sprachlos blickte er Bostich an.

Dann beendete der Imperator kurzerhand die Verbindung. Eine unheimliche Stille herrschte.

Jeder im Saal verwünschte Bostich. Rhodan war fassungslos. Das hätte er wirklich nicht erwartet. Bostich schien nichts begriffen zu haben. Sein Stolz und seine Arroganz vernebelten anscheinend seinen Realitätssinn.

Rhodan benötigte eine Weile, dann sprach er: »Ich übergebe das Wort nun an Reginald Bull, der Näheres zum militärischen Vorgehen erläutern wird.«

Bully hatte einen hochroten Kopf, als er das Podium betrat.

»Wir schaffen das auch ohne die arkonidischen Bastarde!«, brummte er ins Mikrofon.

Rhodan schüttelte den Kopf. Bully sprach ihm zwar aus der Seele, doch diplomatisch war das absolut daneben.

Der Dicke fuhr unbeirrt fort: »Mit nun etwa mindestens 900.000 Einheiten, ich zähle die der Jülziisch, Haluter, Posbis und Akonen nun hinzu, haben wir schon eine beachtliche Flotte. Dennoch muss sie zweigeteilt werden.«

Über Bulls Kopf wurden einige Holografien sichtbar.

»Den Berechnungen unserer Wissenschaftler und den Erkundungstrupps der Kemeten zur Folge, sind die feindlichen Einheiten etwa zwei Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Die Kemeten beobachten sie nun ständig und können uns dank des UTRANS-Antriebs zeitnah Bericht erstatten.

Die Schiffe werden nach Berechnungen am 28. Februar die Randgebiete der Milchstraße erreichen.

Unser Plan sieht vor, sie im Sektor HELL, wie ich ihn getauft habe, aufzuhalten und dort zu binden. Der Sektor HELL, befindlich in der Westside und hat einen Durchmesser von 29 Lichtjahren. Es befindet sich das erste Sonnensystem dort. Der SONNENHAMMER wird versuchen, dieses nahe Ziel als Erstes zu erreichen. Dies darf niemals passieren.«

Bull erklärte nun die strategische Aufteilung der einzelnen Flottenverbände. Es sollten insgesamt drei Verbände gebildet werden. Der Erste sollte zum Schutz des Hell-Systems dienen. Dies sollten die Verbände der Blues, Thoregonvölker, Akonen und ein Teil der LFT übernehmen. Insgesamt 100.000 Schiffe.

Der zweite Verband sollte ein mobiles Kommando sein, bestehend aus 200.000 Pyramidenschiffen. Sie mussten einzig und allein den SONNENHAMMER aufhalten.

Der dritte Verband bestand aus den restlichen 500.000 Schiffen mit der Aufgabe, die Angriffsflotte aufzuhalten.

»Die Kemeten sind mit dem UTRANS-Triebwerk am flexibelsten von uns allen. Sie können den SONNENHAMMER in Nullzeit verfolgen und sofort in Kampfhandlungen verwickeln. Aufgrund ihrer fortgeschrittenen Technologie wird die andere Flotte der Pyramidenschiffe uns allerdings im Kampf zur Seite stehen«, führte Bull weiter aus.

Er blickte entschlossen in die Gesichter der Zuhörer. Remus Scorbit meldete sich zu Wort.

»Was ist, wenn die Einheiten von MODROR dem SONNENHAMMER ebenfalls sehr schnell folgen? Können die kemetischen Einheiten die gesamte feindliche Flotte so lange aufhalten, bis wir wieder dort sind?«

Bull blickte Portland und Jeamour an. Sie hatten mit dieser Frage gerechnet.

Osiris stand auf und betrat das Podium. »Meine Schiffe sind dazu in der Lage. 250.000 Schiffe können zur Not ebenfalls in Nullzeit als Verstärkung hinzukommen. Während dieses Gefechtes muss versucht werden, den SONNENHAMMER zu vernichten.«

Bull meldete sich wieder zu Wort: »Wir werden im Hell-System noch einen weiteren Stolperstein aufstellen. Wir werden eine Station auf einem der Planeten errichten, die die Basis unserer Operationen werden wird. Mit Hilfe von Satelliten werden wir einen Schutzschirm um die Sonne spannen. Jedoch wird dieses Unterfangen sinnlos, wenn der SONNENHAMMER ein anderes System ansteuert.«

»Alles sehr wackelig!«, rief ein Offizier dazwischen. Bull versuchte vergeblich auszumachen, wer es war.

Nun trat Aurec auf den Plan. Er klopfte Bull auf die Schulter und wandte sich an die Anwesenden im Saal.

»Wir haben noch einen zweiten Plan, der parallel ausgeführt werden wird. Unter meiner Führung und der des Ritters der Tiefe Gal'Arn werden wir mit einem Raumschiff versuchen in den SONNENHAMMER einzudringen. Ein Sonderkommando wird im SONNENHAMMER Arkonbomben legen und dann versuchen, den SONNENHAMMER in die Luft zu jagen. Primäres Ziel ist dabei die Vernichtung der Kampfstation. Sekundäres Ziel ist das Überleben der Spezialeinheit.«

Kathy Scolar blickte Aurec entsetzt an. Sie wurde kreidebleich und fing an zu zittern. Ihr Freund hatte ihr nichts davon erzählt.

Aurec fixierte sie kurz, dann deutete er auf den Chef der USO, Monkey, der eine Frage hatte: »Wer wird das Himmelfahrtskommando begleiten?«

»Bis jetzt sind es vier Personen«, erklärte der Saggittone. »Gal'Arn, Gucky, Jonathan Andrews und meine Wenigkeit. Wir haben dank der Rebellen Baryms Aufzeichnungen vom SONNENHAMMER. Wir können uns dort also orientieren.«

Nataly Jargon blickte nun ähnlich erschrocken wie Kathy. Andrews starrte verlegen auf den Boden. Er wünschte, er hätte Nataly vorher aufklären können, doch er fand nicht den passenden Moment. Nun verwünschte er sich deswegen.

»Und wie wollen Sie den SONNENHAMMER erreichen, ohne abgeschossen zu werden?«, wollte Monkey wissen.

»Aus Barym haben wir wertvolle Informationen gewonnen. Wir werden eine Space-Jet so modulieren, dass sie wie ein Transporterschiff der Zievohnen wirkt. Mit einem erbeuteten Code werden wir Zugang zum SONNENHAMMER erhalten.

Der Plan sieht vor, dass wir dann einen Virus in das Netz des SONNENHAMMERS einspeisen, damit kurze Zeit Verwirrung herrscht. In dieser Zeit wollen wir die Space-Jet im SONNENHAMMER verstecken und machen uns dann daran, die Bomben zu legen.«

Monkey lachte zynisch. »Wie wollen Sie allen Ernstes unentdeckt mit einem Raumschiff im SONNENHAMMER bleiben? Gut, er ist groß, aber die verfügen sicherlich über hervorragende Abtaster.«

Aurec bejahte diese Feststellung und erklärte, dass die Space-Jet mit dem Ortungsschutz der Kemeten ausgerüstet werden würde. Sollte MODROR keine Gegenwaffe besitzen, bestand für das Team eine reale Chance.

Die Zuhörer brauchten eine Weile, um sich mit diesem Plan anzufreunden. Doch es war nicht von der Hand zu weisen, dass sie damit größere Erfolgschancen hatten. Sollten sie tatsächlich die Arkonbomben zünden können, war der SONNENHAMMER keine Gefahr mehr.

»Ich brauche noch Freiwillige für die Mission«, sprach Aurec, ohne wirklich jemanden aufzufordern. Jeder musste sich im Klaren sein, dass es keine Wiederkehr geben konnte.

»Wir, Sir!«

Aurec suchte, woher die Stimme kam. Da stand Mathew Wallace auf. Mit ihm Lorif und Irwan Dove.

»Damit haben wir die Piloten für die Space-Jet«, bemerkte der Saggittone. »Die anderen sollen es sich noch etwas überlegen. Um 17:00 Uhr erwarte ich dann endgültige Meldungen. Danke!«

Aurec verließ das Podium. Kurz warf er einen Blick auf Kathy, die sich die Tränen kaum zurückhalten konnte. Sie verließ den Raum. Nataly folgte ihr wütend.

Andrews blickte beiden Frauen hinterher und ging zu Aurec. »Was ist wohl schlimmer? Das Himmelfahrtskommando oder unseren beiden Frauen das zu erklären?«

Aurec schmunzelte nun etwas. Dann sah er gerade noch, wie die beiden Terranerinnen den Ausgang erreicht hatten.

»Wie sollen sie das auch verstehen? Ihre Wut und Angst sind berechtigt, Jonathan. Vielleicht kehren wir nie wieder zurück.«

Perry Rhodan schritt an Aurec vorbei und wandte sich wieder den Anwesenden zu.

»Jeder meldet sich unverzüglich bei seinem Vorgesetzten. Wir haben noch neun Tage, bis die feindliche Flotte eintrifft. Bis dahin müssen alle Schiffe und Mannschaften einsatzbereit sein. Ich werde in einer Stunde die Öffentlichkeit über den bevorstehenden Angriff informieren.

Ich fordere alle Anwesenden auf, Außenstehenden nichts über unsere militärischen Pläne mitzuteilen. Wir können nie wissen, wo Spione MODRORs lauern.«

Mit diesen Worten beendete Rhodan die Besprechung. Er verließ mit Bully den Saal.

»Das mit den arkonidischen Bastarden hättest du dir auch sparen können«, murmelte Rhodan zu seinem Freund.

»Wieso? Wenn wir drauf gehen, ist es doch egal. Und sollten wir es schaffen, wird Bostich schlechte Karten gegen die Sieger haben.«

Rhodan gab Bull nach. Er blickte auf das Chronometer. Viel Zeit hatte er nicht, dann musste er der Bevölkerung die schreckliche Nachricht mitteilen. Keine beneidenswerte Aufgabe.

 

Schicksale

Aurec und Jonathan Andrews beschlossen, gemeinsam mit ihren beiden Freundinnen über den bevorstehenden Einsatz zu reden.

»Ich wäre jetzt lieber im SONNENHAMMER«, murmelte Jonathan sarkastisch.

Aurec nickte schwach.

Kathy Scolar und Nataly Jargon waren in Natalys Zimmer und man hörte sie schon von weitem über ihre Männer debattieren.

Aurec klopfte an die Tür und beide traten ein. Kathy trocknete sich die Tränen, während Nataly finster drein schaute. Sie streichelte ihren schwarzen Hund Tessa, den Aurec ihr einst geschenkt hatte.

Der Hund sprang freudig auf Aurec und Andrews zu und schlabberte sie ab. Andrews schob Tessa sanft beiseite, während Aurec sich auf einen Sessel niederließ. Andrews zog vor zu stehen.

»Warum?«, fragte Nataly in einem barschen Tonfall. »Was fällt euch eigentlich ein? Warum mussten wir es so erfahren? Ihr egoistischen …« Natalys Stimme überschlug sich.

»Nun mal ganz ruhig. Es tut mir … uns … Leid, dass wir euch nicht informiert hatten, doch die Zeit fehlte dazu«, versuchte sich Andrews zu entschuldigen.

»Wir mussten uns mit den Details des Plans beschäftigen«, erklärte Aurec ruhig.

»Sind wir euch so wenig wert, dass ihr keine Zeit für uns hattet?«, fragte Kathy mit belegte Stimme.

»Nein«, antworteten Aurec und Andrews gleichzeitig.

Nataly versuchte sich nun auch die Tränen zurückzuhalten. Sie war wütend und entsetzt zugleich. Am liebsten hätte sie Jonathan eine heruntergehauen. Auf der anderen Seite wollte sie ihn festhalten und nie wieder loslassen. Kathy erging es nicht anders.

»Wir haben Angst um euch. Weder Nataly noch ich wollen, dass euch etwas passiert. Warum müsst ihr immer die Helden spielen?«

Aurec stand auf und setzte sich neben Kathy. Er nahm ihre Hand und streichelte ihr Haar.

»Es ist unser Schicksal«, sprach er sanft. »Wenn nicht wir, wer dann? Du wusstest vorher, mit wem du dich einlässt. Ich kann mich meiner Verantwortung nicht entziehen.«

Kathy legte ihren Kopf auf seine Schulter. Nataly blickte Andrews an und streckte ihre Hand aus. Andrews ergriff sie ohne zu zögern und zog sie hoch. Beide umarmten sich.

»Ich werde auf mich aufpassen«, flüsterte er. »Aurec, Gal'Arn, Gucky und Mathew sind auch noch da. Es ist nicht das erste Abenteuer.«

»Aber das schlimmste«, stellte sie traurig fest.

Er drückte sie fest an sich.

Nataly löste sich aus seiner Umarmung und sah ihn ernst an. »Wir begleiten euch.«

Aurec und Andrews blickten sich verwundert an.

»Das kommt nicht infrage«, erklärte Aurec. »Wir haben schon genug damit zu tun, unser eigenes Leben zu schützen. Wir können nicht noch auf euch aufpassen.«

»Wir können auf uns auch alleine aufpassen«, wehrte Kathy ab.

»Nein!«, rief Andrews lauter als beabsichtigt.

»Warum nicht?«

Aurec stand auf und ging zu Nataly Jargon. »Ich denke, ich spreche auch für Jonathan. Wenn unser Tod einen Sinn hätte, dann nur der, dass ihr beide zusammen mit allen friedlich lebenden Wesen weiter leben könnt.«

 

Solare Residenz

7. Dezember 1298 NGZ, 17:00 Uhr

Aurec sah sich zum zehnten Mal die Rede von Rhodan an. Der Terranische Resident legte all seine Routine in die Ansprache. Er wies die Bevölkerung auf die ernste Gefahr hin, versuchte aber keine Panik auszulösen. Er belog sie nicht. Doch er versprach ihnen, alles zu tun, um die Feinde zurückzuschlagen.

Die Bevölkerung hatte sicherlich Vertrauen in Rhodan und seine Gefährten. Wenn nicht in ihn, in wen dann? Rhodan hatte so oft die Menschheit gerettet. Es gab keinen besseren »Feuerwehrmann« für die Galaxis.

Gal'Arn betrat Aurecs Raum. »Was gibt es?«

»Ich habe ein paar neue Freiwillige für das Kommando. Das Mutantenkorps von Cartwheel hat sich gemeldet. Ebenso mein Orbiter Jaktar, Will Dean, Jan Scorbit und der Wissenschaftler Timo Zoltan.«

Aurec nahm die Meldungen zur Kenntnis. Mit Dean und Scorbit hatte man gute Agenten an Bord. Zoltan war nicht kampferfahren, aber ein fähiger Wissenschaftler, den man sicherlich zur Seite haben sollte.

»Bei mir haben sich noch Jennifer Taylor als Ärztin, die draufgängerische Archäologin Denise Joorn sowie Horus und Anubis gemeldet«, berichtete der Kanzler Saggittors.

»Damit sind wir sechzehn«, stellte der Ritter der Tiefe fest.

»Wir werden noch etwa zehn Soldaten einer terranischen Spezialeinheit mitnehmen, die für solche Kommandos laut Bully gut geeignet sind«, fuhr Aurec fort. »Mehr sollten wir jedoch nicht mitnehmen. Je mehr wir sind, desto schlechter die Chancen unentdeckt zu bleiben.«

»Doch je mehr wir sind, desto größer ist die Chance, dass einer die Bomben zünden kann.«

Aurec dachte über die Worte des Ritters nach. Er rechnete mit großen Verlusten. Gal'Arn ebenso.

»Vielleicht haben wir nur noch wenige Tage zu leben«, sinnierte Aurec laut.

Gal'Arn setzte sich hin. »Darüber nachzudenken ist sinnlos. Unser Weg ist uns von den höheren Mächten vorherbestimmt. Wir müssen ihn gehen. Für einige von uns wird er vielleicht auf dem SONNENHAMMER enden. Doch das darf uns jetzt nicht beirren. Wir müssen den Auftrag erfolgreich ausführen, sonst werden nicht nur wir, sondern Billionen von Wesen den Tod finden.«

*

Perry Rhodan hatte sämtliche Interviews nach seiner Ansprache abgelehnt. Julian Tifflor und Maurenzi Curtiz hatten nun die Aufgabe an die Öffentlichkeit zu treten. Rhodan konzentrierte sich auf die große Schlacht, die wahrscheinlich kurz vor Weihnachten stattfinden würde.

Der Schlachtplan von Reginald Bull war wohldurchdacht. Sie hatten sogar gute Chancen, vielleicht doch zu gewinnen. Wenn sie die feindlichen Streitkräfte aufhalten und das Kommando die Bomben zünden konnte.

Viele »wenn«. Viele unbekannte Größen.

Osiris betrat Rhodans Büro und grüßte den terranischen Residenten freundlich. Der eindrucksvolle Kemete hatte ebenso wie Rhodan viele Schlachten geschlagen. Gerade auf diese Routine kam es an.

Rhodan schmunzelte innerlich. Welche Ironie. Wieder entwickelte sich eine Feindschaft zur Freundschaft. Er erinnerte sich an die anfänglichen Probleme mit den Posbis oder Cappins. Auch die Kemeten waren nun den Terranern freundlich gesonnen und ohne Osiris' Pyramidenschiffe hätten sie nicht den Hauch einer Chance gegen die Offensive von MODROR.

»Was führt dich zu mir, Osiris?«, fragte Rhodan höflich.

»Meine Kundschafter sind zurückgekehrt. Rodroms Streitkräfte bewegen sich langsam aber stetig voran. Eure Berechnungen werden wahrscheinlich eintreffen.

Ebenfalls haben wir zehntausend Schiffe aus Chepri beobachtet, die sich mit Höchstgeschwindigkeit der Milchstraße nähern. Wir haben bereits Kontakt aufgenommen.

Ich soll dir Grüße von Joak Cascal und Cauthon Despair entsenden.«

Rhodan war erfreut über die Neuigkeiten. Weitere zehntausend terranische Einheiten auf dem Weg hierher.

»Wie lange?«

»Sie waren kurz nach dem ersten Tross aufgebrochen. Etwa vier Tage.«

»Sehr gut!«

Rhodan stand auf und war nahe dran, Osiris zu umarmen, doch er ließ es besser. Mit Cascal und Despair hatte er fähige Köpfe an seiner Seite. Fast alle wichtigen Personen waren in der großen Schlacht mit dabei.

Bis auf die SOL. Atlan, Icho Tolot, Tekener. Rhodan wünschte sich, dass besonders der Arkonide und der Haluter hier wären. Tolot beim Himmelfahrtskommando wäre eine enorme Unterstützung gewesen.

Doch er konnte nicht über irgendwelche Möglichkeiten nachdenken, die nicht infrage kamen.

Mit den Mitteln, die er hatte, musste er einen Sieg erringen. Sonst war die Milchstraße verloren.

 

Die Tage vor der Schlacht

Solare Residenz

24. Februar 1299 NGZ, 12 Uhr mittags

Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Nur noch zehn Tage bis zum geschätzten Knall.

Rhodan, Bull und Aurec arbeiteten an den Plänen ihrer Unternehmungen. Die Ankunft von Joak Cascal und Cauthon Despair kam sehr gelegen.

Ein Verband von weiteren 10.000 Einheiten befand sich im Orbit um Terra. Das Flaggschiff des Terrablocks, die CAESAR unter dem Kommando des Oxtorners Bossor Tulkoni, durchmaß 2.500 Meter.

Tulkoni, Cascal und Despair erreichten mit einer Space-Jet die Solare Residenz und wurden von Rhodan willkommen geheißen.

Der Silberne Ritter wirkte geheimnisvoll wie eh und je. Unnahbar und mystisch. Bei den anderen beiden Terranern merkte man deutlich die Anspannung. Cascal war ernst und zu keinerlei Späßen aufgelegt. Rhodan hatte ihn seit langer, langer Zeit nicht mehr so gesehen.

Rhodan führte sie in sein Büro. »Ich bin froh, dass ihr gekommen seid«, begann er ehrlich.

»Ich entsende dir Grüße vom obersten Kanzler de la Siniestro«, erklärte Cauthon Despair. »Er bedauert, dass er nicht noch mehr Truppen schicken konnte, doch knapp 200.000 Einheiten müssen ausreichen, da sonst Cartwheel sicherlich zum nächsten Ziel von MODRORs Attacken werden könnte.«

Rhodan bemerkte den argwöhnischen Blick von Cascal. Der Veteran aus dem Solaren Imperium hatte immer noch kein Vertrauen in Despair.

»Ich verstehe die Entscheidung des Marquês. Cartwheel darf nicht ungeschützt bleiben. Wir sind den feindlichen Kräften mehr als zwei zu eins überlegen. Wenn sie nur nicht den SONNENHAMMER hätten …«

Rhodan ließ sich seufzend auf seinen Sessel fallen. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. In drei Tagen werden unsere Streitkräfte in den HELL-Sektor aufbrechen und sich dort postieren. Joak, bitte teile dies deinen Männern mit!«

Cascal salutierte und verließ zusammen mit Admiral Tulkani den Raum. Rhodan machte mit einer Geste deutlich, dass er Despair noch alleine sprechen wollte.

Der Silberne Ritter wartete.

»Cauthon, du kennst die Söhne des Chaos. Wie würden sie vorgehen?«, fragte Rhodan Hilfe suchend.

Der Silberne Ritter wanderte durch das Büro und betrachtete aus dem Fenster Terrania City. »Sie haben mich nicht in ihre Strategien eingeweiht«, log er. Rhodan glaubte ihm jedoch. »Es wäre töricht von ihnen gewesen, solange sie sich meiner nicht sicher waren. Dennoch, Perry. Sie werden mit aller Kraft zuschlagen. Die WORDON unter Rodrom, der SONNENHAMMER und auch Cau Thon und Goshkan. Du musst sie alle töten, wenn du die Milchstraße retten willst.«

Rhodan schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wenn es sein muss, lösche ich die gesamte Flotte von MODROR aus, wenn ich damit die Trillionen Lebewesen in meiner Heimatgalaxis retten kann. Die Zeit der Kompromisse ist vorbei. Es gibt keinen friedlichen Dialog mit MODROR. Er hat uns betrogen. Sein Friedensangebot war von Anfang an eine Finte …«

Plötzlich stockte Rhodan und schaute Despair durchdringend an. »Wusstest du davon?«

Despair fühlte sich beinahe ertappt. Aber er war darauf vorbereitet. Diese Frage musste von Rhodan kommen. Er hatte sie bereits von Aurec in Cartwheel gestellt bekommen.

»Niemand vermag die Wege MODRORs zu wissen. Auch ich nicht.«

Rhodan schenkte Despair erneut Glauben. Er konnte nicht ahnen, dass Cauthon Despair ein Sohn des Chaos war und doppeltes Spiel mit allen trieb. Rhodan wusste nicht, dass sein Angriffsplan schon sehr bald in den Händen Rodroms sein würde.

*

Despair betrat seinen Ruheraum. Ihm war nicht sonderlich wohl, Rhodan erneut zu belügen. Doch er hatte seinen Auftrag. Er war ein Diener von MODROR. Seine Seele gehörte der Entität. Es gab keinen Weg mehr zurück. MODROR war zu mächtig. Die Terraner hatten keine Chance. Niemand hatte eine. Der Sieg MODRORs war vorprogrammiert.

Dann würde eine neue, eine bessere Zeit anbrechen. Despair hatte den weisen Worten seines Meisters gelauscht. MODROR wollte die Galaktiker nicht ausrotten. Im Gegenteil! Er wollte sie zu seinen Verbündeten machen. Im Marquês von Siniestro sah er den neuen Anführer der Menschheit. Die Wesen in Cartwheel sollten dann die führende Rolle im Universum spielen. Die Milchstraße würde bis dahin nicht mehr existieren.

Vielleicht verschonte Rodrom sogar Despairs Heimatgalaxis, wenn Rhodan und seine Gefährten bei der Schlacht gefallen waren. MODROR sah durchaus das unerschöpfliche Potenzial der Terraner. Sie mussten nur in seinem Sinne gelenkt werden.

Der Marquês war dazu in der Lage. Davon war auch Despair überzeugt. Er würde Ordnung in die Galaxien bringen.

Der Silberne Ritter nahm Funkverbindung mit seinem Schiff, der COLUMBUS, auf.

»Ich werde nach einer kurzen Ruhepause wieder an Bord gehen. Steuern Sie danach das Schiff etwas von Terra weg. Ich möchte, dass wir einige Manöver durchführen«, befahl er dem Ersten Offizier.

Dann beendet er die Verbindung und legte sich auf sein spartanisches Bett. Er öffnete den Helm und nahm ihn ab. Hier sah ihn keiner.

Er schloss die Augen und schlief ein.

Cauthon!

Er schreckte hoch. Diese Stimme kannte er. Doch es konnte nicht sein. Sie war schon längst tot. Langsam öffnete er die Augen. Er befand sich noch immer in seinem Ruheraum. Er musste geträumt haben. Die Anspannung war anscheinend doch sehr groß, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Er legte sich wieder hin und versuchte zu meditieren; eins zu werden mit MODROR.

Cauthon, du kannst dich nicht vor mir verstecken.

Wieder diese Stimme! Er stand auf, streifte den Helm über und zog sein Caritschwert. Sie stand unweit von seinem Bett in einem weißen Kleid.

Despair senkte das Schwert und war in ihrem Antlitz verloren. Sie war so wunderschön. Er konnte beinahe den Duft ihrer Haare riechen und erinnerte sich an die Zeiten mit ihr. Sie waren nie richtig vereint gewesen, doch er besaß aufrichtige Gefühle für sie. Auch wenn sie durch sein Schwert auf Dorgon gestorben war.

»Sanna …«, stammelte er verwirrt.

Sie lächelte ihn an. Doch das Lachen ging in einen strengen Blick über. Sie ging ein paar Schritte auf ihn zu.

Despair wich zurück. »Was willst du von mir? Du bist tot!«

»Erinnerst du dich an unser Gespräch auf Dorgon?«, sprach sie sanft und leise. »Während der Hochzeit? Auch damals war ich schon tot. Und doch wieder nicht …«

Despair steckte das Schwert wieder in seinen Halfter. »Geister gibt es nicht. Was bist du? Ein Konzept DORGONs? Hat er dich geschickt, um mich zu bekehren?«

Sanna nickte.

Despair schien das Unbehagen verloren zu haben. Überheblich näherte er sich ihr und packte ihre Hände.

»Ein ziemlich realistisches Konzept«, zischte er.

»DORGON ist besorgt um seine Kinder. Auch um dich, Cauthon. Doch weder er noch ich haben dich aufgegeben. Wir beide wissen, dass du ein Sohn des Chaos bist. Sage dich von diesem Teufel MODROR los. Es ist noch nicht zu spät. Unterstütze Rhodan und Aurec! An ihre Seite gehörst du!«

Despair stieß Sanna Breen von sich. Sie fiel auf das Bett. Wenige Sekunden später verfluchte er sich deswegen. Hatte er ihr nicht schon genügend Leid zugefügt? Doch warum sollte sie verschont bleiben? Auch er musste seit seiner Kindheit Leid erfahren.

Erst seitdem er ein Sohn des Chaos war, hatte sich das geändert. Er wurde respektiert, ja sogar gefürchtet. Ein unbeschreiblich zufriedenstellendes Gefühl, wie er fand.

Er konnte sich auf MODROR verlassen. MODROR hatte ihm den Respekt gezollt, den er verdient hatte. Sollte er ihn einfach so verraten?

»Es ist zu spät dafür, schöne Terranerin. Ich diene MODROR. DORGON wird bald nicht mehr existieren, wie du sicherlich schon spürst.«

Sanna wurde bleich. »Ja, er kämpft gegen eure heimtückischen Attacken«, entgegnete sie mit scharfer Stimme. »Doch er ist noch mächtig genug, um MODROR die Stirn zu bieten!«

»Alles eine Frage der Zeit …«

Sanna erhob sich und blickte zu Despair hoch. »DORGON sieht ihn dir den Schlüssel für MODRORs Untergang. Du bist etwas Besonderes, Cauthon. Hilf uns! Hilf deinem Volk!«

Despair war nahe dran sarkastisch zu lachen, doch er ließ es. Gelacht hatte er seit Jahren nicht mehr.

»Mein Volk hat mir auch niemals geholfen«, stellte er kühl fest.

Sanna ging zu Despair und streichelte seine Rüstung. »Du hast nie etwas für dein Volk getan. Wie sollte es sich revanchieren? Und nun betrügst du dein Volk auch noch, planst seinen Untergang. Was erwartest du?

Doch … DORGON kann dir den rechten Weg weisen. Es ist wunderschön, ein Teil von DORGON zu sein. Frieden, Erleuchtung … Liebe.«

Beim letzten Wort sah sie Despair vielsagend an.

»DORGON würde dir ein Geschenk machen. Etwas, was du dir immer gewünscht hast. Er würde mir einen dauerhaften Körper geben und wir hätten eine zweite Chance.«

Despair verkrampft. So sehr wünschte er sich dieses Leben. An der Seite einer liebenden Frau wie Sanna. Sie gab ihm Kraft und etwas, was er nicht kannte. Liebe.

Doch dann sah er seinen Körper an. Wie könnte eine bildhübsche Frau dieses Monster ernsthaft lieben? Nein, das konnte nur ein Trick sein.

»Hat DORGON aus dir eine Hure gemacht, die mich bezirzen soll?«

Sanna schlug Despair ins Gesicht, oder vielmehr gegen den Helm, was ihr leidtat, denn es tat ihr mehr weh als ihm. Ihr stofflicher Körper konnte Schmerzen empfinden. Er konnte auch vernichtet werden. Sie war durchaus kein übermächtiges Wesen, sondern sehr verwundbar. Körperlich wie auch geistig.

Um DORGON stand es nicht gut. MODRORs Angriffe zehrten schwer an der Entität. Sein Untergang war möglich, auch wenn es in menschlichen Zeitmaßstäben noch Jahre dauern würde.

»Meine Liebe wäre ernst. Aber das hast du ja noch nie begriffen! Stattdessen schwelgst du in Melancholie und Selbstmitleid, siehst in allen deine Feinde und fuchtelst mit deinem Säbel umher. Dein Hass ist so unnötig. Aber anscheinend gefällt dir dieses Schicksal. Hass, Leid. Du empfindest es und säst es.«

Despair folgte ihrem Wutausbruch ruhig und gelassen. Wie immer. Er hatte unter Cau Thons Ausbildung viel gelernt. Er beherrschte seine Gefühle. Zumindest glaubte er das.

Doch er empfand immer noch sehr viel für Sanna. DORGON schien ihr ein neues Leben zu schenken. Da stand sie vor ihm. Wunderschön wie das erste Mal, als sie sich begegnet waren.

Am liebsten hätte er sie fest an sich gedrückt und von ihren vollen Lippen gekostet. Der Drang war so stark in ihm.

Doch er musste der Verführung widerstehen. Er hatte einen Auftrag MODRORs zu erfüllen. Was sollte er tun?

Strecke sie nieder!, hörte er eine telepathische Stimme. Es war Rodrom. Die Inkarnation MODRORs war auf dem Weg zur Milchstraße und hatte bereits Kontakt mit dem Sohn des Chaos aufgenommen.

Töte sie! Sie ist eine Gefahr für uns. Sie nutzt dich nur aus. Sie belügt und betrügt.

Despair zog das Schwert. Als Sanna begriff, wich sie zurück. Telekinetisch verriegelte der silberne Ritter die Tür.

»Es gibt kein Entrinnen, Sanna Breen. Du weißt nicht, wie mächtig MODROR ist. Dein Leben ist nichts wert im Vergleich zu ihm und seinem Plan. Du darfst uns nicht im Wege stehen. Wenn du etwas für mich empfindest, schließe dich mir an oder stirb!«

Er legte das Schwert an ihre Kehle.

Sanna warf ihm einen strafenden Blick zu. »MODROR liebt dich nicht so, wie ich oder DORGON es tun. Nicht so, wie deine Eltern es taten, bevor sie durch Cau Thon starben«, sagte sie mit ernster Miene und löste sich auf.

Despair senkte das Schwert. Er war froh, dass er sie nicht töten musste. Vielleicht hätte er es nicht übers Herz gebracht. Innerlich hoffte er, dass Rodrom seine Worte nicht hörte. Sie hatte einen wunden Punkt getroffen. Seine Eltern. Er verstand, wieso Cau Thon sie getötet hatte. Es war die Vorbereitung auf sein Leben gewesen. Es hatte ein Leben ohne Liebe sein müssen, um in der Lage zu sein, kompromisslos jene Aufträge für MODROR durchzuführen, die ihm auferlegt wurden.

Sofort begab er sich zu einem Transmitter und ließ sich zu seinem Schiff abstrahlen. Er sollte Rodrom nun Bericht erstatten und den ganzen Plan Rhodans enthüllen.

In Gedanken war jedoch immer noch bei Sanna Breen.

 

WORDON

Rodrom befand sich in einem Meditationsraum zusammen mit den beiden Söhnen des Chaos. Der Raum war düster und spartanisch. Das blaue Licht rundete das finstere Bild ab.

Zukkth, der Kommandant der WORDON, erschien per Holografie. Der Zievohne trug eine graue Kutte und wirkte genauso unheimlich wie alles an Bord des riesigen Raumschiffes.

»Meister, wir sind noch 1,5 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Wir könnten viel schneller dort sein. Soll ich den Befehl zu einem schnelleren Flug erteilen?«

»Nein, Kommandant. Wir haben Zeit«, erklärte Rodrom und beendete die Verbindung, um eine neue herzustellen.

Vor ihnen erschien das Hologramm von Despair. Sie verwendeten eine Technologie, die den Terranern unbekannt war. Sie war nicht zu orten und die Hyperkomverbindung überbrückte Millionen von Lichtjahre.

Der Silberne Ritter verneigte sich vor Rodrom. Das rot leuchtende Wesen schien ihn mit seinen Augen zu durchdringen. Sehen konnte man diese jedoch nicht, denn sie waren hinter seinem Helm verborgen. Nur ein schmaler, sichelförmiger Schlitz, aus dem es gelblich leuchtete, ließ erahnen, wo Rodrom seine Augen hatte.

»Konntest du die Agentin DORGONs töten?«

»Nein, Meister. Sie kehrte zu DORGON zurück, bevor ich Hand an sie legen konnte«, berichtete der kniende Despair.

»Bedauerlich«, zischte der Rote. »Ich fordere kein Versagen bei einer zweiten Begegnung! Und nun berichte von Rhodans Plänen!«

Despair versuchte Sanna aus seinen Gedanken zu verdrängen. Jedes Gefühl an Breen konnte ihn verraten. Rodrom bemerkte alles.

»Rhodan hat eine Flotte von über 900.000 Einheiten. Bestehend aus den Schiffen Cartwheels, LFT-Einheiten, Posbis, Haluter, Blues und Akonen. Ihre mächtigsten Verbündeten haben sie jedoch in den Kemeten.«

Rodrom gebot Despair mit einer herrischen Handbewegung zu schweigen. Er dachte kurz nach, dann fiel ihm wieder ein, um welches Volk es sich handelte.

»Osiris und seine Gefährten leben also noch? Amun ist ein Kosmokrat, der stets DORGON bevorzugte und MODROR mit Ignoranz strafte. Kein Wunder, dass sie den Terranern helfen. Ihre Technologie ist sehr gefährlich. Sie müssen aus der Schlacht genommen werden!«

Despair wagte es nicht zu sprechen. Stattdessen mischte sich Cau Thon ein: »Ließe sich das bewerkstelligen? Haben sie Schwachpunkte?«

Seine Frage war an Despair gerichtet.

»Durchaus«, begann dieser. »Ihre Schiffe werden von Androiden gesteuert, die von einem Zentralcomputer gelenkt werden. Können wir diesen Rechner deaktivieren, sind die 445.000 Schiffe nutzlos.«

Rodrom nickte wohlwollend.

»Wie kommen wir an den Zentralcomputer? Schießen wir uns den Weg frei?«, wollte Goshkan ungestüm wissen.

»Wir müssen subtiler vorgehen«, schlug Cau Thon vor.

Despair ergriff erneut das Wort: »In Seth könnten wir einen Verbündeten finden. Er hätte Zugang zu dem Zentralcomputer, wenn ihn jemand auf Kemet befreien würde.«

Parallel überspielte Despair die Koordinationsdaten von Kemet sowie wichtige strategische Planungen der LFT.

»Ich übernehme mit Goshkan diesen Auftrag«, erklärte Cau Thon.

Rodrom hatte nichts einzuwenden. »Gut gemacht, Despair. Beobachte weiter und erstatte uns regelmäßig Bericht«, sprach Rodrom finster. Dann beendete er die Verbindung und blickte die beiden Söhne des Chaos an.

»Ihr brecht sofort auf und versucht die Flotte der Kemeten unschädlich zu machen. Sind sie beseitigt, kann uns nichts mehr aufhalten!«

 

Seth

Kemet

25. Februar 1299 NGZ, 09:23 Uhr

Seth kauerte in seinem Gefängnis. Einer kargen Zelle nur mit den nötigsten Einrichtungen versehen. Von dem einzigen Fenster aus konnte er beobachten, wie Tausende von Shak'Arit-Androiden die Pyramidenschiffe bestiegen und diese starteten.

Die Flotte war bereit, gegen die Armeen MODRORs anzutreten. Und sie hatten gute Chancen, diese auch zu besiegen. Seth grämte dieser Gedanke. Noch vor wenigen Wochen hätte er beinahe die Galaxis unterworfen, doch sein widerlicher Bruder hatte seine Pläne vereitelt.

Nun fristete er sein Dasein in dieser Zelle. Entmachtet, entehrt und allein gelassen. Weder Osiris, Isis noch Anubis vertrauten ihm mehr. Zu viel hatte er sich in der Vergangenheit geleistet.

»Dein Hass ist über Lichtjahre hinweg zu spüren«, sprach plötzlich eine heisere Stimme.

Entsetzt drehte sich Seth um und erblickte Cau Thon! Er kannte den Sohn des Chaos aus den Informationsspeichern der Milchstraße. Mit Interesse hatte er die Aktivitäten des Vasall MODRORs gelesen.

»Mein Hass ist grenzenlos«, bestätigte Seth.

Er stellte nicht die üblichen Fragen. Er wusste genau, was Cau Thon von ihm wollte. Seine Mithilfe! Die Flotten der Söhne des Chaos wussten die Gefahr durch die Pyramidenschiffe gut einzuschätzen. Daher benötigten sie die Hilfe des Kemeten.

Daher fragte Seth: »Wie kann ich MODROR zu Diensten sein?«

Cau Thon war erfreut, dass dieses seltsame Wesen, eine Mischung aus einem Falken und einem Wolf mit einem humanoiden Körper, so schnell verstand. »Es ist unser Ziel, die Pyramidenflotte zu deaktivieren. Einer unserer Brüder berichtete uns, dass die Androiden über einen Zentralrechner gesteuert werden. Bist du in der Lage diesen zu deaktivieren?«

Seth schritt näher an Cau Thon heran und überlegte sehr bedacht, was er ihm antworten würde. »Möglich ist vieles. Was wäre meine Belohnung?«

»Freiheit und ein Bündnis mit MODROR.«

»Klingt gut, Sohn des Chaos. Dennoch ist es nur Osiris selbst möglich, die Androiden wieder zu deaktivieren. Sie haben aus meinen Versuchen gelernt. Ich kann wenig ausrichten, es sei denn …«

Cau Thon blickte ihn fragend an.

»Es sei denn, wir speisen einen Virus in den Computer, der die Androiden quasi abstürzen lässt. Habt ihr so etwas?«

Cau Thon überlegte eine Weile, dann nickte er knapp. Es sollte möglich sein, einen Virus zu erstellen, der den Androiden dauerhafte Schäden zufügen kann.

»Wir setzen uns wieder mit dir in Verbindung«, verabschiedete sich Cau Thon und löste sich auf.

Fiktivtransmitter, dachte Seth abfällig. Eine Technologie, die sie schon vor vielen Hunderttausend Jahren beherrscht hatten.

Jedoch war Cau Thon Seths letzte Chance. Vielleicht konnte er das Blatt noch wenden und Osiris endlich den Todesstoß verabreichen.

 

Der HELL-Sektor

13:44 Uhr

Millionen von Menschen, Akonen, Jülziisch, Haluter und Posbis brachen an jenem Tage auf. Sie verabschiedeten sich von ihren Freunden, ihren Familien, ihren Gefährten und Kindern.

Sie wurden von Saggittonen, Galornen, Nonggo und Cartwheelern begleitet.

Sie waren jung, alt, mutig und entschlossen. Zu allem bereit. Bereit zu tun was immer notwendig war, um die finsteren Streitkräfte des Chaos zurückzuschlagen.

Viele Tränen flossen beim Abschied ihrer Lieben. Viele wussten, es war ein Abschied auf immer.

Dieses Mal war es nicht wie so oft. Sie kämpften nicht aufgrund von Machtgelüsten gieriger Herrscher. Nein, sie kämpften unter Perry Rhodan für ihr Recht zu leben.

MODROR wollte ihnen alles nehmen. Nichts wollte er zurücklassen, als eine ausgebrannte Galaxis. Billionen unschuldiger Lebewesen sollten sterben. Dafür mussten sie kämpfen. Jeder war sich darüber im Klaren, dass wenn sie versagten, das Ende der Milchstraße gekommen war.

Armageddon stand kurz bevor …

»Achtung! Marsch, Marsch!«, brüllte der Leutnant aus voller Kehle.

Die Soldaten auf dem Planeten Hell beeilten sich, so schnell sie konnten. Die Station musste so schnell aufgebaut werden, wie nur irgend möglich. Die Zeit rannte ihnen davon.

Einer der Soldaten blickte gen Himmel. Es regnete, doch einige kleine Lücken ließ die Wolkendecke zu. Dort sah er dicht aneinandergereiht, unzählige Kugelraumer und Pyramidenschiffe. Ein gewaltiger Anblick. Doch gewaltig genug, um gegen MODRORs Armeen zu bestehen?

»Travis! Weiter! Starren Sie keine Löcher in die Luft«, brüllte der alte Offizier garstig.

»Ja, Sir. Sorry, Leutnant.«

Gefreiter Travis salutierte und watete weiter durch den dicken Schlamm. Er trug einige Kisten Nahrungsmittel, die er in die Kombüse der Hauptstation bringen sollte.

Neben ihm landeten einige Roboterschiffe, die noch an dem Dach des Gebäudes arbeiteten. Drei Meter hohe Bauroboter stapften an ihm vorbei und trugen das Zehnfache an Last. Doch jeder musste anpacken. Travis schaffte es schließlich die schweren Kisten in die Versorgungssektion zu bringen. Keuchend ließ er sich zu Boden fallen.

»He, du fauler Sack. Arbeiten!«, brummelte ein dicker und feister Oxtorner. Es war der Küchenchef.

»Ja, schon klar, Haxe«, murmelte Travis und schob mit letzter Kraft die Kisten in den Kühlraum. Er und seine Kameraden nannten den Oxtorner immer Haxe in Anlehnung auf Schweinshaxe. Man musste sich nur das Gesicht des dicken Umweltangepassten ansehen, dann wusste jeder, warum man diese Assoziation zog.

Erledigt lief er aus dem Raum und suchte sich eine Ecke, wo er in Ruhe eine Zigarette rauchen konnte. Er aktivierte sein Interkom und blätterte in den Favoriten. Dort waren Bilder seiner Frau und seines Sohnes gespeichert. Er starrte eine Weile darauf und hoffte, sie nach der Schlacht wiederzusehen.

Travis bemerkte gar nicht, wie Perry Rhodan und Gal'Arn an ihm vorbeischritten. Der Terranische Resident musterte den Gefreiten.

»Achtung!«, brüllte der Leutnant.

Travis bemerkte erst jetzt, dass Rhodan vor ihm stand. Er steckte hastig das Etui in seine Tasche und warf die Zigarette weg, um vor Rhodan salutieren zu können.

»Gönnen Sie sich Ihre Pause, Gefreiter«, sagte Rhodan freundlich und lief weiter.

Gal'Arn wanderte neben ihm her und strahlte Ruhe und Besonnenheit aus.

»Wie läuft es mit dem Himmelfahrtskommando?«, erkundigte sich Rhodan.

»Sandal Tolk hat sich ebenfalls freiwillig gemeldet. Wir haben unser Team langsam zusammen. Aurec studiert wie ein Besessener die Konstruktionspläne des SONNENHAMMERS.«

Perry hörte aufmerksam zu, auch wenn er die Arbeiten der Soldaten mit einem Auge beobachtete. Er hatte so sehr gehofft, dass er diese Schlacht hätte vermeiden können. Viele von ihnen würden sterben. Doch sie hatten einfach keine andere Wahl. MODROR akzeptierte keinen Frieden. Nur die Vernichtung der Milchstraße war in seinem Sinn.

»So oft Ihr darüber nachdenkt, Perry. Ihr kommt immer wieder zu demselben Ergebnis. Ihr hättet diese Schlacht nicht verhindern können«, sprach Gal'Arn, als hätte er die Gedanken Rhodans lesen können.

Doch der elarische Ritter der Tiefe verfügte über eine hervorragende Intuition.

Rhodan war froh diesen Ritter der Tiefe an seiner Seite zu haben. Der Orden aus Shagor, einst gegründet von einem »abtrünnigen« Ritter, war moralisch den Kosmokratenoriginalen weit überlegen. Perry fragte sich, ob Gal’Arn wirklich der letzte Ritter aus Shagor war, und teilte dies auch Gal'Arn laut mit.

Der Ritter lachte. Es war ein leises und eher verzweifeltes Lachen. »Ich möchte dies gerne herausfinden. Nach dieser Schlacht wird hoffentlich die Zeit dafür da sein. Dann werde ich mit meinem Orbiter Jaktar und meinem Schüler Jonathan Andrews nach Shagor fliegen, um dort nachzusehen. Es ist immerhin schon mehr als acht Jahre her.«

Rhodan mochte keine Zukunftspläne schmieden. Er wusste nicht einmal, ob er noch eine hatte.

Gal'Arn bemerkte diese Unruhe in Rhodan. Er beschloss, nicht weiter auf das Thema einzugehen. Sein Ritter-Kollege hatte auch durchaus recht. Sie mussten sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Nur auf die Schlacht. Sonst zählte nichts mehr.

 

Der Tag vor dem Sturm

HELL-Sektor

26. Februar 1299 NGZ, 23:45 Uhr

Die Vorbereitungen waren getroffen. Nun galt es abzuwarten. Alle Streitkräfte waren in Alarmbereitschaft und die Schiffe der Kemeten patrouillierten regelmäßig quer durch die Galaxis.

Es regnete wie immer auf Hell. Diese kleine Welt war sehr reich an Niederschlägen. Sonnenschein hätte zu der Stimmung auch nicht gepasst. Das triste Wetter spiegelte vielmehr die Gefühle aller Beteiligten im HELL-Sektor wieder.

Aurec blickte aus dem Fenster und beobachtete einige Wachen, die ihren Dienst taten. Kathy lag im Bett und schlief. Der Saggittone war froh darüber. Am besten sollte sie die ganze Schlacht durchschlafen und erst wieder aufwachen, wenn er von seiner Mission zurück war. Kathy war zwar seit jenen Tagen auf der BAMBUS viel stärker geworden, doch es schmerzte ihn, wie viele Sorgen sie sich um ihn machte. Sie liebte ihn und auch er liebte sie. Es war nur verständlich, dass sie Angst um ihn hatte.

Aurec ging zu Kathy und streichelte ihr Haar. Eine Strähne lag in ihrem Gesicht. Der Saggittone neigte den Kopf etwas nach links und blickte die wunderschöne Terranerin an. Er spürte, wie sehr er sie liebte und auch brauchte.

Anfangs noch das zartbesaitete Partygirl der BAMBUS, deren größte Herausforderung im Leben die normale Arbeitswelt war, entwickelte sie sich während ihrer Odyssee in Barym zu einer selbstbewussten und gefestigten Persönlichkeit.

Sie hatte viel durchgemacht, ihre Schwester und Freunde verloren, doch nicht ihren Lebenswillen. Allein ihre Präsenz verlieh Aurec neue Kraft und Lebensmut.

Natürlich wollte er am liebsten bis ans Ende seiner Tage mit ihr leben. Doch vielleicht tat er das schon. Möglicherweise gab es kein Übermorgen mehr.

Der Saggittone schloss die Augen. Es gab so viele Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnte. Für Kathy, für die Rettung der Milchstraße, für die Rache an Rodrom. Er war sogar bereit dafür zu sterben, wenn es sein musste. Doch die Alternative zog er selbstverständlich vor. Einen Sieg über Rodrom, die Rettung der Galaxis, die Rache an den Söhnen des Chaos und ein Leben mit Kathy.

Aurec legte sich ins Bett. Nicht um zu schlafen. Dazu war er viel zu angespannt, viel zu aufgeregt. Morgen würde die Flotte MODRORs eintreffen und ihr Himmelfahrtskommando starten. Nein, er konnte nicht schlafen.

Nur, um Kathy neben sich zu sehen und ihren warmen Körper an sich zu spüren. Das Pochen ihres Herzens und ihren sanften Atem.

Kathy rekelte sich und legte ihren Kopf auf Aurecs Brust. Vielleicht war es das letzte Mal, dass er sie neben sich spürte. Vielleicht gab es kein Übermorgen mehr …

*

Nataly Jargon lief unruhig umher und zog an einer Zigarette. Ein Laster, welches sie sich erst seit den vielen Abenteuern angewöhnt hatte. Jonathan Andrews hatte sie vor ein paar Minuten verlassen. Nachdem sie sich vielleicht ein letztes Mal geliebt hatten.

Jonathan war zu seinem Meister Gal'Arn zurückgekehrt, um sich mental auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten. So sehr Nataly Jonathans Entscheidung, Ritter der Tiefe zu werden, auch unterstützte, so sehr hasste sie die Gefahr, die an dieser Berufung haftete.

Sicherlich war sie auch kein Kind von Traurigkeit und stürzte sich von einer gefährlichen Situation in die andere. Doch in kein Selbstmordkommando, wie dieses hier.

Die Terranerin mit linguidischen Vorfahren seufzte und ließ sich in einen Formenergiesessel fallen. Tessa bemerkte die Missstimmung ihres Frauchens, wimmerte etwas und schlabberte die Hand von Nataly ab.

Nataly lächelte schwach und begann den Hund am Hinterkopf zu streicheln. Je länger sie über das morgige Himmelfahrtskommando nachdachte, desto stärker fixierte sich eine Idee in ihrem Kopf.

Eine Idee, die gefährlich war.

*

Remus Scorbit hatte sich seine Worte bereits zurechtgelegt. Unzählige Male hatte er sie aufgesagt. Doch nun stand Uthe vor ihm und er bekam nur ein heiseres Krächzen heraus.

Sie wusste nicht, was mit ihm los war. Woher sollte sie auch? Remus Ehefrau war sowieso schon in schlechter Stimmung. Wie so oft in letzter Zeit. Es passte ihr ganz und gar nicht, dass Remus wieder den Helden spielen musste. Immerhin war seine Aufgabe nicht zu gefährlich, denn er sollte immer noch eine Einheit an AIRBLADES kommandieren. Uthe bezweifelte, dass die SpaceCopter zum Einsatz kamen, da es wohl kaum Bodengefechte geben würde.

Remus war die ganze Zeit auf dem Hellplaneten stationiert. Widerwillig war Uthe mitgekommen. Sie wollte ihren Mann nicht unbedingt in dieser Situation alleine lassen. Auch wenn sie relativ unnütz im HELL-Sektor war, denn sie konnte eigentlich nichts tun.

Remus hatte ihr nahe legt, mit dem letzten Passagierkreuzer abzufliegen. Dieser transportierte die letzten Frauen und Kinder, die solange wie möglich bei ihren Männern bleiben wollten, nach Terra zurück.

Uthe überlegte ernsthaft, ob sie Remus Rat folgen sollte. Doch nun stand er vor ihr und benahm sich sonderbar. Uthe legte den Kopf in den Nacken und musterte ihren Mann verwirrt.

»Was hast du?«, wollte sie wissen.

Remus nahm allen Mut zusammen: »Ich denke, du solltest wissen, dass ich Aurec, Johnny und Mathew begleite.«

Eine Sekunde später rügte er sich für diese absolut direkte Aussage. Sie traf Uthe wie ein Faustschlag ins Gesicht. Sie blickte ihn verdutzt an. Scorbit dachte, es sei ein Scherz ihres Ehemannes, doch als sie Begriff, dass er es ernst meinte, wurde sie wütend.

»Denkst du widerlicher Egoist eigentlich auch an mich?«, brüllte sie los. »Soll ich vor Angst sterben? Was soll aus mir werden, wenn du tot bist?«

Remus hatte diese Reaktion schon vorausgeahnt. Er wollte Uthes Hand greifen, doch sie riss sich los und ging ein paar Schritte zurück.

»Fass mich nicht an!«, zischte sie ernst.

Remus war stark verunsichert. Er versuchte Uthe zu erklären, warum er am Himmelfahrtskommando teilnehmen wollte.

»Alle meine Freunde sind dort. Sie entziehen sich nicht der Verantwortung. Wenn sie bereit sind, ihr Leben zu riskieren, dann bin ich es auch. Was nutzt es mir, wenn ich hier unten herum sitze und der SONNENHAMMER eine Sonne vernichtet? Dann sind wir tot. Du, ich, wir alle.«

Im tiefsten Inneren verstand Uthe ihren Mann, doch sie war zu dickköpfig um es zuzugeben.

»Glaubst du, dass du der große Retter bist? Als ob du schon etwas da oben ausrichten könntest. Sie knallen dich ab und ich bin allein.« Uthes Stimme überschlug sich.

»Ich will es doch auch nicht«, erklärte Remus ruhig. »Ich will wieder zurückkehren. Doch sollte mir etwas passieren, ist für dich gut gesorgt.«

Uthe akzeptierte dies jedoch ganz und gar nicht. »Als ob es mir darum geht, du Idiot! Du scheinst nichts zu begreifen. Es ist einfach das ganze Leben hier, was mich stört. Ich ertrage diese ständigen Gefahren nicht mehr. Jeden Tag muss ich in Angst um Dein und mein Leben existieren. Ich habe es so unendlich satt. Ich kann diese Horrortrips nicht mehr sehen. Ich träume jede Nacht von ihnen. Zerachon, Prosperohs Burg, die BAMBUS und nun das hier.«

Uthe verschränkte die Arme vor ihren Bauch.

Remus versuchte soviel Verständnis für sie aufzubringen, wie es nur ging. Doch sie ließ ihn nicht an sich heran. So hatte er sie selten erlebt. Dass Uthe nie die große Abenteurerin war, wusste er nur zu gut, doch er hatte gehofft, sie hätte sich daran gewöhnt.

Anscheinend war dem aber nicht so.

Beide schwiegen. Verständnis für seine Entscheidung konnte er von Uthe nicht erwarten. Doch sie sollte es zumindest akzeptieren.

»Wir wollen doch nicht im Streit auseinandergehen?«, stimmte Remus versöhnlich.

»Von mir aus doch! Ich nehme den letzten Kreuzer und kehre nach Terra zurück. Ich werde eine Weile bei Yasmin Weydner und Jaquine unterkommen und meine Eltern besuchen, während du den großen Superhelden nachäffen willst.«

Remus erschrak bei diesen Worten. Er wollte Uthe aufhalten, doch sie stürmte bereits aus der Tür. Traurig ließ er sich auf einen Stuhl nieder und blickte auf die offene Tür.

Dennoch glaubte er, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Er konnte einfach nicht tatenlos herumsitzen, während seine besten Freunde und sein eigener Bruder ihr Leben riskierten.

Es war nur schmerzlich, dass Uthe es nicht akzeptierte. Und Remus hoffte, dass sie ihre Entscheidung noch einmal überdenken wollte, denn sonst würde er so oder so seine Frau verlieren.

*

Denise Joorn konnte diese Nacht nicht schlafen. Sie dachte wieder und wieder über ihre vielleicht zu voreilige Entscheidung nach. Sie war Archäologin und zweifelsfrei auch eine Abenteurerin. Zumindest war sie das in letzter Zeit geworden. Doch musste sie sich gleich einem Himmelfahrtskommando anschließen? Jetzt, wo sie ihr Ziel erreicht hatte und das größte Geheimnis der ägyptischen Geschichte gelöst hatte?

Dutzende von Buch- und Filmangebote lagen ihr vor. Unzählige Talkmaster sprachen Einladungen aus. Denise war nun eine Berühmtheit. Doch anstatt dies auszunutzen, begab sie sich in erneute Gefahr. Damit gab sie ihrer inneren Stimme nach, die sie geradezu dazu drängte weiterzumachen. Denise glaubte, dass es eine besondere Bewandtnis hatte, dass ausgerechnet sie Osiris entdeckt hatte. Sie ging sogar so weit, der festen Meinung zu sein, dass es ihr Schicksal war, auch in Zukunft Seite an Seite mit den Unsterblichen und deren Gefährten zu kämpfen.

Vielleicht überschätzte sie auch ihre Bedeutung. Die Zukunft würde es zeigen.

Joorn wanderte durch einen Gemeinschaftsraum und durchsuchte den Kühlschrank nach etwas Essbarem. Dabei ignorierte sie die aufdringlichen Vorschläge des Servos. Sie erhaschte zwei Scheiben Salami und knabberte an der wohlschmeckenden Wurst.

Hinter sich hörte sie das Klirren eines Glases. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass noch jemand im Raum war. Sie drehte sich um, stemmte die Hände in die Hüfte und sagte mit einem feinen Lächeln: »Jan Scorbit, ausgerechnet der Chef der USO in Cartwheel kann auch nicht schlafen?«

»So ist es«, antwortete Scorbit und nippte an seinem Glas.

Joorn registrierte beiläufig, dass es sich dabei um hochprozentigen Vurguzz handelte. Sie wusste nichts von Scorbits Trinkeskapaden in den letzten Monaten und von der Kritik, in der er bei der Neuen USO stand. Jedoch hatte er sich weitestgehend rehabilitiert, besonders durch seinen Einsatz gegen Afu-At-Tarkan. Doch alte Gewohnheiten wurde man schwer los.

»Ist das deine Vorbereitung auf den Einsatz?« Denise deutete auf das erneut gefüllte Vurguzzglas.

Jan stieß auf und nickte schwach.

»Keine gute Vorbereitung«, stellte sie nüchtern fest und setzte sich gegenüber von Scorbit hin.

Er verlor sich einen kurzen Moment in ihre funkelnden Augen. »Vielleicht ist es das letzte Mal, dass ich was trinke. Morgen sind wir vielleicht schon alle tot.«

Denise musste zugeben, dass sie auch diese Gedanken hatte. Doch mit einer derart negativen Einstellung konnte man es auch nicht schaffen. Sicherlich, die einen wollten vorbereitet in den Tod gehen. Doch Denise wollte es nehmen, wie es kam. Wenn sie Morgen oder in den nächsten Tagen sterben sollte, dann konnte sie es sowieso nicht ändern.

Sie nahm das Glas und nippte daran.

»Willst du auch ein Glas?«, fragte Jan freudig.

»Nein«, sagte sie und verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund. »Und du solltest es auch nicht tun.«

Jan blickte auf das Vurguzzglas. Henner Herker und sein Kumpel Henner Wosslyn hätten ihm was anderes gesagt. Doch wenn er ganz ehrlich war, wirkte Denise Joorn wesentlich attraktiver und vertrauenerweckender als seine beiden Kumpel. Sie hatte recht. Er musste einen klaren Kopf beim Einsatz haben.

Er nahm das Glas und schüttete es auf den Boden. Ein Servo schwebte heran und wischte das vergossene Getränk auf.

Denise lächelte. »Braver Jan.«

Jan wusste nicht, wie er sie einschätzen sollte. Ihr letzter Ausspruch war wenig schmeichelnd, dennoch schien sie sich um ihn zu sorgen oder gar zu interessieren.

Denise stand auf und warf Jan einen letzten Blick zu, bevor sie den Saal verließ. Scorbit sah ihr hinterher und dachte noch eine Weile über das, was sie gesagt hatte, nach.

 

Die Schlacht beginnt

Pünktlich um 4:00 Uhr morgens des 27. Februars 1299 NGZ erreichten die ersten feindlichen Streitkräfte die Randbezirke der Milchstraße. Auf den ersten Widerstand trafen sie sehr früh. Die kemetischen Pyramidenschiffe attackierten den SONNENHAMMER und die Vorhut der über 400.000 Einheiten MODRORs.

Die Alarmsirenen gellten in der gesamten HELL-Basis und auf allen Raumschiffen im System.

Perry Rhodan hastete zum Besprechungsraum, in dem sich Aurec, Joak Cascal, Gal'Arn, Xavier Jeamour, Henry »Flak« Portland, Gucky und Reginald Bull befanden. Eine Standleitung zu allen Kommandanten auf den Raumern wurde soeben eingerichtet.

Auch Osiris betrat den Raum. Der imposante Kemete trug einen schwarzen Kampfanzug. »Unsere Späher haben den ersten Feindkontakt vor wenigen Minuten hergestellt. Etwa 20.000 Pyramidenschiffe stießen 12.920 Lichtjahre vom HELL-Sektor entfernt auf eine Vorhut von mehr als 50.000 Schlachtschiffen – und den SONNENHAMMER …«

»Verluste?«, wollte Rhodan wissen.

»Dreizehn meiner Schiffe, neunundzwanzig feindliche Raumer.«

Nun war es klar. Die Schlacht hatte begonnen. Rhodan wies Aurec an, sich und sein Team bereitzuhalten. Bull sollte die Flotte in Marsch setzen. Nun kam es zum offenen Schlagabtausch.

Der unfreiwillige Taktiker und Stratege Portland erläuterte in kurzen und knappen Worten ihren Angriffsplan.

»Die 1. und 2. Flotte gehen auf direkten Angriffskurs. 200.000 Kemeteneinheiten werden als Springer fungieren und auf den SONNENHAMMER aufpassen. Die 3. Flotte wird im Hellsystem bleiben und den direkten Schutz der Sonne vor dem SONNENHAMMER bilden. Bei Kursänderung wird die 3. Flotte von den Kemeten informiert und fliegt das neue Ziel an.«

Jeder hatte seine Befehle und Rhodan wünschte zum Abschluss allen Beteiligten viel Glück. Sie konnten es verdammt gut gebrauchen.

*

Die KARAN überwand erneut die Hyperraumblase und drang in das Gefängnis von Seth ein. Abgesehen von wenigen Shak'Arit-Androiden war die Welt Kemet leer. Seth war das einzige organische Lebewesen auf diesem Planeten.

Seth schien Cau Thon bereits erwartet zu haben. Fast schon auffordernd saß der Kemete auf seiner Pritsche und blickte zum Sohn des Chaos.

»Die Zeit deiner Befreiung ist gekommen«, begann Cau Thon verheißungsvoll. Er trug einen Datenspeicher und ein Caritmesser mit sich und überreichte sie Seth.

»Was soll ich damit?«

»Der Datenspeicher enthält einen Virus, der die Shak'Arit Roboter lahmlegt. Er wird ein Funksignal abstrahlen, welches einen Befehl an die Prozessoren der Roboter sendet und diese vernichten wird.«

Seth nickte anerkennend.

Cau Thon erklärte ihm, dass er den Funksender irgendwo auf der CHEPRI verstauen sollte. Am besten wäre es, wenn er ihn bei sich tragen würde. Den Rest würde der Sender selbst machen.

»Und das Messer?«, wollte Seth wissen. »Meine Verteidigung, falls der Schwindel auffliegt?«

Cau Thon schüttelte langsam den Kopf. Seine Augen strahlten Kälte aus, als er Seth die Bewandtnis des Caritmessers erklärte: »Es ist mit einem Gift getränkt, welches selbst ein Zellaktivator nicht aufhalten kann. Lange Jahrtausende arbeiteten unsere besten Wissenschaftler daran. Töte damit Osiris!«

Seth erfüllte eine Wärme bei diesem Gedanken. Endlich konnte er seinen verhassten Bruder töten. Er würde ihm die größte Niederlage seines Lebens bereiten. Die Pyramidenschiffe könnten nicht mehr seine so geliebten Terraner beschützen und in diesem Augenblick der Fassungslosigkeit würde er Osiris Leben ein Ende setzen.

»Wie du allerdings wieder vom Schiff kommst, ist deine Aufgabe. Hast du bereits einen Plan, wie du an Osiris herankommst?«, wollte Cau Thon wissen.

Der Sohn des Chaos schien tatsächlich einen Plan von Seth zu erwarten. Er rechnete mit Seths Verschlagenheit.

Das seltsame Wesen grinste über beide Wangen, was mehr als sonderbar bei diesem Gesicht wirkte. »Oh ja. Ich werde einfach mit einem Beiboot zur Schlacht fliegen und Osiris um Landung bitten. Er wird es genehmigen und mich zu sich auf die Kommandozentrale holen. Dort wird euer Sender hoffentlich seine Arbeit tun. Dann habe ich freie Hand.«

Cau Thon nickte langsam. »Du bist sicher, dass er dich nicht einfach ungeschützt in der Schlacht lässt?«

»Ja, mein Bruder hat immer noch diese edle Einstellung. Dies wird sein Verhängnis werden.«

 

HELL-Sektor

3512 Lichtjahre vom Hell-System

27. Februar 1299 NGZ, 06:15 Uhr

Perry Rhodan stand angespannt in der Kommandozentrale der LEIF ERIKSSON. Er verfolgte mit einem Auge die Anzeigen der Ortungsgeräte. Das erste Aufeinandertreffen stand kurz bevor.

Die roten Punkte, die den Angreifer symbolisierten, schienen kein Ende zu nehmen. Besonders zwei große Symbole stachen hervor. Es handelte sich um die WORDON und den SONNENHAMMER.

Perry Rhodans erste und vorerst letzte Begegnung mit der WORDON war in Saggittor gewesen. Damals, vor etwas mehr als dreizehn Jahren, hatte die WORDON die LONDON manövrierunfähig geschossen und sie über einen Wasserplaneten abstürzen lassen. Die LONDON war gesunken und viele hatten den Tod gefunden. Es war damals eine Bestrafung für den Sieg der Terraner und Saggittonen über Rodrom gewesen.

Damals hatte Rhodan Rache geschworen. Nun endlich war es soweit, dass sie sich gegenüberstanden. Sein Schiff gegen die WORDON. Vielleicht kam es zu diesem Duell. Rhodan wollte es mit allen Mitteln gewinnen.

Plötzlich erschien mit rotem Rauch ein Abbild der Inkarnation MODRORs. Die Sicherheitskräfte erschraken und zogen ihre Waffen. Ihre Energieschüsse trafen jedoch ins Leere.

Es war nur eine Holografie. Rhodan wusste es von Anfang an. Er lief auf Rodrom zu und starrte in dessen »Gesicht«. Aus dem Sichtschlitz schimmerte es rotgelb. Wie ein ewiges Feuer, ein alles verschlingendes Flammenmeer.

»Rhodan, endlich stehen wir uns gegenüber.«

Perry erwiderte nichts darauf. Rodrom schien darüber amüsiert zu sein. Doch man konnte die Gestik dieses Wesens schwerlich interpretieren. Zu fremdartig war es. Zu undurchsichtig.

»Hiermit diktiere ich unsere Forderung. Wenn ihr diese Galaxis retten wollt, fordere ich im Namen von MODROR eine bedingungslose Kapitulation. Ich erwarte, dass sämtliche Unsterbliche und ihre Gefährten sich ergeben und an Bord der WORDON begeben, wo über sie gerichtet wird. Die Milchstraße wird unter die Obhut der Söhne des Chaos gestellt.«

Cauthon Despair blickte beim letzten Satz auf Perry Rhodan, der unberührt vor der Holografie Rodroms stand. Es war wirklich Rhodans letzte Chance. Nur wenn er Rodroms Angebot annahm, konnte er den Untergang der Milchstraße verhindern.

Allerdings würde Rodroms Arroganz den Galaktikern Zeit verschaffen. Der SONNENHAMMER hätte überall in der Milchstraße materialisieren können, doch Rodrom zog es vor, die direkte Konfrontation mit Rhodan zu suchen. Despair wusste nicht, ob er froh darüber sein sollte. Denn ihn überkamen Gewissensbisse, jetzt wo der SONNENHAMMER am Rand der Galaxis war. Statt die Milchstraße gleich zu vernichten, wollte Rodrom seine Widersacher demütigen und offenbar in einer Raumschlacht zerstören. Wäre Rodrom so konsequent, wie in Saggittor gewesen, so hätte der SONNENHAMMER bereits jetzt seine Arbeit erledigt und der Untergang der Milchstraße wäre unaufhaltsam gewesen.

Oder würde Rodrom nach seinem Angebot ernst machen? Despair wartete gespannt auf Rhodans Antwort.

»Und hier sind meine Bedingungen«, konterte Rhodan mit fester Stimme. »Ich fordere, dass Ihr Eure Schiffe nehmt und wieder verschwindet. Der Kommandant dieser Streitmacht sowie die Söhne des Chaos laufen nackt und wild schreiend durch Terrania, klopfen an jeder Tür und bitten bei jedem Individuum um Vergebung für ihre Schandtaten.«

Bully, der inzwischen über Trivid zugeschaltet war, musste sich das Lachen verkneifen. So hatte er Perry selten gesehen.

Rodrom verschränkte die Arme vor dem Bauch. »Dann werdet ihr sterben. Wir werden vor keinem Planeten haltmachen. Euer Jüngster Tag ist angebrochen, Rhodan. Nun seid Ihr des Todes.«

Das Abbild des Roten verschwand.

Rhodan atmete tief durch und blickte sich in der Runde um. Er erkannte teils ängstliche, teils amüsierte Gesichter. Seine Rede schien viele beeindruckt zu haben. Doch die Antwort Rodroms versetzte jeden in Angst und Schrecken.

Rhodan biss sich auf die Lippe, ging wieder zu seinem Befehlsstand und stellte eine Verbindung zu allen alliierten Raumschiffen her:

»Die Streitkräfte Rodroms sind nun hier. Jedem ist die Wichtigkeit unseres Kampfes bewusst. Wir kämpfen um unsere Freiheit und um unser Recht zu Leben. Wir streiten für unsere Männer, Frauen, Kinder, Freunde und Familien. Wenn wir scheitern, wird das Chaos über die Milchstraße fallen und sie vernichten.

Ich bin jedenfalls nicht bereit, das zuzulassen. Meine Gebete gehen mit jedem von euch tapferen Soldaten.

Wir werden siegreich aus dieser Schlacht gehen, weil wir eine Einheit sind. Wir sind Brüder im Geiste. Egal, woher wir kommen. Wir besitzen die Fähigkeit zu lieben und uns zu freuen. Diese Geschöpfe des Chaos können das nicht. Für uns gibt es lohnende Ziele, für sie nicht. Die Gerechtigkeit ist auf unserer Seite. Und deshalb werden wir hier und heute MODROR einen kräftigen Tritt in seinen chaotischen Hintern versetzen!«

Bully nickte anerkennend. Rhodan war heiß auf diese Schlacht. Er hatte Mut gefasst und war fest entschlossen. Diesen Rhodan brauchten die Soldaten auf den über siebenhunderttausend Schiffen jetzt.

»Feuer frei nach Ermessen!«, befahl Rhodan.

Der Kampf ging los …

*

Die Einheiten der Chaosarmee fielen aus dem Hyperraum. Sie standen einer geschlossenen Front von Tausenden Kugelraumern, Boxenschiffen der Posbis, Diskusraumern der Blues, Scheibenschiffen der Saggittonen und Pyramidenschiffen der Kemeten gegenüber.

Sofort eröffneten die ersten Einheiten das Feuer. In den ersten Sekunden der Schlacht wurden die Bleistiftschiffe der barymischen Zievohnen und Larsaar schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Von der Flanke fielen plötzlich dreißigtausend Pyramidenschiffe ein und verstärkten den Beschuss. Hunderte von barymischen Schiffen vergingen in der Feuerglut.

Die Kemeten setzten ihre UTRANS-Offensivbewaffnung ein. Allein dank der Utronen-Bewaffnung wurden in den ersten zwei Minuten dreihundertneunzig Einheiten vernichtet.

Doch nun gingen die Chaoskämpfer in die Offensive. Einhunderttausend Keilschiffe, besetzt mit den genetisch angepassten Skuritsoldaten, verschwanden plötzlich, nur um wenige Sekunden später hinter den Linien der Alliierten aufzutauchen.

Aus allen Rohren feuerten sie auf die Schiffe. Ein Kugelraumer nach dem anderen zerbarst in dem tödlichen Feuer. Nun sandten sie einzelne Jäger aus. Tausende, Hunderttausende. Diese erschwerten den Kampf gewaltig, denn es war viel schwieriger sich auf die kleinen, aber sehr gut bewaffneten Kleinjäger zu konzentrieren als auf die großen Schlachtschiffe.

Drei Keilschiffe materialisierten plötzlich vor sieben BOXEN der Posbis. Man konnte nicht richtig sehen, was dort passierte, denn es kam dem Beobachter so vor, als würden Hunderte Sonnen explodieren. Die BOXEN vergingen in dem Feuer, die Keilschiffe rasten auf ihr nächstes Ziel zu.

Die kemetischen Pyramidenschiffe fixierten ihr Feuer auf den SONNENHAMMER, der jedoch von mehr als einhunderttausend Einheiten das Zentrum der Flotte bildete und bestens abgeschirmt wurde.

Bei dem Versuch in die Nähe des SONNENHAMMERS zu kommen, wurden zwölftausend kemetische Schiffe vernichtet.

Osiris nahm eine Funkverbindung zu Rhodan auf. »Sie sind besser ausgerüstet, als wir gedacht haben. Sie verfügen über sehr präzise Waffen. In dieser Enge ist es schwer zu manövrieren und somit ist unser Vorteil von einer Nullzeitbewegung paralysiert. Wir müssen sie in weiträumigeren Gebieten bekämpfen.«

Rhodan verstand schnell und ordnete an, die Flotte aufzuteilen. Er befahl einen Hyperraumsprung von zwanzig Lichtjahren. Dann sollte über ein Terrain von drei Lichtjahren die Schlacht weiter geführt werden. So konnten die Kemeten ihre Beweglichkeit ausspielen.

Sofort wurde der Befehl ausgeführt und die Schiffe gingen in den Hyperraum.

*

Zukkth informierte Rodrom darüber.

»Sie fliehen. Wir könnten jetzt den SONNENHAMMER einsetzen«, schlug der Zievohne vor.

»Nein, ich will sie vernichten. Sie sollen alle sterben. Erst wird diese Flotte ausradiert, dann die Milchstraße. Außerdem warten wir, bis die kemetischen Streitkräfte deaktiviert sind, bevor wir den SONNENHAMMER einsetzen.«

Der Zievohne verstand das nicht. Nur die Kemeten wären in der Lage, den SONNENHAMMER zu verfolgen. Sie hätten jetzt irgendwo in der Galaxis die galaktischen Streitkräfte abhängen können, um ihr Ziel zu vollenden. Wieso zögerte Rodrom den Sieg hinaus? Wollte er die Galaktiker demütigen? Doch der Kommandant der WORDON wusste, dass jedes Widerwort zu seinem Tode führen würde. Also schwieg er.

Zukkth verneigte sich. Er gab den Befehl, den alliierten Streitkräften zu folgen. Die gesamte Flotte sprang in den Hyperraum. Innerhalb weniger Minuten hatten sie das Ziel erreicht und wurden bereits von den kemetischen Streitkräften erwartet. Nun konnte Osiris die Beweglichkeit seiner Schiffe ausspielen.

Keine Zielerfassung war so schnell, wie die Pyramidenschiffe auftauchten und wieder verschwanden.

»Die Jäger!«, befahl Zukkth.

Hunderttausende von Jägern schwärmten erneut aus und suchten nun ihr Ziel in den terranischen Einheiten und ihren Verbündeten. Die gewaltige Anzahl an Kleinsteinheiten machte vielen Schiffen schwer zu schaffen. Außerdem verfügten sie über eine starke Offensivbewaffnung.

*

»Perry, wir müssen etwas unternehmen«, ermahnte ihn Cascal über Funk.

»Sämtliche Jäger ausschleusen. Wir müssen sie Mann gegen Mann herunterschießen!«

Der Befehl wurde sofort ausgeführt. Zwar verfügten die Alliierten nicht über so viele Jäger, doch man war zu allem entschlossen.

Sofort fielen die Jäger übereinander her. Dutzende verglühten in den ersten Minuten. Die Schlacht tobte in vollem Ausmaß.

Aurec und seine Crew beobachteten die Schlacht über ein Hologramm. Niemand wagte es darüber nachzudenken, wie viele Lebewesen bereits gestorben waren.

Der Saggittone drehte sich um und Blickte auf seine Mannschaft. Jonathan Andrews, der Ritter der Tiefe Gal'Arn, Mathew Wallace, Irwan Dove, Lorif, Gucky, Jeanne Blanc, Hank »Wulf« Lane, Brad Callos, Denise Joorn, Jan und Remus Scorbit, Timo Zoltan als Wissenschaftler, Jennifer Taylor als Bordärztin, Sandal Tolk und die beiden Kemeten Horus und Anubis sowie drei Spezialsoldaten. Insgesamt waren sie einundzwanzig.

Will Dean nahm letztlich nicht an dem Unternehmen teil. Er wurde als Kommandant der Jägerstaffeln eingeteilt, aufgrund seiner früheren Kenntnisse bei der Ligaflotte. Dean hatte eine nicht minder schwere Aufgabe.

Jeder war sich seiner Aufgabe bewusst – und auch der Gefährlichkeit des Unternehmens.

Vor ihnen stand die präparierte Space-Jet. Sie wirkte von außen wie ein barymischer Transporter. Ebenfalls strahlte sie solche Energiesignaturen ab. Jedoch befanden sich an Bord zwei Arkonbomben und der Ortungsschutz der Kemeten, der ihnen höchste Sicherheit bot. Allerdings mussten sie noch an Bord des SONNENHAMMERS gelangen. Sie hofften, dass ihnen ein erbeuteter Code der Rebellen Baryms weiterhelfen konnte. Mit diesem Code wiesen sie sich als ein Transportschiff aus. Hoffentlich fiel man darauf herein.

»Es ist eure letzte Chance. Wer nicht mitfliegt, sollte es jetzt sagen.«

Alle schwiegen.

Aurec klopfte seinen Gefährten auf die Schulter und dann ging es los. Sie betraten das Raumschiff.

Wallace setzte sich an die Steuerung. »Dann wollen wir mal sehen, was die Mühle so hermacht. Der Ortungsschirm sieht auf jeden Fall ganz schön kompliziert aus.«

Lorif nahm dies als Einladung an, etwas über den Ortungsschutz der Kemeten zu plaudern: »Nun, Mathew. Vor aktiver Ortung durch den Gegner schützen die Kemeten ihre Raumschiffe durch ein Schirmfeld, das sie praktisch unsichtbar für jede bekannte Ortertechnik macht. Hierzu benutzen die Kemeten einen hyperdimensionalen Effekt, den man gemeinhin aus der Quantenmechanik als ›Tunneleffekt‹ kennt.«

»Lorif!«, ermahnte ihn Wallace, doch der Posbi war nicht zu stoppen.

»Ein Tunneleffekt tritt dann auf, wenn ein Teilchen oder ein Impuls ein Hindernis passieren, obwohl ihr eigenes Energiepotenzial dafür eigentlich nicht ausreicht.

Beispiel: Würde man auf Quantenebene einen Fußball gegen eine Mauer schießen, so existiert eine Wahrscheinlichkeit, dass der Fußball irgendwann nicht mehr abprallt und von der Mauer aufgehalten wird, sondern sie auf wundersame Weise ›durchstößt‹, oder anders gesagt ›durchtunnelt‹. Das Ganze passiert dann auch noch mit Überlichtgeschwindigkeit.

Das Schirmfeld der Kemeten bildet nun eine perfekte Kugelschale um das zu schützende Objekt. Trifft ein Ortungsimpuls auf das Feld, so wird das Energiepotenzial des Impulses erhöht. Und zwar um genau den Faktor, den der Impuls benötigt um das Kugelfeld einmal zu ›durchtunneln‹. Bei diesem quasi gesteuerten Tunneleffekt kommt der Ortungsimpuls exakt auf der gegenüberliegenden Seite des Kugelfeldes wieder ›zum Vorschein‹ und setzt dort seinen Weg fort, als wenn nichts geschehen wäre. Trifft der Impuls nun auf etwas ›Ortbares‹ also Energie oder einen Gegenstand, so wird er reflektiert und bewegt sich den gleichen Weg rückwärts, wobei er natürlich wieder durch das Schirmfeld getunnelt wird.

Da der Tunneleffekt ohne Zeitverlust vor sich geht, ist nicht erkennbar dass der Ortungsimpuls auf seinem Weg ein Hindernis passiert hat. Das Kugelfeld der Kemeten macht also alle in ihm enthaltenen Objekte unsichtbar. Da auch Licht getunnelt wird, ist es nicht einmal mit bloßem Auge oder optischen Ortungsgeräten zu erkennen. Sichtbar wird das Schirmfeld nur dann, wenn Materie auf seine Oberfläche auftrifft. Denn alle Objekte, die ›größer‹ als Quanten sind, können nicht getunnelt werden, sondern prallen einfach an dem Feld ab, wie von einem konventionellen Prallschirm.«

Die anderen starrten den Posbi nach seiner Volksrede verdutzt an.

Sandal Tolk knurrte nur abfällig und außer Timo Zoltan schien keiner auch nur ein Wort von dem, was Lorif zu erklären versucht hatte, verstanden zu haben.

»Hauptsache, das Ding macht uns unsichtbar«, schloss Wallace dieses Gesprächsthema und startete das Triebwerk.

Aurec blickte auf den leeren Hangar. Er hatte Kathy während des Abfluges vermisst. Sie war nicht mehr aufzufinden. Jonathan Andrews berichtete, dass Nataly ebenfalls nicht da war. Anscheinend hatten beide Frauen Abstand von der ganzen Sache genommen, was man ihnen auch nicht verübeln konnte.

Der Transporter erhob sich und Wallace sauste regelrecht aus dem Hangar. Relativ schnell ging er auf Lichtgeschwindigkeit. Er wollte so schnell wie möglich in das Kampfgeschehen eingreifen.

Der Saggittone blickte die Mannschaft an. Wallace, Lorif und Dove waren mit der Steuerung des Schiffes beschäftigt. Andrews starrte vor sich hin. Er dachte wohl an Nataly Jargon. Gal'Arn meditierte, Denise Joorn und Sandal Tolk überprüften ihre Waffen. Die beiden Scorbits suchten Ablenkung im Kartenspiel. Timo Zoltan schien die technischen Daten des SONNENHAMMERS zu studieren, während Jennifer Taylor versuchte zu schlafen. Horus und Anubis wirkten fast leblos und die anderen drei Soldaten waren ebenfalls sehr ruhig.

Leutnant Karmin Pollvan, Sergeant Wisrus und Borys Tschenkin waren ihre Namen. Sie waren Überlebensspezialisten und die besten für solche Einsätze, hatte Reginald Bull versichert. Pollvan und Wisrus waren bereits an der Befreiung von Osiris und Anubis beteiligt gewesen. Doch auch sie hatten noch niemals so einen Einsatz mitgemacht. Niemand von ihnen hatte das.

*

»Hier ist Will Dean, Sir. Wir haben hohe Verluste bei den Jägern. Unsere Gegner jedoch auch.«

Rhodan, Cascal und Osiris lauschten den Worten des Staffelführers. Eigentlich war Dean ja ein TLD-Agent, doch vor seiner Laufbahn war er ein exzellenter Pilot gewesen und hatte sich freiwillig für die Führung der Jägerstaffeln gemeldet. Ein gefährlicher Einsatz. Doch es war an diesem Tage überall in der Milchstraße gefährlich.

Dean nahm die Verfolgung von einem feindlichen Jäger auf. Das halbkugelförmige Schiff war ziemlich schnell. Sie rasten an Hunderten von Raumschiffen und Jägern vorbei. Ein Kugelraumer zerbarst unweit von ihnen. Dean blickte aus seinem Cockpit und glaubte, brennende Terraner zu sehen. Er schüttelte diesen Gedanken ab und konzentrierte sich auf sein Ziel.

»Phil, Psycho, ich brauche hier Hilfe!«, funkte Dean seine beiden Flügelmänner an, als er bemerkte, dass sich nun zwei feindliche Jäger an seine Fersen geheftet hatten.

Er drehte einige Schrauben und tauchte tief in den Raum ab, wollte dabei jedoch nicht den anderen Jäger verlieren. Ein Schuss streifte seinen Flügel und der Schutzschirm begann zu flackern.

»Wo seit ihr?«

Zwei Salven von Energiestrahlen beantworteten seine Frage. Ein gellendes Schreien drang nun an sein Ohr. Dean schaltete den Lautstärkeregler ab.

»Psycho! Wenn die mich nicht töten, dann wirst du das irgendwann«, fluchte Dean, doch als Antwort erhielt er nur das hämische Lachen seiner Flügelmänner Phil Haman und Oly »Psycho« Lytz. Jeder, der Oly persönlich kannte, wusste, warum der fähige Pilot den Beinamen Psycho trug.

»Okay, Leute konzentrieren wir uns auf die Säcke vor uns!«, rief Dean, als fünf neue Raumer vor ihnen auftauchten.

»Sie haben noch ihre volle Bewaffnung«, berichtete Phil. »Ich orte einige Raketen an ihrer Unterseite. Damit richten die also den großen Schaden an.«

»Wenn sie die auf uns schießen, sind wir im Himmel. Na ja, was soll's. Ran an den Speck.« Dean brauste mit seinem Jet voraus.

Phil warf einen kurzen Blick aus dem Cockpit und sah Lytz vielsagend an.

»Muss ich mir jetzt Sorgen machen?«

Lytz stieß einen lauten Kampfschrei aus und folgte Dean. Phils Frage war damit beantwortet. Seufzend beschleunigte auch er und nahm die Verfolgung der Jäger auf.

Dean und Lytz schossen bereits die ersten beiden Jäger ab. Haman hatte den Dritten anvisiert und feuerte. Doch der Schuss streifte das Schiff nur und es tauchte nach unten ab, um dann hinter Haman aufzutauchen. Es feuerte eine Rakete ab. Phil drehte scharf nach links und entkam nur knapp der Rakete, die in einen Posbi-Raumer einschlug.

Dann gab er Gegenschub und der Jäger brauste an ihm vorbei. Er feuerte sofort und zerstörte damit das feindliche Schiff.

»Das war knapp«, murmelte er zu sich selbst und stürzte sich wieder ins Kampfgeschehen.

*

Rhodan stand immer noch angespannt vor den Monitoren und Hologrammen und verfolgte die Schlacht. Bereits neunundzwanzigtausend Einheiten hatten sie verloren. Doch die Verluste der Gegner betrugen mehr als dreißigtausend Schiffe. Bisher verlief alles nach Plan.

*

Cau Thon verfolgte die ständig fluktuierenden Punkte über das Hologramsystem.

»Wir verlieren sehr viel Schiffe«, stellte er bitter fest.

Rodrom schien dies nicht zu interessieren. Er war siegessicher. Nichts konnte ihn mehr aufhalten.

»Seth müsste inzwischen auf dem Weg sein. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dann werden die alliierten Feinde unsere Macht zu spüren bekommen. Spielen wir noch etwas mit ihnen.«

Der Sohn des Chaos blickte die Entität verständnislos an. Er mochte diese Überheblichkeit Rodroms nicht. Cau Thon wollte immer einen schnellen und direkten Sieg erringen.

Rodrom spielte zu oft mit den Gegnern. Cau Thon hätte Aurec damals auf Xamour sofort getötet, doch Rodrom wollte den Saggittonen nicht so einfach sterben lassen. Aurec sollte seiner Identität beraubt werden und ein biederes, normales Leben führen. Ein Leben, welches ein Held hasste.

Doch Rodroms Plan war vereitelt worden.

Cau Thon spürte plötzlich, dass etwas nicht stimmte. Er hatte zwar bei Weitem nicht die telepathischen und suggestiven Fähigkeiten Rodroms, doch seine Wahrnehmungen waren denen eines normalen Menschen weit überlegen.

Fragend blickte er zu Goshkan und Rodrom. Der Katrone schien nichts zu spüren. Seine Sinne waren auch noch nicht so stark geschärft. Rodrom spürte es auch.

»Unternehmt nichts!«, befahl der Rote. »Sie sollen nicht wissen, dass wir sie erwarten. Cau Thon, du wirst mit Goshkan zum SONNENHAMMER fliegen.«

Die beiden Söhne des Chaos verneigten sich und verließen die Kommandozentrale.

Rodrom beobachtete weiter die Schlacht.

*

»Von jetzt an Funkstille. Wenn alles nach Plan läuft, müssten uns ein paar Jäger gleich angreifen.«

In den Worten Aurecs lag Anspannung. Er blickte zu Mathew Wallace herüber, der routiniert das modulierte Raumschiff flog. Wie auf Kommando schossen drei terranische Jäger auf das Schiff.

Zwei Schüsse gingen vorbei. Einer traf den Raumer und schüttelte ihn kräftig durch.

Wallace warf einen bösen Blick auf den Radar.

»Ich hoffe, die übertreiben das nicht.«

»Es muss echt aussehen«, entgegnete Aurec gelassen.

Zwei weitere Salven trafen und die Leistung des Schutzschirmes sank auf unter 40 Prozent.

Aurec gab Lorif ein Zeichen. Der Posbi aktivierte einen animierten Zievohnen, der Funkkontakt mit dem SONNENHAMMER aufnahm. Lorif hatte dieses künstliche Wesen selbst entworfen. Dank des Ortungsschutzes der Kemeten würden die Abtaster des SONNENHAMMERS versagen. Stattdessen sendete Lorif ein Signal aus, welches den gegnerischen Abtaster ein Muster von sechs Zievohnen an Bord des modulierten Raumschiffes anzeigte.

Der virtuelle Zievohne bat um Hilfe und forderte an Bord gelassen zu werden, um nicht vernichtet zu werden.

»Jetzt wird es sich zeigen, wie sozial die Zievohnen sind«, meinte Gal'Arn besorgt.

Andrews seufzte leise. Er dachte an Nataly. Seine Liebe zu ihr war stärker denn je. So lange kannte er sie noch nicht, doch er wusste genau, dass sie die Frau seines Lebens war. Es war nur die Frage, wie lange sein Leben noch andauern würde.

Das Raumschiff näherte sich dem SONNENHAMMER mit großer Geschwindigkeit.

Wallace behielt die Sensoren genau im Auge. Sie waren nicht mehr weit von den Schutzschirmen entfernt. Spätestens hier mussten sie stoppen.

Der virtuelle Zievohne bat immer noch um Hilfe. Endlich erschien das triste und graue Gesicht eines seiner Artgenossen auf dem Bildschirm. Die Übertragungssensoren waren so eingestellt, dass der Zievohne nur seinen animierten Artgenossen sah. Die Umgebung des künstlichen Wesens war ebenfalls animiert. Lorif hatte eine gesamte computergesteuerte Animation entworfen. Er steuerte den Zievohnen und konnte so auf die Fragen reagieren.

»Identifizierungscode!«, kam die knappe Aufforderung des anderen.

Lorif tippte den Code in die Eingabestelle der Syntronik ein und sendete sie chiffriert zum SONNENHAMMER. Inzwischen kamen immer mehr terranische Jäger, die das Schiff beschossen.

»Irgendetwas stimmt nicht. Ich fühle es«, flüsterte der Ritter der Tiefe Gal'Arn.

Aurec blickte ihn besorgt an. »Kannst du es genauer definieren?«

»Nein … es ist nur ein Gefühl. Eine Präsenz. Goshkan und Cau Thon sind auf dem SONNENHAMMER.«

Aurec wusste, dass der Ritter der Tiefe über einen übernormal geschulten Geist verfügte. Empathische Fähigkeiten besaßen alle Ritter der Tiefe aus der Galaxis Shagor.

Es waren beunruhigende Nachrichten, aber sie mussten weitermachen. Der Saggittone schaute fragend zum Posbi.

»Sie haben den Code akzeptiert, legen uns jedoch nahe, ein anderes Schiff um Hilfe zu bitten.«

Nun war alles vorbei. Sie hatten keine Chance mehr zum SONNENHAMMER zu gelangen. Aurec nickte resignierend. Gal'Arn war immer noch angespannt. Schließlich berichtete Lorif, dass man ihnen doch Schutz gewährte.

Wallace startete sofort durch und schoss durch eine Strukturlücke des Schutzschirms. Hunderte Energiestrahlen zischten an ihnen vorbei und trafen einige der ferngesteuerten Verfolgungsjäger der Terraner.

Aurec ging es fast zu schnell. Die anderen jedoch waren froh über den ersten Erfolg der Mission.

Gal'Arn machte einen angegriffenen Eindruck. Er setzte sich auf einen Sessel und vergrub das Gesicht zwischen die Hände. Andrews setzte sich neben ihn und sah seinen Mentor verunsichert an.

»Was ist es?«

»Die Präsenz der Söhne des Chaos. Ich konnte sie spüren … Gucky?«

Der Ritter wollte von dem Mausbiber Bestätigung. Der Ilt versuchte die Gedanken von Cau Thon und Goshkan zu lesen.

»Ich kann nichts lesen, was jedoch nicht ungewöhnlich sein dürfte. Jedoch spüre ich sie auch. Sie sind auf dem SONNENHAMMER. Und das ist kein gutes Zeichen.«

Der Mausbiber verharrte kurz in seiner Bewegung. Er stemmte die Ärmchen in die Hüften und lächelte still in sich hinein.

»Dieses Schiff scheint voller Überraschungen zu sein«, flüsterte er mehr zu sich selbst und schüttelte verwundert den Kopf.

Die anderen beachteten ihn kaum mehr. Jeder bereitete sich auf den Einsatz im SONNENHAMMER vor.

Das Raumschiff wurde von einem Traktorstrahl erfasst und trieb langsam in einen der gewaltigen Hangars des SONNENHAMMERS.

Ihr erstes Ziel war erreicht. Nun begann das Himmelfahrtskommando eigentlich erst richtig.

*

»Sie explodiert!«, schrie einer.

Rhodans Augen weiteten sich, als die DOROC, das zweitgrößte Schiff der Saggittonen, in Flammen aufging. Zehntausend Saggittonen befanden sich an Bord. Ihre Leben waren ausgelöscht.

Er verfolgte den verzweifelten Kampf einiger Jets gegen die größeren Abfangjäger der Larsaar. Die halbkugelförmigen Schiffe der MODROR-Armee schossen einen Jäger nach dem anderen ab.

Rhodan bemerkte, wie ein riesiger Pulk an Halbkuppelschiffen auf einige Geschwader der eigenen Jäger zurasten.

»Sofort auf die feindlichen Geschwader auf zwei Uhr feuern!«, rief Rhodan. Sein Befehl wurde unverzüglich ausgeführt.

Die IVANHOE, COLUMBUS und CAESAR taten es der LEIF ERIKSSON gleich. Die Angriffswelle der feindlichen Kräfte verpuffte.

»Will, die Jäger sollen mehr Zweikämpfe bei den großen Schiffen suchen«, kommandierte der Unsterbliche. »Keine Kämpfe im offenen Raum. Die großen Schiffe werden nicht auf ihre eigenen Jäger feuern.«

Dean bestätigte und machte mit seinen beiden Flügelmännern Haman und Lytz gleich den Anfang, als sie sich auf einige der größeren Schiffe stürzten, aber sofort von anderen Halbkuppeljägern verfolgt wurden.

Perry wurde von Bully über die erfolgreiche Einschleusung des Kommandos informiert. Doch hatte er auch besorgniserregende Nachrichten.

»Perry, wir haben noch eine Abtastung des Schiffes auf unserem Raumhafen, bevor sie den Ortungsschutz aktiviert haben.«

»Und?«

»Wir haben drei blinde Passagiere festgestellt! Drei Wesen haben sich an Bord eingeschlichen und begleiten das Himmelfahrtskommando!«

*

Osiris hatte schon viele Schlachten geschlagen. Unzählige Mal kämpfte er gegen die Armeen des Chaos.

Diesen schier aussichtslosen Kampf sah er als Rückkehr auf die kosmische Bühne an. Als Wiedergutmachung für ihre Unfähigkeit Amuns Willen zu befolgen. Angespannt stand der große Kemete in der Kommandozentrale der CHEPRI und folgte der Schlacht. Osiris war stets in Kontakt mit Perry Rhodan, damit sie ihre Angriffe koordinieren konnten.

Im Moment sah es gar nicht so schlecht für die alliierten Streitkräfte aus, denn dank seiner Pyramidenflotte konnten MODRORs Armeen nirgendwo durchbrechen. Jeder Versuch des SONNENHAMMERS, eine Sonne zu erreichen, wurde dank der Schnelligkeit der mit UTRANS-Triebwerken ausgestatteten Schlachtschiffe der Kemeten im Keim erstickt.

Dennoch machte sich Osiris Sorgen um seine Söhne Horus und Anubis, die an dem Himmelfahrtskommando teilnahmen. Schon zu viele seiner Gefährten waren gestorben. Horus, Anubis, Isis und er waren die letzten der Kemeten. Sah man einmal vom abtrünnigen Bruder Seth ab.

Dennoch hoffte Osiris, dass sein Volk entweder in Ehren verging oder eines Tages wieder zu einer kosmischen Macht werden würde. Die letzten Geschehnisse in der Amun-Pyramide hatten ihm Hoffnung gegeben. Die Erzählungen der Yenal und das gewaltige Arsenal an Körpern, die dank der Tessmatechnologie nur darauf warteten mit dem Ka der Kemeten verschmolzen zu werden. All die Seelen der ruhmreichen Kemeten ruhten in der Amun-Pyramide und warteten auf ihre Bestimmung. Osiris fragte sich oft, welche die wohl sein würde.

So viele Jahrtausende hatten sie den Mächten der Ordnung gedient. Dem großen Kosmokraten Amun waren sie loyale Verbündete gewesen. Diese Zeit war vorbei, das wusste Osiris. Was folgte nun für sein Volk, nachdem es solange in der Amun-Pyramide gelebt hatte? Eine Erschütterung der CHEPRI riss Osiris aus seinen Gedanken. Ein Stiftschiff der Larsaar explodierte unmittelbar neben der CHEPRI, jedoch bestand keinerlei Gefahr.

Osiris überprüfte die Verlustmeldungen. Sie hielten sich in Grenzen. Sie hatten eine reelle Chance, den Sturm Rodroms zu bremsen und ihn vielleicht sogar zurück zu schlagen.

Einer der Shak'Arit-Offiziere wandte sich an Osiris. »Herr, eine der unsrigen Fähren befindet sich in Not. Sie wird von einigen Schiffen angegriffen. Der Pilot bittet um Landeerlaubnis.«

Osiris war darüber sehr verwundert. »Es sei gewährt, doch wer von euch Robotern kämpft nicht bis in den Tod? Ich wünschte, mehr von euch würden nicht bis zum Letzten kämpfen, sondern die Aussichtslosigkeit mancher Situationen erkennen.«

»Herr, es ist keiner von uns. Es ist der erlauchte Seth.«

Osiris Blick gefror. Was wollte sein verschlagener Bruder in der Schlacht? Wie war er aus seinem Gefängnis entkommen?

»Bringt ihn her!«, befahl Osiris wütend.

Die Minuten verstrichen und Seth kam endlich in die Kommandozentrale. Er hatte eine Platzwunde am Schädel, die notdürftig versorgt wurde. Zwei Shak'Arit-Roboter begleiteten ihn.

»Trägt er Waffen bei sich?«

»Einen antiken Dolch«, berichtete der Roboter.

Osiris lachte abfällig. »Nun, damit wirst du wohl keine Revolte planen. Also, Bruder was machst du hier?«

Seth zeigte den Dolch, der an seinem Gürtel hing, um Osiris seine Aufrichtigkeit zu demonstrieren.

»Ich bin aus dem Gefängnis ausgebrochen«, erklärte Seth mit gehobener Stimme. »Ich konnte es dort nicht mehr aushalten. Wieder einmal habe ich viel Böses getan. Ich bitte um eine Möglichkeit, mich zu rehabilitieren. Deshalb bin ich hierher geflogen. Um gegen MODROR zu kämpfen.«

Dabei legte er das kleine Kästchen mit dem Onlinevirus ab. Es sah ganz unscheinbar aus. Doch das Geschenk Cau Thons, getarnt als ein Trinkfläschchen, beherbergte einen Virus, der gerade in den Zentralrechner der CHEPRI vorzudringen versuchte.

»Du wirst an meiner Seite bleiben, Bruder!«, drohte Osiris. »Ich traue dir nicht. Eine falsche Tat und ich töte dich mit meinen eigenen Händen!«

Seth wusste, dass sein Bruder dies tun würde. Seth hatte längst die Grenze überschritten. Die Liebe seines Bruders war in absolutem Hass und in Verachtung umgeschlagen.

Doch Seth lächelte verlogen. »Das würdest du doch nie tun, geliebter Osiris. Ich verspreche dir, dass ich an deiner Seite bleibe. Hier bin ich wenigstens sicher.«

*

Der Transporter flog langsam durch die gewaltigen Hangars des SONNENHAMMERS. Jeder an Bord war fasziniert und beängstigt zugleich von diesem gewaltigen Raumschiff.

»Wo bringt er uns hin?«, fragte sich Mathew Wallace.

Just in diesem Augenblick wurden sie vom Traktorstrahl losgelassen. Eine unfreundliche Stimme wies sie an, im Hangar 1920 A-III zu landen.

Mathew hütete sich davor, den Befehl zu bestätigen. Er bekam auf seinem Display jedoch die Stelle seiner Landefläche angezeigt und er folgte dem Weg.

»Projektion aktivieren und Ortungsschutz einschalten!«, befahl Aurec.

Lorif machte sich sofort daran, den kemetischen Ortungsschutz einzuschalten. In diesem Augenblick entstand eine Projektion des Transporters. Ebenfalls ein technologisches Werk der Kemeten. Die Projektion wurde von einem eigenständigen Programm ausgeführt. Das Schiff landete am vorbestimmten Platz und ruhte dort, während der echte Transporter unbemerkt in einen Nebenkorridor flog und dort landete.

Die Projektion strahlte sogar die erforderlichen Emissionen und Signaturen aus. Sofern keiner das Schiff betreten wollte, war ihr Schwindel perfekt. Aurec hoffte darauf, dass sich niemand dafür interessieren würde. Eine vage Hoffnung. Doch das ganze Kommando beruhte auf vagen Spekulationen.

Wallace folgte der Karte, die sie von den Rebellen von Barym erhalten hatten. Diese führte sie zu abgelegenen Plätzen des SONNENHAMMERS. Dort, wo man sehr gut einige Arkonbomben verstecken konnte. Diese Plätze waren nahe wichtiger Energieleitungen, die jedoch Hunderte von Kilometern lang waren. Sie zu kontrollieren war fast unmöglich.

Würden diese Energieleitungen jedoch außer Gefecht gesetzt werden, würde der SONNENHAMMER funktionsunfähig sein. Mit etwas Glück konnten die Arkonbomben ihn sogar vernichten.

»Leutnant Pollvan. Machen Sie sich mit ihren beiden Leuten zur Erkundung bereit!«, befahl Aurec.

Der Oxtorner salutierte. Sein ertrusischer Kamerad Wisrus spuckte als Zeichen der Bereitschaft auf den Boden.

Aurec musterte die Mitglieder des Kommandos. Jonathan Andrews überprüfte seine Thermostrahler und sein Caritschwert. Gal'Arn war vor kurzem noch in einer Meditation versunken gewesen. Jetzt war der Ritter der Tiefe voll konzentriert und bereit für den Einsatz. Gucky gab seinen drei Mutanten noch letzte Anweisungen, während Timo Zoltan die Arkonbomben das letzte Mal checkte. Denise Joorn und Jennifer Taylor wirkten angespannt. Wallace versuchte sie etwas aufzuheitern. Selbst der geschwätzige Lorif war still.

Aurec atmete tief durch, dann sprang er auf und rief: »Los geht‘s!«

Andrews öffnete die Luke und Pollvan stürmte mit seinen Leuten heraus. Sie sicherten die umliegende Gegend. Danach folgten die vier Mutanten und dann Jonathan Andrews und Gal'Arn.

Sie sogen die Umgebung förmlich auf. So etwas Sonderbares hatten sie selten gesehen. Alles wirkte unwirklich. Das Metall an den Wänden und dem Fußboden bestand aus einer seltsam lila-metallisch schimmernden Legierung.

Nun kamen auch Wallace, Dove und Aurec aus dem Transporter gefolgt von Anubis, Horus, Zoltan und Denise Joorn. Jennifer Taylor sollte vorerst in dem Schiff bleiben.

»Wir sollten die beiden Bomben in einem Abstand von einem Kilometer verteilen«, erklärte Aurec. »Gucky wird die eine Gruppe begleiten, Brad Callos die andere.«

Keiner hatte Einwände. Zuerst lief die Gruppe mehrere Hundert Meter voran, bevor sie stoppten. Leutnant Pollvan sicherte das Terrain. Gucky ging der Überoxtorner mit seinem Gehabe auf die Nerven, doch der Ilt hielt es nicht für angebracht seine üblichen Späße zu machen. Dafür war die Situation zu ernst.

Aurec befahl nun der Gruppe zu stoppen.

»Also gut. Wir teilen uns auf!«, befahl Aurec. Er wandte sich an Gal’Arn und Andrews. »Ihr werdet mit Gucky und der zweiten Bombe die Leitung entlang gehen. Nach etwa einem Kilometer verstaut ihr sie und kommt zurück zum Transporter. Den Zeitzünder stellen wir auf 20 Minuten ein. Alles muss sehr schnell gehen.«

Gal'Arn bestätigte. Er warf einen flüchtigen Blick zu Leutnant Pollvan. War da etwas? Irgendetwas stimmte nicht. Hastig fuchtelte der Oxtorner mit seinen Waffen herum. Plötzlich schrie er: »Alarm!«

Von überall her stürmten Skuritsoldaten auf sie zu. Sofort ergriffen Pollvan und seine beiden Leute das Feuer. Gucky setzte seine telekinetischen Fähigkeiten ein, um Skurits gegen die Wand zu drängen. Jeanne Blanc tat es ihm gleich. Wallace, Lorif und Dove verschanzten sich und schossen, was das Zeug hielt. Gal'Arn und Andrews zogen ohne zu zögern die Schwerter und stürmten auf die Angreifer zu.

Aurec wandte sich Horus, Anubis und Timo Zoltan zu. »Wir müssen die Bomben hier und jetzt ablegen und den Zeitzünder auf fünf Minuten einstellen.«

»Denkbar knapp«, gab Horus zu bedenken.

»Fürchtest du den Tod, Bruder?«, fragte Anubis, höhnisch die Zähne gefletscht. Er wollte ins Kampfgetümmel.

»Ich nicht, aber wie sieht es mit unseren sterblichen Freunden aus?«, stellte Horus in den Raum und blickte auf Aurec, dem schwer zumute war. Er entschied über das Leben von vielen.

»Wir haben keine andere Wahl. Gucky, Callos, Zoltan! Macht die Bomben scharf. Ihr teleportiert sie weg und dann verschwinden wir!«, brüllte Aurec im Schlachtengetümmel kaum hörbar.

Anubis stürmte nun auch auf die Skurits, die schnell zurückgedrängt werden konnten. Leutnant Pollvan und seine beiden Männer rannten, wild um sich schießend, den flüchtenden Skurit hinterher.

Boris Tschenkin blieb abrupt stehen. Bevor er die anderen warnen konnte, spürte er den stechenden Schmerz in seinem Bauch. Im Schock blickte er auf die Stelle, wo nun ein goldener Stab steckte. Die Spitze ragte am anderen Ende seines Körpers wieder heraus. Blut floss durch seinen Mund. Der Terraner russischer Abstammung erkannte es als Erstes. Es war eine Falle! Nur starb er, bevor er die anderen warnen konnte.

Cau Thon riss den Caritstab wieder aus dem Leib des toten Terraners. Goshkan stand fauchend neben ihm. Thon gab den Skuritsoldaten Anweisung zu feuern.

Zuerst wurden sie von Pollvan und Wisrus entdeckt. Der Oxtorner feuerte auf die neuen Truppen, doch die Übermacht war zu groß. Die Mündung eines Gewehres konnte nichts gegen die Mündungen von Hunderten von Gewehren ausrichten. Pollvan wurde von den Skurit durchsiebt und starb auf der Stelle. Wisrus stürzte sich schreiend auf die Feinde, doch Goshkan schlug ihm elegant beide Beine ab. Kreischend lag der TLD-Agent auf dem Boden und wollte sich wehren, doch Goshkan stieß mit seinem Schwert direkt in die Kehle des Ertrusers.

Aurec bemerkte die Ankunft der Söhne des Chaos. Gucky nahm eine Arkonbombe und sprang.

»Nein, sie ist noch nicht aktiviert!«, rief Zoltan hinterher. Zu spät. Er machte sich daran, die andere zu aktivieren.

Denise Joorn hockte sich hinter den Sprengkörper der Arkonbombe.

»Geh in Deckung!«, forderte sie Zoltan auf.

»Gleich«, wiegelte er ab.

Hastig setzte Timo Zoltan den Zeitzünder auf fünf Minuten. Nur noch einen Knopfdruck, dann hatte er die Bombe aktiviert. Plötzlich zischten Strahlenschüsse an ihm vorbei.

Joorn wurde unruhig und feuerte wild durch die Gegend. Dann packte sie Zoltan und zerrte ihn herüber.

»Wenn ich sage, geh in Deckung meine ich sofort, du Spinner!«, grollte sie mit einer Mischung aus Zorn und Besorgnis. Kurz danach bemerkte sie entsetzt, dass Zoltan ihr nicht mehr zuhören konnte. Ein riesiges Loch klaffte an seinem Hinterkopf. Der Wissenschaftler war tot.

Joorn riss sich zusammen und versuchte die Trauer zu verdrängen. Da sprang ein Skuritsoldat über die Bombe und griff sie an. Jan Scorbit sah dies und kam ihr zu Hilfe. Doch die Übermacht war zu gewaltig. Cau Thon griff nun auch ein und sicherte die Arkonbombe. Joorn versuchte ihn daran zu hindern, doch der Sohn des Chaos schlug sie einfach nieder. Als er bemerkte, dass sie noch Widerstand leistete, durchbohrte er ihre Schulter mit seinem Stab.

»Nein!«, brüllte Jan Scorbit und rannte, ohne auf seine Deckung zu achten zu ihr.

Remus versuchte seinem Bruder Feuerschutz zu geben, wurde jedoch selbst von einem Energiestrahl am Bein getroffen. Benommen blieb er liegen. Cau Thon bemerkte den Chef der USO in Cartwheel, zog rasch den Stab aus Denise' Schulter, die laut aufschrie, und streckte Jan damit nieder. Scorbit sank regungslos zu Boden.

Cau Thon schenkte den beiden keine Beachtung mehr, sondern kümmerte sich um die Arkonbombe.

Denise robbte mit aller Mühe zu Jan Scorbit und vergewisserte sich, dass er noch am Leben war. Dann wurde sie selbst bewusstlos.

Gal'Arn duellierte sich mit Goshkan. Andrews griff auch ein. Seine Wut auf den Katronen war noch immer unvorstellbar. Doch plötzlich kamen noch mehr Skuritsoldaten und mischten sich ein.

»Komm schon, kleiner terranischer Wicht. Lass uns endlich deinen Tod besiegeln. Oder hast du wieder ein Weib mitgeschleppt, das ich meucheln darf?«

Andrews schlug mit aller Kraft auf Goshkan ein, doch seine Fähigkeiten reichten noch nicht aus, um den Katronen zu schlagen. Goshkan parierte jede Attacke von Andrews. Der Sohn des Chaos wirkte disziplinierter. Der Unterricht seines Meisters Cau Thon schien Erfolge erzielt zu haben. Nun war Goshkan doppelt so gefährlich.

Schließlich warf Aurec die Waffe hin und ergab sich. Sofort befahl Cau Thon das Feuer einzustellen. Auch die anderen in Aurecs Gruppe gaben auf. Es hatte keinen Sinn mehr. Der Kampf war verloren.

Cau Thon grinste triumphierend. »Endlich ist das verhasste Pack aus Cartwheel machtlos. Ihr habt lange und tapfer gekämpft, doch nun ist es vorbei.«

Andrews wurde wütend: »Rede nicht, sondern töte uns! Dann haben wir es endlich hinter uns.«

Cau Thon bedachte ihn eines höhnischen Blickes. »Aber nein. Ihr werdet noch Zeugen des unwiderruflichen Endes der Ära Rhodan und des Unterganges der Milchstraße sein. Schafft sie weg!«

Die Skurit drängten Aurec und die anderen in den Gang. Die Verletzten wurden unsanft mitgezogen. Aurec musste bitter feststellen, dass vier von ihnen tot waren. Pollvan und seine Leute sowie Timo Zoltan.

Sie hatten versagt. Billiarden würden nun ebenfalls sterben.

 

Armageddon

Mit unverminderter Härte tobte die Schlacht vor der Milchstraße. Doch langsam konnten die alliierten Streitkräfte einen Vorteil erringen. Die Pyramidenschiffe von Osiris brachen an mehreren Stellen durch die feindlichen Linien und boten so die Möglichkeit, die gegnerischen Schiffe einzukesseln.

Perry Rhodan lief unruhig in der Kommandozentrale der LEIF ERIKSSON umher. Er hielt regen Funkkontakt mit Osiris, Reginald Bull und Joak Cascal, die den Oberbefehl über ihre Flotten hatten.

»Wenn Aurec erfolgreich ist, kann dieses Massensterben schnell beendet werden«, gab Rhodan den anderen zu bedenken.

»Wenn, Perry!«, entgegnete Bully. »Die Betonung liegt auf wenn. Wir dürfen nicht darauf aufbauen. Wir müssen die Schiffe auch so schlagen können.«

»Ich stimme Bull zu«, erklärte Cascal.

Osiris zog seine rechte Augenbraue hoch und starrte an die Decke. Seine Wangen zuckten vor Aufregung.

»Ich spüre, dass meine Söhne und die tapferen Menschen den SONNENHAMMER vernichten werden. Habt Vertrauen in unsere Gefährten. Gemeinsam werden wir den Mächten der Finsternis Einhalt gebieten.«

Perry hörte die aufmunternden Worte des Osiris gerne. Es war ein gutes Gefühl, einen noch älteren Zellaktivatorträger um sich zu haben, der ihm einen Teil der Verantwortung abnahm.

Rhodan, Bull und Cascal beendeten ihre Verbindungen und Osiris blickte seinen Bruder Seth an. Beide schwiegen. Für einen Moment lang war Osiris geneigt, seinem Bruder die Hand in Freundschaft auszustrecken, doch er wusste, wie unnütz diese Geste gewesen wäre.

»Was für eine Explosion«, meinte Seth, als zwei Kugelraumer zerbarsten.

Osiris erwiderte nichts.

Ungeduldig starrte Seth auf den Onlinesender der Söhne des Chaos. Wann würde er seine Aufgabe erledigt haben?

Überall auf den Monitoren zuckten Blitze umher. Osiris gab einen Befehl nach dem anderen, der sofort ausgeführt wurde. Die Schiffe formierten sich zu neuen Angriffswellen und griffen präzise und schnell die feindlichen Schiffe an. Seth bewunderte und verachtete Osiris Genie zugleich.

Dann plötzlich brachen die Shak'Arit-Soldaten zusammen. Jeder von ihnen auf der Brücke der CHEPRI. Osiris blickte sich verwundert um. Er eilte zu den Kontrollen und beobachtete die Schiffsverbände, die plötzlich in ihren Angriffen verharrten und nur noch durch den Raum trieben.

»Was ist los?«, erkundigte sich Perry Rhodan.

Osiris wusste es doch selbst nicht. Aufgeregt und nach einer Antwort suchend blickte er sich um. Dann haftete sein Blick an der Trinkflasche des Seth. Er sah zu seinem Bruder.

»Du!«

»Ja, ich! Ich habe wieder deine naive Gutmütigkeit ausgenutzt, Brüderchen«, ereiferte sich Seth. »Die Söhne des Chaos sind meine neuen Verbündeten. Sie symbolisieren Stärke und Macht. All das, was ich anbete. Du und deine schwächlichen Terraner werden sterben!«

Osiris starrte ihn seltsam an. Dann nahm er Anlauf und packte Seth am Hals. Behände schnappte sich Seth seinen Dolch und rammte ihn Osiris ins Fleisch. Der große Kemete schrie auf und ließ Seth fallen. Dann zog er den Dolch aus seiner Wunde und warf ihn in die Ecke.

»Damit wirst du mich nicht beeindrucken können.«

Seth grinste diabolisch. »Oh doch. Der Dolch war mit Gift getränkt. Gift, das selbst ein Zellaktivator nicht zu neutralisieren vermag, da es von den Mächten des Chaos extra zu diesem Zweck entwickelt wurde.«

Osiris stürmte wieder auf Seth zu. Seth fragte sich, wann das Gift wirken würde. Er versuchte seinem Bruder auszuweichen. Die ersten Male gelang es ihm noch, doch dann bekam Osiris Seth zu fassen. Er legte seine mächtigen Pranken an dessen Hals und drückte zu. Schweiß rann von der Stirn Osiris. Das Gift schien bereits zu wirken.

Doch Seth begriff, dass ihm das nichts mehr nützen würde. Er konnte nicht einmal Osiris um Gnade anflehen, da er kein Wort aus der schmerzenden Kehle bekam. Der Druck im Kopf stieg von Sekunde zu Sekunde. Die Augen quollen aus den Höhlen und das Gesicht verfärbte sich. Seth strampelte mit den Beinen. Der ganzen Oberkörper zitterte. Automatisiert schlug er mit seinen schwachen Armen auf die gestählten Oberarme des Osiris. Sein Kopf drohte von innen zu zerplatzen.

Dann war es vorbei. Seth war tot!

Osiris ließ erschöpft von seinem Bruder ab. Er sah sich verwundert um. Schien nicht glauben zu können, dass nun doch sein Ende kam. Gerade jetzt in dieser wichtigen Mission. Er musste doch den Terranern helfen! Mit letzter Kraft erhob sich der große Kemete und sendete einen Befehl an alle Bordcomputer der Pyramidenschiffe: Rückzug!

*

Perry Rhodan registrierte fassungslos, wie ein Pyramidenschiff wehrlos abgeschossen wurde. Ihm folgten zwei, drei, Dutzende, Hunderte, Tausende an weiteren Schiffen.

Sekündlich versuchte Rhodan Osiris zu erreichen. Jetzt endlich meldete er sich. Rhodan erschrak, als er das bleiche Gesicht des Kemeten erkannte.

»Was ist passiert?«

»Eine Falle der Söhne des Chaos. Seth hat die Shak'Arits unwiderruflich ausgeschaltet und mich mit einem Gift infiziert, das gegen die Heilung der Zellaktivatoren immun ist. Die Flotte zieht sich nach Kemet zurück. Sie kann euch hier nicht mehr helfen. Ich werde die Flotte begleiten und sterben. Perry Rhodan, es tut mir Leid. Ich habe versagt …«

Das Bild von Osiris erlosch und die Pyramidenschiffe setzten sich in Bewegung. Eines nach dem anderen verschwand. Rhodan verstand, dass sie ohne Besatzung nicht mehr viel ausrichten konnten. Sie konnten nicht kämpfen, sondern würden nur abgeschossen werden.

Rhodan begriff, wie hart dieser Verlust für sie war. Alles änderte sich schlagartig. Das Blatt hatte sich zugunsten der Söhne des Chaos gewendet. Wenn jetzt kein Wunder geschah, war alles vorbei. Eine ungute Gewissheit machte sich in Rhodan breit. Es war nur noch eine Sache von wenigen Stunden.

Die Milchstraße stand vor dem Untergang!

 

Das Ende der Milchstraße

Aurec saß mit seinen Gefährten in einer kargen Zelle und stierte vor sich hin. Alles war verloren. Ihr Leben und noch viel schlimmer das aller Lebewesen in der Milchstraße.

Der Saggittone ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Neben ihm saß Jonathan Andrews. Der Terraner schwankte zwischen Mut und Resignation. Er stand auf, ballte die Fäuste und wollte etwas tun. Im nächsten Moment kam die ernüchternde Erkenntnis, dass sie hilflos waren und er sank wieder auf den Boden der kalten Zelle. Gal'Arn meditierte. Wie so oft. Er schien sich mental auf den Tod vorzubereiten. Neben ihnen saß der Posbi Lorif stumm und bewegungslos. Mathew Wallace kümmerte sich um seinen verletzten Freund Jan Scorbit. Auch dessen Bruder Remus wurde verarztet. Dies übernahm Irwan Dove. Denise Joorn schien zu schlafen. Ihr Verband war vom Blut durchtränkt. Cau Thon hatte ihre Schulter mit seinem Caritstab durchstoßen.

Sandal Tolk hämmerte mit seinen Fäusten gegen die Stahltür. Langsam ging jedem im Raum Tolks Art auf die Nerven. Die drei Mutanten waren in separate Zellen gebracht worden. Wahrscheinlich konnte man so ihre parapsychischen Fähigkeiten neutralisieren.

Anubis und Horus schienen die Einzigen zu sein, die nicht aufgegeben hatten. Sie diskutierten tatsächlich, wie man ausbrechen könne. Aurec wünschte, er hätte diese Kraft gehabt.

Doch die hatte er verloren. Vier von ihnen waren bereits tot. Darunter auch der Wissenschaftler Timo Zoltan.

Drei weitere waren schwer verletzt. Der Rest wartete auf den Tod. Aurecs Gedanken kreisten um Kathy Scolar. Er sah sie vor seinem geistigen Auge lächeln. Dieses Bild von ihr möchte er in den Tod nehmen. Er wusste, dass er niemals seine Kathy wiedersehen würde.

Und sollte den Kemeten nicht die Zerstörung des SONNENHAMMERS gelingen, würde Kathy auch sterben. Doch mit ihr Billiarden Lebewesen. Männer, Frauen, Kinder. Jedes Leben in der Milchstraße würde ausgelöscht werden. Ein Schicksal, welches seine Heimatgalaxis Saggittor bereits erfahren musste. Zwar konnten einige wenige dem Armageddon entkommen, doch er wusste, wie es war, wenn die Heimatgalaxis starb.

Aurec beobachtete Jonathan Andrews. Der Anwärter auf den Titel eines Ritter der Tiefe guckte auf den Boden und schien ähnliche Gedanken wie Aurec zu haben. Sicherlich verspürte Andrews Sehnsucht nach Nataly Jargon. So wie es Aurec nach Kathy sehnte. Doch es würde keine schönen Stunden mehr geben. Schon bald würde die Milchstraße eine Ansammlung von Supernovae sein.

*

Perry Rhodan verfolgte die Wendung der Schlacht fassungslos mit. Innerhalb kürzester Zeit wurden über 50.000 Raumschiffe der Saggittonen pulverisiert. Der Wegfall der Pyramidenschiffe hatte alles verändert. Rodrom und seine Streitkräfte brachen nun überall durch.

Rhodan erteilte den Befehl, die Schiffe in Dreiergruppen fliegen zu lassen. Sie sollten sich in den weiten Raum fallen lassen und so die Ballung der feindlichen Streitkräfte bewusst zerstreuen.

Ob dies jedoch helfen würde, war unklar. Rhodan fasste einen schweren Entschluss.

Er setzte sich mit Julian Tifflor in Verbindung. Das Gesicht des jugendlich wirkenden Zellaktivatorträgers erschien auf einem kleinen Bildschirm.

Tifflor las aus Rhodans Gesicht wie aus einem offenen Buch. »Es steht schlecht«, schloss er aus Rhodans Mimik.

Perry nickte schwach. »Beginne mit der Evakuierung Terras. Einige Tage können wir vielleicht den SONNENHAMMER noch aufhalten. Doch wir können ihn auf keinen Fall besiegen.«

»Und Aurecs Kommando?«

»Wären sie erfolgreich gewesen, wäre der SONNENHAMMER keine Bedrohung mehr. Ich fürchte, sie sind tot.«

Rhodan fiel diese Aussage schwer. Viele Freunde, insbesondere Aurec und Gucky, für tot zu erklären, erforderte viel Realismus und Mut.

Tifflor verstand. Er biss sich auf die Lippe und ballte die Fäuste. Dann bestätigte er Rhodans Befehl und wünschte seinem alten Freund noch viel Glück.

Nach Beendigung der Verbindung erteilte Rhodan den Reserveflotten den Befehl, nun auch einzugreifen. Sie hatten keine andere Wahl mehr.

 

Vier Frauen gegen den SONNENHAMMER

Gucky materialisierte erschöpft in der Zentrale des Transporters. Müde sank er auf den Boden und versuchte die Ereignisse zu verarbeiten. Nur durch Glück war er den Skuritsoldaten entkommen. Dieses Glück hatten die anderen nicht gehabt.

Jennifer Taylor schloss rasch die Tür zum Laderaum und eilte zu dem Mausbiber. Besorgt streichelte sie seinen Kopf. »Was ist passiert? Wo sind die anderen?«

Gucky musterte die blonde Ärztin mit den tiefblauen Augen, die eigentlich viel zu schön für ihren Beruf war. Gucky konnte sich noch an die früheren Ärztinnen aus dem Solaren Imperium erinnern. Meist in die Jahre gekommene, übertriebene Emanzen mit strenger Miene und Frisur.

Jenny Taylor war dagegen das »Mädchen von Nebenan«. Natürlich, schön, freundlich aber auch kompetent. Naja, viele Terraner auf der IVANHOE meldeten sich gerne krank, seitdem Taylor Bordärztin war.

Gucky raffte sich wieder auf und atmete tief durch. »Es war eine Falle von Cau Thon. Pollvan, Wisrus, Tschenkin und Zoltan sind tot. Die anderen in Gefangenschaft.«

Jennifer Taylor hielt sich vor Schreck die Hand vor dem Mund. Dann fasste sie sich wieder.

»Was machen wir jetzt? Zu zweit können wir wenig ausrichten«, meinte sie.

Gucky grinste wieder. »Hey, ich bin der Retter des Universums. Ich wiege für zehn Leute!«

Jenny Taylor musste schmunzelnd Guckys Bäuchlein ansehen und wollte beinahe zustimmen, doch der Ilt fuhr fort: »Außerdem sind wir ja noch drei mehr, oder?«

Jennifer bemerkte, dass man dem Mausbiber wenig vormachen konnte. Er musste die Gedankenimpulse der drei blinden Passagiere empfangen haben. Jenny ging zum Laderaum und öffnete die Tür. Gucky hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet und die Hände in die Hüften gestemmt. Er machte einen ernsten Eindruck, als er Kathy Scolar, Nataly Jargon und Uthe Scorbit erblickte.

»Meine Damen. Das ist hier kein Kaffeekränzchen, sondern ein Kommando um Leben und Tod. Was sucht ihr hier, Mädels?«

Uthe blickte die anderen beiden an.

»Wir …«, begann Kathy zu stottern. »Wir wollten helfen.«

»Und auf unsere Männer aufpassen«, fügte Nataly hinzu.

»Genau«, stimmte Uthe kleinlaut hinzu.

Gucky schüttelte den Kopf. Einerseits bewunderte er ihre Tapferkeit, auf der anderen Seite waren sie ziemlich naiv, wenn sie glaubten, wirklich eine Hilfe in der Mission zu sein.

»Wo sind sie?«, wollte Kathy wissen.

»Wer?«, fragte Gucky verdutzt.

»Na, unsere Männer!«

»Gefangen«, berichtete Gucky. »Sie sind in eine Falle von Cau Thon getappt. Eine Arkonbombe wurde unschädlich gemacht. Die andere habe ich versteckt. Wir könnten sie sofort sprengen und hier abhauen.«

»Niemals!«, rief Nataly. »Ohne Johnny gehe ich hier nicht mehr weg!«

Kathy und Uthe vertraten dieselbe Meinung.

Gucky seufzte und setzte sich auf eine Kiste. »Das könnte hart werden …«

»Und wenn ich Cau Thon in seinen Hintern treten müsste. Ich will Jonathan wieder haben«, bekräftigte Nataly noch einmal ihre Entscheidung.

»Nun, gegen Cau Thon werden wir kämpfen müssen«, meinte Gucky. »Du darfst das dann übernehmen.«

Nataly schluckte. »Nun ja, vielleicht kannst du das auch machen, Retter des Universums?«

Gucky lachte kurz. Dann klatschte er in die Hände und sprang von der Kiste. »Also gut. Ihr vier Mädels seid ab sofort Himmelfahrtskommando B! Ziel ist es, Kommando A zu befreien und hier abzuhauen«

»Und die Bombe?«, fragte Uthe.

»Ich habe den Zeitzünder auf zwei Stunden eingestellt. Bis dahin müssen wir hier weg sein oder wir sind tot. Doch besser wir als der Rest der Galaxis …«

Gucky gab den vier Frauen ein paar Waffen. Bis auf Jennifer Taylor hatte eigentlich keine so richtige Kenntnis über die Funktionen von Thermostrahler. Dennoch hatten alle vier Frauen bereits viele Abenteuer erlebt. Diese Frauen waren zwar keine ausgebildeten Kämpferinnen, doch Gucky hoffte, dass er mit ihnen die Ziele noch erreichen konnte. Es war die Frage, wie belastbar sie waren.

Dann stiegen die Fünf aus dem Transporter aus. Gucky orientierte sich kurz, dann wusste er, wo er hin musste.

»Okay, ich teleportiere euch immer zu zweit«, erklärte er, nahm Jennifer Taylor und Uthe Scorbit bei der Hand und sprang los. Wenige Sekunden später rematerialisierte er wieder und holte Scolar und Jargon ab. Er brachte sie zur Arkonbombe. »Ich habe sie in einer Wand versteckt. Die müssten erst einmal durch die Wand, um die Bombe zu finden. Ich hoffe, dass sie sich in den nächsten zwei Stunden daran die Zähne ausbeißen.«

»Wo ist unser Team?«, wollte Jennifer wissen.

»Ich kann sie nicht espern«, erklärte der Ilt mit einer hilflosen Geste. »Das ist ein kleines Problem. Sie scheinen gut abgeschottet zu sein. Wir müssen sie suchen.«

Nataly entsicherte ihre Waffe und ging wortlos los.

»Nehmen wir doch die Richtung …«, meinte Gucky und zeigte auf Nataly. Die anderen gingen nun auch los.

Sie hatten noch zwei Stunden …

*

Cau Thon wanderte in der Kommandozentrale des SONNENHAMMERS umher und beobachtete die Sicherheitskräfte bei ihrer Arbeit. Sie durchsuchten nun den gesamten SONNENHAMMER nach feindlichen Eindringlingen oder seltsamen Vorkommnissen.

Pestol lief schwitzend im Raum umher. Ihn machte dieser Zwischenfall sichtlich nervös. Der relativ unsterbliche Zievohne wurde aus seinen Vorbereitungen, die nächste Sonne anzusteuern, herausgerissen. Das schmeckte ihm nicht. Doch er wagte es unter keinen Umständen, Beschwerde bei Cau Thon einzulegen. Es konnte seine Letzte sein.

»Herr, wir haben Probleme, unter den ganzen Subkulturen der Station fremde Lebensimpulse zu orten«, berichtete einer der zievohnischen Sicherheitsbeamten.

»Ihr werdet doch wohl Individualmuster der Lebewesen an Bord der Station haben und diese mit den heutigen Suchergebnissen vergleichen können«, sprach Cau Thon scharf.

»Herr, wir haben hier die verschiedensten insektoiden und arachnoiden Kulturen an Bord des SONNENHAMMERS. Vereinzelt haben wir sogar Säugetiere hier angetroffen. Bei einer Station dieser Größe ist es nicht auszuschließen, dass sich Ungeziefer einnistet. Die Suchergebnisse mit allen Mustern zu vergleichen ist ein großer Aufwand.«

Cau Thon schlug wütend mit seinem Caritstab dem Zievohnen den Kopf ab. »Dich am Leben zu erhalten, war ebenfalls ein großer Aufwand, der in keinem Verhältnis stand. Pestol, suchen Sie einen neuen Sicherheitsbeamten aus, der seine Aufgabe mit mehr Eifer erfüllt!«, befahl er und verließ die Kommandostation.

Goshkan blickte ihm hinterher, während Pestol fluchend befahl, die Leiche zu entfernen.

Cau Thon erstattete Rodrom Bericht: »Meister, wir haben Aurec und seine Gefährten in unserer Hand. Alles verlief nach Plan.«

Die Rote Entität war sehr zufrieden. »Sehr gut, mein Sohn des Chaos. Seth hat ebenfalls seine Aufgabe erfüllt und Osiris liegt im Sterben. Die Kemeten sind geschlagen und die Galaktiker und Cartwheeler kämpfen einen hoffnungslosen Kampf.«

Cau Thon erhob sich aus seiner Verneigung. »Wann soll der SONNENHAMMER zuschlagen? Wir könnten jetzt jederzeit in ein Sonnensystem eindringen.«

Rodrom schien darüber nachzudenken. Er bewegte kurz seine Hand, dann verharrte er wieder in seiner starren Pose. »Rhodan soll gebrochen werden. Führen wir noch ein paar Stunden diese Schlacht. Dann soll die Milchstraße vernichtet werden. Entsorgt Ihr die Gefangenen. Ich werde mich melden, sobald der SONNENHAMMER seine Aufgabe erfüllen darf.«

Rodroms Holografie erlosch. Cau Thon dachte über die Überheblichkeit Rodroms nach. Er hätte sofort angegriffen. Doch Rodrom zögerte, um den Sieg auszukosten. Hoffentlich war dies kein Fehler.

Doch Cau Thon beruhigte sich, als er verstand, wie aussichtslos doch die Lage der Terraner war. Sie hatten nicht mehr den Hauch einer Chance.

 

Kampf um die Milchstraße

Xavier Jeamour saß angespannt im Kommandositz der IVANHOE und gab ständig neue Anweisungen. James Fraces hatte die Navigation des Schlachtschiffes selbst übernommen.

»In den Raum abtauchen!«, befahl Jeamour. »Kurzer Hyperraumsprung in einem Bogen, sodass wir hinter den Angreifer kommen.«

Seine Nummer Eins führte sofort den Befehl aus. Die IVANHOE tauchte in den leeren Raum, sprang ein paar Lichtsekunden in einem 180-Grad-Bogen und kam direkt hinter dem feindlichen Stiftschiff der Larsaar heraus.

»Feuer!«, brüllte Jeamour seinem Feuerleitchef Remahn Obaotschi zu.

Der Peepsie zögerte keine hundertstel Sekunde und aktivierte die Transformwaffen. Das Schiff der Larsaar konnte nicht so schnell reagieren und verging in dem Flammenmeer.

»Drei Schiffe auf drei Uhr, Sir«, berichtete die neue Ortungsleiterin Tania Walerty.

»Wo sind unsere Flügelschiffe?«, wollte Jeamour wissen. Der Schweiß lief dem Belgier von der Stirn.

Die IVANHOE wurde von mehreren Salven getroffen und aus dem Kurs geschleudert. Die Menschen flogen durch die Brücke wie Bälle.

Tania konnte sich gerade noch am Tisch festhalten. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie in der Lage war, auf die Frage des Kommandanten einzugehen. »Die COLERIS und EASY RIDER sind vernichtet, Sir!«

Jeamour verwünschte diese Schlacht. Er befahl abzudrehen und sich einem neuen Verband anzuschließen.

»Lange überleben wir das nicht mehr, Sir«, meinte James Fraces eindringlich.

Jeamour wusste diese Aussage zu deuten. »James, wir haben keine andere Wahl. Wenn wir hier verlieren, haben wir kein Zuhause mehr. Also schwenken Sie ab und suchen einen neuen Verband, damit wir weiter kämpfen können!«

Die Jägerstaffel um Will Dean wurde von Minute zu Minute kleiner. Doch ausgerechnet die Jets konnten die größten Erfolge erzielen. Die Abfangjäger der Larsaar und Zievohnen schienen trotz ihrer quantitativen Überlegenheit nicht mit den Terranern mithalten zu können.

»Psycho, Phil. Wir bekommen gleich einige Staffeln an Bombern zu uns. Wir müssen sie schützen, damit sie die großen Pötte angreifen können.«

Psycho stieß einen gellen Schrei aus. Damit signalisierte er seine Bereitschaft. Auch Phil Haman bestätigte.

Auf seiner linken Seite bekam Haman mit, wie wieder ein großes saggittonisches Schiff vernichtet wurde.

»Mann, die Saggittonen müssen riesige Verluste haben«, sprach er in den Interkom.

»Ja, ich fürchte zu viele. In den letzten Meldungen von Rhodan war von über sechzigtausend die Rede. Sie kämpfen an vorderster Front und werden gnadenlos aufgerieben.«

Dean brach das Gespräch ab und wendete seinen Jäger, da wieder einige feindliche Jets hinter ihm waren. Doch neben seinen beiden Flügelmännern kamen ihm zwei weitere Einheiten zu Hilfe.

»Hey, das sind Maddog und Skipper!«, rief Psycho.

»Der fliegt auch wie ein verrückter Hund«, meinte Will Dean im Scherz und bedankte sich für die Rettung.

Phil erklärte, dass die beiden Epsaler aufgrund ihres Übergewichtes ein extragroßes Cockpit benötigten. Maddog und Skipper fanden dies jedoch wenig amüsant.

»Da kommen die Bomber«, meldete Skipper.

Dean gab noch ein paar Befehle durch, dann machten sie sich daran, die schweren Bomber zu schützen. Die ersten Angriffswälle brachten einiges. Vier schwere Kreuzer der Zievohnen wurden vernichtet.

Doch schnell stellten sich die Invasoren auf die Bomber ein und errichteten ein Sperrfeuer. Kleinere Kreuzer spien Gravitationsminen aus. Ein Jäger nach dem anderen ging nun verloren.

»Minen, Sperrfeuer, Jäger. Das ist einfach zu viel«, meckerte Dean. Er erkannte die hoffnungslose Lage und befahl seinen Einheiten in die Defensive zurückzugehen.

»Hier Dean an Einsatzzentrale. Wir brechen den Angriff ab und konzentrieren uns auf die Verteidigung. Ein Durchkommen ist nicht mehr möglich. Wiederhole: Wir brechen den erfolglosen Einsatz ab und beschränken uns auf die Verteidigung unserer Schlachtschiffe.«

Perry Rhodan hörte die Meldungen nicht gerne. Über 160.000 Einheiten waren bereits verloren. Cauthon Despair nahm mit Rhodan Kontakt auf. Der Silberne Ritter führte das Kommando des Schlachtschiffes COLUMBUS. Sein Schiff war noch unversehrt.

»Du wolltest mich sprechen, Perry?«

»Ja! Bilde mit der IVANHOE und der TAKVORIAN II einen Angriffsverband!«, befahl Rhodan. »Zu dritt könnt ihr bestimmt Einiges anrichten.«

Er wusste, dass es nur ein kleiner Strohhalm war. Die Ideen gingen ihm langsam aus.

Despair bestätigte. »Ich muss mich allerdings beeilen, denn die TAKVORIAN II ist unter starkem Beschuss.«

Rhodan schluckte. Nicht auch noch Cascal.

Die TAKVORIAN II wurde von mehreren Salven schwer erfasst. Cascal stand blutend an den Konsolen und stellte traurig fest, dass Coreene Quon ihr Leben verloren hatte, als eine Explosion die Zentrale erschütterte hatte und die Decke eingestürzt war.

»Hier TAKVORIAN II an alle. Wir brauchen dringend Hilfe. Wir …«

Weiter kam Cascal nicht, denn ein Schiff der Zievohnen schlug in dem 1000-Meter-Schiff ein.

»Kamikaze«, raunte Joak Cascal wütend.

»Sir, wir können uns nicht mehr lange halten. Wir müssen evakuieren«, meldete der Zweite Offizier.

Resignierend stimmte Joak zu.

»Die COLUMBUS nähert sich uns mit großer Geschwindigkeit«, meldete der Funker. »Despair bittet an Bord kommen zu dürfen.«

Ausgerechnet Despair!, dachte Cascal fluchend. Doch er durfte diese Hilfe nicht ausschlagen. Er erteilte seine Genehmigung und gab den Befehl zur Evakuierung des Schiffes. Die Besatzungsmitglieder sollten sich sofort zu den Transmittern begeben und zur COLUMBUS wechseln.

»Räumt die Brücke. Sofort!«

Widerwillig befolgten die Crewmitglieder den Befehl ihres Kommandanten. Cascal schloss die Augen der toten Coreene. Sie hatte ihm viele Jahre treu gedient und war eine gute Kommandantin und Freundin gewesen.

»Für Sentimentalitäten ist jetzt keine Zeit«, begann Despair, als er in die verwüstete Kommandozentrale trat.

Cascal verwünschte Despair. Er nahm einen Thermostrahler und richtete ihn auf den Silbernen Ritter.

»Am liebsten würde ich abdrücken, du verdammter Bastard!«

»Dazu bist du zu edel, Cascal«, meinte Despair selbstsicher. »Du würdest keinen Wehrlosen töten.«

»Wir wissen beide, dass du nicht wehrlos bist«, rief Cascal mit erhobener Waffe. »Ich denke sogar, dass du noch mit MODROR paktierst.«

Despair trat an ihn heran. »Und wenn es der Wahrheit entsprechen würde?«

Für einen Moment war Cascal entsetzt. Er hatte also wirklich mit seinen Vermutungen recht behalten. Der Silberne Ritter trieb ein doppeltes Spiel. In dem Moment erschien wieder das Konzept Sanna Breen.

Verdutzt blickte Cascal Sanna an.

»Du hier? Ich verstehe nicht …«, stammelte er.

Cauthon nutzte die Verwirrung, zog sein Caritschwert und schlug damit Joak die Waffe aus der Hand.

»Nein!«, schrie Sanna.

Plötzlich traf die TAKVORIAN II eine Salve. Eine Explosion jagte die andere und weitere Teile der Decke stürzten herab. Sie begruben Cascal unter sich.

Despair vergewisserte sich, ob der Veteran des Solaren Imperiums noch lebte. Leider tat er dies.

»Rette ihn, Cauthon!«, flehte Sanna ihn an.

Despair zog sein Schwert und wollte zustechen, doch plötzlich kamen ein paar Mediziner von der COLUMBUS.

»Das ist dein Werk«, stellte er wütend fest und blickte Sanna an, die mit einem Lächeln verschwand.

»Sie haben uns gerufen, Sir?«, fragte der eine Mediziner, ein Ara im mittleren Alter.

»Der Terramarschall ist schwer verletzt«, antwortete Despair und deutete auf das Trümmerfeld, unter dem Cascal begraben lag.

Die Mediziner hoben die Trümmer mit einem Antigrav beiseite und untersuchten Joak Cascal.

»Er hat schwere Kopfverletzungen und liegt im Koma«, erklärte der Ara. »Wir müssen ihn schnell zur COLUMBUS transportieren.«

»Tun Sie, was Sie tun müssen«, sagte Despair emotionslos und sah zu, wie die Mediziner Cascal zum Transmitterraum brachten. Er blieb noch einige Momente auf der Brücke, dann verließ auch er das Wrack der TAKVORIAN II, welches kurz danach explodierte.

Rhodan verzog keine Miene, als er vom Ende der TAKVORIAN und der schweren Verletzung von Joak Cascal hörte. Es war eine von vielen Hiobsbotschaften des Tages.

Die Schlacht dauerte an. Die Verluste auf der Seite der Alliierten betrugen inzwischen 187.390 Schlachtschiffe. Den Löwenanteil dabei trugen die Saggittonen. Hinzu kam der Verlust von mehr als 440.000 Pyramidenschiffe der Kemeten. Die Verluste auf Seiten von MODROR betrugen vielleicht 70.000 Einheiten.

Rhodan wagte einmal nachzurechnen, wie viele Leben auf diesen Schiffen waren. Wenn jedes Schiff eine durchschnittliche Besatzung von 500 Lebewesen hatte, so waren insgesamt bei dieser Schlacht mehr 128 Millionen Lebewesen bis dato umgekommen. Dies war mehr als doppelt so viel wie im schlimmsten Bürgerkrieg Terras, dem Zweiten Weltkrieg. Dieser dauerte sechs Jahre, diese Schlacht nicht einmal zwei Tage.

Es war Wahnsinn. Doch hatte Rhodan eine andere Wahl? Passiver Widerstand würde MODROR nicht von seinen Zielen abhalten. Eine Toleranz seines Vorhabens konnte es nicht geben. Die Entität DORGON hatte einst eindringlich vor MODROR gewarnt.

Sie hatten gar keine andere Möglichkeit, als sich zu verteidigen. Es ging um Leben und Tod. Diplomatie gab es in diesem Konflikt nicht. Das hasste Rhodan so sehr. Wenn es möglich war, legte er einen Kampf ohne Waffen bei. MODROR war daran nicht interessiert.

Deshalb gab es keinen anderen Weg als Sieg oder Untergang.

*

»Sir, die COLUMBUS steht unter starkem Beschuss«, meldete Tania Walerty dem Kommandanten Admiral Jeamour.

Der Belgier mit der hohen Stirn blickte besorgt auf das Hologramm, welches das unmittelbare Umfeld seines Pulkes wiedergab.

»James versuchen Sie einen Teil der Angreifer auf uns zu lenken!«, befahl Jeamour.

»Aye, Sir«, bestätigte James Fraces und manövrierte die IVANHOE direkt in den Unruheherd um die COLUMBUS. Der Peepsie Obaotschi begann sofort das Feuer auf einige Schiffe der Larsaar und Skurits zu eröffnen. Gezielter Beschuss aus den Transformgeschützen zerstörte sogar zwei 250 Meter Raumer. Doch sofort schwärmten vier Larsaarstiftschiffe aus dem Pulk aus und hielten auf die IVANHOE zu.

»Abdrehen!«, rief Jeamour.

Fraces führte sofort den Befehl aus. Die IVANHOE beschleunigte und sprang einige Lichtsekunden weg. Die Angreifer waren abgeschüttelt. Doch Jeamour glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er die WORDON plötzlich vor sich sah.

»Vom Regen in die Traufe! Weg hier!«, schrie er aufgeregt. Seine Stimme überschlug sich. Sehr selten für den sonst so ruhigen Kommandanten.

Fraces versuchte die IVANHOE erneut in den Hyperraum zu versetzen, doch bevor EINSTEIN die Koordinaten ausrechnen konnten, traf die WORDON die IVANHOE mit einer vollen Breitseite. Der Schutzschirm brach beim ersten Beschuss zusammen. Die zweite Salve sprengte vier komplette Decks auf der Südseite des Raumers heraus. Wo einst Lagerhallen, Mannschaftsquartiere und Vergnügungsräume waren, klaffte ein brennendes Loch.

»Sir, ich muss mich krankmelden«, erklärte plötzlich der Bordrechner EINSTEIN.

Jeamour glaubte, sich verhört zu haben. »Was willst du?«

»Der jüngste Einschlag hat einen Großteil meiner Speicher durch Kurzschlüsse vernichtet. Ich bin nur noch 31 Prozent einsatzfähig.«

»Das muss reichen«, brummte der Belgier. Er drückte einen Schalter, der die Verbindung zum Maschinenraum herstellte.

Der Gataser Zyrak Wygal meldete sich. Der Maschinenchef war wieder einmal wild am Fluchen: »Bei der grünen, gelben, braunen, roten und sogar weißrotgelb gestreiften Kreatur! Hier unten ist die Hölle los. Ein Energieausfall nach dem anderen, Sir. Ich habe sämtliche lebensunnötigen Systeme auf die Schutzschirmversorgung umgeleitet.«

»Wird es reichen, um die Schilde in den nächsten Sekunden aufzubauen?«, fragte Jeamour voller Hoffnung.

»Naja, wenn jemand heiß geduscht hat, wird er jetzt einen Kälteschock erlitten haben. Wir haben nicht mal mehr verfügbare Energie zum Erhitzen von Flüssigkeiten. Wenn die Energie nicht reicht, dann sind wir am Ende.«

Jeamour nickte schwach und beendete die Verbindung. Viel Mut hatte der fähige Maschinist ihm nicht gegeben.

»Sir, die WORDON hält wieder auf uns zu«, meldete Tania besorgt. James Fraces flog so schnell es ging, doch die WORDON feuerte wieder auf die IVANHOE.

Diesmal konnte der neu errichtete Schutzschirm standhalten. Jedoch flackerte er und bei der zweiten Salve brach er letztlich zusammen. Ein dritter Schuss fegte den Westteil des Ringwulstes weg. Eine Feuerfontäne schoss plötzlich aus dem Boden der Kommandozentrale und erfasste die Funkerin Lopez Tchkerny. Die Frau schrie kurz auf, dann war sie schon tot. Doch der kurze, gellende Schrei ging jedem Besatzungsmitglied durch das Knochenmark.

»Walerty besetzen Sie die Funkzentrale und rufen Sie alle verfügbaren Schiffe. Sergeant Prützkyly übernimmt die Ortung.«

Tania führte sofort den Befehl aus. Sie sendete einen offenen Funkspruch an alle alliierten Schiffe. Es war ihr letztlich egal, ob feindliche Schiffe diesen Spruch abhören konnten. Man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu sehen, dass die IVANHOE am Ende war.

»Jim, bringen Sie uns weg hier!«, befahl Jeamour.

Eine weitere Explosion erschütterte das Schiff. Zahllose Relais schmorten durch. Das Licht flackerte. Sekunden danach meldete sich Wygal per Funk.

»Die Hauptenergieversorgung kollabiert«, meldete der Blue mit belegter Stimme. »Die Stabilisatoren und das Metagravtriebwerk sind hinüber. Wir können nicht mehr auf Lichtgeschwindigkeit gehen.«

Jeamour ließ sich in den Sessel fallen und seufzte. Seit fast neun Jahren hatte er das Kommando über die IVANHOE. Dieses Schiff war in der Milchstraße aufgrund ihrer Besatzung und Abenteuer schon legendär geworden. War das das letzte Kapitel in der Geschichte dieses Schiffes?

Ja!

»Evakuierung«, sagte Xavier Jeamour tonlos.

Die Brückenmitglieder sahen ihn verständnislos an. Sie wollten ebenso wenig wie ihr Kommandant dieses Schiff aufgeben. Doch im nächsten Moment begriffen sie die Entscheidung. Das Leben der Besatzung ging dem Kommandanten vor. Es war ihm wichtiger als ein Stück Metall, was die IVANHOE letzten Endes war. Auch wenn sie in den neun Jahren quasi zur Heimat für die Crew geworden war.

»Nun raus hier!«, brüllte Jeamour energischer. Er riss die Besatzung damit aus ihrer Melancholie heraus. Sofort machte sich das entbehrliche Personal auf dem Weg zu den Rettungskapseln.

»Sir, die SAGRITON kommt uns zu Hilfe. Sie bringt noch fünfzig saggittonische Schlachtschiffe mit«, berichtete Tania, die sich zusammen mit Fraces und Jeamour nur noch in der Kommandozentrale befand.

Weitere Energieschüsse trafen die IVANHOE. Das Schiff wurde kräftig durchgeschüttelt. Die Navigationskonsole explodierte. Tania, Jeamour und Fraces donnerten auf den Boden.

Jedoch erwischte es den Ersten Offizier am schlimmsten. Ein Metallsplitter bohrte sich durch seine Brust. Jeamour kümmerte sich sofort um seine Nummer Eins. Tania erholte sich auch langsam.

»Sir, es hat keinen Sinn. Ich hätte nicht gedacht, dass die IVANHOE mein Grab wird«, hustete Fraces.

Jeamour schüttelte den Kopf. »James, das wird sie auch nicht. Sie werden sich erholen. Es wird eine zweite IVANHOE geben.«

Fraces versuchte zu lachen. »Richtig, aber mit einem neuen Ersten Offizier. Nehmen Sie Wallace, falls er noch lebt. Auch wenn wir manchmal unsere Differenzen hatten, ist er doch der Beste für den … den … Job!«

Fraces Gesicht war schmerzverzerrt. Tania untersuchte die Verletzung. Beinahe musste sie sich übergeben. Sie schüttelte schwach den Kopf. Jeamour wusste somit, dass man Fraces nicht mehr viel helfen konnte. Es war eine Frage von Minuten, bis sein Leben zu Ende war.

»Sir, lassen Sie die IVANHOE mit einem Knall gehen«, keuchte der Ire. »Erlauben Sie mir diesen letzten Wunsch!«

»Ja, Nummer Eins. Erlaubnis erteilt«, sprach Jeamour fast schon mechanisch. Fraces raffte sich auf und schaffte es zum Kommandantensessel, der eine Notsteuerung besaß.

Tania packte Jeamour am Arm. »Wir müssen los, sonst wird die zweite IVANHOE auch einen neuen Kommandanten brauchen«, erklärte sie mit Nachdruck.

»Sollte der Kapitän nicht mit seinem Schiff untergehen?«, fragte Jeamour viel mehr sich als Walerty.

Die Terranerin verzog das Gesicht. »Die Tradition habe ich immer für bekloppt gehalten. Und nun raus hier, Sir!«

Sie zerrte Jeamour, der einen letzten Blick auf den sterbenden Fraces warf, aus der Kommandozentrale. Dutzende von Explosionen begleiteten sie während ihres Weges zur Rettungskapsel.

»Hier Walerty. Status der Evakuierung?«

EINSTEIN persönlich meldete sich: »Miss Walerty, Sie sind die Letzten. Von den achthundert Besatzungsmitgliedern konnten sich 623 retten. Sieben, inklusive dem Ersten Offizier, sind irreparabel verletzt und werden mit mir untergehen. 170 Crewmitglieder fanden bereits den Tod.«

»EINSTEIN, sende dein Back-up-Memo an das nächste Schiff!«, befahl Walerty und drückte den in Agonie versunkenen Kommandanten in die andere Richtung. »So bleibst du uns erhalten.«

Dann endlich erreichten sie die Rettungskapsel. Tania übernahm die Steuerung, während Jeamour sich von seinem Schiff und den 177 Crewmitgliedern verabschiedete.

Kurz, nachdem die Rettungskapsel aus der IVANHOE schoss, nahm das Schiff noch einmal an Geschwindigkeit zu und begann das Feuer auf die WORDON zu eröffnen.

James Fraces und die IVANHOE kollidierten nach wenigen Momenten mit der WORDON und vergingen in einer gewaltigen Explosion. Die IVANHOE war in der Tat mit einem großen Knall gegangen.

 

Letzte Hoffnung

Gucky und die vier Frauen wanderten durch den SONNENHAMMER. Der Mausbiber versuchte vergeblich, die Gedankenimpulse der Gefangenen zu orten. Ihre Zellen mussten über Psi-Energie absorbierende Geräte verfügen.

Ungewollt warf der Ilt einen Blick auf sein Chronometer. Sie hatten noch 92 Minuten Zeit, bis die aktivierte Arkonbombe detonieren würde.

Der Mausbiber schaute zu den vier Frauen herüber. Sie wirkten weder zuversichtlich noch furchtlos. Uthe war kreidebleich und Gucky hatte das Gefühl, als müsste sie sich jeden Moment übergeben. Er ließ kurz seinen telepathischen Fähigkeiten freien Lauf.

Nataly Jargon und Kathy Scolar hatten große Angst um das Leben ihrer Männer und das von ihnen selbst. Uthe konnte schon kaum mehr einen klaren Gedanken fassen. Jennifer Taylor wirkte noch am ruhigsten von ihnen.

Gucky seufzte innerlich. Eine Befreiungsaktion konnte er kaum mit den vier Frauen durchführen.

»Seht mal her!«, rief Kathy den anderen zu.

Sofort rannten die anderen vier zur Terranerin. Vor den zehn Augen krabbelten etliche ein Meter lange Arachnoiden.

Nataly schrie entsetzt auf. »Macht sie tot!«

Gucky konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Er schob die Spinnen telekinetisch zur Seite, damit sie ungehindert durch konnten.

»Je größer das Haus, desto größer das Ungeziefer«, sinnierte er.

»Ziemlich mächtig groß«, murmelte Jennifer Taylor, die vorangegangen war und plötzlich stehen blieb.

Sie stand vor einer großen Halle. An der Decke hingen fünf gigantische, zwölfbeinige Arachnoiden. Ihr Torso hatte allein einen Durchmesser von zehn Metern. Die Spannweite ihrer Beine mochte sie gar nicht ausrechnen.

»Wow … Tarantulas Familie«, schluckte Gucky und starrte mit einer Mischung aus Faszination und Furcht auf die riesigen Viecher.

Dutzende von »kleineren« Spinnen krabbelten in der Halle umher.

»Da kriegen mich keine zehn Okrills durch«, meinte Uthe energisch. Nataly pflichtete ihr schnell bei.

Gucky versuchte herauszufinden, ob die Arachnoiden intelligent waren, musste jedoch feststellen, dass sie geistig nicht viel weiter entwickelt waren als eine terranische Kreuzspinne.

»Was nun?«, wollte Kathy wissen.

»Öh«, machte Gucky verlegen. »Ich teleportiere euch hinter die Halle!«

Schnell brachte er in zwei Teleportationssprüngen die vier Frauen in einen unbewohnten Gang.

»Der Boden hier ist so glitschig«, rümpfte Kathy die Nase.

In der Tat bestand der Boden nur aus einem schleimigen Etwas. Die Subkulturen in dieser Gegend waren keine Arachnoiden, sondern grüne, etwa zwei Meter lange und sechzig Zentimeter breite Mollusken.

»Die scheinen wenigstens harmlos zu sein«, meinte Nataly beruhigt.

Gucky lief voran, um die Gegend zu erkunden.

»Die hätten mal den Kammerjäger hier herunterschicken sollen«, scherzte der Mausbiber.

Plötzlich kam ihnen eine faustgroße Libelle entgegen geflogen. Zumindest konnte man dieses lilafarbende Insekt am ehesten mit einer heimischen Libelle vergleichen.

»Können wir nicht auf ein anderes Deck gehen? Ich glaube nicht, dass die Gefangenen in einer so verwahrlosten Ebene untergebracht sind«, vermutete die Halblinguidin.

»Ja …«, meinte Gucky halblaut. Nataly wollte nachhaken, doch anscheinend forschte der Mausbiber gerade im SONNENHAMMER herum.

»Ich habe die Gedanken von Pestol erfasst«, berichtete der Ilt erfreut.

Jedoch konnte keine der vier Damen etwas mit dem Namen anfangen. Gucky erklärte ihnen, dass es sich dabei um den Kommandanten des SONNENHAMMERS handelte.

Er war gerade in einer Diskussion mit Cau Thon. Es ging um die Gefangenen …

*

Der Zievohne gestikulierte wild mit seinen Gliedmaßen. Er war alles andere als glücklich über den Zwischenfall und fürchtete um den SONNENHAMMER. »Seid ihr völlig sicher, dass nach Gefangenschaft der terranischen Terroristen keine Gefahr mehr für meine Station besteht?«

Cau Thon blickte ihn kalt an. »Suchtrupps durchkämmen den gesamten SONNENHAMMER. Sollte sich Ihr Personal wider Erwarten als kompetent herausstellen, werden Sie etwaige Terroristen der Alliierten finden und eliminieren.«

Pestol wurde über die abfällige Bemerkung des Sohnes des Chaos wütend. Bevor er jedoch etwas entgegnete, riss er sich zusammen. Pestol wusste genau, wie gefährlich und mächtig Cau Thon war. Dennoch wagte er zu bemerken: »Meine Männer sind die besten in der Armee.«

Cau Thon schwieg.

Nun erschien eine Holografie Rodroms in der Zentrale des SONNENHAMMERS. Wie immer war die Erscheinung starr und nur durch das leichte Umherwanken der roten Kutte erkannte man, dass es sich nicht um ein Bild, sondern um eine reale Projektion der Inkarnation MODRORs handelte.

»Meine Söhne sucht den SONNENHAMMER selbst nach Eindringlingen durch. Nur euch vertraue ich. Die Bewachung der Gefangenen soll verdoppelt werden.«

Cau Thon verneigte sich und gab Goshkan ein Zeichen. Die beiden verließen umgehend die Zentrale und machten sich auf die Suche.

Rodrom wandte sich Pestol zu: »Und Ihr bereitet den SONNENHAMMER für seinen Einsatz vor. Es ist nur noch eine Frage von Stunden, bis wir Perry Rhodans Niederlage besiegeln.«

*

Gucky bauten Pestols Gedanken nicht sonderlich auf. Er berichtete den vier Frauen, dass nun Cau Thon und Goshkan persönlich nach ihnen suchten. Positiv zu vermelden, war die Tatsache, dass Pestol einige Skurits in den Inhaftierungsblock schickte.

So bekam Gucky genau mit, wo sich Aurec und die anderen aufhielten. Der Mausbiber entblößte seinen Nagezahn.

»Ihr wartet kurz hier. Ich werde unsere Bombe etwas sicherer verstecken«, erklärte er und verschwand.

Gucky kehrte an das Versteck der tickenden Arkonbombe zurück. Ihm war klar, dass Cau Thon eine reale Chance hatte, die Bombe zu finden. Der Mausbiber wollte ihm die Suche erschweren.

Darum teleportierte der Ilt die schwere Vernichtungswaffe direkt in das Nest der großen Arachnoiden. Dort sah er die Bombe bestens aufgehoben. Telekinetisch schob Gucky die Riesenspinnen beiseite und packte die Bombe nahe eines Brutplatzes. Dieser würde bestimmt doppelt so gut bewacht werden, wie andere Stellen.

Eine Spinne versuchte ihn anzugreifen und schleuderte ein Netz über ihn, doch der Mausbiber reagierte schneller und teleportierte einfach zurück zu den vier Frauen, die sichtlich über Guckys Rückkehr erleichtert waren.

»Gebt es zu, ihr habt mich vermisst?«, kommentierte Gucky die ganze Sache und entlockte den vier Damen damit ein Lächeln. Abrupt wechselte er das Thema: »Zweihundert Decks über uns sind unsere Freunde.«

»Dann nichts wie hin«, meinte Nataly und entsicherte die Strahlenwaffe.

Gucky konnte ihre Kampffähigkeiten nicht ganz ernst nehmen, doch er bewunderte das Herz aller vier Frauen. Mutig waren sie auf jeden Fall!

Gucky teleportierte seine Begleiterinnen in die Inhaftierungsebene und esperte die Gedanken der Wächter. Es waren knapp fünfzig Skuritsoldaten und sieben zievohnische Offiziere.

»Eine ganze Menge«, fand Uthe. »Gegen die haben wir keine Chance. Wäre Remus nicht so stur gewesen, wäre ich nicht in dieser Situation!«

»Remus und die anderen waren bereit, für uns und die Galaxis zu sterben!«, herrschte Kathy sie an. »Es ist für uns nicht schön, aber wir sollten ihre edlen Taten nicht infrage stellen!«

»Ich denke, es steht dir nicht zu, großartige Reden zu schwingen«, entgegnete Uthe Scorbit zickig. »Oder ist dir der Aufstieg von der Tresenschlampe zur Prinzessin Saggittors schon zu Kopf gestiegen?«

»Das muss ich mir von dir wehleidigem Biest nicht sagen lassen!«

Gucky hörte dem Streit mit einer Mischung aus Amüsement und Besorgnis zu. So lustig so ein »Zickenstreit« auch sein mochte, es schmälerte ihre Chancen, die Gefangenen zu befreien.

»Hört auf jetzt! Alle beide!«, rief Nataly aufgebracht. »Uthe, wenn das alles zu viel für dich ist, kehre zum Schiff zurück. Wenn du deinen Mann aufgrund eines Egotrips sterben lassen willst, hast du hier auch nichts zu suchen.«

Nataly blickte Uthe ernst an. Scorbit senkte den Kopf und starrte auf den Boden. Sie schloss für eine Weile die Augen und versuchte die Tränen vor den anderen zu verbergen.

Keinesfalls wollte sie sich die Blöße geben, zuzugeben, dass sie mit den Nerven am Ende war. All die Jahre der Abenteuer auf der LONDON II, in der Galaxis Zerachon, in Cartwheel und auf der BAMBUS hatten ihre Spuren in der empfindlichen Seele der Terranerin hinterlassen.

So gut es ging hatte sie immer wieder versucht, die Zähne zusammenzubeißen und weiterzumachen. Sich der Verantwortung zu stellen und ihren Beitrag im Kampf gegen MODROR zu liefern.

Doch langsam war alles zu viel. Von ihren Eltern hatte sie keinen Kampfgeist oder Abenteuerlust vererbt bekommen. Ihre Eltern waren schlichte Bauern gewesen. Ihr Alltag bestand darin zu sähen, zu ernten, die Tiere zu halten und die Erzeugnisse zu verkaufen und nicht gegen irgendwelche finsteren Übermächte zu kämpfen.

Ihr Vater wollte, dass Remus eines Tages den Betrieb übernehmen und sie die Hausarbeit tätigen würde und alles hätte, was sie sich wünschte. Ein normales bürgerliches, aber schönes Leben sollte sie haben. Uthe hatte sich mit dem Gedanken damals auch angefreundet. Sie besaß nie die Ambitionen, mächtig und reich zu werden. Sie wollte niemals eine Heldin mit allen Pflichten und Verantwortungen sein.

Es war einfach zu viel für sie. Jetzt konnte sie die Tränen doch nicht mehr zurückhalten. Zuerst ein leises Schluchzen, dann ein hemmungsloses Weinen. Nataly bekam ein schlechtes Gewissen und nahm Uthe in den Arm.

»Ich kann einfach nicht mehr. Ich bin keine Heldin«, schluchzte Uthe Scorbit und legte ihren Kopf auf Natalys Schulter.

Kathy blickte die Scorbit verächtlich an. »Jetzt heult sie Krokodils Tränen und versucht uns zu besänftigen. Lassen wir sie doch hier!«, forderte Scolar mit einer Kälte, die jeden erschrak.

»Du dummes Miststück!«, schrie Uthe. »Wir hätten dich auch auf Xamour lassen sollen, als du heulend im Drogenrausch um Hilfe gefleht hast!«

Gucky blickte mit einer ratlosen Geste Jennifer Taylor an, die ebenfalls ziemlich überrascht von diesem heftigen Streit zwischen den beiden Frauen war.

»Es nützt keinem, wenn wir uns streiten«, versuchte sie zu schlichten. »Denkt doch daran, dass wir dasselbe Ziel haben!«

»Außerdem sollte keine von euch die Taten der anderen schmälern«, fuhr Gucky fort. »Jede von euch musste viel durchmachen. Jede von euch …«

Gucky stockte. Er schnellte in die Höhe.

»Verdammt!«

*

Die spitze Klinge traf wie eine Axt das beharrte Säulenbein. Doch sie durchtrennte es nicht. Ein erneuter Hieb des goldenen Stabes erledigte erst die Arbeit.

Cau Thon schwang seinen Caritstab und wiederholte die Aktion am nächsten Bein. Dann wuchtete er seine Waffe in den massigen Leib des gefährlichen Wesens. Wieder und wieder, bis es endlich donnernd zusammenbrach. Er warf einen Blick auf seinen Bruder des Chaos Goshkan, der wie ein Berserker auf einem der Arachnoiden sitzend immer wieder seine spitzen Waffen in dessen Körper schlug, bis auch dieses Wesen regungslos zusammenbrach.

»Soldaten!«, brüllte Cau Thon.

Endlich stürmten zwei Dutzend Skurits in die Halle und begannen das Feuer. Fünf von ihnen wurden sofort von angreifenden Spinnen grausam zerstückelt. Die anderen konnten sich zu ihren Meistern durchkämpfen.

»Herr, wir sollten Giftgas einsetzen«, schlug der Offizier mit dem Totenkopf vor. »Ein Verhärtungsmittel, das für uns ungefährlich ist.«

»Später. Wir suchen hier etwas«, erklärte Cau Thon. Er gab seinem Wissenschaftsoffizier einen Wink, der den Raum untersuchte. Einige zievohnische Einheiten kamen nun auch hinzu und kämpften sich durch die Arachnoidenkolonie.

Neben dem Wissenschaftler wurde ein Zievohne gepackt und zerfetzt. Organe und Körperteile flogen wild durch die Gegend und der blutverschmierte Torso landete direkt vor den Füßen des Wissenschaftlers, der schreiend auswich.

Goshkan packte den Mann und maulte ihn an: »Konzentriere dich auf deine Arbeit!«

Hastig tippte der Zievohne auf seinem Orter herum, dann hatte er endlich ein Ergebnis.

»Herr, Herr! Sie ist in dem Nest versteckt!« meldete der Forscher aufgeregt. Er trat dabei in eine Mulde, aus der plötzlich sechs Beinpaare schossen, ihn packten und herunter rissen.

Der Zievohne schrie in Todesangst um Hilfe, doch weder Cau Thon noch Goshkan scherte es. Sie befahlen, die Arachnoiden in dem Nest auszuräuchern.

»Desintegriert sie!«, ordnete Thon an.

In dem Moment materialisierte Gucky in dem Raum und griff telekinetisch nach der Arkonbombe. Doch Goshkan hatte ihn bereits entdeckt, zückte seinen Strahler und schoss auf den Ilt. Ein Schuss streifte seine Schulter. Gucky verlor für wenige Sekunden die Orientierung und sackte auf die Knie. Benommen rappelte er sich auf und griff nach dem Nest. Er warf die jungen Arachnoiden auf die Zievohnen und Skurits.

Cau Thon begriff schnell und hüllte sich in einen Schutzschirm, während die anderen seiner Leute um ihr Leben kämpften. Goshkan, ebenfalls von einem Schutzfeld geschützt, hatte die Bombe erreicht und den Zünder deaktiviert.

Gucky versuchte zu spät, ihm die Bombe zu entreißen, denn ein Fiktivtransmitter strahlte sie bereits in den Weltraum ab.

»Holt mir die Ratte!«, rief Cau Thon und deutete auf Gucky. Doch Thons Männer waren mit den Arachnoiden beschäftigt. Gucky nutzte die Situation und ergriff die Flucht.

Cau Thon verließ mit Goshkan ebenfalls die Halle. »Ob sie noch weitere Bomben haben?«

»Ich glaube nicht, Goshkan. Dennoch sollten wir wachsam sein. Suche du ihr Schiff und vernichte es. Ich kümmere mich um den Rest.«

*

Uthe und Kathy blickten sich finster an. Uthe Scorbit trocknete ihre Tränen und schämte sich für ihren Ausbruch. Die Verständnislosigkeit von Kathy regte sie jedoch noch mehr auf.

Plötzlich kehrte Gucky zurück. Erschöpft setzte er sich auf den Boden.

»Was ist passiert?«, wollte Nataly wissen.

»Sie haben die Bombe entschärft. Unsere Mission ist somit gescheitert …«

Schweigen. Resignation. Hoffnungslosigkeit.

Die Schlacht war nun wirklich verloren.

»Cau Thon weiß, dass wir frei sind«, meinte Gucky ernst. »Er ist uns auf den Fersen. Wenn wir hier lebend weg wollen, dann jetzt.«

»Und Remus und unsere Freunde?«, fragte Uthe mit zitternder Stimme.

»Vorhin wolltest du ihn am liebsten sterben lassen und nun sorgst du dich?«, zeterte Kathy Scolar. »Ziemlich unglaubwürdig, wie ich finde.«

»Was weißt du schon von meinen Gefühlen, du Giftnatter!«, meckerte Uthe zurück und stand ruckartig auf. Sie ballte ihre Fäuste und schlug Kathy eins auf die Nase.

Nataly griff Uthe von hinten und zog sie zurück. Kathy fasste sich an die Nase und blickte finster zu ihrer Rivalin. Dann schüttelte sie den Kopf. »Sie tickt nicht mehr ganz richtig. Offensichtlich ist die Belastung zu viel für sie. Ich fordere, dass sie wieder zurück zum Schiff gebracht wird.«

Gucky blickte Nataly und Jennifer ernst an.

»Vielleicht ist es besser«, stimmte Jennifer zu.

Auch Nataly musste einsehen, dass die beiden Streithähne getrennt werden mussten. Solange Uthe und Kathy sich gegenseitig angifteten oder sogar angriffen, konnten sie die anderen nicht befreien.

»Ich will nicht!«, wehrte sich Uthe.

Jennifer verabreichte ihr rasch eine Beruhigungsspritze und Gucky brachte sie ins Schiff.

Kathy blickte verlegen auf den Boden. »Es tut mir Leid, dass es soweit kommen musste«, erklärte sie mit Bedauern.

Als Gucky rematerialisierte, zog sie ihren Paralysator und schoss auf den wehrlosen Ilt, der sofort regungslos zusammenbrach.

»Was?«, schrie Jennifer Taylor, die ebenfalls nach ihrem Strahler griff, doch Kathy war schneller. Mit dem Daumen stellte sie auf Nadlerstrahler und schoss Taylor in den Bauch.

Nataly versuchte ihr die Waffe abzunehmen, doch ein schmerzhafter Tritt gegen ihren Kopf ließ sie bewusstlos zusammenbrechen.

Mit einem herzlosen Gesichtsausdruck ging sie zu Jennifer Taylor, die sie mit weit geöffneten Augen anblickte. Ihr Mund war offen und versuchte Luft zu holen. »Atme, Kleines. Komm schon, atme.«

Kathy lachte leise. Plötzlich traten zwei Gestalten an sie heran. Ihre Herren und Meister. Tänzelnd lief sie zu dem mit der roten Haut und schmiegte sich an ihn.

»Wie habe ich das gemacht, Cau?«

»Zufriedenstellend.«

Goshkan lief zu den drei und betrachtete sie mit einem Grinsen. Er zog sein Schwert, um ihr Schicksal nun endgültig zu besiegeln …

 

Die Stunde des Jüngsten Gerichts

»Sie brechen überall durch«, berichtete Bull aufgeregt. »Perry, es ist vorbei. Wir können uns nicht mehr halten.«

Rhodan studierte die Verlustmeldungen. Die saggittonische Flotte existierte quasi nicht mehr. Die alliierten Blues, Akonen, Haluter, Posbis, Maahks und cartwheelschen Thoregonvölker litten unter astronomischen Verlusten.

Auch die eigenen Einheiten waren um ein Drittel reduziert. Nur noch die Reserveflotte des Terrablocks und der Haluter waren intakt, denn sie wachten über die erste Sonne, auf die sich der SONNENHAMMER langsam aber unaufhaltsam zubewegte.

Rodrom schien nicht einmal zu versuchen, die Flotte auszutricksen. Nein, er nahm auf die bewachte Sonne Kurs, weil er Rhodan endgültig schlagen wollte. Perry erinnerte sich an die erste Begegnung mit der Inkarnation MODRORs auf der Parallelerde im 20. Jahrhundert.

Schon damals hatte Rhodan diesen gigantischen Hass auf ihn gespürt. Dieser Hass schien Rodrom die Kraft zu geben, die ganze Milchstraße zu vernichten. Nun konnte Rhodan auch nicht mehr viel dagegen tun.

*

Aurec starrte nun schon seit Stunden auf die Decke. Eine andere Beschäftigung hatte er auch nicht. Die beiden Scorbits schliefen. Ihre Verwundung hatte sie schwer mitgenommen. Auch Denise Joorn ging es nicht sonderlich gut. Sie hatte Fieber und Wundbrand. Natürlich wurden sie medizinisch nicht versorgt.

Anubis und Horus standen nun plötzlich auf und gingen auf Aurec zu. Horus verschaffte sich die Aufmerksamkeit von Gal'Arn und Jonathan Andrews.

Als die Drei den beiden Kemeten zuschauten, hockten sie sich hin.

»In wenigen Minuten werden wir befreit«, erklärte Horus. »Hunderte Tessma, die wir in dem getarnten Transporter gelagert haben, sind bereits auf dem Weg hierher. Sie haben eine Schaltung, die ihnen befehligt, sich eine Stunde nach Ausbleiben eines Signals auf die Suche zu begeben. Sie orten unsere Impulse.«

»Und wie sollen uns die kleinen Dinger helfen?«, erkundigte sich Andrews.

»Die Tessma fressen sich durch die Gefängniswand«, so Anubis. »Das sind besondere Tessma. In dem Sinne alles kleine Kampfmaschinen.«

Aurec nickte schwach und deutete auf die Tür. »Wir kriegen Besuch«

Die Tür öffnete sich und Cau Thon und Goshkan traten herein. Der Sohn des Chaos trat einen Schritt beiseite und Kathy Scolar und Uthe Scorbit traten herein. Die Wachen stießen Uthe unsanft zu Boden.

Nun wachte Remus auf und wollte trotz großer Schmerzen zu seiner Frau, doch Goshkan hinderte ihn daran.

»Kathy!«, rief Aurec. Er sprang auf und nahm sie in die Arme. Er drückte ihren Kopf an seine Brust und streichelte ihr Haar.

»Wie konntest du nur uns folgen. Ich liebe dich«, flüsterte er ihr ins Ohr. Als Antwort bekam er einen Tritt in seine Weichteile. Hustend sank er auf die Knie. Kathy verpasste ihm nun ein Tritt ins Gesicht und spuckte auf ihn.

Andrews wollte ihr am liebsten an die Gurgel, doch er hielt inne, als Goshkan Nataly hereinbrachte. Ein anderer Skurit warf Jennifer Taylor auf den Boden.

»Wenn du ihr etwas tust …!«, rief Andrews wütend.

»Was dann?«, wollte Goshkan wissen. »Deine Drohungen werden langweilig, kleiner Terraner. Doch sie soll mit dir zusammen sterben.«

Goshkan wollte sie auf den Boden schleudern, hielt jedoch ihre Haare fest. Er zog sie zurück und Nataly schrie voller Schmerzen auf. Dann schubste er sie gegen die Wand. Sie prallte zurück und blieb benommen auf dem Boden liegen.

Gal'Arn sah derweil nach Jennifer Taylor.

»Sie muss versorgt werden, sonst stirbt sie«, bat er Cau Thon.

Der Xamouri blickte Jennifer an und kniete sich vor ihr hin. Dann betrachtete er den blutverschmierten Bauch.

»Du hast recht, beenden wir ihr Leiden«, erklärte er.

»Nein!«, rief Gal'Arn und warf sich auf Cau Thon. Beinahe hätte er sogar den Caritstab entwenden können, doch Goshkan schlug ihm mit der bloßen Faust auf den Kopf. Der Elare sank bewusstlos zu Boden.

»Dann soll sie eben elendig verrecken, wenn euch das lieber ist«, meinte Cau Thon gleichgültig.

Aurec hatte sich inzwischen aufgerafft und blickte Kathy fassungslos an. Ein »Wieso?« lag ihm auf den Lippen, doch er brachte kein Wort heraus.

Cau Thon schien zu bemerken, dass diese Frage auf Aurecs Lippen brannte. Lächelnd wandte er sich dem Saggittonen zu. »Warum sollten wir dieses nutzlose Wesen auf Entrison am Leben erhalten, wenn nicht als Agentin? Sie war an deiner Seite, hat uns über jeden Schritt eures erbärmlichen Versuches informiert. Ihr schwacher Geist konnte unserer Konditionierung nicht standhalten. Nun bewundert sich mich und vergöttert MODROR!«

»Gibst du mir Aurec als Sklaven?«, wollte Kathy wissen. »Wenn ich über meinen eigenen Planeten herrsche, brauche ich Diener, die mich befriedigen.«

Aurec schüttelte fassungslos den Kopf. »Wie konntest du nur? Ich habe dich geliebt …«

Kathy wurde ernst. Sie dachte darüber nach, wie ihr Aurec wirklich geholfen hatte, als sie am Ende war. Ihr Leben war vorbei und der Prinz gab dem Aschenputtel ein neues Leben.

Doch sie konnte sich der Beeinflussung durch MODROR nicht entziehen. Dazu war ihr Wille zu schwach. Zudem lockte er mit hervorragenden Versprechungen. Mit einem neuen, besseren Leben. Es war kein Leben voller Verantwortung, als Vorbild und Heldin. Es war ein Leben voller Spaß in Reichtum.

Kathy fuhr mit ihrem Finger über Cau Thons Gesicht. »Bekomme ich dann die Erde?«

Andrews lachte bitter. »Du weißt, dass er sie vernichten will?«

Kathy blickte ihn verächtlich an. »Sie werden die Milchstraße versklaven und nicht vernichten«, zischte sie zurück.

Cau Thon schüttelte langsam seinen Kopf. »Nein, wir werden diese Galaxis ausradieren. Du bist noch naiver als ich dachte, Tresenschlampe!«

Scolar sah Cau Thon irritiert an. Sie war doch seine Agentin. Warum behandelte er sie so abfällig?

»Aber Meister, ich dachte …«

»Da liegt der Fehler bei euch Menschen. Ihr versucht immer wieder Dinge, die ihr nicht beherrscht«, antwortete Cau Thon zynisch. »Deine Konditionierung ist nun wertlos. MODROR benötigt deine Dienste nicht mehr. Du darfst als freie Terranerin sterben.«

Cau Thon grinste diabolisch, als er Kathys entsetztes Gesicht sah. Erneut brach für sie eine Welt zusammen. Thon und Goshkan verließen die Zelle und die Tür schloss sich – vielleicht für immer.

Kathy konnte nicht glauben, was geschehen war, und schlug kreischend gegen die Tür.

»Jetzt kannst du zusammen mit uns auf den Tod warten«, sprach Aurec bitter und ließ sich wieder auf den Boden sacken.

Andrews kümmerte sich um Nataly, der es nicht sonderlich gut ging. »Warum seid ihr nur hierhergekommen?«

»Wir wollten euch retten«, flüsterte sie schwach. »Wir konnten ja nicht ahnen, dass Kathy uns verraten würde.«

Uthe kümmerte sich derweil um Jennifer. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Hätte sie nicht durchgedreht, hätte Scolar vielleicht keine Möglichkeit gehabt, Gucky zu überraschen. Der Ilt war nun im Mutantenraum in Gefangenschaft und wartete ähnlich wie sie auf den Tod.

»Was starrt ihr mich alle so an?«, rief Kathy aufgeregt.

Keiner antwortete ihr.

Sie schlug wieder gegen die Tür. Dann sackte sie weinend zusammen, als sie begriff, dass ihr Leben nicht mehr wert als die Bauernfigur in einem Schachspiel gewesen war.

Aurec blickte sie mit einer Mischung aus Mitleid und Abscheu an. Sicher, sie war von MODROR konditioniert worden. Eigentlich war sie nicht schuldfähig. Oder hatte sie doch Dinge freiwillig gemacht? Das würden wohl die letzten Gedanken des Saggittonen werden.

»Es wird so heiß hier«, meinte Uthe Scorbit.

»Die Temperatur steigt an«, erklärte Anubis und fügte hinzu: »Unsere Exekution hat begonnen.«

 

Das Schicksal der Kemeten

Osiris Flotte erreichte die Heimatwelt Kemet. Still und düster lag die Hauptstadt in der gleißenden Sonne. Kein Leben erfüllte die einst prächtige Stadt seines Volkes.

Mühsam schleppte sich Osiris in den Transmitter und strahlte sich in die Amun-Pyramide ab. Dort wartete bereits seine Frau Isis, die den fallenden Osiris stützte und sein verschwitztes Haar streichelte.

»Oh, mein geliebter Mann, was hat Seth dir nur angetan«, seufzte sie und wiegte ihn in ihren Armen.

»Ich werde bald in die Amun-Pyramide aufgehen. Seth ist es bereits. Damit sind du, Horus und Anubis die letzten unseres Volkes …«

Isis lächelte gequält. »Du vergisst, dass wir alle bald sterben. Die ganze Milchstraße wird nun untergehen.«

Osiris nickte traurig. »Ich habe versagt. Wieder habe ich die Mächte der Ordnung enttäuscht. Und unsere kleinen Brüder von der Erde. Als ich in Rhodans Augen blickte, sah ich, wie seine Welt zusammenbrach.«

Isis wusste nichts mehr zu sagen. Die Kemeten waren in dieser bitteren Stunde wirklich die letzte Hoffnung für die Milchstraße gewesen. Das große Volk der Kemeten hätte ein letztes Mal das Universum retten können, doch Osiris hatte versagt.

Er machte sich schwere Vorwürfe und betete zu seinen Vätern Ptah, Schu und Geb, sie mögen ihm vergeben. Er wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer. Das Leben wich aus seinem Körper. Nur die Augen seiner Frau gaben ihm Kraft. Ihre Nähe und ihre Jahrhunderttausende währende Liebe schenkte ihm Energie. Doch mit dieser Liebe würde er das Gift nicht überwinden können.

»Ich werde auf dich warten, geliebte Isis«, versprach Osiris und schloss die Augen.

Sein Atem wurde immer schwerer. Wie lange würde es dauern, bis er starb? Osiris wusste es selbst nicht. Er schwankte zwischen Leben und Tod. Wie oft hatte er Seelen der Ägypter ins Jenseits begleitet? Es waren Unzählige! Skorpion, Narmer, Imhotep, Chufu, Neferti, Meriré, Ramses, Kleopatra und viele mehr.

Nun war er selbst an der Reihe. Wer würde ihn bei der Hand nehmen und ins Jenseits geleiten? Wer würde ihn zur Amun-Pyramide führen? Osiris verspürte Angst vor der Ungewissheit.

Langsam öffnete er die Augen wieder und blickte in die seiner Frau. Dann wanderte sein Blick durch den Raum. Er schaute sich die Reliefs, die Hieroglyphen und die Statuen seiner Zivilisation an.

Da erschien plötzlich ein großer Mann. Er trug ein langes weißes Gewand an seinem Körper. Der Kinnbart und die Krone von Ober-und Unterkemet ließen Osiris in alten Zeiten schwelgen. Der Mensch hatte eine besondere Ausstrahlung. Das alte, strenge Gesicht wirkte väterlich.

»Amun!«

Nun blickte auch Isis zu der Erscheinung herüber. Sie neigte ihr Haupt in Demut vor dem Kosmokraten.

»Ja, mein Sohn.«

»Geleitest du mich in das Jenseits?«, fragte Osiris hoffnungsvoll.

»Alles zu seiner Zeit, Osiris. Doch deine Zeit ist noch nicht gekommen. Hast du vergessen, dass die Galaktiker deine Hilfe benötigen?«

Osiris versuchte aufzustehen. Isis stützte ihren Mann. Er biss die Zähne zusammen, um die paar Schritte zu machen. »Alles ist verloren. Meine Shak'Arit sind vernichtet. Ich habe nichts mehr, um den Galaktikern zu helfen«, seufzte Osiris verzweifelt.

Amun hob die Hand und hüllte die beiden Kemeten in ein Feld ein. Als er die Hand senkte, erlosch es und sie befanden sich in der Amun-Pyramide. Sie standen im Arsenal der Millionen von Wirtskörpern.

Osiris blickte sich fasziniert um.

»Hier ist deine Armee«, sprach Amun.

»Aber … aber … Apophis hat doch die Reaktivierungsschaltung zerstört …«

»Vergleichst du die erbärmliche Macht von Apophis mit der meinen?«, fragte der Kosmokrat mit mächtiger Stimme. »Ich habe für Ersatz gesorgt. In diesem Moment werden die Tessma den Körpern Leben einhauchen und die Seelen der Pyramide werden in die Körper gelangen und die Schiffe bemannen.«

Osiris nickte schwach. Es gab doch noch Hoffnung.

»Doch die Kemeten brauchen einen Anführer. Sie brauchen den größten ihres Volkes – dich!«

Osiris spürte, wie Kraft und Leben in seinen Körper zurückkamen. War es die Macht dieses Kosmokraten? Neutralisierte er das Gift?

»Ich schenke dir erneut das Leben, Osiris. Nutze es! Hilf den Terranern und vernichte Rodroms Brut!«, befahl Amun, dann löste sich der Kosmokrat so plötzlich auf, wie er erschienen war.

Isis blickte sich um. Die Körper begannen sich zu bewegen und richteten sich auf. Sie konnte es nicht fassen, welch Wunder hier geschah. Kemeten aus vielen Jahrtausenden standen Seite an Seite. Da erkannte sie Ramses II. und seinen Vater Sethos!

Ein Kemete trat an Osiris heran, der beinahe verwirrt erschien. Der terranische Kemete salutierte.

»Wir stehen bereit zum Kampf, du größter aller Könige«, sprach der Mann. Es war Chufu. Er grinste breit und drückte Osiris ein Schwert in die Hand.

Der Kemete ergriff es und spürte, wie die Kraft seinen Körper durchströmte. Er hielt das Schwert brüllend in die Höhe. »Auf in den Kampf. Tod Rodrom! Für die Freiheit der Milchstraße!«

Millionen wiedererweckte Kemeten brüllten aus einer Kehle Osiris Schlachtruf, wieder und wieder:

»Für die Freiheit der Milchstraße!«

*

Rodrom beobachtete die Schlacht. Im Grunde genommen tat er seit vielen Stunden nichts anderes, als die Verluste der Gegner zu zählen und voller Triumph und Genugtuung die Erfolgsmeldungen zu registrieren.

Perry Rhodan war geschlagen. Perry Rhodan stand Hunderte von Evolutionsstufen unter Rodrom. Es war Blasphemie ihn – Rodrom – herauszufordern.

Dafür büßte er jetzt. Mit dem Tod seiner Freunde, dem Tod seiner Soldaten, dem Tod seines Volkes, seiner gesamten Galaxis und seinem eigenen Tod. Alles herum um Rhodan sollte absterben, bis er allein in einer Wüste der Finsternis stand und sich selbst den Tod wünschte. Rhodan sollte Rodrom um seinen Tod anflehen!

Niemand konnte dieses Schicksal mehr aufhalten. Rhodans Freunde scheiterten mit ihrem lächerlichen Terrorversuch und ringen mit dem Tode. Perrys Galaktiker und Alliierte gingen in der Schlacht unter. Seine neuen Freunde, die Kemeten, waren nahezu ausgerottet.

Und die Entitäten? ES, Amun, Sipustov oder DORGON? Die Hälfte war mit ihrem eigenen Ego beschäftigt und der Rest kämpfte selbst um die Existenz.

Der 01. März 1299 NGZ würde für den Untergang der Milchstraße und dem Beginn des Zerfalls der Mächte der Ordnung stehen.

Rodrom gab dem zievohnischen Kommandanten Zukkth Anweisung, das Ende der Schlacht einzuläuten.

»Informiere Pestol und die Söhne des Chaos, der SONNENHAMMER möge nun das Schicksal dieser Galaxis besiegeln. Aurec und die anderen sollen unverzüglich exekutiert werden. Ich erteile nochmals den Befehl, Rhodans Flaggschiff zu entern. Ich will Rhodan lebend!«

Die graue Kuttengestalt verneigte sich mit einem seltsamen Laut und gab die Instruktionen weiter.

Im nächsten Moment sprang die WORDON drei Lichtjahre weiter, direkt in das erste Sonnensystem der Milchstraße. Hunderttausende von Schlachtschiffen folgten der WORDON.

Dann erreichte der SONNENHAMMER das System.

Rodrom wandte sich wieder an Zukkth. »Greift die restlichen Schiffe an. Vernichtet sie alle!«

*

»Es ist so heiß …«, stöhnte Kathy Scolar.

Jeder vermied es, mit Kathy zu reden. Aurec fiel es schwer, über den Verrat hinwegzukommen. Er hatte sie geliebt. So sehr hatte der Saggittone gehofft, endlich eine würdige Gefährtin gefunden zu haben.

Zögerlich ging er auf sie zu. Sie starrte ihn an und sagte kein Wort. Eine unangenehme Stille begann.

Dann brach schließlich Aurec die Ruhe: »Wie ist es dazu gekommen? Sei bitte ehrlich.«

Kathy wischte sich den Schweiß von der Stirn und seufzte leise. »Als sie uns entführten, wurdest du nach Entrison gebracht, wo dein Gedächtnis manipuliert wurde. Ich hingegen sollte exekutiert werden. Cau Thon jedoch fand Gefallen an mir als Studienobjekt.

Ich hatte versucht, die Situation auszunutzen und bot mich ihm an. Er schlug es nicht aus und behäufte mich mit Reichtum und versprach mir Macht. Ich sollte auf dich aufpassen und solltest du tatsächlich von Entrison fliehen können, bestand meine Aufgabe darin, dich zu begleiten und Cau Thon zu informieren.«

Aurec nahm ihre Erklärungen stumm zur Kenntnis.

»Und notfalls zu töten?«, fragte er schließlich.

Sie schwieg. Das war eine klare Antwort. Aurec wunderte es, wie tief ein Mensch sinken konnte, wenn es darum ging, das eigene Leben zu retten. War denn das eigene Wohl wichtiger als alles andere? Mussten dafür andere leiden oder gar sterben, nur damit es einem selbst gut ging?

Aurec widerte diese Einstellung an.

»Meine Gefühle zu dir waren aufrichtig, Aurec«, erklärte Kathy und fing an zu weinen. Sie wollte sich von Aurec trösten lassen, doch dieser hatte nichts mehr für sie übrig. »Ich hätte niemals jemanden töten können. Ich dachte, ich könnte Cau Thon überlisten. Doch deshalb wurde ich mental konditioniert von ihnen. Cau Thon sendete, als ich mit Gucky und den anderen auf der Suche nach euch war, den Impuls, der mich zwang auf Gucky und Jennifer zu schießen. Ich war plötzlich eine andere Person … ich wollte es nicht …«

Aurec wandte sich von ihr ab und beobachtete, wie Mathew Wallace sich um die verwunderte Jennifer Taylor kümmerte. Wallace, der Taylor schon lange Jahre auf der IVANHOE als Kollegin und Freundin schätzte, hielt ihre Hand. Jennifer war kreidebleich, verschwitzt und blutete am Bauch stark. Sie atmete flach.

»Du musst durchhalten, Doc!«, sagte Wallace eindringlich.

»Ich bin Ärztin. Wenn ich nicht in den nächsten Minuten medizinische Versorgung bekomme, sterbe ich …«

Jenny Taylor versuchte die Tränen zurückzuhalten. Es war nur sehr schwer. Dass es sie wirklich erwischen würde, hätte sie nicht gedacht. Die Gewissheit in den nächsten Momenten zu sterben, war etwas Schreckliches. Die Hoffnung, es doch irgendwie zu schaffen, wich der Erkenntnis und aus der Erkenntnis wurde Verzweiflung und Resignation.

»Wenn du vor uns gehst, warte auf uns, wo immer du auch bist, ja?«, flüsterte Wallace.

Die Temperatur war inzwischen bei 60 Grad Celsius angelangt. Lange konnten sie das nicht mehr durchhalten.

Plötzlich fiel ein Stück aus der Wand heraus. Anubis und Horus sprangen auf.

»Die Tessma!«, jubelte der Falkengott.

In der Tat krabbelten über fünfzig drei bis vier Zentimeter große Insekten durch die Öffnung. Sechs von ihnen verschmolzen zu einem seltsamen technischen Gebilde. Horus schnallte es sich um den Arm.

»Damit kann ich die Tessma steuern«, erklärte Horus und erteilte den hilfreichen Insekten die Befehle. »Die Insekten produzieren auch den wichtigsten Anteil für unsere Mikroorganismen zur Reaktivierung der Körperstruktur. Ihre Ausscheidungen können euren Verletzten helfen.«

Die heiße Luft wich und das Hauptschott öffnete sich ebenfalls. Anubis und Tolk sprangen als Erste heraus. Vor ihnen lagen fünf Leichen. Sie waren regelrecht zerfressen.

»Auch ein Werk der Tessma«, informierte Anubis Tolk.

Aurec, Andrews und Dove schnappten sich die Waffen und verteilten sie an Tolk, Gal'Arn und Wallace weiter. Der Saggittone überwachte die Versorgung der vier Verletzten.

Den Scorbits ging es schon wesentlich besser und auch Denise Joorn biss die Zähne zusammen. Nur Taylor benötigte noch Hilfe. Die Tessma konnten zwar vorerst einige Wunden schließen und die Entzündungen lindern, doch außer Lebensgefahr war sie noch nicht.

Lorif trug die Terranerin behutsam aus dem Raum. Kathy wollte ebenfalls mit, doch Nataly stellte sich ihr in den Weg.

»Du kommst nicht mit!«, beschloss sie kalt.

Gal'Arn mischte sich ein: »Wir haben keine andere Wahl. Sie könnte Cau Thon informieren. Falls nicht, wäre es dennoch Mord, sie hier zu lassen. Und wir sind keine Mörder, junge Dame.«

Nataly warf Gal'Arn einen bösen Blick zu. Doch sie wusste, dass er recht hatte. Seufzend richtete sie die Waffe auf Kathy. »Geh voran!«

Kathy konnte Nataly das Misstrauen nicht verübeln. Sie hatte alle verraten und folgenschwere Fehler begangen.

Derweil hatten Anubis und Horus bereits die Mutanten befreit. Kathy machte einen ziemlich irritierten Eindruck, als sie Gucky quicklebendig sah. Der Mausbiber stemmte die Arme in die Hüften und musterte die Terranerin streng.

»Klug von Cau Thon, dir einen partiellen Mentalblock zu verpassen, damit ich deine Gedanken nicht lesen kann. Trotzdem hättest du erst schießen sollen, als ich vollständig rematerialisiert war. So ging der Schuss durch mich durch ohne Schaden anzurichten. Dumm gelaufen …«

»Ich wollte es nicht …«, stammelte Kathy.

Gucky konnte nun in ihren Gedanken lesen, da die Konditionierung abgeschaltet war. Doch MODRORs Eingriff hatte einige Schäden hinterlassen. Sie war allerdings keine Gefahr mehr, da sie nicht aus Überzeugung Cau Thon diente.

Inzwischen hatten sie das Lager mit ihren Waffen erreicht und bestückten sich mit den ihnen vertrauten Gerätschaften.

»Achtung! Sie kommen!«, brüllte Tolk und begann das Feuer. Etwa drei Dutzend Soldaten blockierten den Weg aus dem Inhaftierungstrakt. Ein wilder Schlagabtausch begann.

Gucky kam plötzlich eine Idee und er verschwand mit Brad Callos. Sekunden später kehrten sie hinter den feindlichen Linien zurück. Jedoch nicht allein. Sie hatten jede Menge der garstigen Arachnoiden mitgebracht, die sich natürlich sofort auf die Skurit stürzten.

Gucky und Brad Callos teleportierten zurück zu den anderen.

Aurec musste eingestehen, dass es eine gute Idee war. »Nur, wie kommen wir jetzt da durch?«, wollte er wissen.

»Wir teleportieren euch«, antwortete der Ilt. »Dauert zwar länger, aber wir haben keine andere Wahl.«

»Gut, aber nehmen wir einen anderen Transporter. Unserer dürfte von Cau Thon schon bewacht werden«, schloss Aurec die Diskussion ab und ließ die beiden Mutanten sofort mit der Arbeit beginnen.

Dem Saggittonen war klar, dass sie nur noch ums Überleben kämpften. Sie hatten keine Chance mehr, den SONNENHAMMER zu sprengen. Die Mission war gescheitert.

Innerhalb von zwei Minuten befanden sich alle in dem großen Hangar. Gal'Arn und Andrews suchten sofort ein geeignetes Schiff, als wieder Dutzende Skurits anmarschiert kamen. Sie wurden jedoch von Cau Thon begleitet.

Anubis und Horus stellten sich ihnen als Erste in den Weg.

»Sucht eine Fähre. Wir halten sie auf«, schnaubte Anubis und schwang seine Axt.

Goshkan stürzte sich auf ihn. Cau Thon übernahm Horus. Der Kampf war kurz und hart. Goshkan wurde schwer verletzt, doch die Skurits schützten ihn und schossen Anubis nieder.

Der Schakalgott kämpfte weiter. Er schlug fast ein Dutzend Skurits nieder, bis er zu Boden sank und nicht mehr konnte. Er atmete schwer und jaulte kaum hörbar. Dann starb der Gott Anubis!

Abgelenkt von dem Tode seines Bruders wurde Horus von Cau Thon entwaffnet.

»Ich sehe es als Ehre an, einen unsterblichen Kemeten zu töten«, sprach Cau Thon und enthauptete den Falkenmann.

 

Finale

»Ja, mein Meister, der SONNENHAMMER ist einsatzbereit«, berichtete Pestol unterwürfig. »Wir können sofort mit der Operation beginnen.«

»Gut, dann soll nun die Milchstraße vernichtet werden«, sprach Rodrom langsam, als ob er jede Silbe auskosten wollte.

Die rote Inkarnation MODRORs verfolgte die Schlacht genau. Rhodans Schiff wurde speziell markiert.

»Kreist die LEIF ERIKSSON ein!«, befahl Rodrom.

Sofort schwärmte die WORDON mit einem Pulk Skuritschiffe aus und hielt auf die LEIF ERIKSSON zu. Kein Schiff konnte sie aufhalten. Ein Raumer nach dem anderen wurde vernichtet. Die LEIF ERIKSSON wurde letztlich eingekesselt und beschossen. Der Schutzschirm brach zusammen.

»Feuer einstellen!«, rief Rodrom.

Nun hatte er Rhodan dort, wo er ihn haben wollte – am Boden.

Rodrom erschien in der beschädigten Kommandozentrale der LEIF ERIKSSON. Perry Rhodan nahm seinen letzten Stolz zusammen und bot der Inkarnation die Stirn.

»Du wirst unseren Geist niemals brechen können. Auch wenn du die Milchstraße vernichtest, Atlan wird dafür Sorge tragen, dass du und dein Meister nicht ihre Pläne durchsetzen können.«

»Rhodan, ich hatte gehofft, du flehst um dein Leben. Zu Schade, dass du mir diese Genugtuung nicht bereitest. Nun denn, sieh mit an, wie deine Galaxis untergeht und stirb mit ihr!«

Rodrom stellte eine Verbindung zum SONNENHAMMER her und erteilte den Befehl, in die Sonne zu fliegen.

Perry sah verzweifelt dem Schauspiel zu. Der SONNENHAMMER kam der Sonne immer näher und näher …

*

… bis plötzlich über 300.000 pyramidenförmige Schlachtschiffe aus dem Hyperraum fielen und auf die Kampfstation schossen!

Perry Rhodan glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Für einen kurzen Moment war ihm nach Lachen und Weinen gleichzeitig zumute, doch er bewahrte vor seiner Mannschaft halbwegs die Ruhe. Rhodan schaltete schnell.

»Bringen Sie uns raus hier!«, brüllte er dem Navigator zu, der sofort eine Lücke suchte und die LEIF ERIKSSON hindurch manövrierte. Die verwirrten Streitkräfte MODRORs reagierten nicht darauf.

Erst jetzt registrierte Rodrom die Flucht der LEIF ERIKSSON, doch er kümmerte sich nicht darum.

Rhodan atmete erleichtert auf und ließ sich in den Sessel fallen.

Bully erschien per Holografie. »Heiliges Kanonenrohr! Die Kemeten kommen uns zu Hilfe. Du musst dir mal die Funksprüche anhören. Kommandant Narmer, Admiral Chufu, Admiral Ramses. Ich glaub das nicht!«

Rhodan nickte lachend. Nun erschien auch Osiris auf dem Bildschirm. Er wirkte angegriffen und man sah ihm an, dass er mit dem Tode rang. Doch dies tat seinem Stolz keinen Abbruch.

»Ich lasse euch Terraner nicht im Stich. Die Kemeten und Altägypter aus der Amun-Pyramide sind auferstanden. Verlasst sofort das Sonnensystem. Vertrau mir, Perry Rhodan!«

Rhodan verstand nicht so recht, doch intuitiv befolgte er den Rat von Osiris. Er gab den Befehl an alle Streitkräfte das Sonnensystem zu verlassen. Sofort schwärmten die Schiffe aus und gingen auf Lichtgeschwindigkeit. Die Pyramidenschiffe hingegen suchten den Kampf mit dem SONNENHAMMER, der WORDON und allen anderen feindlichen Einheiten.

»Was haben sie vor?«, fragte Bully seinen alten Freund.

»Uns retten, Bully …«

*

Rodrom konnte nicht glauben, was sich in den letzten Minuten abgespielt hatte. Urplötzlich hatten sich die Kemeten regeneriert und griffen mit vehementer Stärke seine Einheiten an.

Der Überraschungseffekt kostete Rodrom Tausende an Schiffen. Doch der SONNENHAMMER hielt immer noch auf sein Ziel zu. Es konnten nur noch Minuten sein.

»Guter Versuch, Rhodan. Doch ihr könnt uns nicht mehr aufhalten. Es ist vorbei.«

Zukkth kam aufgeregt zu seinem Meister. »Herr, sie greifen den SONNENHAMMER an. Es besteht eine akute Gefahr für unsere Kampfstation!«

»Was? Das darf nicht …« Rodrom lief wütend durch die Kommandozentrale. »Alle Einheiten sollen den SONNENHAMMER schützen!«

»Alle, Herr?«, fragte Zukkth nach. »Unsere Streitkräfte würden Angriffen der terranischen Flotte wehrlos gegenüberstehen«

»Führe meinen Befehl aus!«, brüllte Rodrom.

Zukkth verneigte sich und gab die Order weiter.

Innerhalb weniger Sekunden rasten alle verfügbaren Schiffe zum SONNENHAMMER und deckten ihn in einen schier unüberwindbaren Schild aus Raumern ein.

*

»In den Transporter! Los!«, rief Aurec seinen Leuten zu.

Mathew Wallace eilte als Erster herein, denn neben Gal'Arn kannte nur er sich mit den Steuerungen aus. Natürlich war der Ritter der Tiefe die Berichte der Rebellen von Barym mit dem Schotten durchgegangen. Man hatte bereits damit gerechnet, dass man vielleicht ein anderes Schiff erbeuten müsste.

Cau Thon und Goshkan kämpften sich ihren Weg zu dem Transporter durch. Schwer bewaffnete Truppen schossen mit Granaten auf die Flüchtlinge. Eine Detonation warf Nataly und Kathy zu Boden.

Scolar blutete am Bein und kam nicht hoch.

Nataly rappelte sich auf und blickte verächtlich Kathy an. »Ich sollte dich hier liegen lassen!«

»Dann lass mich hier liegen. Der Tod kann auch nicht schlimmer als das sein«, keuchte Kathy.

Nataly Jargon dachte an die Worte von Gal'Arn. Dann packte sie Kathy unsanft und zog sie hoch. Beide eilten so schnell es ging in den Transporter.

Aurec war der Letzte, der das Schiff betrat. Sofort hob es ab und feuerte mit den Bordkanonen auf die Angreifer.

»Zur KARAN!«, befahl Cau Thon seinem Bruder des Chaos. Die beiden eilten sofort los. Es war die einzige Möglichkeit, den Transporter noch abzufangen, der inzwischen durch den Hangar flog.

Kaum angekommen startete Cau Thon durch. Die KARAN stieß gegen einige Gerüste und riss sie um. Sofort eröffnete Cau Thon das Feuer. Zwei Schüsse trafen umliegende Raumschiffe, die in lautem Getöse explodierten.

*

Wallace versuchte so gut es ging in dem schmalen Hangar zu manövrieren. Jedoch hatte er es wesentlich leichter als die große KARAN.

»Irwan versuch die Schotten vor uns zu vernichten!«, forderte Mathew und beschleunigte erneut.

Dove schoss die gesamten Munitionsvorräte leer und endlich zerbarst das Stahlschott und der dahinter befindliche Schutzschirm konnte der Belastung nicht mehr standhalten.

Der Transporter raste durch. Die KARAN folgte, doch Teile des Schiffes blieben am noch intakten Teil des Schutzschirmes hängen und wurden abgerissen. Die komplette linke Flügelseite fehlte.

Cau Thon regelte die Stabilisatoren nach, verlor jedoch an Geschwindigkeit. Goshkan feuerte weiter und erzielte endlich einen Treffer. Der Transporter wurde schwer getroffen und der Schirm brach zusammen.

»Schneller!«, rief Aurec.

Plötzlich waren sie mitten im Kampfgeschehen drin. Pyramidenraumer, Larsaarschiffe, Skuritschiffe und jede Menge Jäger tummelten sich auf engstem Raum.

»Was ist hier denn los?«, pfiff Andrews.

»Der Kampf um die erste Sonne«, entgegnete Gal'Arn besorgt. Jeder wusste, dass der Untergang der Milchstraße kurz bevorstand.

Aurec selbst bemühte sich derweil um eine Funkverbindung zur CHEPRI. Endlich konnte er Osiris erreichen.

»Nicht auf den Transporter mit unserer Signatur feuern!«, wiederholte Aurec mehrmals. »Wir bitten um Landerlaubnis.«

Nach einer halben Ewigkeit erschien Osiris auf dem dreieckigen Bildschirm des Schiffes. »Ich bin froh, dass der körperliche Tod meiner Söhne euch das Leben gerettet hat.«

Aurec war verblüfft. »Woher …?«

»Ich stehe immer noch in Verbindung mit der Amun-Pyramide. Unser Ka lebt weiter. Ich kann euch keine Landeerlaubnis gewähren. Flieht aus dem System. Sofort!«

»Aber …?«

»Keine Widerworte, Aurec. Vertrau mir. Verschwindet aus dem Sonnensystem. Sofort!«

Aurec atmete tief durch. Dann wandte er sich an Wallace: »Du hast es gehört. Weg hier!«

Ein Ruck ging durch das Schiff.

»Die KARAN!«, rief Andrews.

Inzwischen hatte Cau Thon das Schiff wieder unter Kontrolle und konnte an Raum gewinnen.

»Wie lange, bis wir auf Lichtgeschwindigkeit sind?«, wollte Aurec wissen.

»Etwa zwei Minuten«, gab Wallace als Auskunft.

Verdammt viel Zeit, wie der Saggittone fand.

Lorif meldete, dass die Kemeten bestimmte Koordinaten zum Verlassen des Systems an alle noch terranischen Streitkräfte im System übermittelten.

Lorif lokalisierte ein Geschwader an terranischen Jägern, die die Koordinaten ansteuerten. Plötzlich drehten einige Jäger ab und hielten auf den Transporter zu.

»Oh oh!«, machte Wallace.

Aurec sprang ans Funkgerät und sendete in ihm allen bekannten Codes folgenden Satz: »Nicht schießen. Himmelfahrtskommando unter der Führung von Aurec an Bord.«

Ein Jäger nahm nun auch Kontakt mit ihnen auf. Es war Will Dean.

»Leute, ihr kommt reichlich spät«, begrüßte er sie.

»Wir hatten mit Kakerlaken, Spinnen, Totenschädeln und Elefanten zu kämpfen«, antwortete Aurec erleichtert.

Dean erklärte, dass sein Geschwader sie zu den Koordinaten geleiten würde.

Kaum hatte er ausgesprochen, griff die KARAN erneut an.

»Skipper und Marian nach links!«, befahl Dean. Doch die beiden konnten der KARAN nicht mehr ausweichen.

Zuerst zerbarst der Jäger von Skipper, dann von Marian. An Deans Jäger zischte sein Flügelmann Psycho vorbei. Mit einem lauten Schrei schoss er seine letzte Rakete auf die KARAN und traf die beschädigte linke Seite.

Die KARAN geriet ins Straucheln und driftete ab.

»Auf so eine Idee kann auch nur so ein Bekloppter wie du kommen«, fand Phil Haman.

»Unser kleiner Psychopath hat uns gerettet«, meinte Maddog lachend und beschleunigte.

Die vier Jäger und der Transporter gingen nun auf Lichtgeschwindigkeit und hielten im Nachbarsystem Kurs auf den Rest der alliierten Flotte.

*

»Der SONNENHAMMER hat sein Ziel erreicht, Herr«, meldete Zukthh.

Endlich! Nun konnten die Kemeten auch nichts mehr ausrichten. Die WORDON nahm langsam Abstand von der Sonne und bereitete sich für den Überlichtflug vor.

»Richtet Pestol meinen Dank aus und teilt den Söhnen des Chaos mit, sie sollen zur WORDON wechseln«, befahl die rote Entität.

Zukthh schwieg auffällig.

»Was ist?«

»Der Kontakt mit der KARAN ist abgebrochen. Ich fürchte, sie sind tot, Herr!«

Rodrom registrierte dies beiläufig. Nichts konnte seinen großen Triumph mehr stören. Die Pyramidenschiffe kämpften tapfer. Doch ihr Streiten war vergebens.

»Es ist da noch etwas Merkwürdiges«, meldete sich Zukkth erneut, doch Rodrom befahl ihm zu schweigen.

Vor seinen Augen explodierten mehrere Dutzend Schiffe, auch Pyramidenschiffe. Ein grandioses Schauspiel, welches nur einen Sieger kannte – das Chaos.

Wie die Erlösung registrierte Rodrom das grelle Aufblitzen der Sonne. Es war getan. Die Milchstraße starb!

Die Sonne blähte sich auf und ließ ihre gewaltige Energie frei. Die umliegenden Schiffe wurden sofort vernichtet. Rodrom interessierte es nicht sonderlich. Solche Verluste waren einkalkuliert.

Der SONNENHAMMER materialisierte direkt neben der WORDON.

Rodrom stellte eine Verbindung zu Pestol her. »Gute Arbeit! Nun kehren wir zurück nach Barym. Unsere Aufgabe ist erledigt.«

Pestol nickte und der SONNENHAMMER beschleunigte, bis er schließlich im Hyperraum verschwand, kurz danach aber wieder in den Normalraum zurückkehrte.

Rodrom wurde misstrauisch. Er wies Zukkth an, nun mit der WORDON auf Lichtgeschwindigkeit zu gehen. Doch sie schafften nicht den Sprung in den Hyperraum.

»Was hat das zu bedeuten?«, wollte Rodrom wissen. Die Supernova breitete sich immer mehr im System aus. Keines der Schiffe konnte das System jedoch verlassen. Irgendetwas hinderte sie daran.

In dem Moment meldete sich Osiris. Die lebensgroße Projektion des großen Kemeten stand direkt vor Rodrom. Ein feines Lächeln spielte auf seinen Lippen.

»Vasall MODRORs. Ihr befindet euch in einer kemetischen Hyperraumblase. Ihr konntet die Emissionen nicht orten, da wir unseren Ortungsschutz benutzt haben. Die Hyperraumblase wird außerhalb des Systems gesteuert. Wir sind darin gefangen und werden darin umkommen. Wenn sie kollabiert, werden unsere Überreste in den Hyperraum gesogen.«

Osiris Bild erlosch. Rodrom blickte sich schweigend um. Niemand im Raum sagte etwas. Zwei Welten brachen für Rodrom zusammen. Die Strahlung des SONNENHAMMERS konnte sich so nicht ausbreiten und sein Leben war verloren.

Inzwischen hüllte die Sonne bereits den SONNENHAMMER und die WORDON ein. Er war geschlagen. Geschlagen von den Kemeten! Wie konnte ihm so etwas passieren?

Die WORDON konnte der Belastung nicht mehr standhalten und verbrannte. Alle seine Untergebenen starben sofort. Sein Körper verbrannte, die Schiffe rings herum explodierten. Einzig der SONNENHAMMER hielt noch stand.

Auch die kemetischen Schiffe vergingen in der Supernova. Dann kollabierte die Hyperraumblase und begann zu zerreißen.

Rodrom spürte, wie sein Bewusstsein ebenfalls zerriss, bemerkte das Zerbersten des SONNENHAMMERS, dann war auch sein Ende gekommen. Irgendwo im Nichts verendete seine Seele in der Unendlichkeit.

 

Sieg für die Gerechtigkeit

Perry Rhodan und die anderen hatten nicht viel von dem Schauspiel mitbekommen. Gravitationsstürme und gewaltige Strukturerschütterungen machten die umliegenden Systeme unsicher.

Es war das Fehlen eines Sonnensystems, das im Hyperraum vergangen war. Osiris Plan war von Erfolg gekrönt. Isis hatte Rhodan derweil über Funk informiert.

Die Seelen der Kemeten und Ägypter wanderten wieder in die Amun-Pyramide und schienen zu etwas Großem zu verschmelzen.

Reginald Bull und Cauthon Despair hatten inzwischen die Brücke der LEIF ERIKSSON betreten.

Es ist noch nicht zu spät, Cauthon! Bleibe an der Seite Rhodans und hilf ihm!

Despair versuchte, nicht auf die Stimme Sannas zu hören und schüttelte sie ab. Dann wandte er sich Bully und Rhodan zu, die gerade eine Flasche Champagner aufmachten.

»Sir, ein Transporter mit den Überlebenden des Himmelfahrtskommandos ist auf dem Weg«, berichtete ein Offizier. »Will Dean bringt sie sicher zur LEIF ERIKSSON.«

Rhodan dankte ihm und Bully drückte dem Japaner ein Glas Champagner in die Hand.

»Wir hatten verdammt viel Glück«, meinte Bully ernst.

Rhodan schmunzelte. »Nein, wir hatten ägyptische Schutzengel. Auf die Kemeten, mein Freund. Wir stehen tief in der Schuld dieser kosmischen Helden.«

*

Am Abend des 01. März 1299 NGZ kehrte etwas Ruhe ein. Die Schiffe sammelten sich, die Verluste wurden gezählt. Insgesamt hatten die alliierten Streitkräfte mehr als 200.000 Schlachtschiffe verloren. Die meisten davon die Saggittonen. Sie waren militärisch praktisch am Ende.

Die Flotte der Kemeten mit ihren 445.000 Schiffen existierte nicht mehr. Einen hohen Preis mussten sie für die Freiheit und das Recht zu Leben bezahlen. Einhundertsiebzehnmillionen Alliierte ließen ihr Leben.

Eine astronomisch hohe Zahl. Das Doppelte kam vielleicht an Todesopfern auf Seiten der Gegner hinzu. Rhodan mochte gar nicht über die Sinnlosigkeit nachdenken.

Schuld daran trug MODROR. Er hetzte seine Leute in den Tod und zwang die Galaktiker zu kämpfen.

Rhodan gesellte sich zu Aurec, der allein in seiner Kabine saß. Der Saggittone musste über die hohen Verluste seines Volkes und Kathy Scolar nachdenken. Ein bitterer Sieg. Und doch; sie haben mit diesem Sieg Billiarden Lebewesen gerettet. Das gab Trost.

Rhodan schlug Aurec freundschaftlich auf die Schulter und versuchte ihn wieder aufzumuntern.

»Schiffe kann man wieder bauen. Saggittor wird sich erholen. Das Andenken an die vielen Helden wird für immer bestehen bleiben. Die gesamte Milchstraße ist jedem einzelnen gefallenen Saggittonen dankbar und wird die Hinterbliebenen versorgen.«

Aurec lächelte schwach. »Es bringt ihnen aber nicht ihre Geliebten zurück.«

»Das ist wahr«, meinte Rhodan. »Es ist so oder so unfair. Doch wir haben richtig gehandelt. Glaub mir, ich habe mir schon oft den Kopf darüber zerbrochen, ob eine Schlacht nötig war. Nie war ich mir so sicher wie heute. Es war nötig MODROR in die Schranken zu verweisen und um unser Recht zu Leben zu kämpfen.«

Aurec nahm einen kräftigen Vurguzz und seufzte. »Ich hätte gedacht, dass es mit Kathy etwas wird …«

Rhodan lächelte väterlich. »Enttäuschungen gehören dazu. Sie ist leider zur Schachfigur MODRORs geworden. Im Grunde konnte sie nichts für ihr Handeln. Aber es gehört zu unserem Schicksal, privat nicht immer Glück zu haben.«

Aurec blickte Rhodan traurig an.

»Welche Frau sucht schon auf dem Singlemarkt unter Weltraumhelden?«, gab Rhodan schmunzelnd zu bedenken und zauberte auch Aurec ein Lächeln auf die Lippen.

»Du hast recht. Kommt Zeit, kommt Rat. Diese zwischenmenschliche Einsamkeit macht mir etwas zu schaffen …«

»Nicht nur dir, mein Freund«, sinnierte Rhodan. »Meine Frau ist Millionen von Lichtjahren weit weg. Auch keine großartige Beziehung.«

Die beiden wechselten das Thema. Morgen würde es eine gefeierte Rückkehr mit anschließendem Trauergottesdienst für die Opfer geben.

Trotz der vielen Opfer war die Rettung der Milchstraße ein Grund zu feiern.

 

Epilog

Man gedachte der Opfer, feierte den Sieg über MODROR und verbrachte die Zeit mit seinen Freunden und der Familie, da die Bürger der LFT sich bewusst wurden, wie wertvoll doch diese Zeit angesichts der vereitelten Apokalypse war.

Die Menschen verbrachten die festlichen Tage unterschiedlich. Jonathan Andrews und Nataly Jargon heirateten und verbrachten ihre Flitterwochen in einer idyllischen Landschaft in Spanien.

Mathew Wallace, Irwan Dove, die genesene Jennifer Taylor, Tania Walerty und Jan Scorbit feierten ausgelassen den Sieg über mehrere Tage. Selbst Lorif war mit dabei, auch wenn er natürlich nicht so feierte, wie die anderen.

Kathy Scolar wurde mit dem ersten Kreuzer nach Mimas gebracht. Dort sollte sie in psychologische Behandlung kommen, um die Folgeschäden der Konditionierung zu heilen.

*

Am 13. März 1299 NGZ trafen sich die Protagonisten wieder. Jonathan und Nataly Andrews luden ihre Freunde zu einem Essen ein. Diese Gelegenheit nutzten die Scorbits jedoch für eine traurige Nachricht.

Remus und Uthe wirkten bedrückt an diesem Abend, wie alle fanden. Schließlich begann Remus nach dem Essen zu erzählen, was ihn bedrückte: »Ich habe heute ein Gesuch bewilligt bekommen, ein Geschwader AIRBLADES auf Terra befehligen zu können.«

Andrews glaubte sich verhört zu haben. »Was soll das denn?«

Auch Mathew Wallace blickte das Pärchen verwundert an. Sein Blick wanderte abwechselnd von Uthe zu Remus. Schließlich erklärte Uthe die Beweggründe: »Ich trete ebenfalls vom Posten der Sozialbeauftragten zurück. Ich kann diese Abenteuer einfach nicht mehr ertragen. Remus und ich werden hoffentlich in Ruhe und Frieden in New Roge leben können.«

Andrews und Wallace versuchten die beiden umzustimmen, doch die Entscheidung stand.

Es war ein wehmütiger Abschied am 10. Januar 1299 NGZ, als das Ehepaar Andrews, Mathew Wallace und Aurec sich von den Scorbits verabschiedeten.

Während Jonathan Andrews fast schon sauer darüber war, brachte nur Jan seinen Verwandten Verständnis entgegen. Remus und Uthe Scorbit hatten sich für einen anderen Weg entschieden, als sie es getan hatten.

Aurec geleitete seine Freunde zur SAGRITON. Dort warteten Perry Rhodan, Bully, Gucky und Gal'Arn.

»Hey, hier ist euer Verabschiedungskommando«, sagte Gucky fröhlich.

Der Ilt würde nun ebenfalls in der Milchstraße bleiben. Rhodan brauchte ihn hier. Sato Ambush übernahm die Leitung des Insel-Mutantenkorps. Gucky würde es sich jedoch sicher nicht nehmen lassen, Cartwheel des Öfteren zu besuchen.

»Gibt es etwas Neues von Joak?«, wollte Aurec wissen.

»Nein«, berichtete Bull leise. »Despair hat ihn zurück nach Cartwheel gebracht. Dort wird er behandelt. Die Ärzte sagen, er kann morgen, aber auch erst in Jahren aus seinem Koma erwachen.«

Aurec nickte resigniert. Noch ein Freund, der ein Opfer des langen Krieges gegen MODROR geworden war.

Nun ging Bull zu Jonathan Andrews und legte eine strenge Mine auf.

»Stillgestanden, Offizier Andrews. Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?«, brüllte Bull laut.

Andrews erschrak und salutierte sofort.

»So, Sie wollen also der glorreichen Armee den Rücken kehren, um so ein Pseudoritter zu werden?«

»Ja …«

»›Ja, Herr Residenzminister für Liga-Verteidigung‹ heißt das!«, rief Bully.

Wieder zuckte Andrews zusammen. Er wusste gar nicht, was auf einmal los war.

Bull holte einen Vertrag aus der Tasche. »Und was ist das? Ihre Verpflichtungserklärung! Sie haben noch ein paar Jahre. Was meinen Sie, was wir damit jetzt machen sollen?«

Andrews zuckte mit den Schultern. Hilfe suchend blickte er Gal'Arn an, der schmunzelte.

Jetzt begriff Andrews. »Sir, vielleicht einfach zerreißen?«

Der Rothaarige blickte Andrews ernst an, dann fing er auch an zu lachen und zerriss das Papier.

»So eine Einstellung lobe ich mir! Ich verliere dich nur ungern in der Armee, doch ich denke, dass du bei Gal'Arn besser aufgehoben bist.«

Beide reichten sich die Hände. Nun war die Zeit des Abschieds gekommen. Jeder sagte dem anderen »Lebe Wohl«, als plötzlich noch jemand anderes hinzukam.

Es war Osiris! Sein Körper erstrahlte in einer blauen Aura.

»Freunde, ich bin gekommen, um euch wichtige Informationen zu geben. Isis hat den Freitod gewählt. Nach dem körperlichen Ableben aller Kemeten ist nun die Superintelligenz KEMET entstanden.«

Jeder blickte sich verblüfft an.

»KEMET wird noch heute mit dem Kemetsystem zu ihrer neuen Mächtigkeitsballung reisen – Cartwheel. Dort werden wir nahe UDJAT residieren.«

Perry lachte innerlich. Nun hatten die Kemeten eine neue Bestimmung. Sie würden sicherlich eine hervorragende Superintelligenz in Cartwheel sein. Vielleicht besser als so manche heimische Superintelligenzen.

Osiris schmunzelte nun auch. »Ebenfalls teile ich euch mit, dass wir die neun Zellaktivatoren, die uns einst Amun geschenkt hat, an neun Auserwählte aus Cartwheel weitergeben werden. Jedoch erst, wenn die Zeit dazu reif ist. Ihr müsst euch als würdig erweisen, diese Zellaktivatoren zu tragen.

Doch frohlockt nicht zu früh! Der Krieg ist noch nicht vorbei! MODROR mag zwar eine bittere Niederlage eingesteckt haben, doch seine Söhne lauern schon in Cartwheel auf euch.

Ich werde euch helfen so gut es geht, doch ermahne ich euch, stets an meine Worte zu denken: Der Krieg wird erst beginnen, das große Leid wird erst stattfinden. Von heute an werden wir die wirkliche Macht MODRORs zu spüren bekommen …«

Mit diesen Worten verschwand Osiris. Seine Worte stimmten nachdenklich und Aurec dachte auch noch während des Fluges die ganze Zeit an Osiris warnende Worte:

Der Krieg wird erst beginnen, das große Leid wird erst stattfinden. Von heute an werden wir die wirkliche Macht MODRORs zu spüren bekommen.

ENDE

 

Rodrom ist besiegt. Die Flotte aus Barym vernichtet. Der SONNENHAMMER zerstört. Doch die Söhne des Chaos und MODROR selbst werden sich von dieser Niederlage erholen. Denn schon jetzt sind die Weichen gestellt für einen neuen Feind Perry Rhodans und seiner Alliierten. Es sind die eigenen Freunde, die sich gegen die Milchstraße wenden werden. Mehr darüber schreiben Nils Hirseland und Ralf König in Band 66 »Das Quarterium«. Dieser Roman stellt den Auftakt zum gleichnamigen Zyklus dar.

 

 

 

DORGON-Kommentar

Der vorliegende Roman von Nils bildet den Abschluss des Osiris-Zyklus, der einen (hoffentlich) vorläufigen Höhepunkt des Dorgon-Fanprojekts darstellte.

Inhaltlich griff das Dorgon-Team Elemente aus der Mythologie der ägyptischen Hochkultur auf und schuf eine faszinierende Verbindung des erweiterten Perry-Rhodan Kosmos mit der Frühzeit der menschlichen Kultur.

Innerhalb der altägyptischen Mythologie bildet der Isis- und Osiriskult den zentralen Bestandteil des ägyptischen Pantheons, wobei dieser nicht nur auf Ägypten beschränkt blieb. Griechen und Römer übernahmen (teils unwillig) vor allem die göttliche Mutter Isis, selbst das Christentum, nachdem es römische Staatsreligion geworden war, wurde gezwungen, die göttliche Mutter Isis in Form der Marienmysterien zu übernehmen.

Der Mythologie zufolge hatten der Erdgott Geb und die Himmelsgöttin Nut vier Kinder: die Zwillinge Isis und Osiris, die später heirateten und gemeinsam das Land regierten, sowie Seth und Nephthys. Seth, der Gott der Wüste, neidete Osiris die Herrschaft über das fruchtbare Niltal. Deshalb trachtete er seinem Bruder nach dem Leben.

Arglistig brachte Seth bei einem Trinkgelage Osiris dazu, sich in eine hölzerne Truhe zu legen. Dann klappte er den Deckel zu, ließ die Kiste mit heißem Blei übergießen und in den Nil werfen. Isis barg den Leichnam des Osiris und brachte ihn in ein Versteck in Ägypten zurück. Doch Seth fand den toten Bruder, zerstückelte ihn in 14 Teile und verstreute diese. Denn die Ägypter glaubten, dass nur ein unversehrter Leib im Totenreich weiterexistieren könne. Isis spürte die Leichenteile auf und setzte sie mit Zauberkraft wieder zusammen. Ein Organ blieb allerdings verschwunden: der Penis des Osiris. Den hatte Seth in den Nil geworfen, wo er sofort von Fischen gefressen worden war.

Isis formte ein Ersatzglied und empfing von dem kurzzeitig noch einmal zum Leben erweckten Gemahl das Kind Horus. Daraufhin wurde Osiris der Herrscher des Totenreichs, Horus aber besiegte als junger Mann den bösen Seth und regierte als Erbe des Osiris auf Erden – der erste Pharao.

Während der Jahrtausendelangen Geschichte Ägyptens veränderte sich der Stellenwert der beiden Gottheiten. Während Osiris immer unbedeutender wurde, stieg Isis zur beherrschenden Gottheit des Pantheons auf. Diese Entwicklung gipfelte in der Herrschaft der Ptolemäer, wo schließlich Kleopatra, als letzter Pharao, ihren Herrschaftsanspruch direkt von Isis ableitete. Nachdem ihr Versuch, zuerst über Cäsar und nach dessen Ermordung über Marcus Antonius, Einfluss auf die römische Politik zu nehmen, gescheitert war, ließ Octavian, der spätere Kaiser Augustus, den gesamten Isiskult, der sich über das Römische Reich ausbreiten begann, durch Mord und Vergewaltigung der Priesterinnen verfolgen. Doch, genau wie das Christentum, wurde der Kult, als die geistige Heimat der geknechteten Frauen, im Untergrund immer stärker. Es gibt einige Historiker, die die These aufgestellt haben, dass der Hauptgrund für den Erfolg des Christentums als Staatsreligion im Römischen Reich der patriarchische Charakter der christlichen Urkirche in Konkurrenz zum matriarchalischen Charakter des Isiskultes war. Allerdings sollte es bis ins 6. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung dauern, bevor der Machtkampf zwischen der ägyptischen Muttergöttin Isis und dem hebräischen Vatergott Jahwe, unter aktiver Hilfe des römischen Staates, endgültig zu Gunsten des Christentums entschieden wurde.

Auf diesem Hintergrund möchte ich eine leise Kritik an der Konzeption des Zyklus anbringen, viel interessanter (wenigstens für mich) wäre gewesen, wenn man statt Osiris (der ›starke‹ Mann) eben seine Schwester Isis in den Mittelpunkt gestellt hätte.

Aber wir bewegen uns ja mehr oder weniger innerhalb des Perry-Rhodan Kosmos und der ist, nun ja, eben sehr, sehr patriarchisch geprägt.

Möchte jemand widersprechen? Nur soviel, wie viele weibliche Aktivatorträgerinnen gibt es aktuell? Eine! Und die wurde bekanntlich im Nirgendwo geparkt. Ansonsten – Funkstille!

Ich höre NEO, – NEO?

Wie war das noch mal mit Thora, von der selbstbewussten, aktiv handelnden Frau zu Perrys Schmusekätzchen, welch eine Entwicklung, oder?

Jürgen Freier

 

 

GLOSSAR

Geschichte der Kemeten – Die Anfänge

ca. 489.000 v. Chr.

Die ersten Barbaren auf dem Planeten Kemet entwickeln Werkzeuge und beginnen sich in Horden zu rotten.

ca. 418.000 v. Chr.

Siedlungen entstehen. Sammler und Jäger bilden sich. Das Feuer wird entdeckt und genutzt. Aus Höhlenmalereien entwickelt sich eine Bilderschrift (ähnlich die der Hieroglyphen).

ca. 412.000 v. Chr.

Die Urkemeten entdecken die ersten Metalllegierungen wie Bronze.

ca. 405.000 v. Chr.

Die ersten Reiche bilden sich hauptsächlich auf Antief und Intithep. Viele Kriege werden von den Kemeten geführt. Das Rad wird entdeckt.

ca. 401.500 v. Chr.

Das Reich des Volksstammes Osrus erreicht mehr Macht und gründet das erste Weltreich. Dadurch werden primitivere Stämme kultiviert.

ca. 399.000 v. Chr.

Osrus zerfällt und viele Königreiche bilden sich. Eine weitere Zeit der Kriege beginnt. Der technische Fortschritt beginnt mit der Kunst Metall zu schmieden.

ca. 390.000 v. Chr.

Reiche kommen und gehen. Das Schießpulver wird entdeckt. Die Religion um Amun-Ré nimmt größere Formen an durch Visionen verschiedener Geistlicher. (Erstes Auftreten des Kosmokraten AMUN als Gott der Sonne). Durch das Reich Horitep wird der Amun-Ré Kult zur Staatsreligion).

ca. 388.000 v. Chr.

Der Kemete Narmer einigt die Reiche und unter ihm geht es dem Volk so gut wie nie. Die Elektrizität wird erfunden. Das Industriezeitalter beginnt.

Im Jahre 388.100 v. Chr.

wird eine einheitliche Zeitrechnung eingeführt. Es beginnt das Jahr 1 Ré.

ca. 387.300 v. Chr.

Die Kemeten entwickeln sich immer höher. Die Raumfahrt wird entdeckt und man erforscht das Sonnensystem.

ca. 386.800 v. Chr.

Man stößt auf das Volk der Hersi'Thor und gewinnt in ihnen Verbündete. Man unterstützt sie im Krieg gegen die Shak'Arit. Es gelingt Chnoms, dem mächtigsten Kemeten, Frieden zwischen den Völkern herzustellen. Mit Hilfe der Hersi'Thor einigt man Kemet vollends.

ca. 381.200 v. Chr.

Man stößt auf die Völker Rok'Selkur und Gorians. Zuerst kriegerisch, später friedlich. Doch das Reich der Kemeten (zu dieser Zeit 412 Systeme) zerfällt langsam und die Besetzung durch die Rok'Selkur findet statt.

Geschichte der Kemeten – Das Zeitalter des Ptah

ca. 379.000 v. Chr.

Ptah wird geboren

ca. 378.951 v. Chr.

Ptah wird Anführer der kemetischen Rebellen und bezwingt die Rok'Selkur. Er stellt den galaktischen Frieden her und bringt das Reich der Kemeten zu einem neuen Höhepunkt als wichtigste Macht in der Galaxis

ca. 378.889 v. Chr.

AMUN erscheint Ptah und verleiht ihm einen Zellaktivator. Er erklärt, dass die Kemeten sich als würdig bewiesen haben und die Galaxis Chepri als Bewacher für das Kosmonukleotid TRIICLE-3, welches die Kemeten fortan "Udjat" – Auge der Sonne (Ré) nennen. Ptah wird in kosmische Geheimnisse eingeweiht und erhält eine fünftausendjährige Frist die Galaxis zu einen und sich auf große Kriege gegen die Mächte des Chaos vorzubereiten.

ca. 375.889 v. Chr.

Innerhalb von 5000 Jahren hat Ptah die Galaxis geeint. Unter der Führung der Kemeten bilden besonders die Hersi'Thor, Shak'Arit, Rok'Selkur und Gorians die Elite der Galaxis. Chepri wird kolonisiert und gegen Angriffe gefestigt. Ptah beginnt mit dem Bau der Amun-Ré Pyramide nahe der Hauptstadt Atum auf Kemet als Zeichen des Glaubens der Kemeten. Unter dem Shak'Arit Arukor wird die 500.000 starke Pyramidenflotte zur Bewachung von Udjat gebaut.

ca. 374.000 v. Chr.

Der erste Krieg beginnt! Streitkräfte einer Superintelligenz greifen an. AMUN nennt sie Apep-Suatek auf kemetisch. Ihr wahrer Name lautet anders, doch die Kemeten nennen sie Apep-Suatek, was soviel wie Böser Teufel bedeutet. Unter der Regie einer unbekannten Entität namens MODROR greift Apep-Suatek an.

ca. 370.000 v Chr.

Eine Reihe weiterer Angriffe erfolgt. Die Hilfsvölker von Seth-Apophis können stets abgewehrt werden, doch der Krieg ist sehr verlustreich.

ca. 365.000 v. Chr.

Große Finale Schlacht um Udjat. Unter hohen Verlusten können die Chepri-Völker Apep-Suatek ein für alle Mal zurückschlagen. Eine Zeit des Friedens bricht an.

ca. 364.000 v. Chr.

Die Amun-Rè Pyramide wird fertiggestellt. Sie hat eine Kantenlänge von 3000 Metern mal 3000 Metern und hat mit einem Böschungswinkel von 52 ° eine Höhe von 1852,35 Meter.

Sie dient als Symbol für den Glauben. Zusätzlich wurde dort der größte Rechner eingebaut und von dort wird alles technische auf Kemet gesteuert (Vergleich: NATHAN)

ca. 360.000 v. Chr.

Ptah verliebt sich in die sterbliche Gorians Sachmet und zeugt die Kinder Nefertem, Schu und Tefnut. Er bittet AMUN ihnen Zellaktivatoren zu geben, doch er gewährt nur Schu und Tefnut welche.

ca. 359.800 v. Chr.

Nach dem Tod von Sachmet und Nefertem ist Ptah müde geworden. Er sehnt sich nach fast 20.000 Jahren nach dem Tod und teilt dies AMUN mit. AMUN gestattet ihm seinen Tod und lässt Ptahs Bewusstsein mit dem Zentralrechner in der Amun-Ré Pyramide verschmelzen, die er inzwischen mit kosmokratischer Technologie ausgestattet hat. Schu und Tefnut übernehmen die Nachfolge.

Geschichte der Kemeten – Chaoskriege

ca. 340.000 v. Chr.

Der zweite große Krieg beginnt. Die Chepri-Völker sehen zu dem Zeitpunkt die Bewachung von Udjat als heilige Aufgabe an. Die Kriege werden dieses Mal mit Hilfsvölkern von MODROR persönlich geführt. Sie dauern viele Jahrtausende, doch man kann sie bezwingen.

ca. 321.000 v. Chr.

Die nächste Welle des Krieges beginnt. Apep-Suatek versucht es erneut. Dieses Mal mit der negativen Superintelligenz Helrator aus der Galaxis Seshonaar. Lange Jahrhunderte gehen die Gefechte.

ca. 315.000 v. Chr.

Geb und Nut werden von Tefnut und Schu geboren. AMUN gewährt ihnen zwei Zellaktivatoren. Doch der Krieg wendet sich und Apep Suatek und Helrator erobern Chepri und besetzen Udjat.

ca. 312.000 v. Chr.

Nach langen Rebellenkämpfen kann man Erfolge erzielen, doch Schu und Tefnut sterben in den Gefechten. Ihre Seelen (Ka) gehen in der Pyramide auf. Geb und Nut erobern Chepri zurück und vernichten mit Hilfe von AMUN Helrator. AMUN schenkt den Kemeten das Wissen über die Technologien des UTRANS-Triebwerkes und der UTRANS-Kanone. Ihr Schutzschirmsystem wird ebenfalls in dieser Zeit entwickelt. Apep-Suatek muss sich zurückziehen und ist erneut geschlagen. Es kehrt Friede ein.

ca. 280.000 v. Chr.

Zu dieser Zeit führen Nut und Geb die Galaxis Chepri in Frieden und Harmonie. Den Wunsch nach Kindern können sie sich nicht erfüllen, da AMUN ihnen weitere Zellaktivatoren verweigert. Er sagt, die Zeit sei noch nicht gekommen. Zu dieser Zeit gibt es nur noch eine Staatsform: Kemet. Alle Völker sehen sich als Kemeten bzw. Chepri an.

ca. 269.000 v. Chr.

Der dritte große Krieg beginnt. Dieses Mal überrennen die Armeen des MODROR förmlich Udjat. Die Pyramidenflotte wird fast vollständig vernichtet. Zurückeroberungsversuche bringen nichts. Ein Status Quo entsteht, da die MODROR-Armeen nicht in Chepri einfallen.

ca. 268.500 v. Chr.

Geb und Nut zeugen die Kinder Osiris, Isis, Seth und Nepthys. Alle sind menschlich, nur Seth ist eine seltsame Mischung eines Hersi'Thors und eines Kemeten. AMUN erscheint und ist alles andere als begeistert über das Nichtstun der Chepri. Er schreibt 10 Zellaktivatoren aus für diejenigen, die nach Udjat fliegen, um dort die gewaltige Kampfstation UNATOR zu vernichten, die Udjat vernichten wird, wenn nichts geschieht.

Der junge Osiris und seine Geschwister Seth, Isis und Nephtys melden sich. Ebenfalls die Kemetin Hathor, der Hersi'Thor Thot, die Kemetin Selket, der seltsame Rok'Selkur Apophis und einige andere. Es gelingt in einem Himmelfahrtskommando die Station zu vernichten und mit einem neuen Angriff die Besatzer zu vertreiben. Nur die acht oben erwähnten überleben und erhalten Zellaktivatoren. Osiris erhält zwei weitere für spätere Zwecke.

ca. 260.000 v. Chr.

Osiris und Isis heiraten. Ebenfalls Seth und Nephtys.

Geschichte der Kemeten – Goldenes Zeitalter des Osiris

ca. 250.000 v. Chr.

Nut und Geb geben ihre Zellaktivatoren ab und gehen in die Amun-Ré Pyramide auf. Osiris tritt ihre Nachfolge an und läutet das goldene Zeitalter ein.

ca. 235.000 v. Chr.

Horus wird geboren. Beide sind nicht natürlich entstanden. Da Isis und Nephtys genetisch bedingt keine Kinder austragen können, hat man sie künstlich aus den Genen von Osiris und Isis (Horus) und Osiris und Nephtys (Anubis) gekreuzt. Die Gene von Seth waren es zwar offiziell bei Anubis, doch sie waren nicht geeignet. Um den Zusammenhalt der Cheprivölker zu demonstrieren hat man sie noch mit Genen von den Hersi'Thor und den Shak'Arit gekreuzt. So sind zwei neue Wesen entstanden. Horus, der Kemet-Hersi'Thor und Anubis der Kemet-Shak'Arit. Als sie erwachsen sind, erhalten sie die restlichen beiden Zellaktivatoren.

ca. 200.000 v. Chr.

Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den Chepri und Anhängern des Chaos. Doch die Unsterblichen-Elite kann jeden Angriff abwehren.

ca. 180.000 v. Chr.

Das goldene Reich neigt sich dem Ende zu als eine neue Invasion von MODROR ansteht. Dieses Mal ist sie zu stark. Seine Armeen unter der Führung von Rodrom verwüsten Chepri und fast alle Existenzen werden erbarmungslos ausgelöscht. Udjat fällt und die Kemeten ziehen sich nahe dem Zentrum zurück. Die überlebenden Vertreter der Völker fliehen ins Kemetsystem, welches durch eine Hyperraumblase geschützt wird. In dieser Zeit entwickeln sie auch ihren Ortungsschutz. Doch sie werden gezwungen, Chepri zu verlassen. AMUN offeriert ihnen die Möglichkeit mit Hilfe der UTRANS-Technologie Chepri zu verlassen. AMUN lässt UTRANS-Generatoren im Kemetsystem bauen, die das komplette Sonnensystem in die Milchstraße transferieren.

Zurückgelassene in Chepri fliehen nach Seshonaar. AMUN vernichtet die Streitkräfte von MODROR bei Udjat und einige Kemeten stranden auf den Planeten, wo sie sich mit Eingeborenen vermischen und diese zivilisatorisch voranbringen. Doch nach ihrem Tode, geraten die Kemeten in Vergessenheit und die Xamour und Seshonaar gehen ihren eigenen Weg.

Geschichte der Kemeten – Milchstraße

180.000 bis ca. 150.000 v. Chr.

Die Kemeten haben sich im Orion-Nebel niedergelassen und beginnen einige Welten zu kolonisieren. In den 30.000 Jahren meldet sich Amun nicht und die Völker führen ein ganz normales Leben.

ca. 103.000 v.Chr.

Die Kemeten wirken in M100 und lehren unter den Ägonen (später Dorgonen) ihren Glauben. Die Bewohner des Planeten schwingen sich tatsächlich zur Hauptmacht der Galaxis auf. Da die Kemeten jedoch ihr Interesse an der Rekrutierung junger, tatkräftiger Völker verlieren, gerät der Glauben um sie auf Dorgon in Vergessenheit und wird erst viele Jahrtausende später zum Teil der dorgonischen Kultur, wenngleich es nie die übergeordnete Stellung hat, die sich die Kemeten gewünscht haben.

ca. 80.000 v. Chr.

Die Kemeten beginnen mit einer natürlichen Vergeistigung. Sie sind geistig so weit vorangeschritten, dass sie den Weg zu einer Superintelligenz wagen wollen. So beginnen sie ihre Welten zu verlassen und in der Amun-Ré Pyramide aufzugehen.

ca. 70.000 v. Chr.

Während die Vergeistigung weiter voranschreitet, beobachten Osiris und seine Gefährten die Galaxis. Sie haben strikte Anweisungen von AMUN sich nicht in die galaktischen Machenschaften einzumischen, da dies unter den Bereich der SI ES fällt. Osiris respektiert dies.

ca. 60.000 v. Chr.

Apophis weiht nun Seth in seine Machenschaften ein. Seth-Apophis sei der wahre Name von Apep-Suatek und Seth sei auch ein Agent von ihr. Er erklärt ihm, dass Osiris der Vater von Anubis ist und er den Tod verdient. Seth, hasserfüllt, unterstützt Apophis.

Seth und Apophis machen einen Putsch und wollen die Amun-Ré Pyramide vernichten. Er kann vereitelt werden und sie beichten, dass sie Agenten von Seth-Apophis sind, die von Kindheit an konditioniert worden sind. Seth gibt sich reumütig, während Apophis stolz darauf ein Diener der negativen SI zu sein. Er erklärt, dass Seth-Apophis ebenfalls das Kosmonukleotid TRIICLE-9 beherrscht und daher der mächtige MODROR mit ihr zusammen gearbeitet hat. Daher auch die Namen. Ein kleines Spielchen von Seth-Apophis, da sie wusste, dass die Kemeten nur ihren kemetischen Namen Apep-Suatek kannten. Osiris verbannt seinen Bruder und Apophis auf die Welt Seshur für 50.000 Jahre. Dort soll er bleiben und er würde sterben, wenn er dort etwas Negatives machen würde.

ca. 53.000 v. Chr.

Die Kemeten leben nur noch in ihrem Heimatsystem. Inzwischen gibt es nur noch 300 Millionen Kemeten. Die anderen sind in die Amun-Ré Pyramide aufgegangen. Es gibt keinen Kontakt zu ihnen. Nur Osiris wird von den Geistern des Ptah und seiner Ahnen in Träumen aufgesucht. Die Kemeten beobachten die Aktivitäten auf der Erde, die Vernichtung Lemurias. Sie halten sich aber zurück.

ca. 26.000 v. Chr.

Während auf Kemet nur noch 50 Millionen Wesen leben, beeinflussen Seth und Apophis die Seshuren. Während Seth einen Götterkult um Amun-Ré aufbaut, versucht Apophis gegen Osiris zu hetzen. Es kommt zum Streit zwischen den Agenten und jeder baut sein eigenes Reich auf Seshur auf.

ca. 25.000 v. Chr.

AMUN erscheint und sagt, dass Osiris noch einmal gebraucht werden würde, da die Wächter von TRIICLE-3 abtrünnig geworden sind und nicht mehr existieren. Eines Tages würden die Kemeten wieder eine wichtige Rolle spielen und sie sollen sich darauf vorbereiten. Osiris und Anubis bauen eine neue Pyramidenflotte und Cyborgs der Shak'Arit. Eine Flotte von 400.000 Pyramidenschiffen wartet im System.

Osiris, Horus, Isis und die anderen sind nun in der Zwickmühle, da ihr Volk vor dem Aussterben steht. Sie sind nicht mehr genügend, um in kosmokratischen Zeitrechnungen von Belang zu sein.

Sie überlegen, ob sie einige Planeten im Geheimen kolonisieren. Jedoch spricht das strikte Verbot von AMUN dagegen. So warten sie ab und sehen, wie ihre Zivilisation langsam untergeht.

18.315 v. Chr.

Während die Arkoniden immer aufstrebender sind und zur Großmacht in der Milchstraße geworden sind, leben nur noch wenige Millionen Kemeten im Heimatsystem. Osiris beschließt Seth und Apophis auf Seshur aufzusuchen. Dort wird er als Gott begrüßt, denn die Einwohner bauen Tempel und Pyramiden aus Steinen, sprechen die Sprache der Kemeten und schreiben ihre Zeichenschrift. Das ist das Werk von Seth und Apophis. Doch die Seshuren sind uneinig und zerstritten. Einmal die Anhänger des Amun-Ré und die des Apophis. Sie sind jedoch noch viel zu primitiv, um technologische Fortschritte zu erzielen. Osiris erlässt die Strafe für Seth und will gemeinsam die Seshuren als Nachfolgevolk der Kemeten aufziehen.

16.455 v. Chr.

Die Seshuren haben sich in große Reiche vereint und der Kult um Osiris ist enorm. Seth wird dadurch eifersüchtig, denn schließlich war es in seinen Augen sein Verdienst. Auch seine Frau Nephtys kann ihn nicht beruhigen. Doch Apophis schlägt zuerst zu. Er kann einige Seshuren rekrutieren und wenige Kemeten in seinen Bann schlagen. Zusammen mit denen bringt er 200.000 Pyramidenschiffe der Shak'Arit unter seine Kontrolle. Er stationiert sie an einem verborgenen Ort. Als er die nächsten Schiffe und Shak'Arit-Androiden stehlen will, kommt ihm Osiris dazwischen. Apophis Anhänger werden geschlagen und der Agent der negativen SI wird in ein unterirdisches Gefängnis in Seshur verbannt. Dort wird er in ein Stasefeld gelegt und lebendig begraben, solange, bis er seine Strafe verbüßt hat.

15.312 v. Chr.

Osiris und Horus lenken die Entwicklung der Seshuren sehr gut. Jedoch brauchen sie noch Jahrtausende, um den Stand der Kemeten zu erreichen. Seth wird immer wütender auf Osiris und will selbst die Kontrolle über Seshur erhalten. Die Suche nach den Pyramidenschiffen die Apophis gestohlen hatte, bleibt erfolglos.

15.120 v. Chr.

Seth beginnt eigenmächtig Seshuren an die moderne Technik der Kemeten heranzuführen. Doch viele überwinden diesen Kulturschock nicht. Sie verwenden die Technik entweder um andere zu unterwerfen oder erleiden einen Schock. Es entbrennt ein Krieg und die Kemeten halten sich aus den Geschicken der Seshuren heraus.

14.450 v. Chr.

Die Seshuren stehen technisch wesentlich höher und konnten untereinander Frieden schließen. Der Kult um Amun und Osiris ist Staatsreligion und die Seshuren entdecken die Raumfahrt. Weit kommen sie jedoch nicht, denn die Arkoniden besetzen den Planeten. Seth ist darüber so erbost, dass er mit Pyramidenschiffen einen Angriff startet. Dabei wird zwar die gesamte Besatzungstruppe der Arkoniden vernichtet, doch auch die Zivilisation der Seshuren. Osiris ist so wütend darüber, dass er Seth wieder verbannen will, doch er vergibt seinem Bruder ein weiteres Mal.

14.114 v.Chr.

Es gibt nur noch wenige tausend Kemeten und keine Hoffnung auf eine neue Rekrutierung. Die Beobachtung der Arkoniden gibt Aufschluss über die Arroganz dieses Imperiums. Seshur erholt sich nur langsam von der Katastrophe und der Kult um Osiris ist gebrochen. Vereinzelt wird er noch angebetet. Osiris will sich in eine Stasekammer legen und warten, bis AMUN sich meldet. Doch Seth manipuliert diese Schlafkammer und stellt ein Zeitschloss von 19.000 Jahren ein. Er installiert eine Falle, die bei einer Deaktivierung den Tod von Osiris bedeuten würde. Er verschleppt den Sarkophag und versteckt ihn auf der Erde – jenem Ort, auf den laut AMUN die SI ES besonderen Wert legt. Er berichtet vom Tode Osiris und will die Macht an sich reißen. Es beginnt ein Kampf zwischen Horus und Seth, während Isis sich auf die Suche nach ihrem Gemahl macht.

13.915. v. Chr.

Horus entscheidet den Kampf für sich, als AMUN auftaucht und Seth bis in alle Ewigkeiten verdammt. Er nimmt ihm den Zellaktivator weg! Seth stiehlt den ZA seiner eigenen Frau und errichtet ihr einen Tempel in Seshur, wo er sie in eine Stasekammer legt bis er einen neuen ZA für sie hat. Horus ist so sauer auf Seth, dass er Jagd auf Seth macht, der erst einmal untertaucht.

13.499 v. Chr.

Auf Seshur wird eine unterirdische Transmitterstation, die mit Kemet verbunden ist, errichtet. Seshur wird derweil von den Arkoniden besetzt und unterworfen. Der Kult um Osiris ist zu dem Zeitpunkt bereits vergessen. Nur noch alte Monumente mit denen die Arkoniden nichts anfangen können, zeugen noch von dieser Zeit. Auch sie geraten in Vergessenheit.

11.729 v. Chr.

Die letzten Kemeten sind aufgegangen. Nun sind nur noch Isis, Horus, Anubis, Thot, Selket, Hathor, Seth und Apophis übrig. Nephtys und Osiris ruhen in ihren Stasekammern.

11.600 v. Chr.

Seth befreit Apophis und beide wollen mit der Flotte die Galaxis unterwerfen. Horus will dies verhindern und es kommt zu einem erbitterten Kampf zwischen den Pyramidenschiffen bei Kemet. Seth kann besiegt werden und er gesteht Isis, wo er Osiris vergraben hat, in der Hoffnung auf Gnade. Isis reist geheim auf die Erde, doch da erscheint AMUN und verdammt die Unsterblichen für ihr Verhalten. Er verbietet ihnen, solange Osiris gefangen ist, mit einem Raumschiff zu reisen und sie sollen diese Zeit nutzen, um Gutes zu tun. Alle Unsterblichen werden auf die Erde verbannt, wo sie ihr Dasein fristen sollen. Dort bauen sie bei Ro-Setau (heutiges Gise-Plateau bei Kairo) eine unterirdische Anlage in die Osiris gebracht wird. Nur mit Hilfe des Transmitternetzes können sie sich nach Kemet und Seshur bewegen. Die Pyramidenflotte wird nach Kemet gebracht, wo sie und die Shak'Arit Androiden auf Befehle warten.

Kemetische Geschichte auf Terra

11.000 v. Chr.

Nachdem die Arkoniden Larsaf III (Erde) kolonisieren, halten sich die Kemeten zurück und beobachten nur. Seth und Apophis werden in Gewahrsam genommen und in eine unterirdische Gruft gesteckt.

9.000 v. Chr.

Der gewaltige Komplex unterhalb von Ro-Setau ist fertiggestellt. Osiris wurde mit einem Zentralcomputer verbunden und kann darüber Kontakt mit seinen Gefährten aufnehmen. Er ist enttäuscht über das Versagen seines Volkes und ermahnt die Strafe zu akzeptieren.

8.000 v. Chr.

Nach dem Untergang von Atlantis ist die Erde auf sich allein gestellt. Horus und Isis warten weiterhin und beobachten die Völker. Ihnen fällt auf, dass ein Arkonide das Inferno überlebt hat. Atlan, ein ebenfalls Unsterblicher. AMUN erscheint ein vorletztes Mal und fordert die Kemeten auf, sich Atlan nicht zu offenbaren und sich nicht in die Pläne von ES einzumischen. Die Unsterblichen beschließen mit einem Tiefschlaf die lange Wartezeit zu überbrücken, bis etwas Neues geschieht.

5.000 v. Chr.

Erste Nomaden besiedeln die Region um den Hapi (Nil). Sie lassen sich an den Ufern nieder und entwickeln ihre Kultur. Zu diesem Zeitpunkt stellen die vergeistigten Kemeten in der Amun-Ré Pyramide Kontakt zu Osiris her und es entsteht der Plan die ansässigen Nomaden zum Nachfolgevolk der Kemeten zu rekrutieren. Osiris ist sich nicht bewusst, dass er damit gegen die Pläne von ES handelt.

4500 v. Chr.

Langsam beginnt man in einigen Stätten den Götterkult um Amun-Ré aufzubauen. Vereinzelt erscheinen Horus und Anubis und streuen die Geschichten der Kemeten unter die primitiven Siedler. Anubis macht sich dabei den Kult um einen Wolfsgott zunutze, den Atlan unbeabsichtigt entstanden ließ. Sie ergänzen ebenfalls den Kult um den terranischen Feuergott Ra (einem primitiven Barbaren) mit dem ihrer Sonne Ré, woraus der Sonnengott Ra bzw. Ré entsteht.

3700 v. Chr.

Seth wird befreit und ihm wird eine erneute Chance gegeben.

 

Geschichte der Kemeten im pharaonischen Romêt

3150 v. Chr.

Der Krieger Skorpion ist eine einmalige Erscheinung. In ihm sehen Osiris und die anderen einen Hoffnungsträger und Horus erscheint ihm in einer Vision. Er fordert Skorpion auf, das Reich zu einigen. Skorpion beginnt sein Werk, doch schafft es nicht zur Vollendung bis zu seinem Tode. Der Geist Skorpions wird von Osiris aufgenommen.

Zu diesem Zeitpunkt lehren die Götter an verschiedenen Orten Ober- und Unterkemets (Ägypten) die Schrift und Sprache der Kemeten. Daher wird das neuangestrebte Land Kemet (schwarze Erde) heißen.

Der Götterkult wird teilweise verfälscht, da viele Begebenheiten hinzudichten und neue Gottheiten in diesen einfließen. Doch die Unsterblichen behalten den Überblick.

3000 v. Chr.

Menes kann das Reich mit der Hilfe von Atlan einigen. Horus ›erleuchtet‹ Menes schon sehr früh und der König muss versprechen, dass er Atlan nichts von seinen Göttern sagt. Die Kemeten profitierten von der Hilfe Atlans, der nicht nur den Ägyptern (die sich nun auch Kemeten – von Kemet, schwarzes Land – nennen) fortschrittlich hilft, sondern auch die Akonen, die versuchen sich den Anubiskult zu Eigen zu machen, vernichtet. Von ihnen bleiben nur einige Gottheiten wie Bastet übrig, die jedoch von den ›wahren‹ Göttern toleriert werden.

2900. v. Chr.

Aha und die Könige der 1. Dynastie festigen das neue Reich. Die vergeistigten Kemeten wollen mehr Seelen in der Amun-Ré Pyramide und so entsteht der Kult um das Jenseits, geprägt durch die Totenbücher und die ausgeprägte Mumifizierung. Viele Gottkönige und geistig hochstehende Ägypter gehen in Osiris auf, der die Geistkonstanten nach Kemet weiterleitet.

2600 v. Chr.

Imhotep erbaut auf Anraten von Horus unter Djoser die erste Pyramide. Dank Aufzeichnungen von Atlan fällt es ihm leicht. Die Pyramide dient als Ruhestätte für den König und als Symbol der Macht der Götter. Die Pyramide spiegelt auch das alte Kemet der Götter wieder (in Anlehnung auf die Amun-Ré Pyramide) -> siehe Imhoteps Erzählungen.

2500 v. Chr.

AMUN erscheint erneut. Er ist nicht begeistert, dass die Kemeten sich in die Entwicklung der Erde einmischen und mahnt sie zur Vorsicht nicht die Pläne von ES zu durchkreuzen. Daher ist auch jegliches öffentliches Auftreten streng untersagt. AMUN teilt Osiris mit, dass sie das Auge des Laire, welches in der Nähe ihrer Station in Ro-Setau ist, verstecken sollen. Osiris kommt der Gedanke, Chufu, einen mächtigen Pharao, mit dem Bau der größten Pyramide zu beauftragen und tief unter ihr das Auge zu verstecken bis es von dem Richtigen gefunden wird. In der 4. Dynastie wird Ro-Setau bebaut und ist das Monument der Pharaonenzeit. -> Siehe Nefertis Aufzeichnungen.

2100 v. Chr.

Apophis befreit sich und versucht Chaos zu stiften. Er flieht ins Land Kanaá, wo er sich als Gottheit vergöttern lässt. Man findet ihn jedoch, doch er tötet Selket bevor er nach Seshur gebracht wird, wo er auf ewig in Gefangenschaft leben soll.

Apophis wurde schon vorher als Teufel in der Religion der Ägypter verehrt, was nun noch größer wird. Durch die Wirren bricht das Alte Reich zusammen und die Erste Zwischenzeit beginnt.

Die Götter resignieren durch den Zerfall und Hathor und Thot ziehen sich nach Kemet zurück, wo sie in Tiefschlaf auf das Ende der Verbannung warten wollen. Seth wird gezwungen, sich ihnen anzuschließen, da man vermutet, er könnte wieder Unheil stiften.

So bleiben Isis, Horus und Anubis alleine auf der Erde zusammen mit Osiris-Zentralrechner zurück. Sie beobachten das weitere Geschehen und halten sich zurück.

1500 v. Chr.

Die Unsterblichen treten nur noch selten in Erscheinung und erleben das Zweite Reich und die Zweite Zwischenzeit. Völker aus Kanaá, die auf alte Artefakte von Apophis und Seth gestoßen sind, infiltrieren Kemet. Dabei werden sie von abtrünnigen Wanderer-Androiden unterstützt, die ein Spiel gegeneinander spielen, ehe Atlan dies im Auftrag von ES unterbindet. Schließlich werden sie von Ahmose I. verjagt.

Die Götter werden immer noch verehrt und die Religion steht im Zentrum des Lebens, doch bis die Ägypter einen Evolutionssprung machen, wird es noch lange dauern, dessen sind sich die Unsterblichen sicher.

1350-1334 v. Chr.

Die akonische Forscherin Nofi Rathet reist mit dem Ara Tarol Venderu auf die Erde. Jedoch wird ihr Raumschiff durch eine falschkalkulierte Landung schwer beschädigt. Sie müssen in Kemet notlanden und werden vom jungen Kronprinzen Amenhotep IV entdeckt. Nofi Rathet und Tarol Venderu beschließen die Religion der Kemeten auszunutzen, um auf dem Planeten als Götter verehrt zu werden. Nofi Rathet nennt sich Neferetiti (Nofretete) und heiratet Amenhotep IV, den sie beeinflusst. Doch sie verliebt sich wirklich in ihn und will ihn nicht mehr beeinflussen, doch Tarol Venderu kennt keine Skrupel und lässt sich als Aton verehren. Die alten Götter werden abgeschafft und Ach-Et-Aton, wie sich Amenhotep nun als Pharao nennt, lebt mit Neferetiti, die ihm sechs Kinder schenkt, relativ glücklich. Das Volk jedoch wird unzufrieden und als Anubis aus seinem Tiefschlaf erwacht und feststellt, was passiert ist, macht er sich auf die Suche nach Aton. Anubis ist so wütend, dass er Anch-Et-Aton vernichten will, doch Neferetiti nimmt mit ihm Kontakt auf und will das Leben ihrer Familie schützen. Anubis ist einsichtig, doch Neferetiti wird von Venderu getötet, als sie ihn davon überzeugen will, den Aton-Kult zu beenden. Anubis tötet den Ara und Ach-Et-Atons Regentschaft dauert nicht mehr lange an, nach dem Tod seiner geliebten Frau. Anubis sorgt nun dafür, dass der alte Kult wieder hergestellt wird. -> Siehe Merirés Erzählungen.

1260 v. Chr.

Ramses II ist einer der letzten erleuchteten Pharaonen. Er baut viele Tempel und versucht die Ägypter voranzutreiben. Doch sein eines Leben reicht nicht aus. Hoffnungsvoll warten Isis, Horus und Anubis im Geheimen auf eine Wende, doch auch das Neue Reich geht mit der Zeit unter und fremde Völker, wie die Perser und später die Griechen beherrschen das Land. -> Siehe Tijis Erzählungen.

930 v. Chr.

Isis, Horus und Anubis begeben sich resigniert nahe Theben in Tiefschlaf, bis die Frist von AMUN verstrichen ist. Osiris will nicht aufgeben. Er will weiter an den Ägyptern festhalten.

30 v. Chr.

Das ägyptische Reich ist Zerfallen. Kleopatra ist die letzte Pharaonin und nun ist das Land unter römischer Herrschaft. Einen Tag vor ihrem Tod, erscheint Osiris ihr in ihren Träumen und bietet ihr an, ihre Seele aufzunehmen. Nachdem er das getan hat, hat er viele Pharaonen mit sich vereint. Dann beschließt er sich vom Zentralrechner abzukapseln und auf die Deaktivierung des Zeitschlosses zu warten.

ab 820 n. Chr.

Der Kalif Abd Allah al-Mamun betritt mit einer Gefolgschaft die Pyramide des Chufu als erster Mensch seit Jahrtausenden. Niemand weiß so recht, woher die Pyramiden eigentlich stammen. Er dringt dabei in eine geheime Kammer ein, wo ein defekter Shak'Arit Wächter steht. Sie aktivieren ihn aus Versehen und er tötet mit seiner Energiewaffe einige, bevor er sich mit dem Fiktivtransmitter absetzt. Der Kalif forscht weiter nach und stößt auf eine zweite Kammer, die tief unterhalb der Pyramide liegt. Eine Kammer zur unterirdischen Station der Kemeten! Die dortigen Computer lassen ihn an der Macht Allahs zweifeln und er beschließt nie ein Wort darüber zu verlieren und lässt den Schacht zuschütten. Seine Begleiter lässt er bis auf wenige töten, damit niemand das Geheimnis preis gibt. Aus Angst, die Macht Allahs könne von den Altägyptischen Göttern gebrochen werden, schreibt er seine Erlebnisse nieder und ernennt kurz vor seinem Tod die Wächter der Pyramiden, die von Generation zu Generation alles tun, um den Fund Geheim zuhalten. Diese Linie – nur kurz durch die Entvölkerung der Erde durch ES unterbrochen – zieht sich bis zu Kawai Muhalla hin. Inzwischen haben sich die Methoden geändert, denn man versucht politisch den Fund zu verhindern. Man hat viel Glück gehabt, dass man die Kammern und die unterirdische Anlage von Osiris während des Fundes des Auge des Laire nicht entdeckt hat.


Die DORGON-Serie ist eine nicht kommerzielle Publikation des PERRY RHODAN ONLINE CLUB e.V.  —  Copyright © 1999-2016

Internet: www.proc.org & www.dorgon.netE-Mail: proc@proc.org

Postanschrift: PROC e.V.; z. Hd. Nils Hirseland; Redder 15; D-23730 Sierksdorf

— Special-Edition Band 65, veröffentlicht am 25.03.2016 —

Titelillustration: Lothar BauerInnenillustrationen: Lothar Bauer

Lektorat: Jürgen Freier und Jürgen SeelDigitale Formate: Jürgen Seel