Band 38

Cartwheel-Zyklus

 

Cartwheel

Die neue Heimat soll eine Bastion gegen MODROR werden

 

Tobias Schäfer & Jens Hirseland

 

Was bisher geschah

Wir schreiben Frühjahr des Jahres 1295 NGZ. Perry Rhodan ist Terranischer Resident und führt die Terraner unter der Liga Freier Terraner in ein hoffentlich besseres neues Jahrhundert. Die Gefahr durch die Mordred und des Reiches Dorgon sind beseitigt.

Doch MODROR und seine Armeen hängen wie ein Damokles-Schwert über der Milchstraße. So erscheint die Entität DORGON und überzeugt 50 sich untereinander bekannte Völker der Milchstraße, Hangay, Andromeda, der Thoregongalaxien, M87, DaGlausch und Dorgon, die Galaxis Cartwheel zu besiedeln. Die vielen Milliarden Lebewesen sollen eine Festung gegen die Heerscharen des Chaos errichten.

Da ereilt Saggittor der erste Schlag von MODRORs Heerscharen. Die Galaxis wird vernichtet und die Saggittonen fliehen nach CARTWHEEL …

Hauptpersonen

Aurec – Der Saggittone sucht für sein Volk eine neue Heimat.

Will Dean – Der TLD-Agent sucht nach den Helfern Ijarkors.

Akaho da Purok – Ein Arkonide trägt seine Verantwortung.

Jan Scorbit – Er versucht, die Upanishad aufzuhalten.

Saron – Ein aufbrausender Pterus, der den Permanenten Konflikt wiederbeleben will.

Nataly Jargon – Die junge Halbterranerin sucht eine Aufgabe.

Perry Rhodan – Der Terranische Resident stattet einen Besuch ab.

 

 

 

 

1. Auf der Insel

»...ist es ihnen gelungen, 54.000.000.000 Wesen zu retten ...«

»...beginnen die Besiedlung...«

»...zehn Systeme zu ihrer Verfügung gestellt. Die saggittonischen Völker unter ihrem Kanzler Aurec, der Perry Rhodans persönlicher Freund ist, stehen vor einem absoluten Neuanfang. Im Gegensatz zu den anderen anwesenden Völkern gibt es für sie keine Möglichkeit zur Umkehr...«

»...sollte nicht vergessen, wo die Sympathien der Saggittonen liegen! Ihre zahlenmäßige Stärke lässt sie zu einem gewaltigen Machtfaktor werden, der auf der falschen Seite zu einer Bedrohung werden kann! Und sind die Terraner uns wohlgesonnen? Verweigern sie nicht vielmehr noch immer die Anerkennung der arkonidischen Vorherrschaft?«

Er stieß zischend die Luft aus und lehnte sich erregt nach vorne. Er fühlte die plötzliche Feuchtigkeit seiner Augen, erkannte das Hologramm des Nachrichtensprechers kurz nur verschwommen, bis er mit einer unwilligen Bewegung über die Augen wischte.

»Das ist es! Wir brauchen die Saggittonen nicht! Werft sie wieder raus! Keiner kommt ungerufen auf unsere Insel!«

Unbewusst hatte er das flimmerfrei im Raum stehende Holo als Person interpretiert, der er seine heftige Gestikulierung widmete. Mit aggressivem Gesichtsausdruck und zornigen Bewegungen stand es ihm gegenüber. Er sah die blitzenden Augen, in dem verzerrten Gesicht zu Schlitzen geworden, und fühlte die Welle der aggressiven Ablehnung zu sich Überschlagen.

»Raus mit ihnen!« wiederholte er fordernd.

Hinter ihm begannen seine Kollegen und die anderen Anwesenden zu grölen. Drohungen wurden ausgestoßen, die nichts Gutes für die Saggittonen ahnen ließen. Er wandte sich um. Erhitzte Gesichter, manche durch übermäßigen Alkoholkonsum zusätzlich gerötet, starrten an ihm vorbei auf den Nachrichtensprecher.

»Wo kommen die überhaupt her?«

»Keine Ahnung, aber diese Bras‘Cooi werden sowieso nur Ärger machen, das kennt man ja! Wenn man sie erstmal reingelassen hat, machen sie sich breit wie Ungeziefer und verseuchen die Gegend.«

»Und gleich zehn Systeme! Welche Essoya ist diese Idee gekommen? Sofort absetzen sollte man den!«

»Wieso dulden wir das eigentlich? Wer hat sie eingeladen, wenn nicht die Terraner, die Schwächlinge, die nichts anderes im Kopf haben als wie eine Stinkwurzel die arkonidische Position zu verpesten!«

Ja, das waren sie, Menschen arkonidischer Abstammung mit einer gehörigen Portion Überlegenheit allen anderen Wesen gegenüber.

Sein Blick fiel auf eine junge Frau, die wie eine wildgewordene Katze durch die Gegend sprang, immer wieder die Fäuste in die Luft stieß und dabei lautstark ihren Unmut äußerte. Ihr weißblondes Haar hing in Strähnen von ihrem Kopf und bildete einen herrlichen Kontrast zu den glühenden Wangen, über denen die großen roten Augen nun zornig glitzerten. Ganz offensichtlich war er nicht der einzige, der so dachte...

*

April 1295 NGZ

Ein Grollen lag in der Luft, als wolle der Planet bersten. Singend schwangen Fenster in den Häusern der großen Stadt, Gegenstände vibrierten und rutschten zur Seite.

Und dann erhellte ein gewaltiges Schauspiel die Nachthalbkugel des Planeten. Gleißende Triebwerksströme unter himmelaufstrebenden Schiffen beleuchteten die Stadt fast taghell, als auch der letzte Schlafende erwacht war.

Nicht wenige starrten ungläubig in den Himmel, den Schiffen nach, die bisher einen großen Teil des nahen Raumhafens belegt hatten. Es mussten tausende sein! Und sie waren gleichzeitig gestartet, strebten langsam dem freien Raum entgegen, wo sie sich ebenso langsam formierten.

Dieses Schauspiel war auch nicht für ein Volk normal, dass bereits seit Jahrtausenden den Raum beherrschte. Staunend blickten die meisten hinauf, nur wenige waren sich bewusst, dass die Hafenkontrolle unmöglich die Genehmigung für diesen Massenstart gegeben haben konnte.

Dann klang ein Murmeln auf, wanderte rasend schnell durch die Menge, erreichte in Sekundenbruchteilen jedes Wesen der Stadt, bis es jeder wusste: Die Pterus waren gestartet!

Ich konnte es nicht fassen.

Da hatten wir grade die Einreise der Saggittonen heil überstanden, die Völker hatten sich beruhigt, selbst wir Arkoniden hielten uns an die Worte DORGONs. Und nun fingen diese Pterus wieder mit der ganzen Sache an! Was sie genau planten, wussten wir noch nicht, aber immerhin handelte es sich um Wesen, die Jahrtausende lang nur Krieg gekannt hatten und noch immer sehr kriegerisch waren. Konnten wir also davon ausgehen, dass sie nicht in friedlicher Absicht gestartet waren?

Ich vertrat diese Ansicht, auch wenn Evrius noch nicht davon überzeugt war.

»Schließlich wurden auch die Pterus von DORGON zu dem großen Projekt gerufen«, argumentierte er gerade.

Ich verzog mein Gesicht.

»Das zeigt doch umso deutlicher, was es von der Kriegsstärke der Pterus hält, wenn es sie sogar trotz ihrer üblen Vergangenheit einbezieht und ganz Cartwheel dieser Gefahr aussetzt!« Ich war in meiner Erregung lauter geworden. Dieser Evrius zeigte sich manchmal ein bisschen zu naiv. »Und selbst wenn DORGON aus einem anderen Grund handelte, was könnte ein ganzes Volk dazu bringen, gleichzeitig einen Planeten, ihre Heimat, zu räumen?«

»Nun, Akaho da Purok, ob du Recht hast oder nicht, wird sich schnell herausstellen. Obwohl natürlich nicht alle Pterus gestartet sind; offensichtlich sind es an die 8.000 Schiffe, mit denen der Großteil unterwegs ist. Wir schätzen sie so auf 4.000.000 Wesen. Damit wären vier fünftel aller Pterus der Insel unterwegs – wohin auch immer.«

Evrius stellte eine Interkomverbindung zum Hauptfunk her und verlangte eine Leitung zum Flaggschiff der Pterus, die noch immer über dem Planeten weilten.

Mir war das alles sehr suspekt. Ein einziger Feuerschlag aus allen Kanonen, und wir waren einmal gewesen. Daher war ich mit Evrius Handlung einverstanden, der Klarheit in die Sache bringen wollte.

Ein imposantes Holo baute sich auf. Es war 198 Zentimeter groß und sehr breit gebaut. Feinschuppige, in grellem Grün leuchtende Haut umspannte fest die sehnigen Muskeln. Stechend schwarzgelbe Augen starrten in den Raum, umfassten mit einem Blick die Anwesenden und konzentrierten sich dann auf Evrius. Ich hatte das Gefühl, dass der Echsenabkömmling mich in dem ersten Sekundenbruchteil förmlich seziert hatte.

Überlegen lächelte ich. Sollte er sich fragen, wie ein Arkonide an die Seite eines Ophalers gelangte. Ich musterte ihn eingehend. Mir entging auch nicht das fanatische Glitzern in seinen Augen, die nun unverwandt auf Evrius gerichtet waren.

Als er anfing zu sprechen, lief mir ein Schauder über den Rücken. Diese kratzend tiefe Stimme, die vor verhaltener Brutalität wummerte, spiegelte genauso viel von seinem Innern wider wie der Ausdruck seiner Augen.

»Ich habe auf deinen Anruf gewartet, Ophaler!« Spott und Hohn schwangen als spitze Affront herüber. »Wir haben uns entschlossen, diesen Planeten zu verlassen, diese verfaulte Kugel degenerierter Ignoranz! Wir werden uns nicht von diesem Strudel mit in den Abgrund ziehen lassen. Die Wahl ist bereits getroffen, wir stehen kurz vor dem Aufbruch. Kannst du dir einen besseren Namen für unsere Welt vorstellen als Upanishad?«

Nicht nur ich zuckte zusammen. Das letzte Wort hatte er seltsam betont, mit tiefster Inbrunst hervorgestoßen. Rasch blickte ich zu Evrius. Dem Ophaler schien dieses Wort einen Stich versetzt zu haben, er blickte nur ungläubig auf die Gestalt des Kriegers.

»Du bist Saron, nicht wahr?«, fragte er schließlich. »Ich hätte mir denken sollen, dass du keine Ruhe lässt. Seit wann planst du diesen Auftritt bereits?«

Ich war leicht erstaunt. Warum resignierte der Ophaler? Kannte er den jungen Pterus, wie seine Worte ahnen ließen?

»Ich möchte dich trotzdem bitten, dir das noch einmal zu überlegen«, wagte er den letzten Versuch. »Denk an DORGONs Aufruf! Nur ein Miteinander kann dem Projekt tatsächliche und produktive Rechnung tragen!«

»Da winselt er also um unsere Gunst!« Saron grinste hämisch, wenn man das als Grinsen interpretieren konnte. Die gewaltigen Saurierkiefer knackten. War das der Grund, warum er noch nicht fort war? Wollte er seine Gegner demütigen?

Ich schüttelte nervös den Kopf. Bisher gab es hier noch keinen Gegner, oder?

»Pass auf, Fistelstimmchen! Ich bin die Keimzelle des Neuen permanenten Konflikts! Niemand wird sich mir in den Weg stellen können, denn wir folgen den Ewigen Kriegern! Ich weiß, dass es für euch keine Rettung gibt, warum sollte ich verhandeln oder mir auch nur eure Wünsche oder Bitten anhören? Upanishad wartet, eure Unterlegenheit wird euch in die Knie zwingen, der permanente Konflikt wird wieder leben und uns zu neuer Macht verhelfen!«

Mit einer fahrigen Geste seiner viergliedrigen Hand unterbrach er die Verbindung. Dröhnend hallte die Stimme nach, als das Holo verschwand. Ich wusste nicht, was ich von dieser Aussage halten sollte, doch auf Evrius schien sie einen enormen Eindruck gemacht zu haben.

»Der permanente Konflikt! Das darf nicht geschehen! Unendliches Leid würde über die Völker der Insel kommen. Wir dürfen das nicht geschehen lassen!«

Ja, ich hatte auch den Fanatismus in dem anscheinend noch recht jungen Pterus gespürt. Wenn man ihm den richtigen Nährboden gab, würde er nicht mehr zu tilgen sein. Ich konnte mir gut vorstellen, wie diese Krieger auf bewohnten Welten hausen würden. Nein, Evrius hatte Recht, das durften wir nicht zulassen!

 

Zwischenspiel

Morgens regnete es. Jedenfalls kam es mir so vor, als würde mich jeden Morgen während meiner Trainingsrunde eine dicke Wolkenbank begleiten. Und kaum war ich fertig, schien die Sonne aus allen Knopflöchern.

Heute war es wieder so. Ich stand um die 7. Stunde des Tages auf und verließ meine Wohnung. Ein leidlich blauer Himmel ließ mich hoffen, den Teufelskreis durchbrochen zu haben. Also lief ich los. Rechts und links blühten moderne Kombinationspflanzen, die sich des Nachts in strahlend leuchtende Objekte verwandelten. Tagsüber zeigten sie eine perfekt natürliche Schönheit und stimmten die Psyche der Menschen positiv.

Ich grinste verärgert, als ich die ersten Tropfen in meinem Gesicht spürte. Es konnte ja auch keinen Tag geben, an dem ich nicht durchnässt nach Hause gekommen wäre. Wütend trat ich eine Blume um und macht kehrt. Ich hatte keine Lust mehr.

Nervös zuckten meine Finger, die den Kamm hielten. Ich starrte in den Spiegel und sah die gleichmäßig trainierte, stattliche Figur eines jungen Mannes. Eigentlich konnte ich voll und ganz zufrieden sein. Meine fingerlangen weißen Haare bekam ich jetzt auch in den Griff. Ich hatte sie mit einem Elastikgel fixiert und gekonnt wirr gestaltet; die gebräunte Haut kontrastierte ausgezeichnet. Meine roten Augen wirkten ruhig, ich wusste um ihre Anziehungskraft. Und trotz alledem... naja, das kannte man ja. Nicht selten kam es vor, dass die ersten Dates diese Unruhe in mir weckten.

Ich hatte Falbela mehrmals gesehen. Es handelte sich jedes Mal um eine politische Veranstaltung zum Eintreffen der Saggittonen. Seit sie sich hier befanden, verlief kaum ein Abend ohne derartige Debatten. Falbela hatte sich schließlich an mich gewendet. Immerhin hatte ich sie seit mehreren Tagen eingehend betrachtet, was ihr nicht verborgen bleiben konnte. Mädchen haben irgendwie ein deutliches Gespür dafür.

Hm, aus unserem ersten Gespräch hatte sich dann ein Interesse entwickelt, das es zu befriedigen gab. Unsere erste Verabredung würde uns heute wieder zusammenführen.

Ich zuckte zusammen. Überrascht musste ich feststellen, dass mir eben ein unheimliches Kribbeln durch den Bauch gelaufen war. War es etwa bereits so schlimm? Heftig tränten plötzlich meine Augen. Ich musste los, aber war ich schon soweit? Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel, dann war ich unterwegs.

Der Ort war nicht weit entfernt. Ich konnte also laufen. Nur nicht die Kleidung durcheinander bringen, die Frisur schützen und den Atem frischen.

Mit weit ausgreifenden Schritten eilte ich der rauchigen Kneipe entgegen, die bisher auch unseren politischen Treffen gedient hatte und eine heimelige Atmosphäre verbreitete. Ich wollte auf keinen Fall zu spät kommen!

Etwas zittrig waren meine Finger, als ich ein Kaugummi aus der Tasche fummelte und in den Mund schob. Noch ein paar Schritte und ich war da. Ich blieb neben einem Gleiter stehen und blickte noch einmal prüfend in die spiegelnden Fenster.

Dann kann es ja losgehen, dachte ich.

Langsam, festen Schrittes, betrat ich das Imperia. Gelbliches, verrauchtes Licht erhellte den gemütlichen Raum kaum, in abgetrennten Zimmern, wusste ich, waren verschiedene multimediale Amüsements untergebracht. Hier vorne standen nur die altertümlich anmutenden manuell zu bewegenden Spielgeräte. Einige runde Tischchen aus Holz mit passenden Stühlen standen auf einer hölzernen Diele, die Bar lief fast eine ganze Wand entlang.

Meine suchenden Blicke fanden schnell ihr Ziel: Ganz in schwarz gekleidet, lässig an einem Tisch sitzend, den Kopf in die verschränkten Hände gestützt, sah sie mich an – Falbela.

Ein tiefgründiges Lächeln erreichte mich und ließ mich schaudern. Ich grinste zurück und schritt langsam zu ihr hinüber. Die langen Beine hatte sie übereinander geschlagen. Der kurze Rock gewährte tiefe Einblicke. Ich konzentrierte mich auf den Tisch und hoffte, dass sie meine Blicke nicht bemerkt habe.

»Du bist früh dran«, sagte ich, als ich mich zu ihr hinabbeugte und einen Kuss auf ihre Wange hauchte.

Ich duftete ihr herrliches Parfum, fühlte die weiche Haut unter meinen Lippen, spürte einen Schauer der Erregung durch meinen Körper laufen.

»Ich weiß...« Ihre Lippen zitterten kaum merklich. »Aber umso besser. Jetzt haben wir mehr Zeit, um...«

Ich verspürte ein heftiges Ziehen im Kopf, dann schien etwas zu explodieren. Vor meinen Augen flimmerten tausend Farben, die reale Umgebung verschwand. Und dann wusste ich es wieder.

 

2. Der Krieger der Pterus

Die Augen fingen an zu tränen, ständig zuckten seine Nickhäute. Zwar hatte er sich wieder unter Kontrolle und setzte seine planerischen Fähigkeiten ein, jedoch war ihm bewusst, dass er dem Gegner um Längen hinterher war. Er befand sich allein in einem brennenden Haus, seine Leute waren vermutlich verstreut. Es würde schwierig sein, die schlagkräftige Gruppe wieder zusammenzuführen. Der Gegner jedoch war sowohl ausrüstungstechnisch als auch personell überlegen, wenn er tatsächlich mit zwanzig Leuten aufgetaucht war.

Über den Kommunikator versuchte Trodam, einen Kontakt herzustellen. Die gewaltigen Kiefermuskeln spannten sich, die aggressiv leuchtenden Augen verengten sich noch stärker. Trodam fühlte sein Blut in Wallung geraten. Zu lange schon hatte Saron sie mit Versprechungen auf Kampf ruhig gehalten. Es wurde tatsächlich Zeit, dass sie sich austoben konnten.

Mühsam erinnerte sich Trodam zurück. Vor einigen Tagen war er von den Vorstellungen Sarons angesteckt worden, hatte sich ihnen gebeugt und den Kampf herbeizusehnen begonnen. Nun war er derartig erhitzt, dass es ihn ungeheure Anstrengungen kostete, seine Aggressionen zu beherrschen.

Saron wollte noch warten, bis sich auch die Terraner direkt von seiner Beharrlichkeit überzeugt hatten. Dann wollte er seine Krieger auf ein Ziel loslassen.

Unwillig brummte Trodam. Er konnte und wollte seinen Zorn nicht mehr unterdrücken. Er wollte sich gerade auf den Kommandosessel zu bewegen, als der Schirm aufleuchtete und den winzigen Kopf eines dieser minderwertigen Geschöpfe, einen Terraner, zeigte.

»Ah, noch jemand, der meine Rache fürchtet!« Trodam beobachtete, wie Saron sich vor Überheblichkeit beinahe unterkühlte.

»Ich bin Julian Tifflor, Botschafter der LFT in Cartwheel«, entgegnete der Mann. »Ich bin gekommen, um mich persönlich von eurem Aufbruch zu überzeugen. Aus welchen Gründen treibt es dein Volk von dem zugewiesenen Planeten, Saron?«

Trodam spürte fast körperlich den überlegenen Intellekt des Terraners. Auch Saron musste es fühlen, doch ließ er sich nichts anmerken.

»Terraner, du hast es bereits ausgedrückt: Die zugewiesenen Planeten! Wir sind ein mächtiges freies Volk. Ich möchte denjenigen kennen lernen, der uns irgendetwas zuweisen könnte. Ich würde die Kröte zertreten, wie ich alle jene zertreten werde, die sich uns in den Weg stellen!«

Trodam grölte zustimmend, gleichzeitig meldeten sich ein Dutzend andere Krieger aus der Zentrale der KÖRCK.

»Wollen Sie wirklich für Massaker verantwortlich sein, die jenen aus den Zeiten des permanenten Konflikts gleichen?« Ein anderes Wesen war auf dem Schirm erschienen. Ein Somer, blau gefiedert und mit klugen Augen auf Saron blickend.

»Sruel Allok Mok!« grinste Saron. »Ich hatte gehofft, dass du vorbeischauen würdest, um mir zu huldigen. Schließlich stammen wir aus der gleichen Mächtigkeitsballung. Ich werde den permanenten Konflikt wieder aufleben lassen! Upanishad wird unsere Basis und Heimat sein, niemand wird unserer Wiederkehr an die Spitze der Macht Einhalt gebieten können. Wir werden jeden Widerstand im Keim ersticken, und wir werden schon bald damit beginnen!«

Damit schaltete er ab. Grölend feierte ihn die Menge um Trodam, der sich eines bewundernden Gefühls nicht erwehren konnte.

»Jetzt geht es los, Krieger!«, schrie Saron. »Unser Ziel liegt fest, die nähere Umgebung von Upanishad muss gesäubert werden! Auf nach Oden, beenden wir den Frieden der Ophaler!«

Tosender Beifall hallte ihm entgegen. Der Kurs war bereits vorbereitet, die Flotte setzte sich in Bewegung.

Trodam fiel in das schallende Gelächter des Kommandanten ein, nachdem dieser erwähnt hatte, wie gern er doch jetzt die Gesichter der Terraner und Somer sehen würde. Dann verschwanden sie im Überraum.

*

Wie ein Stein fiel er dem Boden entgegen. Der Luftwiderstand riss an seinem Einsatzanzug, rasend schnell kam der Boden näher. Neben ihm fielen sie zu Tausenden herab. Es gab keine erkennbaren Unterschiede, und er konnte die Gesichter nicht erkennen, da er viel zu weit von ihnen entfernt war.

Ruhig bereitete er sich auf die Landung vor. In zweihundert Metern Höhe setzte die Antigravautomatik ein und bremste seinen Fall. Kurz über dem Boden wurde er genau wie alle anderen auf ungefähr acht km/h in der Horizontalen beschleunigt, dann deaktivierte sich die Anlage. Trodam begann noch in der Luft zu laufen, es gab kein Zögern bei der Landung, die pterusischen Kämpfer vergeudeten keine Zeit. Trodam wandte sich nach links, einer kleineren Siedlung zu, in der zirka zweihundert Ophaler wohnten. Ihm zur Seite liefen vier weitere Mitglieder des Kommandos. Alle verspürten sie den gewaltigen Drang nach Kampf, nach Tod.

Brüllend brachen sie geschlossen durch die Umzäunung der Siedlung und rannten die ersten zehn Ophaler einfach um. Ihre Kampfstiefel hinterließen dabei tiefe Wunden in den tonnenartigen Rümpfen.

Trodam gab das Zeichen. Die rasenden Kämpfer lösten ihre Formation auf und drangen weiter in das Dorf ein, stets darauf bedacht, den direkten Sichtkontakt untereinander nicht zu verlieren. Es konnte gefährlich werden, wenn es mehreren Ophalern gelang, einen Chor zu bilden, dessen hypnotische Klänge einen einzelnen Pterus außer Gefecht zu setzen in der Lage waren. Aber es schien so, als seien die friedlichen Wesen viel zu erschrocken, als dass sich jemand genügend hätte konzentrieren können. So wurde ihnen nur vereinzelt auf konventionelle Art Widerstand entgegengesetzt.

Trodam sah, wie sein linker Mitstreiter eines dieser Sängerwesen mit gewaltigem Krach an die nächste Wand schmetterte, dann musste er sich kurzfristig mit fünf Ophalern gleichzeitig beschäftigen. Ein gewaltiger Hieb mit dem Lauf seines Strahlers zerschmetterte den Kopf des ersten Gegners, während ein rückwärtiger Tritt den zweiten gegen einen spitzen Pfahl schleuderte, wo er zuckend hängen blieb. Dann traf ein schmerzhafter Stoß seinen Rücken, der ihn brüllend zu Boden gehen ließ. Im Fallen warf er sich jedoch bereits herum und nahm den Angreifer unter Feuer, der mit einem massiven Sportinstrument nach seinem Kopf geschlagen und ihn knapp verfehlt hatte.

Kaum berührte er den Boden, rollte er sich auch schon ab und kam wieder auf die Beine, als sich eine Schlinge um seinen Hals wickelte. Während Trodam das Seil mit einem Ruck zerriss und sich mit einem riesigen Sprung auf die beiden letzten direkten Gegner warf, überlegte er erstaunt, wie schnell sich die einfachen Menschen doch organisiert hatten und sich mit solcher Vehemenz verteidigten. Seine Hände zerbrachen das Genick des einen Mannes, dem anderen schlug er seine gewaltigen Zähne in den Hals und schloss die ungemein kräftigen Kiefer.

Zwei Stunden dauerte das Massaker bereits, als sich eine alarmierende Meldung unter den Angreifern verbreitete. Mitten in der heißesten Phase des Kampfes waren unbekannte Raumschiffe erschienen und hatten eigene Kampftruppen ausgeschleust, die mit hoher Organisation und bester technischer Ausstattung in den Kampf eingriffen und die Pterus bekämpften, wo sie auf sie trafen.

Über Trodam zuckte ein Blitz durch den Himmel. Misstrauisch warf er einen Blick hinauf. War dort eine Raumschlacht im Gange? Wenn der Gegner tatsächlich mit eigenen Raumern gekommen war, musste Saron natürlich reagieren und wenigstens versuchen, die gelandeten Soldaten wieder aufzunehmen.

Der Blutrausch war vergangen. Trodam sah plötzlich klar und deutlich die eigene Niederlage auf sich zukommen. Ruhig blieb er stehen und überlegte. Wenn er sich mit einer kleinen Gruppe umgeben konnte, hatten sie vielleicht eine Chance, den Landungstruppen solange zu begegnen, bis Saron sie abholen ließ. Also rief er seine vier Mitstreiter wieder zu sich und erläuterte seinen Plan.

»Wir müssen unauffällig verschwinden. Von den Ophalern droht uns keine Gefahr. Wenn wir uns hier oder in einem anderen Ort mitten unter ihnen einquartieren, müssten wir lange genug durchhalten können.«

»Warum verschwinden wir nicht in einen Wald oder ein Gebirge, wo wir uns in Höhlen verstecken können?«

Herablassend blickte Trodam den Sprecher an.

»Ich gehe davon aus, dass der Gegner über die Möglichkeit verfügt, ein Lebewesen aufzuspüren. Hier unter den Ophalern schützt uns die Ausstrahlung der Masse besser als eine meterdicke Felswand. Jedoch sollten wir uns eine Siedlung suchen, die wir noch nicht angegriffen haben!«

Er grinste bei diesen Worten, drehte sich um und feuerte mit dem Handstrahler auf eines der Häuser, bis es in lodernden Flammen stand.

Johlend folgten seine Begleiter diesem Beispiel, mit dem Ziel, ihr Zerstörungswerk zu vollenden.

»Achtung, Leute!« Mitten durch die brennende Siedlung kam ein weiterer Pterus gestürmt, die Augen angstvoll geweitet, vollkommen kraftlos durch die lange Hatz.

»Es sind die Helfer Ijarkors! Sie sind mir dicht auf den Fersen! Helft mir, versteckt euch, es gibt keine Gegenwehr!«

Trodam sprang hinzu und packte den erschöpften Mann am Kragen.

»Was sagst du? Mann, beruhige dich erstmal! Woher kommst du?«

»Von dort!« Der Krieger deutete hinter sich. »Wir waren zehn, die waren zwanzig, aber ganz verschieden... Somer, Pterus, Elfahder... Bessere Bewaffnung als wir... in die Enge getrieben... kein Entkommen, nur ich konnte durchbrechen...«

Angst flackerte noch immer in seinen Augen.

»Wir müssen fort, müssen fliehen von dieser Welt, bevor...«

Röchelnd erschlaffte er in Trodams Klauen. Der Krieger ließ ihn fallen und sprang in das nächste der brennenden Häuser. Ein tödlicher Energiestrahl hatte den Flüchtling erwischt, die Helfer Ijarkors schwärmten in die Siedlung.

Während er versuchte, zwischen den Trümmern zu verschwinden, überlegte Trodam, was es mit diesen mysteriösen Helfern auf sich hatte. Dem Namen nach zu urteilen handelte es sich um eine Gruppe oder eine Vereinigung von Wesen, die ein anderes Wesen, eben jenen Ijarkor, nach Kräften unterstützten. Ob es diesen Ijarkor noch gab oder nicht ließ sich nicht sagen, vielleicht war er schon seit Jahren oder Jahrzehnten verstorben.

Auf jeden Fall schienen sie über starke Waffen zu verfügen, wenn die Krieger der Pterus keine Chance gegen sie hatten. Er musste mit seinen Leuten in Kontakt treten und einen gemeinsamen Durchbruch versuchen.

Durch verqualmte Gänge versuchte Trodam, sich seinen Weg zu bahnen. Dabei wurde ihm bewusst, dass keiner der Kameraden antwortete.

Langsam arbeitete er sich auf einen Eingang zu, immer mit einer Feindberührung rechnend. Der Qualm biss in seiner Lunge.

Er erreichte die Öffnung und streckte Vorsichtig seinen Kopf um die Ecke. Erschrocken sprang er zurück, als er sich der enormen Höhe bewusst wurde, in der er sich befand. Anscheinend war er auf seiner Flucht unbewusst einige Etagen nach oben gelangt. Grimmig ließ er sich auf den Boden sinken und kroch wieder nach vorn, stets auf ausreichende Deckung gegen den Boden bedacht.

Drüben, auf der anderen Seite der Siedlung, blitzte es grell auf. Kurz darauf schoss ein gewaltiger Flammenstrahl in den Himmel. Trodam nahm an, dass dort soeben einer seiner Krieger sein Leben hatte lassen müssen. Dann entdeckte er nicht weit von sich entfernt eine Gruppe von Pterus, die ein Haus einkreisten und dann langsam vorstießen. Trodams besorgter Blick glitt an dem Haus empor. Tatsächlich entdeckte er zwei seiner Männer. Sie hatten die Gegner noch nicht bemerkt. Trodam wollte schreien, wollte sie warnen, doch sein Selbsterhaltungstrieb hinderte ihn daran, denn schließlich würde es dem Gegner verraten, wo er sich befand. Er stöhnte und wandte sich ab. Wie es schien musste er alleine klarkommen. Dann kam ihm ein Gedanke, ein vielleicht rettender Einfall für die beiden eingeschlossenen. In diesem Getöse von zusammenstürzenden Häusern und den Flammen konnten einzelne Schüsse leicht unbemerkt bleiben. Rasch wandte er sich wieder der Öffnung zu und richtete seinen Strahler aus. Deutlich konnte er die Gegner in der Zieloptik erkennen.

»Das würde ich lassen!«

Erschrocken zuckte Trodam zusammen. Die energische Stimme war hinter ihm erklungen!

»Bitte dreh dich doch zu mir um! Und leg vorher die Waffe sichtbar neben dich!«

Langsam folgte er dem Befehl. Rasend überschlugen sich seine Gedanken, um einen Ausweg zu finden. Vor ihm stand ein Somer, eigentlich lächerlich mit seinen hundertfünfzig Zentimetern Größe. Trodam musterte ihn ironisch.

»Und? Was fangen wir beide nun an?«

»Das kommt ganz auf dich an!« entgegnete das Vogelwesen grimmig. »Du kannst aufgeben und mich begleiten, oder du kannst hier bleiben...«

Ein donnernder Knall ließ die Wände erzittern, Steinbröckchen lösten sich aus der Decke und fielen zu Boden. Trodam reagierte sofort. Er warf sich auf den Somer und griff nach seinem Hals. Doch so einfach, wie er es sich vorgestellt hatte, war der Gegner nicht zu überwältigen. Geschickt wich er aus und schlug dem Pterus kraftvoll den Lauf des Strahlgewehrs in den Rumpf. Stöhnend sackte Trodam zusammen. Im Fallen griff er noch einmal zu und erwischte den Strahler. Ein kräftiger Ruck und die Waffe wechselte ihren Besitzer. Der Triumph ließ ihn den Schmerz sofort vergessen. Er wälzte sich herum und sah den Somer nach seinem Strahler hechten. Mit unbewegtem Gesicht drückte er der den Abzug.

 

3. Akaho da Purok

Da saß ich nun, mir gegenüber eine bezaubernde Frau, und wurde von früherem Wissen überschwemmt. Es wurde höchste Zeit, dass ich diese Welt verließ. Mein Chef wartete auf einen Bericht, und die Ereignisse der letzten Zeit waren tatsächlich angetan, meine Besorgnis noch zu steigern.

Auf der anderen Seite war hier der Anfang einer Romanze entstanden, die ich ungern aufgeben wollte. Ja, dieses romantische hin und her war von meiner Einsatzleitung geplant gewesen, um mir den Zugang zu den tiefsten Beweggründen der Arkoniden zu verschaffen. Doch musste man da nicht damit rechnen, dass sich aus einer Zweckromanze wirkliche Gefühle entwickelten, die auch nach der Reaktivierung der wirklichen Persönlichkeit bestehen blieben? Was konnte ich tun?

»...ist bloß los mit dir?«, drangen die Worte Falbelas in mein Bewusstsein.

Ich registrierte den besorgten Ausdruck ihrer wundervollen Augen und geriet schon wieder in Gewissensnöte.

»Was? Wie bitte?« Ich schüttelte verwirrt den Kopf. »Nichts, ich war grad etwas abwesend.«

»Ja, das hab ich wohl bemerkt! Geht es dir wirklich gut?«

Ich nahm Falbelas Hand und küsste sie.

»Ich liebe dich, aber es ist ein Ereignis eingetreten, das mich zwingt, diesen Planeten so schnell wie möglich zu verlassen!«

Sie entzog mir ihre Hand und sah mich konsterniert an.

»Was gibt es für einen Gleitermechaniker für Gründe, seinen Heimatort zu verlassen? Verheimlichst du mir etwas?«

»Es ist ein politischer Auftrag.« Ich sah mich gezwungen, ihr gewisse Dinge mitzuteilen, wenn ich sie nicht vollkommen vor den Kopf stoßen wollte. »Wenn ich zurückkehre, kann ich dir die Einzelheiten verraten. Bitte glaube mir, ich habe das nicht so geplant.«

Schweigend blickte sie mir noch sekundenlang in die Augen, dann verließ sie das Lokal. Ich starrte ihr hinterher. Hinreißend!

*

Mein Name ist Akaho da Purok. Ich bin gebürtiger Arkonide von der Kristallwelt. Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt, hundertsiebenundneunzig Zentimeter groß und unter terranischen Verhältnissen sechsundachtzig Kilogramm schwer. Im Gegensatz zu vielen meiner Artgenossen trage ich mein weißes Haar daumenlang geschnitten und kunstvoll wirr gestaltet.

Mit dem medialen Affront gegen Terra, ausgehend von arkonidischen Völkern, kann ich mich nicht identifizieren. Ich versuche, immer nach der Wahrheit zu suchen. Diese Einstellung ließ mich das Arkonsystem verlassen. Bestätigung fand ich schließlich in der Neuen USO, in der ich seither als Agent tätig bin.

In Cartwheel sollte ich die Stimmung der Arkoniden beobachten, bis sich Unregelmäßigkeiten einstellten. Das war jetzt der Fall...

*

»Seit sich die Saggittonen hier befinden und ihre knapp zehn Systeme besiedeln, regt sich der Unwille auf den arkonidischen Welten.«

Ich stand vor dem Verantwortlichen der nUSO in Cartwheel, ein Terraner, 185 Zentimeter groß, mit braunem Haar und braunen Augen. Jan Scorbit war am 02. Juni des Jahres 1266 NGZ geboren worden. Scorbit war ein Allroundtalent mit wissenschaftlicher aber auch militärischer und organisatorischer Ausprägung auf Camelot gewesen. Nach dessen Auflösung hatte er sich Homer G. Adams und Monkey angeschlossen und mitgeholfen, die neue USO zu gründen. Als Lohn für seine Arbeit war er als Verantwortlicher der Agentenorganisation nach Cartwheel entsendet worden. Vielleicht war es auch eine menschliche Entscheidung, denn sein Bruder, seine Schwägerin als auch sein Onkel und seine Tante waren nach Cartwheel aufgebrochen. Zwar herrschte noch Funkstille, jedoch würde die neue USO irgendwann aus ihrem Versteck kommen und sich vermutlich am ehesten mit dem Terrablock solidarisieren.

»Ja, die Proteste der Arkoniden waren nicht zu überhören.« Nachdenklich kratzte sich der Chef hinter dem Ohr. »Sie scheinen Angst vor der Masse zu haben. Offensichtlich hatten sie sich bisher allen für überlegen gehalten. Ich nehme an, sie argumentieren mit Aurecs Freundschaft zu Rhodan, richtig?«

Ich nickte. Eigentlich war ich ein wenig enttäuscht. Welchen Zweck hatte mein Einsatz gehabt, wenn bereits alles bekannt war, was ich zu berichten hatte?

»Tut mir leid, Akaho, aber niemand hat diese Wendung erwartet. Ein Ereignis wie das Auftauchen der Saggittonen wirft große Kreise. Es rief die Ablehnung der Arkoniden und auch anderer Völker so schnell hervor, dass uns das nicht entgehen konnte. Fast stündlich gibt es Protestrufe über Hyperkom, sogar offene Drohungen hat es schon gegeben!«

»Was gedenkt Aurec zu unternehmen?«, fragte ich gespannt.

»Nun, er wird in zwei Stunden eine Rede an die Völker richten. Die Terraner werden alles tun um ihn zu unterstützen. Falls es zu Eskalationen kommt, werden wir eingreifen müssen.

Aber wir dürfen eines nicht vergessen. Es hat einen Grund, warum Aurec hier ist. Wenn MODROR die Macht besitzt eine ganze Galaxis innerhalb weniger Tage zu zerstören, dann haben wir weitaus größere Problem als diese kleinlichen innergalaktischen Auseinandersetzungen!«

*

Das charismatische Gesicht Aurecs erschien auf den Nachrichtenschirmen in der gesamten Galaxis. Seine braunen Augen leuchteten kraftvoll, das schwarze Haar lag glatt zurückgekämmt am Kopf.

Die Kamera schwenkte kurz durch den Raum. Im Hintergrund standen Julian Tifflor und der Dorgone Titolus sowie Gal'Arn und einige andere Vertreter cartwheelscher Völker. Deutlich war die erwartungsvolle Spannung auf ihren Gesichtern zu erkennen. Dann erschien Aurec wieder im Bild. Einen Moment zögerte er noch, dann erhob er die Stimme. Ihr fester, volltönender Klang war auf allen Planeten und Raumschiffen in der Insel zu hören.

»Wir alle sind miteinander verwandt. Nicht unbedingt körperlich. Unser Geist verbindet uns. Wir sind Wesen mit Intelligenz. Unsere Intelligenz ist das Band der Verwandtschaft. Sie ermöglicht uns ein friedliches Zusammenleben, denn wir sind alle gleichberechtigt. Und wir alle kämpfen gegen feindlich gesonnene Gewalten, gegen Kräfte, deren Machtmittel den unseren überlegen sind. Darum sind wir hier.

Wir, damit meine ich jetzt die Völker aus Saggittor, meiner Heimat. Wir bitten um freundliche Aufnahme in dem Kreis der Verbündeten, die sich dem Chaos entgegenstellen. Euer Feind, den abzuwehren ihr euch zur Aufgabe gestellt habt, dieser Feind vernichtete meine Heimatgalaxis. Abermilliarden Wesen fanden ihr Ende, Familien wurden getrennt, Kinder brutal ihrer Mütter entrissen.

Eine gigantische Entladung im Zentrum Saggittors, deren Ursache wir noch nicht genau kennen, stürzte unsere Heimat in den Untergang. Wir wären bis auf diese hier in Cartwheel angekommenen fernflugtauglicher Schiffe alle untergegangen! Sämtliche Völker einer ganzen Galaxie waren dem Tode nahe.

Es gab eine höhere Intelligenz, die einigen von uns einen Ausweg bot. DORGON rettete die Seelen der Zurückgelassenen. Er nahm ihre Bewusstseine auf und versprach mir, eines Tages mein Volk wiederzusehen. Wann das sein wird, weiß ich nicht.

Wir sind heimatlos, doch ist in jedem einzelnen von uns der feste Wille, die Mächte, die uns ins Unglück stürzten, mit jeder Faser unserer Kräfte zu bekämpfen.

Das Schicksal Saggittors kann auch das Schicksal der Milchstraße werden. Auch von Druithora, Dorgon, den estartischen Galaxien, DaGlausch, Triangulum, Gruelfin, Plantagoo und Andromeda. Niemand ist vor MODRORs Armeen sicher!

Die Errichtung dieser Festung Cartwheel ergibt mehr und mehr einen Sinn.

Nehmt uns auf! Lasst uns an eurer Seite streiten gegen die Gewalten, die auch euren Familien ähnliches Leid zufügen wollen, die keine eurer Galaxien verschonen wollen. Gebt uns eine neue Heimat! Gebt uns Freundschaft! Wir werden uns nicht gegen die Gemeinschaft stellen, sondern für den Frieden in diesem Teil des Universums streiten. Mit euch!«

Stille erfüllte für die nächsten Minuten den Raum. Die gleiche Stille herrschte vor den Videoempfängern, die überall in Cartwheel diese ergreifende Rede übertragen hatten.

Dann schwenkte die Kamera wieder herum und erfasste das Gesicht eines Vogelwesens, eines Somers. Sruel Allok Mok, der Diplomat aus Siom Som hatte sich erhoben.

»Brüder und Schwestern! Noch nie standen wir vor einer Verantwortung, die der heutigen auch nur annähernd gleich kommt! Vor uns stehen die Überreste einer ganzen Galaxis! Nicht als Fordernde, sondern als Bittsteller. Sie bitten um unsere Hilfe, unsere Freundschaft. Unser Freund Aurec, der sich bereits für die Milchstraße aufopferungsvoll engagiert hat, ist mit seinem Volk in eine Not geraten, die für uns verpflichtend ist. Wir werden ihnen hier eine neue Heimat geben, wir werden sie mit Freundschaft begrüßen und in Frieden mit ihnen leben!«

Wenige Stunden später waren die Vertreter aller Völker im Parlament von Paxus versammelt. Noch einmal schilderte Aurec die Verzweiflung seines Volkes und die Gefahren durch MODROR.

Sam verdeutlichte die Situation mit dem Ausspruch: »Die Gefahr MODRORs ist weitaus größer als eine eventuelle Einschränkung oder Unsicherheit bestimmter Völker in Cartwheel aufgrund des Erscheinens der Saggittonen. Wir brauchen sie als Freunde und Mitstreiter.

Die Tür öffnete sich und ließ eine Gestalt ein, die inzwischen wohlbekannt in der Insel war. Nadine Schneider, das terranische Konzept DORGONs!

Sie war die Abgesandte DORGONs und verweilte noch auf der Insel.

»Nun ist es an der Zeit«, hob sie an, »die Wünsche DORGONs zu offenbaren. Die Völker Saggittors werden unzweifelhaft ihren Platz in der Insel ausfüllen. DORGON hat sich uneingeschränkt dafür eingesetzt, die Wesen vor der sicheren Vernichtung zu bewahren. Es ist sein ausdrücklicher Wunsch, die Saggittonen in Cartwheel anzusiedeln und in das Projekt zu integrieren! Denn es sind die Gefahren, die Saggittor vernichteten, denen das Projekt begegnen soll!«

Ruhig drehte sie sich um und ging in Richtung Tür. Langsam verblasste sie und verschwand.

Tifflor richtete sich auf.

»Ich habe nie an der Richtigkeit eurer Anwesenheit gezweifelt, Aurec. Natürlich kannst du voll auf die Unterstützung der Terraner zählen. Wir haben deine Loyalität und Freundschaft nicht vergessen. Und wir wissen, dass wir in den Saggittonen gute Freunde finden werden.«

Zustimmendes Gemurmel erhob sich im Raum. Die meisten Völker schienen das Schicksal der Saggittonen zu verstehen. Und nach Schneiders Ansprache schwanden bei vielen auch die letzten Bedenken. Nur wenige aggressive Vertreter schielten weiterhin misstrauisch nach Aurec. Allen voran fühlte Jenmuhs seine Macht durch diese gewaltige Flotte bedroht.

Sam meldete sich wieder zu Wort.

»Wenn meine Beobachtungen stimmen, sind jetzt so gut wie alle Planeten besiedelt. Es gibt einige Ausnahmen, doch glaube ich trotzdem, dass nun alle eingebundenen Völker anwesend sind. Es ist an der Zeit, das Projekt in die nächste Phase zu leiten. Nach dem Wunsch DORGONs soll die Autarkie der einzelnen Völker nicht beschnitten werden, doch für die großen Belange der Insel soll eine demokratische Wahl das Parlament ernennen. Ist es nicht wirklich soweit, dass sich die Völker an einer Abstimmung beteiligen können?«

»Nun, ich denke, wir können eine Abstimmung unter uns regeln.« Unerwartet war Aurec aufgestanden. »Ich bin der Ansicht, dass unser werter Sruel Allok Mok von allen Anwesenden der geeignete Paxus-Resident ist! Vorbehaltlos prüft er stets alle Daten und Argumente, bevor er Entscheidungen für oder gegen eine Sache fällt. Ein gerechter und loyaler Mann, der dem Projekt und dem friedlichen Leben in Cartwheel dient!«

In den ausbrechenden Tumult hinein rief Sam seine einstweilige Ablehnung. Man konnte ihm ansehen, dass er von Aurecs Worten sehr geschmeichelt war, doch blieb er seinem Vorsatz treu, alle Völker direkt in die Entscheidung mit einzubeziehen und Wahlen zu veranstalten.

Der Dorgone Titolus riet zur Festlegung eines Termins.

»Man darf die Sache nicht zu weit hinausschieben, denn sonst kommt immer irgendetwas dazwischen, und einzelne Völker fühlen sich benachteiligt. Wenn wir dem jetzt vorbeugen, indem wir gemeinsam einen Termin festlegen, wird die Sache schnell über die Bühne gehen. Ich würde vorschlagen, die Frist auf den 01. Oktober festzulegen.«

Es gab keine Einwände. Nur Uwahn Jenmuhs murmelte etwas von zu kurzer Frist.

»Der Modus sollte folgender sein«, mischte sich der Akone Mirus Traban ein. »Jedes Volk wählt im September seine Regierung und somit den eigenen Vertreter in das Paxus-Parlament. Dann sind hier alle Völker gleichberechtigt vertreten. Aus diesen Vertretern wird ein vierköpfiger Paxus-Rat und der Paxus-Resident gewählt.«

Zustimmendes Nicken in den Reihen der Abgeordneten. Diesmal konnte Jenmuhs nicht an sich halten.

»Fünf Leute können unmöglich die oberste Macht haben«, protestierte er. »Das ist doch ein ausgekochtes Spiel von den Terranern! Nur ein einzelner ist in der Lage, konsequent genug zu handeln! Wir müssen eine Regierung nach dem Vorbild der Arkoniden schaffen! Ich kann nicht zulassen, dass hier ein Komplott von Terrajüngern durchgesetzt wird! Ich werde mein Volk anweisen, die Wahl zu sabotieren.«

Während Tifflor heftig protestierte und sich vehement gegen die Anschuldigungen sträubte, lehnte sich Aurec gelassen zurück. Das ewige Beispiel von Opposition: erstmal immer dagegen...

 

4. Die Helfer Ijarkors

Will Dean schüttelte energisch den Kopf.

»Nein, Leute, das können wir nicht auf die leichte Schulter nehmen! Wir alle wissen um die Ereignisse auf Oden. Und ich erinnere mich noch lebhaft an das Eingreifen der Helfer in Siom-Som. Es kann kein Zweifel bestehen: Es handelt sich eindeutig um die gleiche Organisation, die dort dem somer-dorgonischen Komplott ein Ende setzte und die Unterstützung der Dorgon-Mission einleitete.

Schon in Sams Heimat habe ich den Einfluss von Ijarkors Mythos auf die estartischen Völker gespürt. Wenn die Helfer hier in Cartwheel jetzt wieder auftauchen und das Gerücht verbreiten, ihr Namensgeber, der Ewige Krieger Ijarkor lebe noch, wird das wenigstens im ESTARTU-Bereich für gewaltigen Eindruck sorgen.«

Nachdenklich nickten die Anwesenden. Tifflor war einer von denen gewesen, die erst einmal abwarten wollten, wie sich die Dinge um jene Helfer entwickelten. Als Aktivatorträger hatte er eine andere Auffassung von der Zeit als seine Mitstreiter, die nicht die gleiche Geduld aufbringen konnten wie er.

»Wir müssen auf jeden Fall herausfinden, was es mit diesem Ijarkor auf sich hat, da gebe ich Will vollkommen Recht.« Der jugendlich aussehende Terraner lenkte ein. »Unbekannte Machtfaktoren sollte man nicht unerforscht lassen, und die Wirkung des plötzlich aufgetauchten Mythos auf die anderen Völker, vordringlich Arkoniden, ist ein Aspekt, der in unserer Politik wichtig werden kann.

Es ist ja schon erstaunlich, mit welch enormer Geschwindigkeit sich das Gerücht in der Insel verbreitet hat. Ob es sich dabei um einen Trick der Helfer handelt, um ihre Machtposition zu stärken, oder welchen Wahrheitsgehalt es wirklich hat, das herauszufinden ist nun unsere Aufgabe.«

Will Dean richtete sich auf.

»Ich glaube, das ist eine Aufgabe, die der TLD des Terrablocks übernehmen sollte. Ich werde mich persönlich zur Welt Estartu begeben und versuchen, mit den Helfern Verbindung aufzunehmen.«

Tifflor nickte beipflichtend.

»Dasselbe hatte ich gerade vorschlagen wollen. Und vergiss nicht: Es gibt mindestens eine Person in Cartwheel, die Ijarkor gesehen haben will. Unter Umständen kümmerst du dich auch darum. Der Ophaler wird sich immer noch auf Oden aufhalten, nehme ich an.«

*

Atemlos lehnte Dean an der Mauer. Angenehm kühl fühlte er das Material in seinem Nacken. Erschöpft drehte er sich um und stützte sich mit schweißnasser Stirn gegen die Wand.

Wie hatte er nur annehmen können, die Kontaktaufnahme zu den Helfern Ijarkors leicht zu erzielen?

Seit drei Tagen war er nun bereits unterwegs, gejagt von verschiedenen Organisationen, Geheimdiensten der Arkoniden, Dscherro und Pariczaner, auch verschiedene Interessengruppen der Estartischen Völker ließen ihn kaum zur Ruhe kommen.

Was machte er falsch? Er hatte sich vor dem Einsatz mehrere Stützpunkte anlegen lassen; bei seiner Ankunft die Verbindungsleute kontaktiert. Er hatte eine Maske getragen, doch im Laufe der erfolglosen Tage hatte er sich ihrer entledigt.

Langsam beruhigte Dean sich wieder. Seine Atmung wurde gleichmäßig und flach, wie er es gewohnt war. Dann sah er sich um.

Er befand sich in einer dunklen Seitengasse, ein Mond spendete spärliches Licht. Wie sollte er jemals die richtigen Personen finden, die ihm weiterhelfen konnten?

»Terraner!«

Der unerwartete Ruf schreckte ihn auf. Blitzartig hatte er eine Waffe gezogen und sich hinter einem Vorsprung zu Boden geworfen.

»Bleiben Sie ruhig!«

Seine Augen versuchten in der Dunkelheit den Sprecher zu entdecken, doch ohne Erfolg. Der helle Klang der Stimme ließ sich nicht zuordnen. Verwirrt sah Dean sich um.

»Gehen Sie langsam diese Gasse hinunter, ungefähr hundertfünfzig Schritte! Ich werde Sie erwarten. Keine Sorge, ich bin kein Feind.«

»Wer sind Sie?«

Deans geflüsterte Worte erhielten keine Antwort. Der Fremde war verschwunden. Dean fluchte unterdrückt. Er konnte sich doch nicht einfach diesem Fremden anvertrauen! Wenn sie ihm eine Falle stellen wollten? Hm, dann hätten sie sofort schießen können. Er hatte so verträumt an der Wand gelehnt, dass er die Annäherung des Fremden nicht bemerkt hatte.

Seufzend erhob er sich und folgte der Gasse. Die Waffe hielt er schussbereit in der Linken, er schlich sich dicht an der linken Häuserfront entlang. Nach gut hundert Metern erreichte er eine Öffnung in der Mauer. Ein schwacher Lichtschein fiel hindurch und ließ die Umrisse des Exoskeletts eines Elfahders sichtbar werden. Dean blieb im Schatten stehen. Die Waffe behielt er vorsichtshalber in der Hand.

»Elfahder!«

Er konnte keine Bewegung entdecken, nur einige der stachelartigen Segmente klirrten leise.

»Terraner, folgen Sie mir.«

Der Elfahder wandte sich um und verschwand durch eine Seitentür. Dean zögerte kurz, dann zuckte er mit den Schultern und folgte dem Wesen. Wenn er vorwärts kommen wollte, musste er etwas riskieren.

Hinter der Tür begann ein enger Gang, der in die Tiefe führte. Will Dean war unbehaglich zumute, als er den Gang betrat und die Tür sich hinter ihm schloss. Vorsichtig folgte er dem klirrenden Geräusch des vor ihm gehenden Molluskenwesens in seiner Allzweckrüstung. Er kannte die Elfahder als loyale und friedfertige Wesen, die in den ESTARTU-Galaxien über den Frieden wachten. In ihm keimte ein Verdacht auf. Wahrscheinlich hatte er nichts zu befürchten.

Schließlich erreichte er eine weitere Tür, hinter der ein relativ geräumiger Hohlraum zum Vorschein kam, der gemütlich als auch zweckdienlich eingerichtet war. Grinsend bemerkte Dean, dass er sich im Bereich eines Agenten befand. Seine Erwartungen wurden auch nicht enttäuscht.

»Terraner«, begann der Fremde. »Ich will nicht lange um den Grund meines Auftauchens herumreden. Ich habe Sie in den letzten Tagen beobachtet. Sie scheinen auf der Suche nach etwas oder jemandem zu sein.«

Er machte eine kurze Pause. Seine wohltönende Stimme beruhigte den TLD-Agenten.

»Obwohl Sie nicht viel erreichen konnten, sondern sich eher gegenteilig in verschiedene Verfolgungsgeschichten verstrickten, war doch nicht zu übersehen, dass Sie trotz der offensichtlichen Gefahr immer wieder in bestimmte Bereiche vordrangen, um vielleicht doch noch positive Ergebnisse zu erzielen.

Durch die Ereignisse um und auf Oden bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Sie sich auf der Suche nach Hinweisen auf die Helfer Ijarkors befinden.«

Dean nickte. So etwas hatte er erwartet.

»Das ist korrekt. Mein Name ist Will Dean. Ich bin vom Terranischen Liga Dienst in Cartwheel.«

»Ich heiße Garrus. Wie Sie richtig vermuten, bin ich ein Helfer Ijarkors. Erwarten Sie jedoch nicht, dass ich Ihnen die Geheimnisse unserer Organisation verrate! Ich habe Kontakt mit Ihnen aufgenommen, um die Verständigung zwischen uns und den Terranern einzuleiten. Wir sind der Ansicht, dass die Richtung, die ihr eingeschlagen habt, sowohl ethisch als auch logisch die richtige ist und dem großen Plan DORGONs entspricht.«

Nachdenklich betrachtete Dean die grün leuchtenden Punkte hinter den Schlitzen in der Igelrüstung.

»Sie sind doch nicht nur auf Estartu, um mit mir Kontakt aufzunehmen? Ich meine, das hätte man einfacher haben können, ohne sich in Gefahr zu bringen. Und die Art, wie Sie mich kontaktierten, spricht auch für meine Vermutung.«

»Sie haben Recht, natürlich ist unser Aufeinandertreffen rein zufällig. Ich nehme an, dass die Öffentlichkeit nicht von Ihrem Einsatz wusste? Niemand konnte Sie also hier erwarten. Nein, ich habe selbst einen Auftrag zu erledigen.«

Gespannt beugte Dean sich vor.

»Die Fanatiker um Saron können sich nicht offiziell mit Waffen und dergleichen versorgen, also beschaffen sie sich die Sachen auf illegale Art. Hier auf Estartu soll heute noch die Übergabe stattfinden. Ich habe mit einer ausgewählten Gruppe den Auftrag, diese Waffenlieferung zu verhindern.«

»Hm.« Dean konnte sich vorstellen, welches Wagnis eine kleine Truppe einging, die Gangsterbanden zu behindern suchte. »Und trotzdem nahmen Sie heute Kontakt mit mir auf?«

»Ich wollte die Möglichkeit nicht ungenutzt verstreichen lassen, und immerhin könnte es sein, dass wir in Schwierigkeiten geraten und unser Leben lassen müssen. Ich wollte auf jeden Fall erst mit Ihnen gesprochen haben.«

Der Terraner zögerte nur kurz, dann hatte er seinen Entschluss gefasst.

»Ich werde mich anschließen! Diese Sache ist auch für den TLD von großem Wert. Mit den hier gemachten Erfahrungen kann später konkreter auf entsprechende Situationen reagiert werden. Sind Sie einverstanden?«

Statt einer Antwort wandte der Elfahder sich um und entnahm einem Schrank verschiedene Unterlagen, die er nun vor Dean ausbreitete.

»Dieses sind Karten, die uns die Umgebung zeigen, in der die Sache ablaufen wird. Jede Handlung von uns wurde exakt berechnet. Natürlich bleibt der übliche Unsicherheitsfaktor, aber wir vertrauen der Initiative des guten Agenten.«

Dean vertiefte sich in die Pläne, ließ sich die Hologramme vorspielen und verinnerlichte alle Daten.

Kurz nach Mitternacht brachen die beiden auf. Garrus Gruppe hatte sich in die Reihen der Waffenschieber infiltriert und befand sich bereits vor Ort. Dean und Garrus erreichten den Raumhafen durch einen üblichen Personentransmitter und entschwanden unbemerkt der großen Abfertigungshalle. Sie näherten sich einer kleineren Lagerhalle und versteckten sich hinter Frachtgegenständen. In einiger Entfernung landete ein großes kugelförmiges Raumschiff.

Und während Dean noch überlegte, was ein terranisches Raumschiff auf Estartu wollte, noch dazu um diese Zeit, kamen aus der Dunkelheit verschiedene unauffällige Gestalten auf die Halle zu.

Sie verteilten sich und untersuchten einige der Transportkisten. Dean brach der Schweiß aus. Hatte Garrus ihm nicht erklärt, dass einige Kisten nur mit waffenähnlichem Schrott gefüllt waren? Garrus schien ganz die Ruhe selbst zu sein. Dean hätte jetzt zu gern gewusst, wie es innerhalb des Exoskeletts aussah.

Der gefährliche Moment ging vorüber. Eine Gruppe von zehn Pterus erschien in dem Hangartor. Garrus zuckte kurz zusammen, dann lag er wieder unbewegt da. Es wurde ernst!

Leise schlichen sie an der Wand entlang, um den Pterus in den Rücken zu kommen. Der Terraner war erstaunt, wie leise sich der Igelpanzer bewegen ließ.

Die Schmuggler schleppten eine Kiste heran, gerade als Dean und der Elfahder den Ausgang erreichten. Noch hatten sie keine Deckung gefunden, doch zwei von Garrus Leuten zückten plötzlich die Waffen und begannen, wild zu feuern. Mit einem Schrei warf sich Garrus von hinten auf die Pterus. Seine kleine Gruppe befand sich bereits im verzweifelten Rückzugsgefecht, als Dean begriff, was hier geschah. Anscheinend waren die Pterus kurz vor der Entdeckung der Sachlage von den Helfern angegriffen worden, die den kleinen verbliebenen Vorteil noch nutzen wollten. Hoffnungslos unterlegen verging ein Helfer nach dem anderen in den Hochenergiestrahlen der Pterus, die sich schnell gefangen hatten.

Dean hatte sich hinter eine Kiste geworfen und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Er war zwar nur wenige Schritte vom Ausgang entfernt, doch tobte auch dort ein heftiges Gefecht.

Garrus war bereits in den ersten Augenblicken von einem der anderen Waffenschieber getroffen worden. Seine Rüstung lag schief am Boden, der molluskoide Körper war teilweise aus einer Öffnung geflossen und dort von den Hitzestrahlen verschmort.

Ein Summen dicht an Deans Kopf schreckte ihn auf. Er wusste, dass eine flimmernde Abstrahlmündung direkt auf seinen Hinterkopf gerichtet war. Langsam hob er die Hände. Der Blitz zuckte überraschend an ihm vorbei. Dean ließ sich sofort fallen und rollte herum. Hinter ihm lag ein Pterus mit der aktivierten Waffe in der Hand. Ein Strahl hatte ihn getroffen. Gehetzt sprang Dean auf und rannte durch eine kleine Seitenöffnung ins Freie, wo er von drei Männern in Empfang genommen wurde, die ihn in die Mitte nahmen und in den Nachthimmel aufstiegen.

Erstaunt registrierte Dean, dass es wirklich Männer nach seinem Verständnis waren, nämlich Terraner! Hatten sie den Pterus im letzten Moment erschossen? Doch woher kamen sie und wer waren sie?

Flach flogen sie über das Gelände dahin, auf jenes Kugelschiff zu, das Dean bei ihrer Ankunft registriert hatte. Unten explodierte die Lagerhalle in einer grellen Leuchterscheinung, und die Druckwelle wirbelte die vier Männer durcheinander, so dass Dean beinahe Hören und Sehen verging. Dann durchquerten sie eine unsichtbare Strukturlücke im Schirm des Schiffes, jedenfalls endeten die Wirbel abrupt. Der Agent überlegte, in wessen Hände er wohl geraten sein mochte. Terranisch waren sie, das hatte er einwandfrei festgestellt. Woher sie jedoch kamen und was sie wollten, konnte er sich nicht vorstellen. Immerhin hatten sie ihn vor dem sicheren Tod gerettet.

Eine Luke öffnete sich, die Männer schwebten hinein. Sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, ließen sie Dean los. Die geschlossene Luke verhinderte sowieso erstmal jeden hypothetischen Fluchtversuch.

Die Fremden klappten ihre Raumhelme zurück. Als der letzte den seinen lüftete, erstarrte Dean.

»Remus? Remus Scorbit? Hast du zugenommen, Junge?«

Der Fremde lächelte schief. Es konnte nicht Remus Scorbit sein, denn der weilte auf Mankind und ließ sich in Politik und Militär unterrichten. Dean fielen erst jetzt die winzigen Unterschiede auf. Der Fremde besaß die etwas ruhigeren Gesichtszüge, dabei wirkte er etwas kräftiger als Remus. Auch seine Gestik wies kleine Unterschiede auf.

»Nein, nicht Remus. Mein Name ist Jan Scorbit.«

Dean blickte erstaunt auf. Er hatte von Remus' Zwillingsbruder Jan gehört, war ihm aber nie begegnet. Während des Einsatzes auf Mashratan waren sie an unterschiedlichen Standorten gewesen und danach hatte sich Camelot rasch aufgelöst und Scorbit war öffentlich kaum in Erscheinung getreten.

»Kannst du mir das erklären? Und wie ich dein heutiges Auftauchen deuten soll?«

»Erstmal ein herzliches Willkommen an Bord der LARRY RANDALL! Bitte folge mir in die Zentrale, es gibt noch eine Kleinigkeit zu erledigen!«

Durch den kleinen Transmitter gelangten sie schnell in den Mittelpunkt des Schiffes. Dean bemerkte erstaunt, dass sie sich bereits im All befanden. Nicht weit vor ihnen flog ein zweites Schiff.

Jan Scorbit drehte sich lächelnd zu dem dunkelhäutigen Terraner um.

»Das dort ist das Schiff, mit dem die Schmuggelware aus dem System geschafft werden sollte. Es wird nicht weit kommen.«

Will Dean wollte gerade fragen, wie er das meinte, als sich die RANDALL plötzlich schüttelte. Gleichzeitig verschwand das fremde Schiff von den Schirmen und machte einer kurzlebigen Sonne Platz.

»Warum habt ihr das gemacht?« Schockiert starrte Dean auf den Schirm, wo die expandierenden Gase zu sehen waren.

»Die Schweinebande hatte es verdient!«, sagte eine harte Stimme hinter ihm.

Dean drehte sich um. Er hatte gar nicht bemerkt, wie das Schott zur Feuerleitzentrale geöffnet wurde. In der Öffnung standen zwei alte Bekannte von ihm. Der Springer Japar lehnte lässig in dem Schottrahmen und grinste, Sam Tyler stand breitbeinig davor. Seine Miene schien eingefroren, doch seine Augen funkelten gefährlich.

»Will, es tut mir leid«, fiel Scorbit erklärend ein, »dass euer Wiedersehen unter diesen Umständen erfolgen musste. Aber wenn du die Pterus näher kennen lernst, wirst du merken, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist. Tyler handelte auf meine Anweisung, als er das Schiff vernichtete.«

»Auf deine Anweisung? Du bist hier der Chef? Ich kann nicht ganz verstehen, wieso du so hart durchgreifen lässt.«

»Na schön, setz dich. Ich erzähle dir meine Geschichte.«

Will erfuhr, dass Jan Scorbit dem Angebot von Homer G. Adams und Monkey im Jahre 1292 NGZ gefolgt war, um etwas Neues zu erschaffen. So wurden die alten Camelotagenten nun zu Agenten der neuen United Stars Organisation, einer Gruppierung, die zu Zeiten des Solaren Imperiums vornehmlich von Lordadmiral Atlan geführt worden war.

Durch vortreffliche Dienste und das richtige Gefühl für Außergewöhnliches stieg er schnell in der USO auf. Als schließlich das Projekt der Insel gestartet wurde, schickte Monkey ihn als Befehlshaber der Insel-USO los, die Organisation auch in Cartwheel zu etablieren.

»Allerdings kann ich dir nicht sagen, wo wir unsere Zelte aufgeschlagen haben.«

Der Aufbau der Neuen USO war streng geheim, also konnte Jan Scorbit sich nicht seinen beiden Verwandten Remus und Uthe offenbaren. Erst recht nicht seinem Onkel Henry Portland. Der konservative LFT-Militär hätte wohl kein Verständnis für die separatistische USO.

»Momentan observiere ich die neuen Upanishad. Sie bereiten mir gewisse Sorgen. Ihre Waffenschieberei konnte ich verhindern, auch dank der Helfer Ijarkors um Garrus.«

»Gut, die Herren USO-Spezialisten gehen also ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem unauffälligen Töten nach, während wir vom TLD versuchen, diplomatische Wege zu beschreiten! Gibt es für euch eigentlich auch andere Möglichkeiten, eure Zwistigkeiten beizulegen? Oder habt ihr auf eurem Basisplaneten eine riesige Arena, in der ihr Barbaren jeden Streit austobt?«

In Deans Augen war ein ironisches Funkeln getreten, als er die Leute reizte.

»Mach bloß keinen Lauten, Kleiner!« Unerwartet hatte sich Japar eingemischt. »Ihr Weichköppe vom TLD habt überhaupt keine Ahnung von der wirklichen Agententätigkeit! Wenn ich da an die Arkon-Einsätze denke...«

Will Dean fing an zu lachen und klopfte dem Kämpfer auf die Schulter.

»Nichts für ungut! Natürlich haben beide Organisationen ihre Stärken und Schwächen! Und deshalb«, wandte er sich an Scorbit, »schlage ich eine Kooperation zwischen uns vor, zumal wir ja die gleichen Ziele verfolgen. Oder täusche ich mich, wenn ich davon ausgehe, dass ihr hier das Kosmische Projekt unterstützen wollt?«

Scorbit schüttelte den Kopf.

»Gut. Also auf gute Zusammenarbeit! Übrigens, auf Oden gibt es noch jemanden, der uns vielleicht weiterhelfen könnte...«

Der Chef der USO blickte ihn kurz an, dann wandte er sich an den Piloten.

»Kurs Oden!«

 

5. Mankind

Eine große Menschenmenge hatte sich am Raumhafen von New Terrania eingefunden. Gebannt starrten sie in die Wolken, wo jeden Augenblick das große Schiff erkennbar werden musste.

Auch Julian Tifflor und Don Phillippe de la Siniestro waren anwesend. Sie als politische Vertreter der cartwheeler Menschheit erwarteten den Terranischen Residenten Perry Rhodan. Vor wenigen Stunden war er durch das Sternenportal angekommen und befand sich nun auf dem Weg nach Mankind, der Hauptwelt der LFT.

Ein Raunen ging durch die Menge. Tifflor hob wieder den Blick und erkannte einen kleinen schwarzen Punkt am Himmel, der schnell größer wurde und dabei an Konturen gewann. Es war ein kleiner Raumer, wie sie häufig zwischen Paxus und Mankind pendelten.

Zwischen den beiden Delegierten flimmerte die Luft, dann wurde die kleine Mausbibergestalt von Gucky sichtbar, der wieder den bequemeren Weg gewählt hatte.

»Moin, Moin, der werte Herr LFT-Außenminister und Terrablockwart«, rief er fröhlich und ließ seinen Nagezahn blitzen. Dann maß er den Marquês mit einem langen Blick, bis er auch ihn begrüßte.

Tifflor war nicht überrascht, dass der Ilt es nicht auf dem Raumer aushielt und vor Rhodan auftauchen musste.

Inzwischen war das Schiff gelandet und Rhodan entstieg ihm über die projizierte Gangway. Die Menge jubelte ihm zu, während er gemessenen Schritts auf die kleine Gruppe zuging. Er hob die Rechte und winkte freundlich zurück, dann stand er auch schon vor Tifflor.

»Hallo, Tiff!« Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er einem seiner ältesten Freunde und Wegbegleiter auf die Schulter klopfte.

Tifflor erwiderte den kumpelhaften Gruß.

»Und, wie war die Reise, Chef?«

»Oh, sehr angenehm! Und beeindruckend, welche Entfernung dieses Portal zu überbrücken im Stande ist, nicht wahr?«

»In der Tat. Wir wissen, dass es auch Sternenportale in M87, Gruelfin, Plantagoo und DaGlausch gibt. Dadurch fühlen wir uns auch nicht so abgeschnitten von den Heimatgalaxien«, erklärte Tifflor.

Sie hatten sich schon auf einen bereitstehenden Gleiter zu bewegt, den sie jetzt bestiegen und Richtung Regierungszentrum flogen. Rhodan wandte sich an den alten Spanier.

»Don, ich bin gespannt zu erfahren, wie Sie hier die diplomatischen Angelegenheiten regeln! Aber das kann noch warten, bis wir da sind. Ich muss dem saggittonischen Kanzler beistehen, in dieser harten Phase für sein Volk. Die Nachricht über die Zerstörung Saggittors war ein Schock für mich. Ich habe Rodrom in übelster Erinnerung.«

Betrübtes Schweigen breitete sich im Gleiter aus. Keiner war bisher über den Schock hinweg gekommen, den die Vernichtung Saggittors in ihnen ausgelöst hatte.

Das große Gebäude wirkte eigentlich recht einfach auf die beiden Besucher. Trotzdem verbreitete es den Hauch von kunstvoller Schönheit, die den Stimmungstiefpunkt wieder ein wenig hob.

Aurec kam dem Terraner entgegengeeilt und begrüßte ihn freudig.

»Ich bin glücklich über eure Ankunft! Nach den Ereignissen in Saggittor bin ich froh, dich zu sehen, Perry!«

»Und was ist mit mir?«, kreischte Gucky aufdringlich. »Seit wir hier sind, hat sich noch niemand um mein Nackenfell gekümmert! Dabei habe ich es wirklich mal wieder nötig, dass mich einer krault!«

Aurec und Rhodan grinsten.

»Ich glaube, der Kleine wird sich schon jemanden suchen. Du musst dieses Gezeter nicht als Aufforderung verstehen!«

Gucky starrte Rhodan wütend an.

»Jaja, lacht ihr mal! Wir sehen uns später«, rief er und teleportierte.

Die Männer betraten einen Raum und ließen sich in die Energiepolster fallen. Inzwischen hatten sich auch Gal'Arn und Jonathan Andrews sowie Remus Scorbit und Henry Portland dazu gesellt.

Perry blickte den Saggittonen ernst an.

»Aurec, mein Freund!« Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit. »Es fällt mir nicht leicht, wenn ich dich bitte, mir den Untergang Saggittors zu schildern.«

Aurecs Augen verschleierten sich kurz, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Ausführlich, wenn auch manchmal stockend, berichtete er von Rodroms Rückkehr, dem Tod SAGGITTORAS bis schließlich zur Vernichtung der Galaxis mit Milliarden ihrer Einwohner.

Die Stimmung war gedrückt, jeder hing seinen Gedanken nach oder versuchte, die Erzählung zu verarbeiten. Schließlich richtete Rhodan sich wieder auf.

»Danke, Aurec. Ich kann es kaum glauben, was du erzählst. Was immer für eine Waffe Rodrom besitzt, ich fürchte, das war erst der Anfang. Wie dem auch sei, Tiff, Don Philippe, seid so nett und berichtet, wie es Cartwheel in den ersten Monaten ergangen ist.«

Erschrocken richteten die Anwesenden sich auf.

Der Marquês und Tifflor begannen mit ihrem Bericht. Vor allem Don Phillippe entpuppte sich als ausdauernder Erzähler, der keine Kleinigkeit vergaß. Tifflor beschränkte sich schließlich darauf, die Themen zu wechseln, damit der Spanier sich nicht zu sehr in einer Sache verbiss.

Rhodan hörte aufmerksam zu, stellte einige wenige Fragen und schuf sich ein klares Bild von den Verhältnissen. Die kontroversen Arkoniden, die Entstehung der neuen Upanishad, das Auftauchen der Helfer Ijarkors, die Probleme bei der Wahl einer übergreifenden Regierung – alles nahm er konzentriert auf und verarbeitete es.

Zwei Stunden später, nachdem er sich mehrere wichtige Ereignisse im Hologramm angeschaut hatte, wusste er, dass hier nicht alles so glatt lief wie DORGON es sich vorgestellt hatte. Zwar gab es keine unlösbaren Probleme, aber der ideelle Gedanke von einer völligen Einheit ließ sich offensichtlich nicht so einfach verwirklichen. Immerhin waren die Völker auch in ihrer Heimat nicht immer miteinander befreundet oder friedlich verbunden. Rhodan empfand es allerdings erstaunlich, dass es bisher keine größeren Krawalle gegeben hatte.

»Henry, können Sie mir etwas über die militärische Lage erzählen?«, fragte Rhodan.

»Aye, Sir!«, sagte Portland ruhig und erhob sich kurz. Dann setzte sich der Offizier. »Die Saggittonen sind die militärisch stärkste Fraktion, gefolgt von den Arkoniden und den Jülziisch. Wir liegen eher im Mittelfeld. Die von DORGON zur Verfügung gestellten Raumer sind Transporter und keine Schlachtschiffe. Die vorgefundenen Raumwerften und Raumhäfen müssen unseren Verhältnissen angepasst werden. Wir arbeiten bereits an einer Verstärkung der planetaren Raumabwehr, könnten jedoch einem konzentrierten Angriff nicht stand halten.«

Rhodan nickte schwach.

»Auch wenn es mir nicht gefällt, aber wir müssen dann wohl etwas aufrüsten.«

»Bei allem Respekt, das wäre meine Empfehlung, Sir! Gemeinsam stellen alle 50 Flotten der Völker zwar eine gute Sicherung für Cartwheel dar, doch derzeit sehe ich politisch gesehen noch nicht den nötigen Zusammenhalt. Ebenso ist die Möglichkeit groß, dass ein oder mehrere Völker separatistische Versuche unternehmen oder andere autarke Welten angreifen.«

Rhodan verglich Cartwheel mit der Menschheit im 20. Jahrhundert. Auch Rhodan hatte sie in recht schneller Zeit vereint. Doch damals war natürlich nicht alles glatt gelaufen und oft hatte die Dritte Macht auf Messers Schneide gestanden. Ähnlich war die Entwicklung in Cartwheel. Es würde vielleicht noch Jahre dauern, bis hier halbwegs stabile Verhältnisse herrschen würden.

»Freunde, ich werde mich noch mit Gucky einige Tage hier in der neuen Galaxis aufhalten. Zeit genug für Verhandlungen und Planungen, also...«

»Ich werde wieder nicht gefragt«, ereiferte sich der Mausbiber, der zur Sekunde im Raum erschienen war. »Typisch! Kaum ist man in der Fremde und schaut sich mal die tollen Sachen an, wird schon wieder über den eigenen Kopf hinweg entschieden!«

Rhodan grinste.

»Na gut, also: Ich bleibe noch einige Tage hier, und Gucky kann ruhig schon wieder nach Hause!«

»Sicherlich! Das fehlte ja gerade noch, dass ich dich hier allein sitzen lasse! Ich bleibe! Außerdem müssen Remus und ich mal wieder unsere philosophische Poolsession wiederholen.«

Remus blickte verlegen auf den Boden.

»Welche Poolsession, Neffe?«, fragte Henry Portland streng mit grimmiger Miene. Remus wusste nicht, was er sagen sollte. Wieso erwähnte Gucky das ausgerechnet gegenüber seinem konservativen Onkel?

»Nun denn, du hast gehört, was Sonderoffizier Guck gesagt hat. Er wünscht eine Wiederholung eurer Session. Man sollte einen Mausbiber nicht warten lassen«, sagte Flak Portland mit einem Augenzwingern schließlich.

Ein erlösendes Gelächter entspannte die Gesichter der Anwesenden und ließ sie für einen Augenblick vergessen, dass vielfältige Probleme ihrer harrten.

 

6. Lauf der Dinge

Dunkelblondes Haar wallte lang über den Arm auf die Liege hinab. Der kleine Kopf war schräg auf die offene Hand gestützt, zierlich streckte sich der anziehende Körper. Die großen blauen Augen waren auf ein Buch gerichtet, das vor der Frau lag. Ausdruckslos war ihr sonst so natürlich schönes Gesicht, die Augen folgten gelangweilt den Zeilen. Wie kam ihr Onkel nur auf die Idee, sie mit der Studie uralter Literatur zu beschäftigen?

Aufstöhnend klappte Nataly Jargon das Buch zu und richtete sich auf. Tag ein Tag aus war sie nun damit beschäftigt, alte Bücher zu wälzen! Wo blieben da ihre Freizeit und die Aufregung, die sie so brauchte wie die Luft zum Atmen?

Sie stürmte aus ihrem Zimmer und rief laut den Namen ihres Onkels, während sie sich auf die Suche nach ihm begab.

In dem allgemeinen Aufenthaltsraum fand sie ihn schließlich, wie er die gemütliche Sitzecke aufräumte.

»Jaaron, ich kann nicht mehr! Es tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich langsam mal aus dem Haus raus, etwas erleben! Schließlich hätte ich auch in der Milchstraße ausschließlich lesen können.«

Jaaron blickte ihr in die Augen, dann nickte er.

»Ich habe das erwartet«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Ich will nicht betrübt sein, dass ich eine gute Mitarbeiterin verliere. Natürlich kann ich dich nicht halten. Doch bin ich so sehr in meine Arbeit als Chronist vertieft, dass ich keine Zeit für andere Aufgaben finde.

Nun, dem werde ich Abhilfe schaffen. Deshalb habe ich uns für heute Besuch geladen. Ah, da ist er schon! Einen Moment.«

Der automatische Besuchsmelder hatte sich aktiviert und Jaaron Jargon verließ das Zimmer, um seine Gäste in Empfang zu nehmen.

»Nataly, das ist der Reporter Robert Mohlburry mit seiner Tochter Janela«, stellte er sie vor. »Robert, Janela, meine Nichte Nataly.«

Freundlich begrüßten sie einander, und Nataly fand sie bereits sympathisch. Der massige Reporter machte einen etwas exzentrischen Eindruck, da er ausgefallene Kleidung trug und sich auch ansonsten versuchte, von der Masse abzuheben. Er stellte sich noch einmal extra als Speaky vor mit der Begründung, dass ihn seine Freunde so nannten, um seine Funktion als Reporter zu würdigen. Seine Tochter sah ebenfalls nett aus und lachte Nataly so offen an, dass sie sofort den Eindruck einer guten Freundin bekam. Jaaron führte sie in den Aufenthaltsraum und verteilte kühle Getränke. Sie machten es sich bequem und fingen leichte Unterhaltungen an, die eine gelockerte Atmosphäre schafften. Dann räusperte sich Jaaron.

»Robert, wir haben bereits ansatzweise über mein Anliegen gesprochen. Ich will es noch einmal kurz umreißen.

Meine Nichte möchte selbstständig werden, einen eigenen Beruf erlernen, die Galaxis kennen lernen. Ich kann es ihr nicht verübeln, in diesem Alter sollte man stets die eigenen Wünsche zu erfüllen suchen. Doch brauche ich weiterhin Unterstützung bei meiner Arbeit als Chronist der Insel! Und da kommst du ins Spiel. Ich könnte deine Erfahrung als Reporter nutzen, indem ich dich durch die Galaxis schicke, damit du Impressionen der Völker und der Systeme sammelst und mir weitergeben kannst. Als Reporter bist du dazu geradezu prädestiniert. Und dein Ruf eilt dir weit voraus. Ich hätte keine Bedenken, deine Eindrücke als die meinen anzusehen.

Nataly könnte dann tun und lassen, was sie wollte, deine Tochter ist wahrscheinlich auch in dieser Phase. Ob sie sich zusammenschließen oder nicht, ist ihre Sache.

Nun, was meint ihr?«

Grinsend weidete er sich an Natalys erstauntem Gesicht. Sie war zu keinem Wort fähig, sondern starrte ihn nur an.

Robert Speaky Mohlburry dagegen strahlte übers ganze Gesicht und stimmte sofort zu.

»Das ist genau eine Aufgabe von der Art, wie ich sie mir seit langem vorstelle! Die Systeme durchreisen, Völker näher kennen lernen und dabei recherchieren! Eine großartige Vorstellung!«

Endlich kam Nataly wieder zu sich.

»Onkel, ist das dein Ernst? Ich darf wirklich weg, und du bist nicht böse, sondern sogar froh darüber? Wenn du dich nicht mit mir freust, bleib ich hier!«

Jaaron schüttelte den Kopf.

»Mein Kind, wie ich schon sagte: Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Ich wäre froh, wenn du es geschafft hättest!«

»Jaaron, kann ich gleich mit der Einarbeitung beginnen?«, erkundigte sich Speaky ungeduldig. »Sag mir, worauf ich zu achten habe, dann mache ich mich an die Arbeit!«

*

»Ich bin ganz aufgeregt!« Nataly hielt den Umschlag in den Händen und alberte herum. Janela erkannte jedoch deutlich die Nervosität in ihren Augen, und ihre Finger zitterten ebenfalls.

»Beruhige dich erst mal«, sagte Janela eindringlich. »Ich bin sicher, dass sie dich nehmen, schließlich bist du ja nicht irgendwer, sondern die Nichte des Chronisten der Insel!«

»Du hast Recht. Ich bin schon wieder da.«

Nataly öffnete den Umschlag, in dem die Antwort auf ihre Bewerbung enthalten war. Sie wollte die Stelle als Beamtin, neue Erfahrungen sammeln und selbstständig leben. Und wie es sich für Beamte gehörte, wurde die Antwort nicht auf moderne Kommunikationswege, die sich erst seit knapp 3.000 Jahren eingebürgert hatten, versendet, sondern auf dem alten Postwege mit einem ausgedruckten Brief.

Der erste Blick auf die Folie ernüchterte sie. Fassungslos überflog die halbe Linguidin den Text ein zweites Mal. Dann sank sie bleich in einen Sessel, der sich automatisch gebildet hatte.

»Nein! Das kann nicht wahr sein!«

Kraftlos lies sie die Hand mit dem Blatt sinken. Erschüttert nahm es Janela aus ihrer Hand und las es schnell durch.

»Aufgrund des zu geringen Erfahrungsstandes müssen wir dir leider eine Absage erteilen. Wir danken jedoch für dein Interesse und hoffen, dass du weiterhin in diesem Bereich arbeitest.« Janela faltete die Folie zusammen und gab sie der Freundin wieder. »Das ist natürlich ein unwiderlegbares Argument. Du solltest es dir nicht so zu Herzen nehmen. Schließlich bist du noch jung!«

An diesem Abend wandelte Nataly allein durch die Parks, die Alleen und die Straßen der Stadt. Unbewusst lenkte sie ihre Schritte zum Regierungsbezirk. So schlenderte sie in Gedanken versunken dahin, bis sie schließlich einen Mann anrempelte.

»Oh, Entschuldigung«, murmelte sie und blickte auf.

Die braunen Augen fesselten sie, zogen sie sofort in ihren Bann. Der Mann war nur durchschnittlich groß, aber von sportlicher Statur, mit schönem schwarzem Haar. Sie erkannte ihn sofort. Vor nicht allzu langer Zeit war er in allen Videoempfängern der Insel zu sehen gewesen, als er seine große Ansprache hielt, den Aufruf zur Hilfe und Freundschaft für sein leidgeprüftes Volk.

Vor ihr stand Aurec, der Kanzler der Saggittonen.

Ein Schimmer von Bewunderung erschien in seinen Augen. Offensichtlich hatte er Gefallen an ihr gefunden. Das bewiesen auch seine ersten Worte.

»Darf ich Sie zum Essen einladen? Ich kenne hier in der Nähe eine gemütliche Kneipe, in der man ungestört seine Mahlzeit einnehmen und sich dem Gespräch widmen kann. Nun, was meinen Sie?«

Leicht errötend senkte Nataly den Kopf, aber nur, um ihn sofort darauf wieder zu heben und dem Saggittonen mit feurigen Augen anzusehen.

»Nehmen Sie immer eine Entschuldigung einer Frau mit der Einladung zum essen an?«, fragte sie neugierig.

Aurec grinste.

»Nein, nur bei wunderschönen Frauen, die die Nichten des Chronisten von Cartwheel sind.«

»Ah«, machte Nataly überrascht und lächelte verlegen.

»So eine Einladung würde ich niemals ablehnen.«

Er bot ihr ganz nach terranischer Sitte den Arm und geleitete sie in eine winzige Kneipe in der Nähe, wo tatsächlich niemand aufschaute, als der berühmte Mann eintrat. Sie nahmen an einem kleinen Tisch in einer gemütlichen Ecke Platz und ließen die Atmosphäre auf sich wirken.

Die beiden erzählten sich viel. Insbesondere berichtete Aurec von den Erlebnissen der letzten Tage auf Saggittor. Nataly hatte viel Verständnis und gab dem Saggittonen das Gefühl, es sehr ehrlich zu meinen. Sie hatte eine sehr sympathische und warme Ausstrahlung.

Im Laufe des Abends erzählte Nataly dem Kanzler von ihrer misslungenen Bewerbung auf die Beamten Stelle. Mittlerweile hatte er herausgefunden, dass sie gerade dabei war, sich von dem behüteten Heim des Onkels zu lösen, um Erfahrungen zu sammeln und das Leben zu genießen.

»In meinem Regierungsbüro auf Paxus ist noch immer die Stelle der Sekretärin im Werbebereich unbesetzt. Ich denke, eine dynamische und intelligente Frau wie Sie es sind, könnte diese Position als Sprungbrett für ihre Karriere nutzen.«

Schon wieder war sie fassungslos.

»Sie bieten mir eine Stellung auf Paxus, als Sekretärin? Ist das Ihr Ernst? Das wäre für viele Frauen ein Traumjob, und ausgerechnet ich soll ihn erhalten? Gerade noch wurde mir der Mangel an Erfahrung zur Ursache einer Ablehnung!«

»Naja, ich habe nicht gesagt, dass dieser Job einfach sein wird. Aber es handelt sich sowieso in dieser Galaxis um völlige Erneuerungen, so dass jeder unerfahren auf der Position wäre. Und Ihnen traue ich es zu, die Aufgaben zu meistern, die diese Einstellung mit sich bringen würden.«

Nataly schwieg nachdenklich. In der Nähe dieses Mannes zu sein, war schon eine Ehre und große Herausforderung. Außerdem hegte sie große Sympathien für den Saggittonen.

»Selbstverständlich würde ich Ihnen und Ihrem Onkel eine große Villa zur Verfügung stellen, so dass ihr gut auf Paxus leben könnt. Sie können es sich überlegen, mein Angebot gilt auch morgen noch!«

Jaaron war so begeistert von dieser Aussicht, dass er Nataly beschwor, so früh wie möglich bei Aurec anzurufen und mit herzlichstem Dank anzunehmen.

 

7. Upanishad

Die Hologramme zeigten uns das Bild des Planeten. Er besaß fünf Kontinente, von denen allerdings nur einer bewohnt war. Mius, großflächig von Vegetation beherrscht, Durchschnittstemperatur von 24° Celsius, Schwerkraft 0,745 g. Die Hauptstadt hieß Siiiraaad, außer ihr gab es wenige umliegende Dörfer, die allerdings nach dem Überfall der Pterus zerstört waren. Unser Ziel war also die Hauptstadt.

Wenn der Terraner Dean Recht hatte, gab es auf Oden einen Ophaler, der Ijarkor gesehen haben wolle! Das war eine Spur, der wir unbedingt folgen mussten, auch wenn sie noch so unglaubhaft klang.

»Akaho!«

Die energische Stimme des USO-Chefs riss mich aus meinen Betrachtungen.

»Ja?«

»Suche dir noch zwei Männer aus, die uns begleiten! Ansonsten kommen noch Japar und Tyler mit. Und unser TLD-Mann, wenn ich mich nicht irre?!«

Kommentarlos überprüfte der Agent den Sitz seiner Kombination. Ich verließ die Zentrale und suchte das Mannschaftsterminal auf, um mir zwei Männer auszusuchen. Aus welchen Gründen wir sieben Leute sein sollten, verstand ich nicht, aber die Gedanken der Chefs sind stets unergründlich.

Ich dachte an Falbela. Wie es ihr wohl momentan gehen mochte? Ich nahm mir vor, nach der Auflösung des Upanishad-Konflikts Urlaub einzureichen und nach Bostich zu reisen. Diese Schönheit wollte ich nicht zu lange warten lassen!

Meine beiden Männer standen bereits in voller Schutzmontur an der Polschleuse, als wir ankamen. Die LARRY RANDALL landete gerade auf dem kleinen Raumfeld der Hauptstadt.

Mit einem bereitgestellten Gleiter jagten wir der nahen Stadt entgegen. Wie wir erwartet hatten, befand sich der Ophaler in der Obhut elfahdischer Soldaten, doch dank Deans Identität als TLD-Agent wurden wir binnen kürzester Zeit vorgelassen.

Da saß er auf dem formenergetischen Sessel, wenn man das so nennen wollte. Seine rote, borkige Haut vermittelte den Eindruck einer mumienhaften Salbung, seine Tonnenbrust wölbte sich über seinen Lungen.

»Ich kenne euer Anliegen.« Der organische Sprachmodulator gab herrlich klangvolle Töne von sich. »Ich habe leider unvorsichtig damit geprahlt, den Ewigen Krieger Ijarkor gesehen zu haben. Nun, es ist tatsächlich war.«

Dean beugte sich vor. Ich sah das misstrauische Glitzern seiner Augen. Meine Leute und ich hatten uns im Raum verteilt, ich beherrschte den Ein- und Ausgang.

»Wie kannst du so sicher sein, dass es Ijarkor war, den du gesehen hast?« Deans Stimme klang ungeduldig.

»Nun, wenn euch das etwas wert ist: Ich schwöre auf das Leben meiner Mutter, dass es Ijarkor war. Ich weiß es einfach! Als er vor mir stand, fühlte ich es. Es gibt keine Zweifel.«

»Hast du Beweise für deine Behauptung?«

»Natürlich nicht! Oder hätte ich ihn um eine Genprobe bitten sollen?«

»Und natürlich hast du ihn auch noch nie zuvor gesehen, richtig?«

Resigniert nickte der alte Ophaler. Es schien unmöglich, den Fremden zu überzeugen. Ich bemerkte seine verzweifelten Blicke, aber auch das Funkeln in den Augen meiner Chefs. Hier stimmte doch irgendetwas nicht!

»Außer in alten Berichten. Aber ich weiß es!«

Dean winkte ab. Ich nickte meinen Männern zu. Wir zogen uns bereits aus dem Raum zurück.

»Sackgasse!«

Zerknirscht musste sich der Terraner eingestehen, dass seine Informationen auch nicht weitergeholfen hatten. Die ganze Angelegenheit blieb ein undurchsichtiger Fall.

Wir begaben uns zurück an Bord der RANDALL. Es war schon alles für den Start vorbereitet, so dass Scorbit nur noch den Befehl geben musste. Das große Raumschiff hob leicht wie eine Feder ab und strebte dem Weltraum zu.

Die Hologramme zeigten weit und breit kein Hindernis, alles verlief planmäßig. Doch waren dort, ganz in unserer Nähe, nicht drei fast unsichtbare Strukturen zu sehen? Ich erstarrte regelrecht, als sich aus der Schwärze des Raums drei große Schiffe schälten, die sofort das Feuer eröffneten. Ein Schrei gellte durch die Zentrale.

»Die Pterus! Feuer frei und Ausweichmanöver! Katastrophenalarm!«

Jan Scorbit reagierte unglaublich schnell. Ich hatte die Bewegung gar nicht registriert, mit der er die Schutzschirme aktiviert hatte. Trotzdem war ein Strahlschuss durchgekommen, der eines der Gravojets weggeschossen hatte. Unsere Manövrierfähigkeit war dadurch um ein zehntel reduziert worden, und die Pterus befanden sich sowieso in der Überzahl. Panik wollte nach mir greifen, doch ich sah die Einsatzleiter ruhig dastehen und fühlte die Aura der Gelassenheit, die sie ausstrahlten.

»Tyler, sofort an die Geschütze«, drang Jans Stimme in meine Gedanken. Sam Tyler war bereits auf dem Weg in die Feuerleitzentrale. Augenblicke später lag unser Feuer viel platzierter, die Angreifer bekamen Schwierigkeiten. Doch unsere Schirme konnten den Punktbeschuss auch nicht mehr ewig aushalten, und egal, was der Pilot versuchte, wir entkamen dem Kreuzfeuer nicht. Ich sah bereits unser Ende nahen und wünschte mich weit weg, nach Bostich, in die Arme einer arkonidischen Schönheit, in Falbelas Arme...

In dieser hoffnungslosen Situation tauchten plötzlich zehn weitere Schiffe auf. An Bord der LARRY RANDALL hallte ein Aufschrei durch alle Räume. Das musste das Ende sein!

Doch innerhalb weniger Minuten merkten alle, wie sehr sie sich getäuscht hatten. Nicht sie waren das Ziel der Fremden, sondern die Angreifer, die Pterusraumer! Es war mehr ein kurzer Feuerschlag der zehn Schiffe denn ein wirklicher Kampf, dann waren die Pterus Vergangenheit.

Nicht nur Jan Scorbit wischte sich an Bord der RANDALL den Schweiß von der Stirn. Es gab wohl kein Besatzungsmitglied, das noch an einen glücklichen Ausgang des Kampfes geblaubt hatte. Und nun war es geschehen! Mit einem geringfügigen Schaden am Antrieb waren sie dem Tod entgangen.

Eine Verbindung zu den Fremden wurde hergestellt. Das Wesen, das als Holo erschien, lehnte alle Danksagungen ab und bat nur um eine Audienz mit den Anführern des Schiffes. Die Hauptakteure der letzten Zeit, Jan Scorbit als Anführer der USO, Sam Tyler als erfolgreicher Agent und Kanonier sowie Will Dean als TLD-Agent schickten sich an, der Einladung zu entsprechen und an Bord des bezeichneten Schiffes zu gehen.

Gespannt betraten die drei das fremde Schiff. Es war ihnen natürlich klar, dass sie es mit Einheiten der Helfer Ijarkors zu tun hatten. Doch ein Aufgebot von zehn Schiffen hatten sie noch nicht entdeckt. Hier bahnte sich etwas Besonderes an.

In der Empfangshalle, ein leer stehender Hangar, erwartete sie nur ein einziges Wesen. Erstaunt starrten sie es an. Eingehüllt in eine zerfetzte Kutte, die Gliedmaßen teilweise von Stoffen umhüllt, erinnerte es stark an eine mumifizierte Leiche, auch wenn es offensichtlich ein Pterus war – ein sehr alter Vertreter dieses kriegerischen Volkes, wie sie feststellen konnten. Seine Haut glänzte nicht mehr, wirkte vertrocknet und eingefallen. Das Gesicht war am stärksten betroffen, die Haut wirkte fast staubig.

»Willkommen an Bord!« Eine äußerst raue, verbrauchte Stimme begrüßte sie. »Bitte, mit wem habe ich es zu tun?«

Jan Scorbit trat vor.

»Mein Name ist Jan Scorbit, ich bin Anführer einer Organisation, die sich United Stars Organisation nennt und die für die Interessen des Projekts eintritt, wo sie nur kann. Dieses ist einer meiner besten Leute, Sam Tyler. Und hier zu meiner Linken steht Will Dean, der beste Agent des Terranischen Liga Dienstes.«

Man konnte Tyler ansehen, dass er ungeduldig wurde.

»Ich nenne mich Ijarkor.«

Diese einfachen Worte lösten eine starke Reaktion aus. Dean nickte nachdenklich, als habe er derartiges erwartet. Sam Tyler und Scorbit jedoch prallten zurück und stießen einen ungläubigen Laut aus.

»Ijarkor? Alter Mann, der Ewige Krieger ist ein Mythos«, ereiferte sich Scorbit. »Es wird zwar von einem Pterus gesprochen, der Ijarkor sein soll, aber die Ewigen Krieger existieren schon lange nicht mehr! Wer bist du wirklich?«

»Folgt mir erstmal in eine Kabine. Ich bin nicht mehr dazu in der Lage, lange Diskussionen im Stand zu führen.«

Er drehte sich um und ging zielstrebig, aber mit unruhigen Schritten auf ein Schott zu. Schnell folgten ihm die drei Terraner, die bisher noch an einen Spaß glaubten und schnell hinter die Sache kommen wollten.

Keiner hatte ein Auge für die Zimmereinrichtung. Sie ließen sich einfach in die formenergetischen Sessel fallen und starrten den Alten an.

»Als ich entdeckte, dass ich Ewigkeiten von den Animateuren benutzt und getäuscht worden war, beschloss ich, Buße an den Völkern der ESTARTU-Galaxien zu tun. Ich sammelte Helfer um mich, die mit mir dafür sorgen sollten, den Permanenten Konflikt nie wieder entstehen zu lassen.

Um meine Buße möglichst lange vollziehen zu können, begebe ich mich immer wieder für längere Zeit in ein Stasisfeld, das mich vor dem Zellverfall bewahrt. Ich kann es immer nur kurzzeitig verlassen, denn sonst setzt der Verfall schnell wieder ein. Es gibt Mikroorganismen, die einen Pteruskörper quasi in Stase halten können, ihm also eine relative Unsterblichkeit verleihen. Allerdings tun sie nur wenige Tage ihre Wirkung, dann muss erneut die künstliche Stase aufgesucht werden, um den Verfall zu verhindern. Seit Jahrhunderten friste ich in dieser Art mein Dasein, immer bedacht, Buße an ESTARTU und ihren Völkern zu tun. Es ist meine Aufgabe, auch hier in der Insel für die Einhaltung ihrer Gesetze zu sorgen, den Permanenten Konflikt zu verhindern. DORGON selbst schickte mich hierher, und gab mir damit eine Aufgabe, die für mich das Lebensziel bedeuten kann – der Schutz der Insel!«

Ironisch wandte sich Tyler an seine Begleiter.

»Sagt mal, habe eigentlich nur ich den Eindruck, dass bei diesem Kerl hier oben etwas nicht stimmt?« Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe.

»Hm, vielleicht sollten wir eine Untersuchung auf seinen Geisteszustand veranlassen«, stimmte Scorbit zu. Er schüttelte den Kopf und betrachtete den Pterus abschätzend. »Ob er einer Nervenklinik entlaufen ist?«

»Hey, Jan, Sam!«, empörte sich Dean. »Wir sind Gäste dieses Mannes, und selbst wenn ihr seine Geschichte nicht glaubt, ist etwas mehr Höflichkeit angebracht! Schließlich hat er uns das Leben gerettet! Im Übrigen halte ich es für ziemlich wahrscheinlich, dass er die Wahrheit sagt.«

Die beiden verzogen erstaunt das Gesicht. Sam Tyler wandte sich demonstrativ ab und widmete sich ausgiebig der gegenüberliegenden Wand.

»Will«, fing Scorbit wieder an. »Du glaubst doch nicht wirklich an diese Sache? Mikroorganismen, die Unsterblichkeit bringen? Schau ihn dir doch an! Ich wette, wir alle haben sein Äußeres als erstes mit einer altägyptischen Mumie verglichen!«

Will winkte ab.

»Du hast seine Erklärungen diesbezüglich gehört.«

Einige Minuten lang herrschte Schweigen. Dann räusperte sich der Alte.

»Wenn die Herren fertig sind mit der Diskussion über meine Glaubwürdigkeit, dann würde ich gerne auf den Grund meiner Einladung zu sprechen kommen. Meine Organisation handelt momentan indirekt im Auftrag DORGONs. Wir wollen das Projekt zu einem Erfolg geleiten. Das Auftauchen Sarons und seiner neuen Upanishad zwingt uns sekundär in unsere alte Rolle zurück. Wir können nicht zusehen, wie der Permanente Konflikt wieder auflebt.

Unsere Informanten haben herausgefunden, dass Saron einen Großangriff mit seiner gesamten Flotte auf Estartu plant. Das würde ein unglaubliches Gemetzel geben, wenn wir dem nicht Einhalt gebieten können. Saron wird versuchen, Sruel Allok Mok und Evrius umzubringen und die Macht über Estartu an sich zu reißen. Leider verfügen wir nicht über die Mittel, eine Schlacht in diesem Ausmaß zu schlagen. Es liegt in unserem Interesse, die Terraner und die USO als Partner zu gewinnen. Wir alle verfolgen die gleichen Ziele.«

Er machte eine Pause und blickte die Männer der Reihe nach an. Dean nickte überzeugt, auch Scorbit blickte ernst drein. Tyler schien unbeteiligt dabei zu sitzen.

»Wir müssen eine schlagkräftige Flotte bilden, die es mit Sarons Schiffen aufnehmen kann. Wir müssen Estartu verteidigen!«

»Du hast Recht, wenn du uns um Mitarbeit bittest.« Dean lehnte sich zurück. »Ich möchte allerdings den offenen Konflikt vermeiden. Wenn wir bereits in den ersten Wochen seit der Besiedlung der Insel mit Gewalt gegeneinander vorgehen, sehe ich keine große Chance für das Projekt.«

»Ich bin der gleichen Ansicht. Wir sollten versuchen, nicht dem Überfall zu begegnen, sondern den Urheber kaltzustellen. Starten wir ein Kommandounternehmen, dessen Ziel die Entführung Sarons von Upanishad ist! Ich bin überzeugt, die Pterus werden leichter unter Druck zu setzen sein, wenn ihnen ihr fanatischer Anführer fehlt.«

Damit hatte Scorbit den Anstoß gegeben. Binnen einer Stunde hatten die beiden Geheimdienstler einen groben Plan entwickelt, der den Pterus in Erstaunen versetzte. Dean gab sich zuversichtlich.

»Wenn du uns die Position von Upanishad mitteilen kannst, werden wir den Konflikt bald gelöst haben.«

Das tat Ijarkor auch. Damit verabschiedete er sich. Es war Zeit, sich auszuruhen.

*

Zwei Tage später näherte sich ein kleines Raumboot dem fremden Planeten. Nur sieben Männer befanden sich an Bord.

Unangefochten landeten sie in der Nähe der kleinen Hauptstadt. Das Boot ließen sie unter einem Antiortungssystem zurück und machten sich dann auf den Weg. Am Landeplatz waren sie auf einen Agenten Ijarkors getroffen, der sie nun durch Untergrundsysteme und Geheimtransmitterverbindungen dem Regierungspalast nahe brachte.

»Jeden Tag gegen 14.00 Uhr Planeten-Standard durchquert Saron die große Vorhalle des Regierungspalastes, um seine private Kantine zu erreichen, wo er mit seinen treuesten Mitarbeitern zu speisen pflegt.«

Der Agent flüsterte fast, denn sie befanden sich momentan in einer dichten Menschenmenge, die dem Einkaufszentrum zustrebte. Es befand sich hinter dem Palast, in dem Gedränge fielen sie nicht auf, wenn sie sich auf ihn zu bewegten.

Mit zügigem Schritt bildeten Tyler und Japar die Front, drei Männer sicherten hinten ab. Ihre Waffen trugen sie noch in der Kleidung verborgen, ebenso wie die Projektoren von Deflektor und Individualschirm sowie Antigravaggregat.

Das Regierungsgebäude schien im ersten Eindruck ungesichert, doch bemerkten die Terraner schnell, dass überall verborgene Detektoren angebracht waren. Sie wollten sich unsichtbar in die Halle schleichen, doch kaum durchschritten sie die Portale, gellte auch schon ein interner Alarm, und an die zwanzig Pterus stürmten in den Raum. Saron wurde sofort abgedeckt, doch Sam Tyler reagierte unglaublich schnell. Er riss seinen Strahler hoch und fegte die Pterus von den Füßen, die Saron aus der Gefahrenzone bringen wollten.

Ein heftiger Kampf entbrannte. Chris Japar und Sam Tyler hatten sofort kompromisslos gehandelt, als sie bemerkten, dass ihre Tarnung aufgeflogen war. Sich gegenseitig Feuerschutz gebend rannten sie von Deckung zu Deckung und schickten den Verteidigern konzentriertes Feuer entgegen. Zehn Pterus vergingen schon im ersten Ansturm, die anderen hatten ebenfalls Deckungsmöglichkeiten gefunden.

Die drei Agenten von Scorbit hatten sich Sarons bemächtigt und schirmten ihn geschickt gegen die Verteidiger ab, die ihn um jeden Preis befreien wollten. Rasend schnell füllte sich die Halle mit beißendem Rauch und stinkiger Hitze.

»Sam! Kümmere dich um den Transmitter! Hier wird es bald zu heiß!« Jan überschrie den Kampflärm. Sam Tyler zog sich vorsichtig zurück und verschwand durch eine Tür. Der Helfer folgte ihm rasch und unterstützte ihn auf der Suche nach dem Besuchertransmitter, der ihnen zur Flucht dienen sollte.

Inzwischen zogen sich auch die drei USO-Leute mit ihrer wertvollen Beute zurück. Dean, Japar und Scorbit deckten die Flucht, bis die Nachricht von Tyler eintraf. Er hatte den Transmitter remoduliert, seine Frequenz war auf die ihres eigenen Fluchttransmitters an Bord des Bootes angepasst.

Dean feuerte eine Garbe auf die Deckungen der Gegner, dass diese vor den Splittern fliehen mussten, dann entfernten sie sich im Laufschritt durch den Gang. Brüllend folgten ihnen Augenblicke später die Pterus.

»Schneller! Sie holen auf!«

Japar stolperte, schlug lang hin und rutschte bäuchlings in einen kleinen Raum hinein.

»Steh auf, du Nilpferd!«, schrie ihn sein Kollege an. Tyler stand vor dem eingeschalteten Transmitter und scheuchte die Männer hindurch. Als letzter ging er, hinterließ jedoch eine Micro-Bombe, die das Steuergerät mit einer kleinen Explosion zerstörte.

Eilig aktivierte Scorbit den Transmitter an Bord des Kleinstraumschiffes. Die drei Agenten gingen als erstes, Saron in ihrer Mitte. Wieder war Tyler der Letzte. Er konnte sich noch überzeugen, dass die Selbstvernichtungsanlage aktiv war, bevor er an Bord der RANDALL aus dem Empfänger trat.

Ein grinsender Japar empfing ihn.

»Nilpferd, was?«

Es gab einen dumpfen Laut, als Tylers Oberschenkel Bekanntschaft mit Japars Knie machte. Aufstöhnend hüpfte er durch den Raum und fluchte. Und Dean konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Da hatte der hartgesottene Mann mal sein Fett weg gekriegt. Er würde die nächsten Minuten nicht richtig laufen können.

 

8. Das Ultimatum

Jan Scorbit hatte sich erboten, den Gefangenen nach Estartu zu bringen und der dortigen Gerichtsbarkeit zu übergeben. Dort wurde er nach wenigen Stunden verurteilt, denn Evrius hatte kein Interesse an langen Verhandlungen bei der klaren Sachlage.

»Saron, nach dem Gesetz der ESTARTU-Galaxien hast du dich unzweifelhaft des Hochverrats schuldig gemacht. Die Entführung einer Unzahl an Raumschiffen will ich nicht mit aufführen, denn deine Verbrechen an den Wesen der Welt Oden wiegen um einiges schwerer. Tausendfacher Mord in seiner brutalsten Form!

Nach den estartischen Gesetzen spreche ich dich schuldig und verurteile dich zu einhundert Jahren Gefängnis. Ein äußerst gnädiges Urteil!«

Ihr wisst, was auf euch zukommen kann!«

Die knarrende, raue Stimme des uralten Pterus, der sich Ijarkor nannte, wurde von den großen Sendern des Schiffes abgestrahlt. Das Holo des ehemaligen Ewigen Kriegers erschien wohl in allen Funkräumen auf Upanishad und verlangte den besiegten Pterus Ehrfurcht ab.

»Es ist lange her, dass ich über Siom Som herrschte. Doch seid gewiss, ich habe nicht vergessen, wie lebenden Wesen dieses Leben zur Qual gemacht werden kann! Ich habe nicht vor, euch zum Frieden zu zwingen, aber ich werde nicht zulassen, dass ihr euch weiterhin gegen die Ordnung der Insel stellt und versucht, dem Permanenten Konflikt neues Leben einzuhauchen! Ich habe mir vor Jahrtausenden zum Ziel gesetzt, den Konflikt auf ewig zu verbannen!

Binnen zwei Wochen ist euer Planet offen für alle Lebewesen Cartwheels, ihr werdet euch der allgemeinen Politik anpassen und ein normales Leben führen, zum Wohl des großen Projekts! Nur deshalb seid ihr hier! Nur um eure Heimat zu verteidigen und dem Chaos den Zugriff zu verwehren! Ihr habt die Verantwortung mit eurer freiwilligen Meldung auf euch genommen, nun tragt sie auch! Und verlasst euch drauf: Ich werde in regelmäßigen Abständen wiederkommen! Ich werde über euch wachen, so wie ich über ganz Cartwheel wache.«

Weiterhin zogen die Schiffe der Helfer ihre Bahnen um Upanishad. Sie würden darüber wachen, dass das Ultimatum erfüllt wurde.

Auf der estartischen Hauptwelt Estartu trafen unterdessen Julian Tifflor, Sam, Aurec und Evrius zusammen.

»Es stimmt mich zuversichtlich, dass wir es auch hier auf der Insel schaffen, den Bund der drei Galaxien von der Milchstraße, Saggittor und Siom Som aufrecht zu erhalten.« Sam reichte jedem der Männer die Hand. »Wir können uns glücklich schätzen, in der Organisation der Helfer einen so wichtigen Verbündeten gefunden zu haben. Ob ihr Anführer nun Ijarkor ist oder ob er sich nur für diesen ausgibt, spielt endlich keine Rolle. Er verfolgt identische Ziele wie der Terra-Block, Saggittor und Estartu, das ist die Hauptsache. Ich denke, wir können ihm die Befriedung der Pterus getrost überlassen.«

 

9. Unheilvolles Treffen

Hochaufgerichtet stand der schlanke Terraner in der Mitte einer Gruppe Männer und Frauen. Seine grauen Augen zeigten Respekt und Achtung vor den Leistungen dieser Menschen, die dabei waren, die größte menschliche Siedlung der Geschichte zu führen und in ein Projekt von universeller Bedeutung einzubinden.

Perry Rhodan hatte sich nicht zu viel versprochen. Im Gegenteil, die Sache machte gute Fortschritte.

»Ich bin freudig überrascht. Eigentlich hatte ich mit starken Problemen gerechnet. Die Arkoniden verhalten sich noch verhältnismäßig ruhig, es scheint auch keine akuten Intrigen zu geben.

Nun ja, die Pterus unter Saron waren wohl ein Ausrutscher.« Er sah sich um und blickte in nachdenkliche Gesichter. »Ich werde wohl noch bleiben, bis die Wahlen vorüber sind. Ihr wisst ja, ich würde mich Aurecs Meinung anschließen und unseren Freund Sam als obersten Generalsekretär vorschlagen. Ich hoffe, dass sich die Mehrheit der Abgeordneten zu dieser Einsicht bewegen lässt. Wenn Sam den Paxus-Rat leitet, können wir sicher sein, dass die eigentlichen Interessen, das große Projekt, nicht aus den Augen verloren werden. Ich kenne Sam als gerechten und weisen Mann.«

Die Menschen nickten. Rhodan hatte vor den versammelten Abgeordneten der Völker seine Gedanken erläutert. Ihm schwebte ein Rat von insgesamt fünf Personen vor, von einem Generalsekretär geleitet, dem die Entscheidungsgewalt übertragen werden sollte. Die übrigen Delegierten sollten das Parlament bilden. Da sie sich vorher schon auf den ähnlichen Vorschlag von Aurec geeinigt hatten, fiel es ihnen nicht schwer, Rhodans Worte zu beherzigen.

Zuerst gab es Vorwahlen oder – je nach Volk – Entscheidungen, wer in den Paxus-Rat entsendet wurde. Während sich die terranischen Völker bereits im Wahlkampf ergaben, hatten die Arkoniden natürlich im Vorfeld Uwahn Jenmuhs »gewählt«. Auch ein anderes Volk hatte auf undemokratische Art und Weise ihren Vertreter bestimmt: Die Überschweren.

»Ich habe noch ein Treffen mit dem Anführer der Pariczaner vor den Wahlen. Nor'Citel erwartet mich auf New Paricza, wir besprechen heute Abend das Weitere.« Er machte eine kurze Pause. »Ich bin gespannt, was er jetzt von mir will. Hm...«

Die Gruppe löste sich auf. Jeder war mit den Gedanken bei der bevorstehenden Wahl. Sie hatten ihre Hoffnung auf Don Phillippe de la Siniestro gelegt. Der alte gerissene Spanier sollte möglichst in den Rat, ebenso wie Sam und Aurec. Aber das war bereits eine traumhafte Komposition.

Rhodan ahnte nicht, dass in der Zwischenzeit ein Überschwerer auf New Paricza in einem Sessel saß und hämisch grinste, als er an Rhodan dachte. Leticron hatte alles in die Wege geleitet. Mochte der Terraner kommen.

*

Perry Rhodan wurde sentimental, als er das Gesicht des Japaners sah. Die kleine Gestalt im Kimono ging auf den Terranischen Residenten zu und strahlte Ruhe und Frieden aus. Über den Lippen huschte ein Lächeln.

»Es ist eine Freude dich wiederzusehen, Sato Ambush«, sprach Perry Rhodan bedächtig.

Die beiden Freunde umarmten sich herzlich. Sato war es ein wenig unangenehm, doch er blickte darüber hinweg.

Perry Rhodan hatte Sato Ambush seit den Vorfällen in Saggittor im Jahre 1285 NGZ nicht mehr gesehen. Über zehn Jahre waren vergangen und es war ein Wunder, dass er überhaupt Ambush in den Wirren der Paralelluniversen wiederfand. Nach dem erneuten Verschwinden Ambushs hatte Perry nicht mehr mit einem Wiedersehen gerechnet. Doch das Schicksal hatte es anders gewollt.

Sato Ambush schilderte Perry Rhodan seine Abenteuer mit dem geheimnisvollen Alysker. Rhodan begriff nun einige Zusammenhänge. So hatten Ambush und der Alysker der TERSAL geholfen, den Weg zur Milchstraße zu finden. Sie hatten einen Plan von Rodrom vereitelt, die in Stase gefangenen Männer auf dem Casaro-Raumer vorzeitig zur Milchstraße zu bringen, indem sie die THEBEN als auch Jonathan Andrews und Remus Scorbit durch das Sternenportal geschickt hatten, wodurch sie letztlich auf die TERSAL getroffen waren.

»Was bezweckte Rodrom mit dem Raumschiff der Casaro? Wieso wollte er, dass die Insassen von der THEBEN gefunden und zur Milchstraße gebracht werden? Galt dieses Interesse unserem spanischen Freund Don Philippe de la Siniestro?«

»Das entzieht sich meiner Kenntnis, Rhodan-San. Ich erhielt nur vage Anweisungen von dem Alysker und DORGON.«

»Was ist aus ihm geworden?«

»Ich vermute, Rodrom hat ihn in Saggittor getötet. Ich weiß es nicht sicher, doch ich fühle, dass der Alysker nicht mehr lebt.«

Ambush schloss mit bedauernder Miene die Augen und atmete tief durch. Dann öffnete er sie wieder und berichtete aus seiner Sicht von den Ereignissen in Saggittor.

Vieles wusste Rhodan bereits von Aurec. Sato Ambush schilderte die Erlebnisse hinter dem Zentrum und um SAGGITTORA.

Rhodan war beeindruckt und schockiert zugleich. Auch richtete sich seine Aufmerksamkeit auf das Schicksal des Pararealisten. Er hatte viel durchmachen müssen, bevor er endlich wieder Zuhause war. Zumindest in seinem eigenen Universum.

»Was sind deine Zukunftspläne?«, wollte Rhodan wissen.

Der Japaner faltete die Hände und schien sehr entspannt zu sein.

»Zuerst will ich nach Hause! Ich will Japan wiedersehen, Tibet und all die ruhigen und besinnlichen Orte der Erde. Ich will die Luft Terras atmen und wieder Sushi essen.«

Rhodan musste lachen. Auch Ambush lachte herzlich.

»Danach werde ich nach neuen Aufgaben suchen und hoffen, dass ihr welche für mich habt. Vielleicht auf der Insel?«

Perry nickte.

»Wir werden mit Sicherheit etwas für dich finden. Wissenschaftler deines Kalibers brauchen wir in dieser neuen Galaxis. Aber ruhe dich erst einmal aus. Besuche die Erde und gewinne neue Energie, alter Freund.«

Ambush wirkte zufrieden. Er stellte klar, dass die Pause nicht allzu lange dauern dürfte, denn er war sich sicher, dass Aurec und die anderen, seine Hilfe benötigten.

Sato wollte Perry Rhodan auf seinem Heimflug begleiten. Dieser stand sehr bald an, da Imperator Bostich politischen Druck auf die Liga Freier Terraner ausübte und Reginald Bull die Hilfe von Perry Rhodan brauchte.

Das erinnerte Rhodan an ein Treffen mit einem Staatsoberhaupt, auf das er sich gefreut hatte. Da er allerdings noch heute abfliegen musste, hatte er die unerfreuliche Aufgabe, das Treffen abzusagen.

*

Der Überschwere sah aus dem Fenster des Gebäudes, das hoch über der Stadt türmte. Es war das Hauptquartier der Pariczaner. Der Mutant ließ seinen Blick über die unzähligen Gebäude der Großstadt schweifen.

Voller Ungeduld wartete Nor'Citel alias Leticron, der in dem Körper des jungen Überschweren Siddus wohnte, auf das Eintreffen seines verhassten Feindes Perry Rhodan.

Endlich würde er ihm gegenüberstehen!

Hass und Wut stiegen in Leticron auf, wenn er an den Zellaktivatorträger dachte. Immer wieder hatten Rhodan und seine Terraner über die Pariczaner gesiegt. Doch dieses Mal würde Leticron der Sieger sein. Er hatte ein Treffen mit Rhodan in seinem Amtssitz vereinbart und der Terraner wurde in wenigen Minuten erwartet.

Für einen Augenblick spielte der Mutant mit dem Gedanken, sich Rhodan bei seinem Eintreffen erkennen zu geben und ihn anschließend zu töten. Doch er verwarf diese verlockende Möglichkeit. Nein, Rhodan sollte leiden. Er sollte miterleben, wie seine geliebte Menschheit untergehen würde.

Doch dazu bedurfte es eines Langzeitplans. Leticron besaß nun mächtige Verbündete, die ihn in seinem Kampf unterstützten. Jedoch schon einmal hatte er Verbündete gehabt, die ihn nur benutzen wollten. Er bedauerte es, dass Hotrenor-Taak und Maylpancer schon lange tot waren. Es wäre ihm eine Freude gewesen, diese beiden, die an seinem Leid mit schuld waren, zu vernichten.

Perry Rhodan lebte allerdings noch!

Und eines Tages würde er seine Rache zu spüren bekommen. Bis dahin hieß es für Leticron Geduld zu haben und Taktik anzuwenden, um seine Ziele zu erreichen. Dazu galt es die Macht im Paxus-Rat zu gewinnen. Es gab genug machthungrige Subjekte, die nach persönlicher Macht und Bereicherung strebten. Leticron verachtete sie. Für ihn waren sie nur Insekten.

Nur solange sie ihm nützlich waren, würde er sich ihrer bedienen. Taka Kudon und seine primitiven Dscherro waren solche Ameisen. Sie waren willige Helfer. Doch die Dscherro bildeten nur den Anfang. Es galt, noch mehr Verbündete zu gewinnen.

Leticron wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als plötzlich ein Geräusch ihn ablenkte. Es war das Visiphon. Leticron ging heran. Es war sein Adjutant.

»Ja, was gibt es, Tonkvar?«

»Herr, Perry Rhodan wünscht ein Gespräch.«

»Durchstellen«, befahl Leticron knapp.

Was konnte Rhodan wollen? Er sollte doch in wenigen Minuten hier erscheinen.

Kurz darauf erschien Rhodans Gesicht auf dem Bildschirm.

»Ich grüße Sie, Resident«, begann Leticron alias Nor'Citel höflich.

»Auch ich grüße Sie, Corun. Leider habe ich schlechte Neuigkeiten. Aufgrund politischer Umstände, die meine sofortige Abreise erfordern, muss ich unser geplantes Treffen bedauerlicherweise absagen.«

Nur mühsam gelang es Leticron sich zu beherrschen.

»Das ist... wirklich bedauerlich, Resident. Ich hatte mich schon so sehr auf unser Treffen gefreut...«

»Leider gibt es in der Milchstraße Schwierigkeiten mit dem Kristallimperium«, versicherte Rhodan. »Imperator Bostich lässt mal wieder die Muskeln spielen. Meine Anwesenheit auf Terra ist unumgänglich. Die Reise vom Portal zur Milchstraße dauert ohnehin sehr lange. Aber Residenzminister Tifflor wird noch bleiben. Sie können sich jederzeit an ihn wenden.«

»Das werde ich, darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte Leticron zweideutig. Ich hoffe, dass wir uns doch noch eines Tages begegnen werden...«

»Das hoffe ich auch. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Ratswahl. Auf Wiedersehen, Nor'Citel.«

»Auf Wiedersehen, Rhodan.«

Rhodans Gesicht verschwand vom Bildschirm. Wutentbrannt zerschlug Leticron das Visiphon.

»Wir werden uns wiedersehen, Perry Rhodan! Wir werden uns wiedersehen.«

 

10. Mankind

Marya Jost stand in der Küche und war dabei das Abendessen zuzubereiten, als es an der Tür summte.

»Machst du mal auf, Marya?« rief Jonathan Andrews aus dem Nebenzimmer. »Das muss Gal'Arn sein!«

»Was denn noch alles? Bin ich hier Empfangsdame und Köchin zugleich? Kann nicht einer von deinen nichtsnutzigen Kumpanen die Tür aufmachen?«

Als Marya keine Antwort erhielt, ging sie fluchend selbst zur Tür. Es passte ihr überhaupt nicht, dass Jonathan vor kurzem eine Wohngemeinschaft mit dem Terraner Mathew Wallace, dem Oxtorner Irwan Dove und dem Posbi Lorif gebildet hatte. Viel lieber hätte sie »Johnny«, wie sie Andrews nannte, für sich allein gehabt.

Stattdessen musste sie ständig Doves Belehrungen über sich ergehen lassen, wenn sie seiner Meinung nach etwas falsch machte.

Der Gipfel jedoch war, als Lorif in ihrem Schlafzimmer beim Geschlechtsakt erschien und bat, zusehen zu dürfen, um Studien betreiben zu können. Und nun kam auch dieser Stimmungstöter Gal'Arn, Johnnys sogenannter Meister, der einem jede Partystimmung vermiesen konnte.

Für Marya war Gal'Arn nichts weiter als einen asozialer Spinner, der keinen anständigen Beruf gefunden hatte. Sie hoffte, Jonathan eines Tages wieder auf den rechten Weg zu bringen. Johnny gehörte ihr allein und sie war nicht gewillt, ihn mit jemandem zu teilen, am allerwenigsten mit solch schrägen Typen. Widerwillig öffnete Marya die Tür mit einem Klick auf den Öffner.

»Guten Abend, Marya«, sprach Gal'Arn freundlich.

»Tag, ehrwürdiger Meister«, grüßte Marya spöttisch zurück.

Gal'Arn bedachte sie mit einem strengen Blick, was die junge Frau die Augen verdrehen ließ.

Marya führte Gal'Arn ins Esszimmer.

»Da ist der Tisch. Das Essen kommt gleich«, sagte sie mürrisch.

Nun kamen auch Jonathan, Irwan und Lorif ins Zimmer und begrüßten Gal'Arn freundlich. Mathew Wallace war heute Abend auf der IVANHOE um einige Wartungsarbeiten an der JAYJAY zu überwachen. Er wollte jedoch jeden Moment wieder zurück sein.

Dann begab man sich zu Tisch und Marya servierte das Essen. Es gab ein altes terranisches Gericht namens Gulasch.

»Bei uns kommt im Moment nur noch Rindfleisch auf den Tisch, seitdem in der Milchstraße Schweinewahnsinn ausgebrochen ist«, sagte Marya.

»Auf Rindfleisch konnte man sich auch nicht immer verlassen«, belehrte sie Lorif.

»So gab es im frühen 21. Jahrhundert die Seuche BSE, auch Rinderwahnsinn genannt. Sie konnte auch auf Menschen übertragen werden und verursachte geistigen Verfall.«

»Wie bei den Braunhauers«, warf Jonathan ein. »Vielleicht haben die dieses BTX...«

»BSE! Nun, bei den Braunhauers scheint es sich mehr um natürlichen geistigen Verfall, sogenannter seniler Demenz, vorangetrieben durch Vererbung in Verbindung mit Spirituosen zu handeln«, meinte Lorif.

»Doch um auf die Qualität der Lebensmittel zurückzukommen: Im 24. Jahrhundert gab es sogenannten Fischschwachsinn und im 32. Jahrhundert gab es Hühnerirrsinn auf Plophos, und auch die siganesischen Wollmilchsäue...«

»Halt die Klappe! Das interessiert uns doch gar nicht!« unterbrach Marya den Posbi abrupt.

»Oh!«, machte Lorif nur.

Zum ersten Mal hatte es dem Posbi die Sprache verschlagen.

»Mit solchen Ausführungen verdirbst du uns den Appetit«, gab Jonathan seiner Freundin recht.

»Das war nicht meine Absicht. Ich wollte lediglich auf die Gefahren von Verzehr organischer Lebewesen hinweisen.«

»Das gehört doch längst der Vergangenheit an. Die Nahrung wird teilweise genetisch unter strengen Auflagen gezüchtet«, warf Irwan Dove ein.

»Nun auch hierbei ist zur Vorsicht geraten. Es gab und gibt noch immer illustre Nahrungsmittelhersteller, welche die DNS gerne vermischen. Nicht überall muss Rind oder Schwein drin sein, wo es draufsteht, sondern vielleicht auch ein Stück Okrill oder Oxtorner«, erklärte Lorif.

»Aber nur auf Randwelten. Die Lebensmittelkontrollen sind zumindest in der LFT und im Kristallimperium perfekt. Nicht umsonst gibt es den Nahrungsanalysator in jedem guten Haushalt«, konterte der Oxtorner.

»In der Tat. Doch auf den Randwelten oder ärmeren Kolonien existiert so ein Luxus noch nicht. Und für Cartwheel müssen neue Geräte erst entwickelt werden. Die Flora und Fauna ist uns weites gehend unbekannt, obgleich es hier Tiere gibt, welche ganz offenbar von DORGON aus der Milchstraße angesiedelt wurden.«

»Können wir jetzt endlich mit dem Essen beginnen?« maulte Marya. »Bis ihr mit euren langweiligen Vorträgen fertig seid, ist es nämlich kalt!«

Gal'Arn registrierte, dass Marya ziemlich gereizt auf seinen Besuch reagierte. Er führte dies auf ihren Egoismus zurück, den er schon des Öfteren festgestellt hatte. Gal'Arn war stets bemüht, anderen Wesen vorurteilslos zu begegnen. Bei Marya konnte er sich jedoch eines schlechten Gefühls nicht erwehren.

»Jede Spezies hat ihre Eigenheiten«, meinte der Ritter der Tiefe. »Wir müssen alle lernen dies zu respektieren, wenn wir auf der Insel miteinander auskommen wollen.«

»Das ist ja lächerlich«, meckerte Marya. »Wenn ich nur an diese ekligen behaarten Linguiden denke oder diese kleinen, widerwärtigen Swoons oder die stinkenden Springer, wird mir ganz anders. Wir Terraner müssen darauf achten, dass unsere Interessen gewahrt bleiben!« Marya lachte schrill auf. »Die sollen mit uns auf einer Stufe stehen? Ist ja lächerlich!«

Gal'Arn bemühte sich, ruhig zu bleiben.

»Deine Einstellung ist beklagenswert. Würden alle deine oberflächliche und dümmliche Meinung vertreten, würde es früher oder später Krieg geben.

Es war schon immer der Fehler vieler Wesen sich überlegen zu fühlen, nur weil man die anderen Kulturen nicht verstand.

Diese Barbarei muss endlich überwunden werden. Das war auch das Ziel DORGONs, darum hat die Superintelligenz all diese Völker zusammengerufen.

Nur vereint können sie die schweren Aufgaben bewältigen, die vor ihnen liegen. Arroganz und Rassismus sind dabei völlig fehl am Platze. Wer nicht fähig ist, mit anderen Kulturen zusammenzuleben, der sollte besser die Insel verlassen.«

»Richtig, dem stimme ich zu«, nickte Irwan Dove und warf Marya einen bösen Blick zu.

»Was sagst du dazu, Johnny?«, fragte Marya in der Erwartung Jonathan würde ihr beipflichten.

»Gal'Arn hat Recht, Liebling. Aber wir sollten jetzt endlich essen«, antwortete Andrews jedoch.

Marya wollte aufbegehren, besann sich aber eines besseren, da sie ahnte, dass sie den Kürzeren ziehen würde. Stattdessen lachte sie schrill.

»Natürlich, Johnny, wir wollen uns doch von Politik nicht den Abend verderben lassen. Also, greift zu!«

Nach dem delikaten Abendessen bat Gal'Arn Jonathan, mit ihm auf den Balkon zu gehen.

Als sie draußen standen, sagte der Ritter: »Ich muss mit dir allein sprechen, Jonathan.«

»Ja, was gibt es, Meister?«

»Es geht um Marya.«

Jonathan machte ein erstauntes Gesicht.

»Was ist mit ihr?«

»Sie ist nicht gut für dich. Du solltest dich von ihr trennen.«

Jonathan reagierte erregt. Das hatte Gal'Arn befürchtet.

»Wie kommst du denn darauf? Hat dir ihr Essen nicht geschmeckt?«

»Das Essen war ausgezeichnet. Aber darum geht es nicht. Es geht um ihre Ausstrahlung, die sich negativ auf dich auszuwirken droht. Ich habe sie beobachtet. Sie verachtet Irwan und Lorif und sie hasst mich. Ihre Einstellung gegenüber anderen Lebewesen ist beklagenswert und sie hat einen schlechten Einfluss auf dich. Sie wird versuchen, dich vom rechten Weg abzubringen.«

Jonathan schüttelte den Kopf.

»Das ist doch Unsinn. Ich liebe Marya! Sie ist die Frau meines Lebens!«

»Sie ist pures Gift für dich«, entgegnete Gal'Arn ruhig.

»Marya und ich gehören zusammen und niemand wird sich zwischen uns stellen!«

»Wie du meinst. Du warst auf einem guten Weg. Es wäre bedauerlich, wenn dich etwas davon abbringen würde.«

»Das wird nicht geschehen, Gal'Arn. Sei unbesorgt«, gab sich Jonathan versöhnlich. »Marya ist etwas temperamentvoll, aber sie ist absolut vertrauenswürdig.«

»Wie du meinst«, lenkte der Ritter der Tiefe ein.

Insgeheim war er jedoch nicht davon überzeugt.

 

11. Politik

Immer näher rückte das Datum des Wahltages. Bei allen Völkern wurde der Wahlkampf erbittert geführt. Die Vorwahlen dienten dazu, das Paxus-Parlament vom Volk wählen zu lassen. Das Parlament wählte dann wiederum in zwei Wahlgängen den Paxus-Rat. Besonders der Arkonide Uwahn Jenmuhs schlug auf die nationalistische Trommel. Sein Ziel war, Arkon zur vorherrschenden Nation der Insel zu machen.

An seiner Wahl gab es keine Zweifel. Das Ergebnis des monarchistischen Systems stand bereits vorher fest. Bei den Angehörigen der LFT waren viele Politiker kleinerer Parteien in der Hoffnung auf die Insel gekommen, dort aus der Wahl und den gegebenen Verhältnissen Kapital schlagen zu können.

Leute, die auf Terra gescheitert waren und sich nun ein Comeback erhofften. So auch Solder Brand, der vor Jahren zur Wahl des Ersten Terraners angetreten war, jedoch gegen die inzwischen verstorbene Paola Daschmagan gescheitert war. Auf der Insel hoffte der ehemalige Vorsitzende der Liberalen Einheit die Pionierstimmung für sich nutzen zu können und so zum Paxus-Rat aufzusteigen.

Seine Taktik war wiederum auf Nationalismus und Stärke ausgerichtet. Brand wollte damit zum Gegengewicht von Jenmuhs werden und warnte davor, dass die Arkoniden und die Dscherro eine Bedrohung für die terranischen Welten werden konnten.

Damit rannte er bei vielen Terranern und LFT-Angehörigen offene Türen ein. Die unmittelbare Nachbarschaft und die schlechten Erfahrungen mit diesen Völkern beunruhigten die Bürger. Und das auch nicht zu Unrecht, wie die Vergangenheit gezeigt hatte. Solder Brand nutzte diese Ängste und versprach, im Falle seiner Wahl dafür zu sorgen, die LFT-Völker vor fremden Aggressoren zu schützen.

Von Tag zu Tag verbesserten sich Solder Brands Umfragewerte. Brand ging auch recht geschickt vor, indem er die ständige Medienpräsenz nutzte. Er nahm oft an Talkshows teil und besuchte die Insassen einer Fernsehshow, die sich in einem Raumschiff-Container befanden und dort rund um die Uhr vom Publikum beobachtet werden konnten. Dies alles half Brand, seine Popularität zu steigern und allmählich zur Gefahr für Julian Tifflors Wahl zum Paxus-Rat zu werden, denn die steigenden Umfragewerte Brands sorgten gleichzeitig für schlechtere Werte bei Julian Tifflor und seiner Partei.

Dies registrierte der Marquês von Siniestro, der als Tifflor Stellvertreter fungierte mit großer Besorgnis. Der alte Spanier hatte sich erhofft, im Sog von Tifflor zu Macht auf Mankind und später auf der Insel zu gelangen. Don Phillipe saß in seinem prächtigen Büro, das er sich im barocken Stil eingerichtet hatte und grübelte, wie man gegen Solder Brand vorgehen konnte, als seine Sekretärin Ulla, eine wohlproportionierte Blondine, eintrat.

»Herr Marquês«, säuselte sie.

Don Philippe erschrak.

»Was ist denn? Ich hatte gesagt, dass ich nicht gestört werden will«, sagte der Marquês herrisch.

»Verzeihung, Herr Markenkäse. Aber hier ist ein Mann, der sie dringend sprechen möchte.«

»So, und wer?«

Ulla machte ein nachdenkliches Gesicht.

»Oh, dass hab ich vergessen zu fragen«, kicherte sie.

Der Marquês war sichtlich bemüht, nicht die Fassung zu verlieren. Aber er beruhigte sich schnell wieder. Immerhin hatte er Ulla nicht wegen geistigen Qualitäten als Sekretärin eingestellt, sondern wegen ihrer äußeren Reize. Außerdem konnte sie gut Kaffee kochen. Trotzdem fragte er sich manchmal, ob es nicht besser gewesen wäre, eine richtige Sekretärin zu engagieren.

»Ich lasse bitten.«

»Hä?«, fragte Ulla ratlos.

»Bring ihn rein!«, fauchte der Marquês.

Kurz darauf trat ein stattlicher, dunkelhaariger Mann ein. Don Philippe erkannte ihn sofort wieder.

»Michael Shorne, wie schön Sie wiederzusehen«, entfuhr es dem Marquês überrascht.

Shorne winkte lässig ab.

»Ich hatte geschäftlich hier in der Nähe zu tun. Da dachte, ich sehe mal vorbei wie es Ihnen so geht.«

»Nehmen Sie doch Platz.«

Shorne setzte sich in den gegenüberliegenden Sessel.

»Nun, was kann ich für Sie tun, Shorne?«

»Ich glaube, dass ich eher etwas für sie tun kann. Sie erinnern sich vielleicht, dass ich bei unserer letzten Begegnung versprach, Ihnen zu helfen, wenn die Zeit gekommen sei. Ich glaube, jetzt ist es soweit.«

Der Marquês tat überrascht.

»Wie kommen Sie denn darauf?«

»Solder Brand. Seine Werte steigen – Tifflors sinken.«

Don Philippe nickte grimmig.

»Mit seiner populistischen Hetze fängt er die Leute, wie der Rattenfänger von Hameln.«

Shorne zuckte mit den Schultern.

»Och, ich finde seine Taktik ganz gut. Er ist halt eher darauf gekommen. Was soll's. Allerdings schädigen Leute wie er den Wirtschaftskreislauf. Darum ist er mir ein Dorn im Auge. Obgleich ich seine patriotische Einstellung begrüße, so kritisiere ich seine Regulierungsforderungen gegenüber der Wirtschaft. Ich mag den Kerl nicht. Er war im Untersuchungsausschuss wegen meiner Geschäfte mit der Welt Mashratan und hatte auch versucht mir die Entführung der LONDON II anzuhängen. Er sagt, die SHORNE INDUSTRY GESELLSCHAFT hätte zu viel Macht. Das ich nicht lache. Außerdem ist er nicht käuflich.«

Don Philippe war erstaunt.

»Ein Politiker, der nicht käuflich ist? Sind Sie sicher?«

»Ja, ich hab's schon versucht.«

»Und?«

Shorne seufzte.

»Er hat mich rausgeschmissen.«

»Rausgeschmissen? Das ist ja unerhört!«

»Er sagte, er wäre schon einmal von einem Industriellen benutzt worden. Das bereut er sein Leben lang und darum wird er sich nie mehr benutzen lassen. Ein Arrangement mit ihm können wir also vergessen. Solche Leute sind gefährlich.«

Der Spanier nickte.

»Stimmt, Menschen die sich nicht kaufen lassen, kann man nicht trauen.«

Der Spanier wusste inzwischen, sich selbst zu informieren. Dazu brauchte er keinen Bibliothekar, der in alten, verstaubten Schriften suchte, sondern nur eine Ausgabe der Galaktopedia auf seiner Syntronik. Er suchte nach Solder Brant. Der Mann war Gefangener der Dscherro gewesen und hatte gute Aussichten, Erster Terraner zu werden. Doch er hatte einem Industriellen namens Joskar Jankinnen vertraut. Der Spanier schmunzelte über die Kreativität des Milliardärs. So hatte er den Mutanten Vincent Garron eingesetzt, damit dieser Brant suggestiv beeinflussen sollte. Doch der Plan schlug fehlt und Jankinnen war von Garron in einem Wutanfall umgebracht worden. Brant hatte aufgrund der öffentlich gewordenen Verwicklungen seine Kandidatur zurückgezogen. Im Nachhinein eine gute Idee, denn sonst wäre vermutlich er im Hauptquartier Hanse gestorben anstatt Daschmagan.

»Nun, wir bräuchten noch einen Mutanten, der Brant beeinflusst«, scherzte Don Philippe.

Shorne lächelte verständnisvoll.

»Sie sagen es, Marquês.«

»Was also sollen wir gegen ihn unternehmen?«, wollte der Spanier wissen.

Shorne lehnte sich zurück und lächelte süffisant.

»Nun, wir müssen seinen Ruf untergraben. Am besten, indem wir nachweisen, dass er sich doch kaufen lässt.«

Der Marquês zuckte mit den Schultern, um seine Ratlosigkeit auszudrücken.

»Und wie, wenn er nicht will?«

»Ich kenne einige Bankiers und Buchhalter, die das für mich übernehmen. Sie werden dafür sorgen, dass auf Brants Konto nicht unbeträchtliche Summen transferiert werden. So bekommt er einen hübschen, kleinen Spendenskandal, der ihn beschäftigen wird. Zusätzlich werden wir ihm ein paar Drogen unterschieben.«

»Das gefällt mir. Das wird ihn garantiert zurückwerfen. Aber Drogen? Ist das nicht zu brisant für uns?«

»Ich kenne jemanden, der das für uns deichseln wird. Er wartet draußen.«

Der Marquês machte eine gebieterische Geste.

»Dann holen sie ihn herein.«

Shorne stand auf und kehrte nach kurzer Zeit mit einem grauhaarigen Mann mittleren Alters zurück.

»Das ist Harry McSweet von der neugegründeten Polizei von Mankind. Harry hat schon oft erfolgreich für mich gearbeitet und ist sehr zuverlässig.«

Der Polizist verbeugte sich knapp vor dem Marquês.

»Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Sir. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Ich hoffe, dass ich auch Ihnen in Zukunft gute Dienste leisten kann.«

Don Philippe war sehr angetan.

»Ich bin sehr erfreut. Hat Sie Senor Shorne bereits unterrichtet?«

»Ja, Sir. Ich und ein Kollege stehen bereit, den Plan auszuführen«, versicherte McSweet jovial.

»Gut, ihre Mitarbeit wird angemessen honoriert werden. Ich habe mit Mr. Shorne noch einiges zu besprechen. Sie dürfen sich jetzt entfernen.«

»Danke, Sir.«

McSweet verbeugte sich und verließ das Büro.

»Der Mann gefällt mir. Also gut, machen wir es.«

Shorne setzte sich wieder.

»Nun, da wären noch einige Details zu besprechen.«

Den Marquês beschlich ein ungutes Gefühl.

»So? Was denn?«

»Die Gegenleistung dafür, dass ich Ihnen Brant aus dem Weg schaffe und Ihnen die Tür zur Macht öffne.«

Don Philippe seufzte.

»Das war zu befürchten. Was verlangen Sie?«

Shorne lächelte kalt.

»Nicht viel. Die Exklusivrechte für diverse Vermarktungen, Wirtschaftliche und steuerliche Vorteile und vor allem keine Behinderungen durch irgendwelche sozialen Idealisten wie die Scorbits.«

Der Marquês zeigte sich nicht sonderlich begeistert.

»Sie überschätzen meinen Einfluss. Das habe ich nicht allein zu entscheiden. Ich weiß nicht, ob das möglich ist«, sträubte er sich.

Shorne erhob sich.

»Schade, dann wird wohl Solder Brant die Wahl gewinnen«, sagte er in gleichgültigem Tonfall. »Tja, dann muss er eben die Annehmlichkeiten der Macht genießen...«

Der Marquês erschrak.

»Andererseits werde ich natürlich tun, was in meiner Macht steht. Ich bin sicher, dass sich eine Lösung finden lässt«, versicherte der alte Mann. »Und Shorne Industries wird natürlich auf jeden Fall bevorzugt behandelt werden.«

Shorne lächelte zufrieden.

»Sehen Sie. Ich wusste doch, dass man sich auf Sie verlassen kann. Ich werde sogleich meine ›Wahlkampfspende‹ an Solder Brant überweisen lassen. Um den Rest kümmert sich Harry.«

Shorne verabschiedete sich und Don Philippe sah sich eine Nachrichtensendung an, in der gerade ein strahlender Solder Brant gezeigt wurde.

»Dir wird das Lachen bald vergehen«, freute sich der Marquês.

*

Spät am Abend kehrte Solder Brant gut gelaunt in sein Appartement in New Terrania zurück.

Der Wahlkampf lief gut und daher war der liberale Politiker bester Laune. Kaum war er zu Hause angekommen, als es an der Tür läutete. Brand öffnete. Vor ihm standen zwei Männer.

»Solder Brant?«, fragte der ältere von beiden.

»Ja, selbstverständlich«, antwortete der Politiker, leicht irritiert darüber, dass man ihn nicht zu kennen schien.

»Ich bin Polizeioffizier McSweet, dies ist mein Kollege Rannigan.«

»Was kann ich für sie tun?«, fragte Brant irritiert.

»Bei uns ist ein Hinweis eingegangen, dass bei Ihnen Drogen gelagert werden. Wir müssen diesem Hinweis nachgehen, Sir. Reine Routine.«

Brant glaubte sich verhört zu haben.

»Drogen bei mir? Das ist ja lächerlich«, empörte er sich lauthals.

»Wollen sie Widerstand gegen die Staatsgewalt leisten?«, fragte Rannigan, ein dunkelhaariger, leicht untersetzter Mann, aggressiv.

»Keineswegs. Im Gegenteil, ich bitte darum, dass Sie sich umsehen. Ich bin ein bekannter Politiker und wahrscheinlich schon bald Ihr Staatsoberhaupt. Ich habe nichts zu verbergen«, erklärte Brant selbstbewusst.

»Sieh dich um«, wies McSweet seinen jüngeren Kollegen an.

»Ich verstehe gar nicht, wie sie darauf kommen«, beklagte sich Brant bei McSweet, während sie in die Wohnung gingen.

»Es war ein anonymer Hinweis«, erklärte McSweet freundlich. »Ich bin sicher, da ist nichts dran, aber es ist unsere Pflicht, der Sache nachzugehen.«

Während sich Brant mit McSweet unterhielt und dadurch abgelenkt war, begab sich Rannigan ins Schlafzimmer. Unbemerkt holte er aus seiner Jackentasche einen Beutel mit verbotenem Rauschgift hervor und versteckte es in Solder Brants Nachttisch. Dann tat er so, als würde er das Schlafzimmer durchsuchen. Als McSweet mit Brant ins Schlafzimmer kam, »entdeckte« Rannigan das Päckchen.

»Hier, ich hab' was gefunden, Harry!«, rief er und holte das Päckchen hervor und übergab es seinem Vorgesetzten, der kurz daran schnüffelte.

»Grüner Koks von Altair III und verbotene Ekstase-Pillen. Das ist ziemlich heißer Stoff, Brant. Ich muss sie leider wegen unerlaubten Drogenbesitzes festnehmen.«

»Aber, aber das gehört mir nicht! Das hat man mir untergeschoben!«, protestierte Brand.

»Natürlich«, sagte McSweet sarkastisch.

»So glauben Sie mir doch! Ich bin ein mächtiger Mann, der viele Feinde hat!«

»Das wird sich auf dem Revier klären.«

Ehe sich Brant versah, wurde er von den beiden Polizisten abgeführt.

Für die Medien war Brants Verhaftung natürlich ein gefundenes Fressen. Es dauerte nicht lange, bis alle Nachrichtenstationen darüber groß und breit berichteten. Schnell wurde auch seine dunkle Vergangenheit wieder beleuchtet und Boulevardjournalisten wie Bekket Glyn und Guy Palance stellten die Integrität des Wiederholungstäters offen in Frage. Gegen Kaution kam Brant wieder auf freien Fuß.

Doch kaum war er frei, platzte die nächste Bombe. Die Polizei entdeckte – wiederum nach einem anonymen Hinweis – Einzahlungen auf Brants Konto in Millionenhöhe. Brant geriet nun in den Medien in Verdacht, ein Drogenhändler großen Stils zu sein. Natürlich berief Brant schnellstens eine Pressekonferenz ein, in der er seine Unschuld versicherte und von einem Komplott sprach.

Sicherlich war das sehr forsche Vorgehen der Polizisten eine seltsame Sache. Brant protestierte, dass man ihn einfach in seiner Wohnung überfallen hatte, doch es wurde geschickt als Nacht- und Nebelaktion der Polizei dargestellt, die mit Erfolg gekrönt war.

Doch es half alles nichts, Michael Shornes Leute hatten ganze Arbeit geleistet, die Umfragewerte Brants gingen dramatisch zurück. Der Umstand, dass Brant schon einmal in eine Politaffäre verwickelt war, gab dem Politiker der Liberalen Einheit den Rest.

Eine politische Karriere war eindeutig am Ende!

*

Don Philippe de la Siniestro sah sich mit Wonne die Nachrichtensendungen an und freute sich von ganzen Herzen darüber.

»Michael Shorne auf Leitung 1«, säuselte Ullas Stimme durch den Lautsprecher.

»Stell ihn durch, meine Liebe«, gebot der Spanier gutgelaunt.

Kurz darauf erschien Michael Shornes Gesicht auf dem Bildschirm.

»Nun, Marquês, was sagen Sie?«

»Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen, verehrter Shorne. Unsere Umfragewerte steigen von Stunde zu Stunde.«

»Sie werden die Wahl gewinnen«, sagte Shorne zuversichtlich und fügte mit drohendem Unterton hinzu: »Vergessen Sie aber nie, wem Sie das zu verdanken haben.«

»Selbstverständlich nicht«, versicherte der Marquês und verabschiedete sich von Shorne.

Beunruhigt lehnte sich Don Philippe in seinen Sessel zurück. Michael Shorne war ein gefährlicher Mann. Er würde sich vor ihm in Acht nehmen müssen.

*

Einige Tage vergingen und die Umfrageergebnisse blieben stabil. Solder Brant schien keine Bedrohung mehr darzustellen. Julian Tifflor bat den Marquês ihn aufzusuchen, was der alte Spanier auch umgehend tat. Tifflor begrüßte den alten Spanier in seinem Büro.

»Guten Tag, Marquês, ich hoffe es geht Ihnen gut.«

»Danke, bestens.«

Tifflor und Don Philippe nahmen Platz an Tifflors Schreibtisch.

»Ich habe leider schlechte Neuigkeiten. Ich habe Nachricht von Perry erhalten. Die politische Lage innerhalb der Milchstraße hat sich verschlechtert. Imperator Bostich macht mal wieder Ärger. Daher hält Perry meine Anwesenheit als Außenminister für dringend erforderlich.«

Don Philippe machte ein betroffenes Gesicht.

»Heißt das, Sie werden uns verlassen?«

»Ja, leider.«

»So kurz vor den Wahlen? Was soll aus uns werden?«

Tifflor sah den Marquês auffordern an.

»Sie werden für mich kandidieren.«

»Ich? Nein!«

Tifflor lächelte.

»Doch. Sie haben sich als vertrauenswürdig erwiesen und im Wahlkampf viele Pluspunkte bei den Wählern gemacht. Sie haben viel Lebenserfahrung und haben sich hervorragend in die heutige Zeit eingelebt. Damit haben Sie bewiesen, dass Sie krisenfest sind. Ich bin überzeugt, dass Sie die Wahl gewinnen. Mankind braucht Sie, Marquês.«

Don Philippe war sichtlich geschmeichelt. Ein Traum wurde für ihn wahr.

»Nun, wenn das so ist, kann ich natürlich nicht ablehnen. Ich bin einverstanden.«

»Da Solder Brant sich selbst ausgeknockt hat, wird die Konkurrenz bei den Vorwahlen nicht allzu groß werden«, meinte Tifflor nachdenklich. »Ich kann es einfach nicht fassen, dass Brant mit Drogen handeln soll...«

Der Marquês machte ein betrübtes Gesicht.

»Das kann ich auch nicht begreifen«, sagte Don Philippe heuchlerisch. »Aber es steht nicht jedem Menschen ins Gesicht geschrieben, ob er ein Verbrecher ist.«

Julian nickte.

»Da haben Sie recht. Nun, die Zeit drängt. Ich werde heute Abend noch eine Rede halten, Ihre Kandidatur bekanntgeben und Ihnen das volle Vertrauen aussprechen. Bis zur Wahl des Paxus-Rates werde ich noch bleiben und Sie unterstützen. Danach muss ich aufbrechen.«

Don Philippe verbeugte sich nach alter Sitte.

»Welche Ehre! Ich verspreche, ich werde mich Ihres Vertrauens würdig erweisen, Señior«, gelobte er.

*

Wenige Tage später fanden die Vorwahlen statt, in denen das Parlament von Mankind gewählt wurde. Durch Julian Tifflors Einsatz und Solder Brants Absturz gewannen der Marquês und seine Partei die Wahl deutlich vor den anderen Parteien und Bewerbern. Don Philippe hatte es verstanden, sich bei den Wählern beliebt zu machen. Der alte Spanier würde nun in die Wahl zum Paxus-Rat gehen.

Auch die anderen Völker hatten ihre Vertreter für den Paxus-Rat – je nach Verfassung – aufgestellt, abgesehen von den Dscherro, die wahrscheinlich nicht einmal wussten, was eine Verfassung war. So traten für Arkon Uwahn Jenmuhs, für die Überschweren Nor'Citel, die Akonen Mirus Traban, für die Blues Trüüzek Ywill, die Kartanin Vh-iss-K'ass, die Haluter Goz Kongan, die Maahks Grek-1, die M 87-Völker Carjul (mit Ausnahme der Pelewon, die Torsor entsandten) und die ESTARTU-Völker der Salaam Sin, Enkel Evrius, an. Taka Kudon hatte sich für die Dscherro in einem Zweikampf gegen seinen Gegenkandidaten durchgesetzt.

Jedes Volk entsandte nun einen Vertreter in das Paxus-Parlament, insgesamt 50 Delegierte, da die Pterus aufgrund der Vorfälle um Oden vorerst ausgeschlossen wurden. Nach der Bildung des Paxus-Parlaments, welches seinen Sitz auf der galaktischen Hauptwelt Paxus hatte, sollte in zwei Tagen der Rat gewählt werden, welcher dann die Oberste Instanz auf der Insel bildete.

 

12. Die linguidische Terranerin

Nataly Jargon sah aus dem Fenster ihres Büros im Zentrum von New Terrania. Sehnsüchtig ließ sie ihren Blick über die Parkanlagen schweifen. Eigentlich war der Tag viel zu schön, um zu arbeiten. Doch sie hatte sich den Job in der Public Relations-Abteilung gewünscht, in der sie für Aurec arbeiten konnte. Als sich die Gelegenheit für sie bot, hatte sie zugegriffen.

Nun saß sie seit Stunden an ihrem Arbeitsplatz und las eine Rede, die für Aurec geschrieben worden war, Korrektur. Irgendwie gefiel ihr die Rede nicht, so oft sie sie auch las. Sie wirkte kalt und leblos. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie bei dem einfachen Bürger ankam. Es fehlten moralische Aspekte. Nataly beschloss daher, die Rede an einigen Stellen umzuschreiben und somit lebendiger zu gestalten.

Sie ahnte allerdings schon, dass es Probleme mit ihrem Chefredakteur Peter Kessel geben würde. Kessel war ein unfreundlicher, mürrischer Mann. Er war dick und schlampig gekleidet. Ständig hatte er etwas an Nataly auszusetzen. Nie hatte sie ihn ein freundliches Wort sagen hören. Kessel legte Wert darauf, dass alles immer so blieb, wie es war und das sich bloß nichts änderte. Darum war Nataly schon einige Male mit ihm aneinandergeraten. Als Nataly mit der Änderung der Rede fertig war, reichte sie diese bei Kessel ein. So war der Dienstweg. Der Chefredakteur gab dann meistens die Rede frei.

Es dauerte nicht lange, da wurde Nataly ins Kessels Büro bestellt. Sie ahnte schon, was auf sie zukam, aber sie war fest entschlossen ihre Meinung zu vertreten.

Kessel saß schwitzend und schniefend hinter seinem Schreibtisch. Sein Kopf war rot wie eine Tomate. Das signalisierte Nataly höchste Alarmstufe. Doch Kessel war nicht allein. In einem Sessel saß Aurec, der ihr zunickte. Der Saggittone studierte offensichtlich gerade ihre umgeänderte Rede.

»Haben Sie das geschrieben?«, fragte Kessel japsend.

»Ja«, sagte Nataly nur.

Kessel konnte sich nur mühsam beherrschen.

»Das geben Sie auch noch zu! Wie können Sie es wagen eine Rede, die ich selbst verfasst habe, eigenmächtig umzuändern?«

»Nun, ich hielt es für notwendig. Es fehlte die soziale Komponente, der moralische Aspekt. Die Rede war irgendwie kalt und gefühllos.«

Kessels Kopf lief knallrot an. Nataly fürchtete, er würde platzen.

»Typisch Frau! Immer gefühlsduselig! Aber das war das letzte Mal, dass Sie sich gegen mich aufgelehnt haben! Sie sind entlassen! Machen Sie, dass Sie hier wegkommen!«, schrie der Chefredakteur heraus.

»Einen Moment mal, Kessel«, mischte sich nun Aurec ein.

»Ich finde, Nataly hat völlig recht. Die neue Rede ist viel besser. Es gibt keinen Grund, dass Sie so grob zu ihr sind.«

Kessel schnappte nach Luft. Innerlich brodelte es in ihm. Aber der Chefredakteur war nicht der Mann, der sich mit Vorgesetzten anlegte.

»Gewiss, wie Sie meinen«, stimmte er daher zu.

»Entschuldigen Sie sich bei Nataly.«

Kessel glaubte sich verhört zu haben.

»Ich soll was?«

Aurec sah ihn auffordernd an. Der beleibte Mann konnte dem Blick des Saggittonen nicht lange standhalten.

»Sehr wohl«, stimmte er zu und wandte sich an Nataly, die sich ein Lachen nur mühsam verkneifen konnte. Fast hatte sie Mitleid mit Kessel.

»Es tut mir leid«, presste Kessel mühsam hervor.

»Schon vergessen«, sagte Nataly lächelnd.

Aurec wandte sich wieder an den Chefredakteur.

»In Zukunft wird Nataly die Reden ausarbeiten und mir persönlich vorlegen. Ist das klar?«

Kessel sah aus, als würde er Aurec am liebten anspringen und erwürgen. Doch stattdessen nickte er nur.

»Ja, völlig klar.«

Der Saggittone wandte sich nun Nataly zu.

»Ich glaube wir müssen noch einige Dinge besprechen. Darf ich Sie zum Essen einladen?«

Nataly nickte strahlend.

»Mit dem größten Vergnügen, Aurec.«

Sie verließen das Büro und sahen Kessels Hasserfülltes Gesicht nicht mehr.

»Verfluchte Linguidin!«, zischte er.

 

13. Gefallen und gerichtet

Auch auf dem Planeten Estartu sann ein Wesen auf Rache. Dieses Wesen war jedoch ungleich gefährlicher. Es war Saron, der fanatische Pterus, der von den terranischen Agenten Will Dean, Jan Scorbit und Sam Tyler entführt worden war und der Justiz der ESTARTU-Völker ausgeliefert wurde. Wegen Mordes und Hochverrat hatte man Saron zu hundert Jahren Gefängnis verurteilt, ohne Aussicht auf vorzeitige Begnadigung. Seitdem schwor Saron den drei Terranern bittere Rache. Wieder einmal erging sich der Pterus, der im Gefängnis der Hauptstadt inhaftiert war, in Hasstiraden gegen seine Feinde, als sich der Zellentür öffnete und drei schwerbewaffnete Wärter, alle vom Volk der Elfahder, eintraten.

»Was wollt ihr? Wieso stört ihr mich? Glaubt ihr, der mächtige Saron würde den Hof kehren oder andere niedrige Arbeit verrichten?«, fauchte er die Ankömmlinge an.

Der Ranghöchste der Wärter verneigte sich und sagte spöttisch:

»Verzeiht, hoher Herr, dass wir Euch in Eurem Palast stören.«

Die drei Wärter lachten Saron aus.

»Du wirst verlegt. Ins neugebaute Hochsicherheitsgefängnis auf der Insel Paakor. Dann kannst du den dortigen Behörden auf die Nerven gehen.«

Saron wurden Handschellen angelegt. Dann brachte man ihn in den Hof, wo ein Gleiter zum Abtransport bereitstand. Die Wärter legten ihre Thermostrahler drohend auf Saron an.

»So sehr fürchtet ihr mich?«, fragte Saron spöttisch.

»Los, einsteigen«, trieb ihn ein Wärter an.

Im Gleiter befanden sich noch der Pilot und der Co-Pilot, so dass sich insgesamt sechs Passagiere an Bord der Fähre befanden.

Kurz darauf startete der Gleiter und hob ab.

Saron war verzweifelt. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er nicht mehr weiter. Wenn man ihn erst einmal in das neue Hochsicherheitsgefängnis gebracht hatte, gab es kein Entkommen mehr.

Nachdem sie eine halbe Stunde unterwegs waren, zog plötzlich einer der drei Wärter seinen Strahler und schoss damit auf seinen völlig überraschten Kollegen, der tot zusammenbrach. Ehe der zweite Wärter reagieren konnte, wurde auch er niedergeschossen.

Der Schusswechsel blieb auch den Piloten nicht verborgen.

»Das stimmt was nicht! Ich werde Hilfe anfordern!«, rief der Co-Pilot dem Piloten der Fähre zu.

Doch bevor der Co-Pilot die Hyperkom-Anlage aktivieren konnte, zog der Pilot eine Projektilwaffe hervor und schoss ihm damit in den Kopf. Der Co-Pilot war sofort tot.

Währenddessen befreite der verräterische Wärter Saron von seinen Fesseln.

»Du bist frei. Wir landen gleich. Hier in der Nähe wartet ein Raumschiff auf uns. Bevor die Behörden reagieren können, bist du in Sicherheit«, erklärte er dem verdutzten Pterus.

»Ich danke dir, Freund.«

»Bedanke dich bei meinem Auftraggeber. Der hat mich bezahlt«, erwiderte de Wärter kalt.

»Wer hat dich geschickt? Meine Pterus?«, wollte Saron wissen.

»Das wirst du erfahren, wenn wir am Ziel sind. Jetzt setz dich hin und verhalte dich ruhig.«

Saron gehorchte, doch in seinem Gehirn arbeitete es fieberhaft. Es konnten nur getreue Anhänger sein, die ihn befreiten. Allerdings wären sie selbst gekommen und hätten keine Profikiller engagiert.

Wenige Minuten später landete die Fähre in einem Talkessel. Eiligst brachten die beiden Profikiller ihren Passagier zu einem bereitstehenden Raumschiff. Per Fernzündung wurde die Transportfähre, mit den Leichen an Bord, zerstört. Dann hob das Raumschiff ab und verschwand in den Weiten des Weltraums.

 

14. Allianzen

Saron wusste noch immer nicht, wohin die Reise ging. Man hatte ihn sofort in eine Kabine gebracht. Diese war ziemlich spartanisch eingerichtet. Dies ließ auf ein Kriegervolk schließen. Der Pterus bekam aber kein Besatzungsmitglied zu sehen. Essen, Getränke und Kleidung wurden ihm von Robotern gebracht. Als Saron sein Mahl verzehrt hatte, wurde er sehr müde und schlief ein.

Er erwachte erst wieder, als er geweckt wurde. Saron erschrak. Vor ihm tauchte ein ausgemergeltes Gesicht auf, das einem Totenkopf ähnelte.

Das Wesen entblößte seine Zähne, was ihm einem Totenkopf noch ähnlicher machte.

»Willkommen auf Hauron, verehrter Saron. Mein Herr erwartet dich bereits.«

Hauron also. Die Welt der Hauris.

»Und wer ist dein Herr?«, fragte Saron, noch leicht erschöpft.

»Ab-e-Metul, der Führer des großen Volkes der Hauris.«

Saron nickte. Offensichtlich hatte man höchster Stelle Interesse an ihm. Das konnte ihm nur zum Vorteil gereichen.

Saron erhob sich von seinem Lager.

»Bring mich zu deinem Herren«, verlangte er.

Der Hauri wies ihm dem Weg.

»Bitte folge mir.«

Saron wurde von dem Hauri durch einen kargen, finsteren Palast geführt. Dieses Ambiente gefiel ihm. Hauris und Pterus hatten einige Dinge gemeinsam. Saron wurde in eine Art mittelalterlichen Thronsaal geführt. Dort erwartete ihn Ab-e-Metul, der Führer der Hauris auf der Insel.

»Mein lieber Saron«, empfing ihn der Hauri freundlich. »Ich freue mich, dich wohlauf begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, es geht dir gut.«

Saron machte eine knappe Verbeugung.

»Ich danke dir für meine Rettung. Sie war meisterhaft durchgeführt.«

Ab-e-Metul lachte.

»Ja, diese Narren auf Estartu wissen immer noch nicht, was überhaupt geschehen ist. Wenn wir Glück haben, denken sie, du wärst mit der Fähre abgestürzt. Las uns Platz nehmen.«

Die beiden setzten sich an eine große, gedeckte Tafel.

»Ich habe Spezialitäten der Pterus für dich kommen lassen. Ich selbst bevorzuge das gute, einfache Mahl unserer glorreichen Vorfahren, die dem Herrn Heptamer dienten – Poona und Urkhituu.«

»Bist du ein Anhänger des Hexameron?«, fragte Saron.

Ab-e-Metul nickte eifrig.

»Ja, ich verehre den Herrn Heptamer und seine Fürsten. Leider fielen zwei von ihnen im Kampf gegen die verhassten Terraner. Sie und die Nachfahren der verdammten Hangay-Emigranten sind unsere Feinde.«

Saron nickte grimmig.

»Auch ich hasse die Terraner und bin begierig, mich an ihnen zu rächen. Besonders an drei von ihnen.«

Ab-e-Metul entblößte sein Gebiss.

»Will Dean, Jan Scorbit und Sam Tyler nehme ich. Du siehst, ich bin bestens informiert. Du wirst dazu Gelegenheit bekommen. Hauris und Pterus sind natürliche Verbündete. Das Hexameron und die Philosophie des permanenten Konflikts haben viel gemeinsam. Ich bin auf die Insel gekommen, um hier das Hexameron neu auferstehen zu lassen. Der Herr Heptamer soll sich auch auf dieses Universum ausbreiten und es vernichten!«

Der Hauri hatte sich in Rage geredet und trank nun erst mal einen Schluck Poona.

Sarons Ansicht nach war Ab-e-Metul ein religiöser Fanatiker, dessen Irrlehre für Saron keinen Sinn ergab. Wie sollte man über ein zerstörtes Universum herrschen? Darum war es doch widersinnig seinen Untergang zu betreiben. Doch die Hauris waren nützliche Verbündete. Eine Koalition mit ihnen konnte Saron helfen, seine Ziele vielleicht doch noch zu verwirklichen.

»Dabei kann ein ewiger Krieg nur nützlich sein«, meinte er.

Ab-e-Metul nickte zustimmend.

»Ich wusste, dass wir uns verstehen, Saron.«

»Mein Vorschlag wäre, als erstes eine geheime Terrororganisation aufzubauen, die sich über die ganze Insel ausbreiten soll, um den dekadenten Völkern einzuheizen«, erläuterte Saron seinen Plan.

Ab-e-Metul lachte.

»Das Wort ›einheizen‹ gefällt mir. Ich bin einverstanden. Ich werde dich, wenn auch noch inoffiziell, voll unterstützen.«

Saron hob triumphierend seinen Becher.

»Auf das Hexameron und den permanenten Konflikt.«

*

Doch nicht nur Saron und Ab-e-Metul schmiedeten finstere Pläne im Geheimen. Auch Leticron war bemüht, weitere Verbündete für seine Ambitionen zu finden. Deshalb reiste er zum Planeten Bostich, um sich dort mit Uwahn Jenmuhs, dem Anführer der Arkoniden, zu treffen.

Jenmuhs, der Bruder des berüchtigten Hajun Jenmuhs, empfing den Überschweren in seiner prunkvollen Residenz.

»Mein lieber Jenmuhs, ich danke Ihnen, dass Sie Zeit hatten, mich zu empfangen«, begann Leticron alias Nor'Citel höflich.

Jenmuhs saß auf seinen Thron und blickte sich gelangweilt um.

»Ja, dafür können Sie mir auch wirklich dankbar sein, Überschwerer«, sagte der feiste Arkonide. »Ich bin ein vielbeschäftigter Mann und meine Zeit ist kostbar. Ich kann sie nicht für jedermann vergeuden. Daher werden Sie Verständnis haben, wenn mein Fußpfleger sich um die Schönheit meiner Füße kümmert.«

Angewidert sah Leticron zu, wie ein Diener die stummelligen, dicken Zehen des Arkoniden behandelte und die Fußnägel pedikürte.

»Dann wollen wir gleich zur Sache kommen. Ich bin hier, um Ihnen ein Bündnis gegen den Terra-Block vorzuschlagen. Ich habe bereits eine Allianz mit den Dscherro geschlossen. Wenn wir nun einen Dreierpakt schließen, könnten wir zur mächtigsten Militär-Allianz werden.«

Jenmuhs gähnte.

»Gewiss, es wird ein Gehirn für diese Allianz benötigt, das euch wilde Barbaren anführt. Das sehe ich ein.«

»Ich dachte an eine Partnerschaft zu gleichen Teilen zwischen Paricza und Arkon. Die Dscherro werden sich unterordnen. Sie sind nur an Beute interessiert.«

Jenmuhs wurde wütend und bewegte seine Füße. Das hätte er nicht tun sollen, da der Fußpfleger ihm nun versehentlich in den großen Zeh schnitt. Jenmuhs schrie quiekend auf.

»Du mieses Essoya! Mein schöner Fuß! Dafür wirst du bezahlen!«, brüllte er den Fußpfleger an.

»Verzeihen Sie, Herr, es war nicht meine Schuld.«

»Dann wird es auch nicht meine Schuld sein, was jetzt mit dir geschieht«, sagte der fette Arkonide drohend.

»Sie sollten an Ihre Wahl zum Paxus-Rat denken. Vor der Wahl können Sie sich keine Affäre leisten«, sagte Nor'Citel beschwörend.

Dies brachte Jenmuhs zur Besinnung. Was Nor'Citel gesagt hatte, war zweifellos richtig. Darum machte er nun gute Miene zum bösen Spiel.

»Nun gut, heute ist dein Glückstag, Diener. Ich vergebe dir. Du darfst dich entfernen«, gebot er großmütig.

Sichtlich erleichtert verabschiedete der Diener sich. Jenmuhs wandte sich wieder seinem Gast zu.

»Mein lieber Nor'Citel, was Sie sagen ist richtig. Wir werden ein Bündnis schließen, so wie Sie es für richtig halten. Doch nun muss ich meinen armen Fuß behandeln lassen. Wir werden uns möglich bald wiedertreffen.«

Damit war Leticron vorerst zufrieden. Außerdem war er froh, dass er die abstoßend hässlichen Füße des Arkoniden nicht mehr länger sehen musste.

Als sich Nor'Citel verabschiedet hatte, ließ Jenmuhs seinen Fuß von seinem Bauchaufschneider behandeln. Dem unachtsamen Diener würde er seinen Fehler eines Tages heimzahlen. Doch im Moment musste er an seine Wahl denken. Jenmuhs war sich nicht sicher, ob er auch wirklich zum Paxus-Rat gewählt werden würde. Die Konkurrenz war stark. Darum nahm er sich vor, allen Satellitenvölker wie den Aras, Zalitern, Antis, Springer und Topsidern unmissverständlich klarzumachen, dass sie gefälligst ihn zu wählen hatten. Der Arkonide besaß genügend Druckmittel, um sich durchzusetzen.

Wenn er erst Paxus-Rat war, konnte er gnadenlos gegen seine Feinde vorgehen. Besonders Uthe Scorbit sollte seine Macht zu spüren bekommen. Er hasste die Terranerin von ganzem Herzen, weil sie am Tod seines Bruders beteiligt war. Er hatte seinen Bruder, den er für zu weich hielt, zwar nie leiden können, aber das gab einer Barbarin noch lange nicht das Recht, ihn ohne seine Erlaubnis umzubringen. Außerdem war Uthe mit Anica befreundet, dem bezaubernsten Wesen, dem Jenmuhs je begegnet war. Er hatte große Pläne mit Anica. Er wollte sie besitzen, nur er allein. Später dann würde er mit den Scorbits abrechnen und sie langsam zu Tode quälen. Doch vorerst musste er sich notgedrungen an die Gesetze halten. Aber er wollte Anica wiedersehen. Er beschloss einen Ball zu veranstalten, zu dem er sie einladen würde. Und nicht nur sie...

*

Am nächsten Tag wurde im Trivid bekannt gegeben, dass Uwahn Jenmuhs im November eine Feier geben würde. Sämtliche Politiker und wichtige Persönlichkeiten der Terraner, Saggittonen, Dorgonen, Pariczaner und Blues waren eingeladen.

Auch Uthe Scorbit erhielt eine solche Einladung. Sie wurde ihr zugestellt, als sie in einer Besprechung mit dem Marquês war. Neugierig öffnete sie den Brief.

»Etwas ernstes?«, fragte der Marquês sie.

»Wie man's nimmt. Eine Einladung zum Ball von Uwahn Jenmuhs für mich und Anica. Remus wird allerdings nicht erwähnt.«

Der Marquês wirkte irritiert.

»Werden Sie hingehen, Marquês?«, wollte Uthe wissen.

»Ich habe überhaupt keine Einladung erhalten. Seltsam, dass dieser Arkonide mich übergeht«, sagte Don Philippe beleidigt.

»Ich weiß gar nicht, ob ich ohne meinen Mann überhaupt hingehe. Dieser Jenmuhs hat anscheinend genau solche Manieren wie sein Bruder.«

»Sie kennen Jenmuhs näher?«, erkundigte sich der alte Spanier.

»Seinen Bruder haben wir kennenlernen müssen.«

Uthe erzählte dem Marquês, was sich auf der LONDON II damals zugetragen hatte.

»Das ist ja unglaublich, was ich da höre. Ich würde Ihnen raten, dort lieber nicht hinzugehen, mein Kind. Denn ein altes Sprichwort sagt: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«, meinte Don Philippe.

 

15. Alltägliche Probleme

Nach der Tagung fuhr Uthe nach Hause. Sie hatte sich vorgenommen, Jenmuhs abzusagen. Sie freute sich den Abend mit Remus verbringen zu können. Ihr Mann hatte versprochen, heute für das Essen zu sorgen. Darauf freute sich Uthe sehr, denn es war doch ein anstrengender Tag gewesen.

Als Uthe nach Hause kam, gab es zu ihrer Verwunderung weder etwas zu essen noch war Remus anwesend. Es war immerhin schon 20 Uhr. Da Remus noch nicht einmal mit der Zubereitung begonnen hatte, blieb Uthe nichts anderes übrig, als selbst das Essen zu kochen.

Die Stunden vergingen, Remus erschien jedoch immer noch nicht. Uthe begann, sich Sorgen zu machen. Gerade als sie die Polizei benachrichtigen wollte, öffnete sich die Tür und Remus wankte mit schleppenden Schritten herein. Besorgt eilte Uthe zu ihm.

»Remus, was ist passiert? Bist du verletzt?«

»M... mir g... geht's g... gut«, lallte Remus.

Uthe roch sofort den Alkoholschwall, der ihr entgegenkam.

»Du bist ja total besoffen! Ich habe stundenlang auf dich gewartet und mir Sorgen gemacht! Ganz zu schweigen davon, dass du versprochen hast, heute zu kochen. Das Essen, das ich gekocht habe ist inzwischen kalt!«

»Oh! Bitte nicht von Essen reden«, flehte Remus.

»Wo warst du?«

»Ich bin mit H... Henner u... und Holge u... unterwegs ge... gewesen. Sie ha... hatten mich eingeladen«, versuchte Remus zu erklären.

»Schon wieder diese beiden dummen Nichtsnutze!«, keifte Uthe. »Ich sehe es nicht gerne, wenn du dich mit denen abgibst!«

»Sie sind meine Freunde!«

»Schöne Freunde. Nun gut, auch ich habe meine Freunde. Ich bin zum Empfang des arkonidischen Statthalters eingeladen. Du allerdings nicht. Ich wollte ja zuerst absagen, aber nun werde ich doch hingehen.«

»Ich glaub', mir wird schlecht«, seufzte Remus. Dann zog er sich zum WC zurück.

*

Am nächsten Morgen war Uthe immer noch beleidigt und fuhr grußlos in ihr Büro. Während der leidende Remus zu Hause saß. Am späten Nachmittag läutete es an der Tür. Remus öffnete. Seine beiden Zechbrüder Henner von Herkner und Holge Wosslyn standen vor der Tür und kamen unaufgefordert herein.

»Heil, Kamerad, wie geht's?«, fragte von Herkner.

»Ach, nicht so gut«, antwortete Remus und erzählte von seinem Ehestreit.

»Das Beste gegen Kummer und Sorgen ist, einen draufzumachen. Stimmt's, Kamerad Wosslyn?« fragte von Herkner seinen Kumpel, einen bulligen, nicht sehr intelligent wirkenden Soldaten.

»Genau!«, stimmte Henner Wosslyn zu.

Es dauerte nicht lange, dann hatten Henner und Henner Remus überredet mit ihm wieder auf eine Zechtour zu gehen. Der Alkohol floss in Strömen und zwei Stunden nach Mitternacht wankten die drei durch die Stadt nach Hause.

»Ich muss machen, dass ich nach Hause komme, sonst erschlägt mich meine Alte«, lallte Remus.

»Ach was, Kamerad. Der Mann sollte der Herr im Haus sein. So wie es früher einmal war«, meinte Henner von Herkner.

»Früher war sowieso alles besser. Da war das Solare Imperium noch die Nummer Eins in der Milchstraße und die Arkoniden waren gerade noch imstande alleine auf's Klo zu gehen! Stimmt's, Kamerad Wosslyn?«

»Genau!«, stimmte Holge Wosslyn wiederum zu.

Henner begann lauthals Soldatenlieder zu singen. Wosslyn stimmte mit ein. Gemeinsam grölten sie »Ob's stürmt oder schneit«. Unglücklicherweise kam ihnen in der einsamen Straße ein Jülziisch entgegen.

»Besoffene Tsi-yhü'iitschyn.«

Henner von Herkner verstummte und ging drohend auf den Blue zu.

»Was willst du, Terraner?«, fragte der Blue offensichtlich ungehalten über das Gebaren der drei Trunkenbolde.

»Was fällt dir ein uns in deinem Slang zu beleidigen, Tellerbirne?. Ihr Aliens glaubt wohl, ihr könnt euch alles erlauben! Ihr könnt froh sein, dass wir Terraner so großzügig sind und euch unsere Straßen benutzen lassen!«

»Du hast wohl zu viel getrunken, Tsi-yhü'iitschyn. Ich werde das Gespräch beenden.«

Der Blue ließ Henner stehen und ging weiter. Jetzt wurde von Herkner erst richtig wütend.

»Die werde ich deine Frechheiten schon austreiben, Tellerkopf!«, schrie er. Dann stürzte er sich auf den Blue und packte ihn am Stilhals, einer Schwachstelle der Jülziisch. Jetzt erst begriff Remus den Ernst der Lage.

»Henner, hör auf damit! Das darfst du nicht tun!«

Doch von Herkner hörte nicht auf Remus und drückte den irritierten Blue zu Boden. Dann trat er ihm gegen den tellerförmigen Kopf.

»Henner, hör auf!«, rief Remus.

Er wollte dem Blue zu Hilfe eilen, doch der bullige Wosslyn hielt ihn fest. Remus war zu betrunken, um sich loszureißen.

»Du, Kamerad von Herkner, ich glaube das reicht jetzt«, meinte Wosslyn.

Von Herkner gab einen grunzenden Laut von sich. Endlich ließ er von seinem Opfer ab.

»Lasst uns lieber verschwinden«, riet Wosslyn.

Remus blickte auf den Blue, der sich vor Schmerzen krümmte. Noch nie hatte er sich so geschämt. Er rief mit anonymer Interkomnummer einen Krankenwagen, dann folgte er seinen beiden »Freunden« eiligen Schrittes.

*

Am nächsten Morgen schämte sich Remus noch mehr. Er schwieg aber Uthe gegenüber, die ohnehin nicht besonders gut auf ihn zu sprechen war. In den Nachrichten wurde nichts über die Schlägerei gebracht. Wahrscheinlich hatte der Blue zu viel Angst gehabt, um von Herkner anzuzeigen. Remus begann sich zu fragen, ob Uthe mit ihrer Einschätzung von Herkner und Wosslyn nicht doch recht hatte.

 

16. Rache

Remus Bruder Jan Scorbit hatte andere Sorgen. Er traf sich mit Will Dean und Sam Tyler in New Terrania zu einer Lagebesprechung. Will Dean klärte die beiden anderen über die neuesten Nachrichten auf.

»Wie wir gestern von den Behörden auf Estartu erfuhren, ist Saron ausgebrochen. An Bord der abgestürzten Raumfähre befanden sich nur drei elfahdische Leichen. Saron und zwei weitere Elfahder sind verschwunden.«

»Die haben ihn befreit. Garantiert Profis«, mutmaßte Tyler mit finsterer Miene.

»Das ist anzunehmen. Wahrscheinlich treue Upanishad. Die Behörden von Estartu suchen auf dem ganzen Planeten nach ihm«, erklärte Will Dean.

»Pah! Saron ist doch längst weg von Estartu«, meinte Sam Tyler. »Die haben ihn garantiert sofort ausgeflogen.«

»Das fürchte ich auch.«

Will wandte sich an Jan Scorbit.

»Ich schlage vor, dass der TLD und die Neue USO sich diesmal nicht gegenseitig behindern, sondern zusammenarbeiten.«

»Das klingt vernünftig. Wo sollen wir mit der Suche beginnen?« fragte Jan.

»Nun, ich werde auf Estartu beginnen nach Spuren zu suchen. Vielleicht irren wir uns und er befindet sich doch dort. Ich will kein Risiko eingehen. Du, Jan, suchst auf Upanishad, Tyler auf Oden und Japar auf der Welt Som-Som. Dies scheinen mir die geeignetsten Orte zu sein, wo er untertauchen könnte. Er wird sicherlich versuchen, wieder eine neue Organisation aufzubauen.«

Sam Tyler holte seinen Strahler hervor und streichelte ihn.

»Wenn ich den Kerl finde, mache ich eine Handtasche aus ihm«, gelobte er grimmig.

»Tyler, wir werden uns an Recht und Gesetz halten«, ermahnte ihn Will Dean.

»Okay, reg dich nicht auf.«

Bereits wenige Stunden später waren alle vier unterwegs zu ihren Einsatzorten. Der Springer Japar war Som-Som zugeteilt worden, auf denen 14 Millionen Lebewesen wohnten. Unter ihnen vielleicht Saron. Chris machte zunächst die Upanishad-Schule von Som-Som ausfindig. Dorthin würde sich Saron bestimmt zuerst wenden, um Hilfe zu suchen oder neue Leute anzuwerben.

Die Schule befand sich am Rande der Hauptstadt. Gegenüber befand sich ein Wald. Der Mehandor beschloss, sich dort auf die Lauer zu legen. Die Behörden wollte er nicht um Hilfe bitten, da er nicht sicher war ob sich nicht auch auf Som-Som Sympathisanten von Saron unter der Polizei befanden.

Mit einem, mit modernster Technik ausgestatteten Okular begab sich Japar auf Beobachtungsposten. Lange Zeit geschah nichts außergewöhnliches und Japar fürchtete, er hätte sich umsonst in die Wildnis begeben. Dann jedoch, kurz nach Mitternacht, wurde der Springer von dem tosenden Triebwerk eines Raumschiffs aufgeschreckt, welches am Rande der Upanishad-Schule auf einem freien Feld aufsetzte. Japar bemerkte sofort, dass es sich nicht um ein typisches Raumschiff der Pterus handelte. Japar beobachtete durch sein Okular, wie die Besatzungsmitglieder ausstiegen. Japar erkannte sofort, welcher Rasse die Insassen angehörten.

Es waren Hauris. Sechs bewaffnete Männer stiegen aus, dann folgte ein siebter – Saron. Japar hatte ihn gefunden. Aber was hatte Saron mit Hauris zu tun? Japar holte seinen Hyperkomgerät hervor und nahm Verbindung mit dem nächsten TLD-Büro auf.

»Japar. Was gibt es?«, meldete sich ein Nachrichtenoffizier.

»Ich habe das gesuchte Objekt gefunden. Ich wiederhole: Ich habe das gesuchte Objekt gefunden. Informiere unverzüglich Tyler, Dean und Scorbit. Sie sollen nach Som-Som kommen. Der Gesuchte befindet sich in Begleitung von Hauris in der Upanishad-Schule.«

»Gut. Aber Sie sollten abwarten, bis die Verstärkung eingetroffen ist«, riet der Offizier.

»Negativ, ich bleibe dran, sonst geht er uns noch durch die Lappen«, lehnte Japar ab. »Außerdem muss ich herausfinden, was die Hauris damit zu tun haben. Benachrichtigen Sie sofort die anderen. Sie sollen sich mit mir in Verbindung setzten, wenn sie eingetroffen sind.«

»In Ordnung. Ich werde sie so schnell wie möglich informieren. Ende.«

»Ende.«

Japar schaltete das Gerät aus und beobachtete weiter. Saron ging auf die Schule zu, doch es fehlten zwei der Hauris, die ihn eskortiert hatten.

Plötzlich fühlte Japar ein Stück hartes Metall auf seinem Rücken.

»Nun, Terraner, hast du gefunden wonach du gesucht hast?«, vernahm Japar die raue Stimme eines Hauris.

Ein zweiter tauchte vor ihm auf. Nun wusste er, wo die beiden geblieben waren. Sie hatten ihn angepeilt und ausgetrickst wie einen Anfänger. Der Mehandor sah noch, wie einer der Hauris auf ihn anlegte, dann war nichts mehr.

*

Am nächsten Tag trafen Will Dean, Sam Tyler und Jan Scorbit auf Som-Som ein. Vergeblich hatten sie die ganze Nacht versucht Kontakt mit Japar herzustellen, doch es hatte keine Antwort gegeben. Beunruhigt suchten sie die Polizeidienststelle der Hauptstadt Sokur auf.

Dort empfing sie der Polizeipräsident, ein Somer.

»Herzlich willkommen auf Som-Som. Ich bin Polizeipräsident Pankhor«, begrüßte der Somer die Terraner.

Tyler verzog unwillig das Gesicht.

»Quatsch nicht, Mann. Wir suchen unseren Freund. Wir müssen sofort die Upanishad-Schule stürmen.«

Pankhor wirkte sichtlich ungehalten.

»Noch gebe ich hier die Befehle«, erwiderte er pikiert.

»Tyler, Sie vergessen sich!«, rief Will Dean.

Dann wandte er sich dem Polizeipräsidenten zu.

»Ich muss mich für meinen Kollegen entschuldigen. Wir haben Grund zu der Annahme, dass einer unserer Agenten in Gefahr ist. Er hat gegen Mitternacht gemeldet, dass der gesuchte Schwerverbrecher Saron sich in der Upanishad-Schule am Rande der Hauptstadt befindet. Seitdem haben wir nichts mehr von ihm gehört Außerdem wurde uns berichtet, dass Hauris in die Sache verwickelt sind.«

»TLD und Neue USO bitten die Behörden von Som-Som um Hilfe bei der Ergreifung Sarons«, fügte Jan Scorbit hinzu.

»Selbstverständlich werden wir euch behilflich sein«, gab sich Pankhor versöhnlich.

»Auch auf unserem Planeten wird Saron gesucht. Wir werden so schnell wie möglich zur Upanishad-Schule aufbrechen.«

Es dauerte jedoch eine gute Stunde bis Pankhor und seine Einheit einsatzbereit war. Mit einem großen Aufgebot von 200 Mann, Gleitern und Panzerfahrzeugen rückten die Somer zur Upanishad-Schule vor.

»Da könnte man denen ja gleich eine Nachricht schicken, dass wir kommen«, murrte Tyler.

Dean und Scorbit hatten ihn noch nie so nervös gesehen. Japar war Tylers bester und wohl auch einziger Freund, um den er sich große Sorgen machte.

Als das massive Polizeiaufgebot die Schule erreichte, war jedoch kein Raumschiff zu sehen. Es regte sich nichts. Die Schule wirkte verlassen. Pankhor gab Befehl, dass hundert Polizisten in die Schule vorrücken sollten. Tyler, Dean und Scorbit schlossen sich ihnen mit gezückten Waffen an. Das Tor zur Schule war offen. Die Räume leer. Die drei Agenten und einige Somer-Polizisten drangen in den Hauptsaal vor. Dort stand, in der Mitte des Saales, eine große Tafel und darauf lag ein menschlicher Körper –Japar.

»Nein!«, schrie Tyler auf und rannte zu seinem Freund. Doch es kam jede Hilfe zu spät. Japar war tot. Sein Körper war übel zugerichtet worden, man hatte ihn gefoltert. Auf Japars Leiche klebte ein Zettel. Dean nahm ihn an sich und las ihn.

Das war der erste von euch!

Niemand entkommt Sarons Rache!

Dean, Scorbit und Tyler, ihr werdet genauso sterben wie euer schwacher Freund!

Tyler war den Tränen nahe. Nie hatte man ihn so emotional erlebt.

»Tut mir leid, Sam«, sagte Dean betreten.

»Den Pterus wird es leid tun!«, brüllte Tyler voller Wut. »Und den Hauris! Ich werde jeden töten, der sich mir in den Weg stellt! Ich werde Japar rächen und wenn ich selber dabei verrecke!«

»Sie können nicht ein ganzes Volk für ein paar Verbrecher verantwortlich machen«, gab Jan Scorbit zu bedenken.

Tyler sah ihn verächtlich an.

»Saron und seine ganze Bande werden krepieren! Ich warne euch, stellt euch mir nicht in den Weg, wenn ich mit denen abrechne.«

»Jetzt müssen wir kühlen Kopf bewahren«, meinte Dean. »Saron ist weg und mit ihm die Upanishad-Schüler. Er braucht sie, weil er etwas vorhat. Wir müssen herausfinden, was es ist.«

Ein Somer meldete, dass die ganze Schule durchsucht worden war und dass sich niemand mehr in ihr aufhielt. Saron und seine Anhänger waren offenbar schon vor Stunden geflohen. Der gefährliche Pterus war ihnen wieder entkommen. Dean fürchtete, dass man schon bald wieder von ihm hören würde.

Saron hingegen triumphierte. Der erste Teil seiner Rache war geglückt. Er hatte geahnt, dass Tyler, Scorbit, Dean und Japar nach ihm fahnden würden. Es war ihm sehr recht gewesen, dass ihm Japar als erster über den Weg gelaufen war. Er hatte ihn persönlich gefoltert und getötet. Auch seine Freunde würden so enden. Doch dies allein war noch nicht genug. Er hatte seine getreuen Anhänger aus der Schule geholt, um seinen ersten großen Terror-Plan zu verwirklichen.

Saron befand sich mit seinen Anhängern wieder an Bord des Hauri-Schiffes. Er hatte Som-Som wegen des Zwischenfalls mit Japar schneller wieder verlassen müssen als geplant, denn ihm war klar, dass der Terraner seine Kollegen sofort alarmiert hatte. Doch das war ihm seine Rache wert. Es hatte dann alles so funktioniert, wie er es sich vorgestellt hatte.

*

Saron nahm nun Kontakt zu Ab-e-Metul auf. Das ausgemergelte Gesicht des Hauris erschien auf dem Bildschirm.

»Ich grüße dich, Ab-e-Metul«, begann Saron.

»Sei auch du gegrüßt, Saron. Lief alles nach Plan?«, fragte der Hauri.

Saron berichtete ihm von dem Vorfall mit Japar.

»Wir müssen nun vorsichtig sein. Es kann sein, dass der TLD und die Neue USO jetzt ahnen, dass ein Zusammenhang mit uns besteht«, schloss Saron.

»Das können sie kaum beweisen. Ich kann ja nicht für die Rechtschaffenheit jedes einzelnen meines Volkes garantieren. Hast du nun genug Männer für dein Vorhaben?«

»Ja, Ab-e-Metul. Ich habe meine besten Schüler geholt. Dank dir haben wir genug Sprengstoff um den halben Planeten zu zerstören.«

Ab-e-Metul lächelte finster.

»Die Zerstörung des Paxus-Parlament wird ein Schlag sein, von dem sich die anderen Völker nicht so schnell erholen werden«, sinnierte der Hauri. »Die Hauris und die Pterus werden das Machtvakuum ausnutzen und die Führung übernehmen. Und dann wird die Insel den Weg des Herrn Heptamer gehen!«

Das glaube ich kaum. Wenn ich mit den anderen fertig bin, kommst du dran, dachte Saron.

Doch noch brauchte er die Unterstützung des fanatischen Hauri. Saron verabschiedete sich und lehnte sich in seinen Sessel zurück. Sein Plan war genial. Nach der Wahl würden alle Paxus-Räte und das Paxus-Parlament sich zur konstituierenden Sitzung zusammenfinden. Saron würde sie alle mit einem Schlag auslöschen. Dann würde ihn niemand mehr aufhalten können, die Philosophie des Kriegerkultes und des Permanenten Konflikts über die Insel zu tragen.

 

17. Die Wahlen

Auf Paxus standen die entscheidenden Wahlen kurz bevor. Die Delegierten trafen sich zum Meinungsaustausch und versuchten sich ihre Interessen zu sichern. Selbstverständlich war auch der Marquês gekommen, der sich Hoffnungen machte, einen der vier Ratsplätze zu erhalten.

Don Philippe hatte sein diplomatisches Talent, welches er aus dem 18. Jahrhundert mitgebracht hatte, geschickt eingesetzt und schon einige Delegierte auf seine Seite gebracht. Auch der Botschafter der Posbis, Bastaarn, war von dem alten Spanier durchaus angetan.

»Verehrter Marquês, Sie dürfen meiner Stimme gewiss sein«, sagte Bastaarn. »Ich habe selten einen so interessanten Humanoiden getroffen wie Sie«.

»Oh, vielen Dank«, erwiderte der Marquês geschmeichelt.

Bastaarn zeigte auf einen weiteren Posbi, der hinter ihm stand. Dieser Posbi besaß eine schlanke, humanoide Form und trug ein rotes Gewand.

»Darf ich Ihnen XZHKLÖ57789543278 vorstellen?«

»Äh?«, machte der Marquês nur.

»Zu Diensten«, sagte der vorgestellte Posbi mit einschmeichelnder Stimme.

»Sie sollten wissen, dass unser Botschafter den Leuten gerne Honig ums Maul schmiert, wie man bei euch Terranern zu sagen pflegt. Aber Lügen nennt man ja in der Politik Diplomatie.«

»Ach ja? Willst du damit sagen, dass ich auch lüge?«, fragte der Marquês provokant.

»Natürlich, sonst wären Sie ja kein guter Politiker«, erwiderte der Posbi.

»Sie müssen entschuldigen, Marquês, aber XZHKLÖ57789543278 hat eine sehr direkte Art«, bedauerte Botschafter Bastaarn.

»Das macht nichts. Seine Offenheit ist direkt erfrischend«, winkte der Marquês ab.

»Ich habe gehört, Sie suchen einen Berater. XZH...«

»Bitte kürzer«, unterbrach Don Phillipe.

»Nun XZH möchte sich später mal politisch betätigen. Doch vorher will er von den Menschen lernen. Er ist ein Bewunderer menschlicher Metaphern und als Ratgeber sicher von großem Wert. Er verfügt über eine umfassende Datenbank mit allen wichtigen Kenntnissen der menschlichen Geschichte und allem anderen was man für politische Zwecke benötigt.«

Don Philippe überlegte.

»Das könnte mir nützlich sein. Vieles in dieser Zeit ist mir doch noch sehr fremd, wenngleich ich mir das nicht anmerken lasse.«

»Dann lassen Sie mich in Ihre Dienste treten, Marquês. Ich koste nicht mal Geld«, bot XZHKLÖ57789543278 an.

»Also gut, dann bleibt mir keine andere Wahl. Aber nur, wenn du dir einen anderen Namen zulegst, mein Freund.«

»Und welchen?«

»Ich werde dich Diabolo nennen. Das klingt spanischer als XYZ sowieso.«

Der Posbi verneigte sich.

»Wie Sie wünschen.«

Auch Bastaarn war zufrieden.

»Ab sofort steht Diabolo in Ihren Diensten.«

»Sehr gut. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit«, sagte Don Phillipe.

»Doch jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Ich muss noch etwas ›lügen‹, um meine Ratswahl zu sichern«, fügte der Spanier schmunzelnd hinzu und wandte sich einigen anderen Delegierten zu.

Die beiden Posbis blickten ihm nach.

»Ist er nicht herrlich verschlagen? Wir können noch viel von ihm lernen«, schwärmte Diabolo.

*

Am nächsten Tag begann nun endlich die entscheidende Wahl für den Paxus-Rat. Zunächst sollte Sruel Allok Mok als Generalsekretär des Rates bestätigt werden, woran es nicht den geringsten Zweifel gab. Spannender gestalte sich da schon die Wahl der vier Paxus-Räte, die von den insgesamt 51 Delegierten in zwei Wahlgängen bestimmt werden sollten. Dabei konnte im ersten Wahlgang jeder jeden wählen. Die zwölf mit den meisten Stimmen wurden dann für den zweiten Wahlgang nominiert. Natürlich versprach jeder der Kandidaten den Delegierten in den offiziellen Reden das Blaue vom Himmel, wie es ja die meisten Politiker bekanntlich immer taten.

Was hinter verschlossenen Türen vereinbart wurde, konnte man nur erahnen. Schließlich hatten alle Kandidaten ihre letzten Wahlreden abgeschlossen und die Delegierten des Paxus-Parlamentes konnten zum ersten Wahlgang schreiten.

Nach kurzer Auszählung ergab sich für den ersten Wahlgang, dass sich Uwahn Jenmuhs, Aurec, Don Philippe, Nor'Citel, Charif Parrul, Jaques de Cosgaigne, Mirus Traban, Carjul, Evrius, Mephis Grohn, Goz Kongan und Torsor für den zweiten Wahlgang qualifizierten.

Alle anderen schieden aus der Wahl aus. Nun begannen die Vorbereitungen für den zweiten Wahlgang. Die vier mit den meisten Stimmen würden in den Paxus-Rat einziehen, die darauffolgenden vier wurden automatisch zu deren Stellvertretern. Als große Überraschung galt das gute Ergebnis von Jaques de Gosgaigne, dem Delegierten von Olymp. Don Philippe war damit nicht zufrieden, denn er fürchtete Gosgaigne könnte ihm Stimmen abnehmen, da der Freihändler einen Wahlkampf im ähnlich aristokratischen Stil geführt hatte wie er selbst.

»Nicht zu fassen. Ich möchte wissen, was er seinen Wählern bezahlt hat!«, regte sich der Marquês gegenüber seinem neuen Berater Diabolo auf.

»Aber Marquês, haben Sie denn Ihren Wählern etwa zu wenig bezahlt?«, fragte der Posbi sarkastisch.

Nun war der Spanier sprachlos.

Leticron war mit dem ersten Wahlgang durchaus zufrieden. Er hatte es klar in den zweiten Wahlgang geschafft, was er hauptsächlich den Stimmen der Stimmberechtigten der neuen Allianz zu verdanken hatte. Nun wurde es jedoch schwieriger.

Auch Aurec war mit dem Verlauf der Wahl zufrieden.

»Das haben wir Ihrem Einsatz zu verdanken, Nataly«, lobte er die Halblinguidin.

»Ihr Charme war daran auch nicht ganz unbeteiligt«, gab Nataly lächelnd zurück.

»Ich hoffe, Sie schaffen es, Aurec. Die Insel braucht jemanden wie Sie.«

In der Pause wurde auch das Ergebnis zur Wahl des Generalsekretärs bekannt gegeben. Sam erhielt 91,1 Prozent der Stimmen und war somit im Amt bestätigt. Die Spannung für die Ratswahl stieg.

Schließlich wurde der zweite Wahlgang eröffnet und alle Delegierten schritten zur geheimen Wahl per Knopfdruck. Die Stimmberechtigten tätigten ihre Wahl und schon wenige Minuten später stand das Ergebnis fest und die Wahl war entschieden.

Don Philippe hatte sich tatsächlich durchgesetzt und war sogar stärkstes Mitglied im Paxus-Rat. Was für ein Aufstieg für den alten Spanier, der darüber mehr als erfreut war. Ihm folgten Uwahn Jenmuhs, Aurec und Nor'Citel nach. Mirus Traban, Goz Kongan, Charif Parrul und Jaques de Gosgaigne wurden zu Stellvertretern ernannt, die allesamt bei wichtigen Fragen hinzugezogen werden konnten. Sruel Allok Mok übernahm den Vorsitz des Paxus-Rates.

Leticron war hochzufrieden. Er hatte sein erstes Ziel erreicht. Neben ihm schäumte jedoch Uwahn Jenmuhs vor Wut.

»Ich fasse es nicht! Diese alte, hässliche Mumie hat eine Stimme mehr als ich bekommen! Immer diese verdammten Terraner!«

»Beruhigen Sie sich. Unsere Stunde wird kommen«, versprach der Überschwere.

Auch Aurec und Nataly waren hocherfreut über ihren grandiosen Erfolg.

»Ich wusste, dass Sie es schaffen würden«, freute sich die Halblinguidin.

»Ohne Ihre Hilfe wäre es nicht so leicht gewesen«, lobte Aurec sie.

*

Der Marquês de la Siniestro öffnete zur Feier des Tages eine Flasche Champagner. Er und sein neuer Berater Diabolo standen auf den Balkon des Paxus-Regierungsgebäudes. Julian Tifflor gesellte sich zu ihnen.

»Mein lieber Don Philippe, ich muss Ihnen gratulieren«, sagte der Außenminister der LFT. »Sie haben sich hervorragend geschlagen. Besser hätte ich es auch nicht machen können.«

»Ohne Ihre Hilfe hätte ich es bestimmt nicht geschafft«, erwiderte Don Philippe jovial.

»Nun, ich beneide Sie nicht. Es wird nicht leicht sein mit all den Völkern auszukommen. Nehmen Sie sich vor Uwahn Jenmuhs in Acht. Er ist machtgierig.«

»Ich werde mein bestes tun«, versicherte der Spanier.

»Leider muss ich Sie nun verlassen. Mein Schiff in Richtung Heimat geht morgen früh. Ich wünsche Ihnen alles Gute, Marquês.«

»Danke, Senor Tifflor. Auch Ihnen wünsche ich eine gute Reise.«

Tifflor bedankte sich und ging. Der Marquês füllte sich neuen Champagner in sein Glas.

»Sieht so aus als würdest du mir Glück bringen, Diabolo.«

»Man kann Ihnen gratulieren, Marquês. Sie haben viel erreicht«, lobte der Posbi.

Don Philippe lächelte und hob sein Glas.

»Das, mein Freund Diabolo, ist erst der Anfang. Auf uns.«

ENDE

 

Während Saron versucht, die Politiker auf Paxus zu vernichten, nimmt der Marquês von Siniestro eine immer größere Rolle ein. Mehr darüber berichtet Jens Hirseland in Heft 39: DIE STUNDE DES SPANIERS

 

 

 

 

Kommentar

Ijarkor weilt also tatsächlich noch unter den Lebenden – wenn man das so nennen will. Mir ist zwar (auch) nicht ganz klar, wie diese Mikroben beschaffen sein sollen, die für einige Tage seinen Zellverfall aufhalten, aber es ist schon erstaunlich, wie er eine so schlagkräftige Organisation gründen konnte, wenn er nur alle paar Jahre für einige Tage handlungsfähig ist. Also müssen die Helfer entweder schon seit einiger Zeit aktiv sein oder er hat einen guten Stellvertreter...

Auf jeden Fall erscheint es mir so, als wären die Helfer Ijakors so eine Art USO von Estartu zu sein, also eine »private« Geheimorganisation mit immensen finanziellen und personellen Mitteln – und einem eindeutigen Ziel.

Im Falle der Helfer ist es, ein Wiedererstarken des Permanenten Konflikts auf jeden Fall zu verhindern, und das mit allen Mitteln, wie wir gesehen haben.

Das Problem, was ich dabei sehe ist, dass hier wieder Gewalt mit Gewalt bekämpft wird. So wird nur eine Einschüchterung erzeugt – das grundsätzliche Problem bekämpft man damit nicht! (Wie er auch sagt, aber macht's trotzdem <g>)

Am Be(un)ruhigsten am aktuellen Heft ist aber, dass Perry Rhodan dahinter kommt, dass der Untergang von Saggitor nur ein Test MORDORs war, und noch einige unangenehme Dinge auf die Insel zukommen werden.

Vermutlich werden die kleinen Querelen schnell der Vergangenheit angehören, wenn erst ein überlegener Gegner auftaucht – und dann wird man sich vermutlich sogar über die Anwesenheit von Pterus und Dscherro freuen.

Nun zu Don Philippe de la Siniestro…

Schnell fand der Spanier sich im 13. Jahrhundert NGZ zurecht. In abenteuerlicher Geschwindigkeit eignete er sich Sprache und Verhaltensweisen der terranischen Gesellschaft an, und so wundert es nicht, dass er schließlich als Statthalter der Liga Freier Terraner in Cartwheel endete.

Doch ist einem Menschen, der den Großteil seines Lebens als absolutistischer Herrscher verbracht hat, gewohnt war, Herr über Leben und Tod seiner Untergebenen zu sein, überhaupt in demokratischer Hinsicht zu trauen?

Wir haben erlebt, wie der Marquês – von unbändigen Machtwillen getrieben – sich langsam aber sicher an die Spitze gearbeitet hat. Jetzt bleibt nur abzuwarten, was für eine Art Herrscher er sein wird. Dass er in einer Demokratie einfach abgewählt werden kann, sollte dem intelligenten Spanier allerdings klar sein.

Und dann wäre da noch dieser mysteriöse Posbi Diabolo, dessen Name nur allzu deutlich an das spanische Wort »Diablo« – Teufel erinnert, ein positiver oder negativer Einfluss – oder gar ein Agent MORDORs? Wir werden sehen...

Aki Nofftz

 

 

GLOSSAR

Ijarkor

Ijarkor war ein Ewiger Krieger in der Mächtigkeitsballung ESTARTU.

Aus der Perrypedia:

Ijarkor war einer der zwölf Ewigen Krieger. Er herrschte über die Galaxie Siom Som.

Ijarkor war ein Pteru und körperlich kaum von einem anderen seines Volkes zu unterscheiden. Ihm wohnte allerdings etwas Ehrfurcht Gebietendes inne, das ihn von seiner Umgebung abhob. Außerdem erwuchsen ihm immer wieder Zweifel am Kriegerkult, wenn der Einfluss des Kodexgases nachließ.

In der Öffentlichkeit und bei offiziellen Anlässen trug Ijarkor häufig eine imposante Rüstung. In ihren Eigenschaften ähnelten diese Rüstungen schweren Kampfanzügen mit integrierten Waffen, Individualschirmen und anderen Gimmicks.

Charakterisierung

Wie die anderen elf Krieger der Mächtigkeitsballung Estartu unterlag auch Ijarkor dem Atem von Estartu. Dabei handelte es sich um eine abgewandelte, äußerst potente Form des Kodexgases, die ihm die Erinnerung an sein früheres Leben vorenthielt und seine immer wiederkehrenden Zweifel unterdrückte. Unter seinem Einfluss wandelte sich Ijarkor zu einem wahren Verfechter des Permanenten Konfliktes, der den Anweisungen der Animateure bedingungslos folgte.

Vor seiner Berufung in den Kreis der Krieger war I-jarkor eine intellektuelle und freidenkende Person, die als Dichter, Musiker und Träumer gelten konnte. Zeichen dieser Vergangenheit traten vermehrt auf, wenn das Kodexgas seine Wirkung verlor.

Geschichte

Um 50.000 v. Chr. hieß Ijarkor noch Kor (eine Kontraktion des altpterischen Wortes Kahor für "der Starke"). Zu dieser Zeit betrieben die Pterus seit etwa 2500 Jahren interstellare Raumfahrt und hatten in der Galaxie Muun ein eigenes Sternenreich begründet. Kurz nach dem Ende seiner Ausbildung auf dem Planeten Anamuun wurde Kor, der wegen seiner technischen Begabung und seiner Führungsqualitäten zum Techniker eingeteilt worden war, zur Außenwelt Tiffoon geschickt, wo er an einem Projekt zur Nuklearsynthese arbeitete. Dort brachte er es schnell zum Schichtführer. Seinen persönlichen Ambitionen zum Komponieren von Liedern und Schreiben von Gedichten konnte er nicht nachgehen.

Drei Jahre später, kurz vor dem Ende seiner Dienstverpflichtung, wurde er vom Singuva Scharrolk mit der SOMBATH nach Etustar gebracht und erhielt von diesem den neuen Namen Ijar-Kor ("der kämpfende Starke"). Die Singuva waren zu dieser Zeit den anderen Pterus als mächtig, weise und gerecht bekannt. Auf Etustar traf Ijar-Kor auf den Kohortenführer Ayan ("der Kluge"), der den Namen Ayan-Neh ("der kluge Streiter") zugewiesen bekam. Außerdem hielten sich der Wissenschaftler K'Almer und die Beamtin Shu-Fu auf Etustar auf. Wie diese wurde er von Tausenden Singuva, die sich als Rat der Statthalter von ESTARTU bezeichneten, mit Kodexgas konditioniert und zum Ewigen Krieger der Galaxie Siom Som gemacht. Die SOMBATH wurde sein Flaggschiff. Außerdem wurde ihm mit einer Zelldusche die relative Unsterblichkeit verliehen.

In regelmäßigen Abständen wurde Ijarkor, wie auch die anderen Ewigen Krieger, nach Etustar gerufen, um die Zelldusche zu erneuern und mit Kodexgas behandelt zu werden. Dadurch wurden seine immer wiederkehrenden Zweifel am Kriegerkult beseitigt. Von seinen Aufenthalten auf Etustar behielt er nie Erinnerungen zurück, er hatte jedoch immer das Gefühl, ESTARTU begegnet zu sein. Die Singuva hatten sich inzwischen aus dem Licht der Öffentlichkeit zurückgezogen und hielten aus dem Hintergrund die Fäden in der Hand.

Etwa 3000 Jahre später traf er bei einem dieser Besuche auf Etustar auf den Singuva Sh'rolk, einen Nachfahren von Scharrolk. Dieser erklärte ihm, dass die Ewigen Krieger nur Marionetten der Singuva seien und ESTARTU schon seit langem nicht mehr hier leben würde. Daraufhin wurde Ijarkor mit einer doppelten Dosis Kodexgas behandelt, wodurch er diese Eröffnungen wieder vergaß und mit verstärktem Eifer an seine Aufgaben ging. Dazu gehörte die Errichtung der Heraldischen Tore als Wunder von Siom Som.

Im Jahre 430 NGZ begegnetete Ijarkor zum ersten Mal dem Singuva Srolg, als er in Begleitung von Veth Leburian, Roi Danton und Ronald Tekener mit der SOMBATH nach Etustar flog. Hier wurde der Ewige Krieger erneut mit Kodexgas behandelt, erhielt jedoch keine weitere Zelldusche. Nachdem die beiden Terraner den Morphogenerator zerstört hatten, mit denen das Bewusstsein neuer Sothos geformt wurde, verbannte Ijarkor sie auf Srolgs Betreiben in die Orphischen Labyrinthe von Trovenoor. Nach seiner Rückkehr widmete Ijarkor sich verstärkt dem Ziel, die verhassten Gänger des Netzes zu vernichten. Zu diesem Zweck gründete er zusammen mit den Ewigen Kriegern Ayanneh und Granjcar die Organisation Hatuatano und beauftragte dem Zwerg-Gavvron Lainish mit deren Leitung.

446 NGZ berief Ijarkor auf dem Mond Ijarkor eine Konferenz der Ewigen Krieger ein, um dem Gerücht entgegenzuwirken, dass ESTARTU nicht mehr hier leben würde. Dieses Gerücht wurde von den Gängern des Netzes verbreitet. Nachdem der Beschluss gefasst wurde, dass Ijarkor erneut nach Estartu gehen und einen Beweis für die Existenz ESTARTUS besorgen solle, traten die Singuva auf den Plan. Sie warfen den Ewigen Kriegern Versagen vor und verkündeten, dass jedem Krieger ein Animateur zugeteilt würde.

Ijarkors Animateur wurde Srolg, der ihn auch nach Etustar begleitete. Hier erfuhr Ijarkor vom Rat der Statthalter, dass sich ESTARTU seit langer Zeit nicht mehr in ihrer Mächtigkeitsballung aufhielt. Mit Billigung der Singuva verkündete der niedergeschlagene Ijarkor diese Nachricht nach seiner Rückkehr nach Som in der Öffentlichkeit. Durch Propaganda sollte die Bedeutung der Nachricht jedoch heruntergespielt werden. Srolg gab sich später als direkter Nachfahre von Scharrolk in 200-ster Generation zu erkennen.

Nach der Zerstörung der Heraldischen Tore und der großen Kalmenzone von Siom Som erlitt Ijarkor einen psychischen Schock, der seine Reaktion auf das Kodexgas veränderte. Anstatt dass sein Glaube an den Kriegerkult erneuert wurde, erlangte er verlorengegangene Erinnerungen zurück. Auf diese Weise erkannte Ijarkor als erster Ewiger Krieger, dass seines-gleichen die ganze Zeit nur Marionetten der Animateure waren, und wandte sich innerlich vom Kriegerkult ab.

Anfang Dezember 446 NGZ verbreiteten die Gänger des Netzes eine Nachricht für die Ewigen Krieger, in der das geplante Vorgehen gegen die Menetekelnden Ephemeriden angekündigt wurde und gleichzeitig die Ewigen Krieger zur Kapitulation aufgefordert wurden. Daraufhin bestellte Ijarkor den Urheber der Nachricht an Bord seiner SOMBATH. Perry Rhodan folgte der Aufforderung und fand einen psychisch zerrütteten Ijarkor vor, der gerade seinen Animateur getötet hatte. Ijarkor teilte mit Rhodan Informationen über die Entstehung der Lehre des Permanenten Konflikts, die er aus Srolg herausgepresst hatte.

Perry Rhodan gelang es schließlich, den verzweifelten Ijarkor davon zu überzeugen, dass niemandem damit gedient wäre, wenn er sich selbst tötete. Schließlich entschied sich Ijarkor, auf der Seite der Gänger des Netzes für die Zukunft zu kämpfen.

Im Januar 447 NGZ entführte Ijarkor auf Perry Rhodans Bitte hin den Nakken Dobaril, der für die Steuerung der Menetekelnden Ephemeriden verantwortlich war, und brachte ihn nach Hubei.

Am Ende seines Lebens bereiste Ijarkor als Dichter Kor die Galaxien Estartus und sang von der neuen Ordnung und den Taten ihres Repräsentanten, des Desotho. Schließlich starb Kor auf Etustar in Gegenwart Stalkers, sank in sein Grab und wurde von den Eidos und Morphen bedeckt.

Quelle: http://www.perrypedia.proc.org/wiki/Ijarkor

Diabolo

Geboren: 1260 NGZ

Geburtsort: Hundertsonnenwelt

Größe: 1,85 Meter

Gewicht: 100,426 kg

Augenfarbe: rot

Bemerkungen: Kegelköpfiger Posbi mit gläsernen Kopf und menschlicher Gesichtsform. Trägt ein rotes glitzerndes Gewand. Charaktereigenschaften: Sehr clever und wirkt schon fast verschlagen. Loyal und zuverlässig, hat einen Hang für Zynismus und Sarkasmus.

Diabolos Bezeichnung als Posbi ist EX-CO 58998 XL-17. Er wurde auf der Hundertsonnenwelt konstruiert und sollte als Botschafter dienen, doch die XL-Serie galt als nicht perfektioniert für diese Aufgabe, daher setzte man ihn nur als Berater ein, sehr zum Leidwesen des Posbis.

EX-CO 58998 XL-17 wird ebenfalls zur Insel geschickt und dort dem Marquês de la Siniestro, zum Zeichen der guten Freundschaft zwischen Posbis und Menschen, zum Geschenk gemacht, der ihn Diabolo tauft und fortan als Berater einsetzt.

Diabolo fügt sich schnell in die neue Rolle ein und arbeitet loyal und gewissenhaft für den Marquês.

Saron

Geboren: 1241 NGZ

Geburtsort: Stakkar, Trovenor

Größe: 1,98 Meter

Gewicht: 98 kg

Augenfarbe: schwarzgelb

Haarfarbe: keine

Bemerkungen: Kräftig gebaut, pockiges Gesicht. Charaktereigenschaften: Fanatisch, skrupellos und sehr leicht erregbar.

Saron ist ein Anhänger des alten permanenten Konflikts. Seine Jugend verbrachte er auf dem nicht sonderlich reichen Planeten Stakkar meist auf der Straße. Dann lernte er den Pterus Orchor kennen, der ebenfalls ein Anhänger des Permanenten Konflikts war und die Künster der Upanishad bestens verstand. Der junge Saron, der keine Perspektiven hatte, sah in Orchor eine Art Vorbild und erlernte ebenfalls die Künste der Upanishad und wurde fanatischer Verfechter des Ewigen Krieges.

Nach Orchors Tod verließ Saron Stakkar und versuchte so viele Pterus um sich zu scharren, wie möglich. Er lockte sie mit dem Vorwand, dass die Pterus seit Untergang des Permanenten Konflikts in die Bedeutungslosigkeit verfallen sind.

Als DORGON für Freiwillige auch in der Mächtigkeitsballung ESTARTU warb, meldete sich Saron freiwillig, um vielleicht ein neues Reich aufbauen zu können. Doch der fanatische Pterus wollte zu viel. Er zog mit den meisten Pterus von der Welt Estartu weg und gründete die Welt Upanishad in Cartwheel. Er griff die Nachbarwelt Oden an und plünderte den Planten. Die USO und der TLD konnten den Pterus jedoch mit Hilfe der Helfer von Ijarkor gefangen nehmen und die Revolte niederschlagen.

Akaho da Purok

Geboren: 1276 NGZ

Geburtsort: Purok, Purok-Leah System, Kristallimperium

Größe: 1,97 Meter

Gewicht: 86 kg

Augenfarbe: rot

Haarfarbe: weiß, fingerlang

Bemerkungen: gleichmäßig trainierte, stattliche Figur; Haar mit Gel wirr gestaltet; die roten Augen glühen ruhig und üben eine gewisse charismatische Anziehungskraft aus. Kosmisches Bewusstsein (nicht nationalistisch wie die meisten Arkoniden!), selbstbewusst. Gefühlsstark, im entscheidenden Moment aber kontrolliert.

Die da Purok sind eine Adelsfamilie ersten Ranges, ihr Lehen umfasst ein kleines System einer kleinen gelben Sonne mit Namen Purok-Laeh. Das System besteht aus sechs Planeten mit ihren Monden, der zweite Planet heißt Purok und ist die Hauptwelt, weil bewohnbar. Die Schwerkraft beträgt 0,93 g. Der Planet ist etwa genauso groß wie Terra und weist eine Bevölkerung von 3,2 Milliarden Arkoniden auf. Intelligente Ureinwohner gibt es nicht.

Von den erstrangigen Adelsfamilien bekleiden die da Purok einen der niederen Ränge.

Akhaho wächst auf der Kolonialwelt auf. In jungen Jahren kommt er wie alle Adelssprösslinge nach Arkon I und verbringt dort ein Jahr in der Umgebung des Imperators, um die Etikette zu lernen. Sein Vater brachte ihm die ethischen Grundsätze bei, nach denen alle Intelligenzen gleichwertig sind. Deshalb versteht er die Lehren der Arkoniden im Kristallpalast nicht, die den Arkoniden als Krone der Schöpfung darstellen.

Er entwickelt sich zu einem verantwortungsbewussten Arkoniden, eine Seltenheit in jenen Jahren. Seine Informationen bezieht er nur teilweise aus den arkonidischen Medien, die offensichtlich alle manipuliert sind.

Als DORGON auftaucht schließt er sich der USO an, um in Cartwheel seine Bestimmung zu finden.


Die DORGON-Serie ist eine nicht kommerzielle Publikation des PERRY RHODAN ONLINE CLUB e. V.  —  Copyright © 1999-2015

Internet: www.proc.org & www.dorgon.netE-Mail: proc@proc.org

Postanschrift: PROC e. V.; z. Hd. Nils Hirseland; Redder 15; D-23730 Sierksdorf

— Special-Edition Band 38, veröffentlicht am 18.09.2015 —

Titelillustration: Klaus G. SchimanskiLektorat: Jürgen Freier und Jürgen SeelDigitale Formate: Jürgen Seel