1.
Todesvirus
»Wir erreichen die Photosphäre«, meldete Kerskor Trem mit knurrender Stimme.
Fülörk signalisierte dem Topsider mit einem hohen Summen, dass sie verstanden hatte. Die Jülziisch war Chefwissenschaftlerin des Forschungsraumschiff CYLOPHER. Sie tippte mit ihrer siebengliedrigen linken Hand auf dem Touchpad umher, um eine Vergrößerung der aktuellen Messdaten zu erhalten.
»Alles wie erwartet«, flüsterte die Tentra-Blue und dokumentierte ihre Aussage im Logbuch.
Die CYLOPHER tauchte tiefer in die Sonne Eugaul ein. Es waren Routineuntersuchungen, die alle paar Jahre durchgeführt wurden, um die Aktivitäten der Sonne zu beobachten und zu dokumentieren. Fülörk langweilte die Untersuchung einer Sonne, doch es war ein Job, den sie erledigen musste, um interessantere Forschungen durchführen zu können. Sie träumte davon, auf einem Fernraumschiff unbekannte Galaxien oder wenigstens Sternensysteme zu erkunden. Das Unbekannte reizte sie. Deshalb hatte sie sich auch ihre Heimatwelt Roost verlassen, denn sie hoffte, im Einflussbereich der LFT hätte sie mehr Möglichkeiten, etwas Unbekanntes zu erforschen. Diese kegelköpfigen Menschen waren deutlich reiselustiger als die Jülziisch.
Doch Fülörk musste sich erst einmal beweisen. Trotz ihrer hervorragenden Ausbildung in Kosmologie und Astronomie auf der Tentra-Roost-Sternenakademie musste sie sich vor den Terranern erst einmal bewähren. So kommandierte sie nun 82 Galaktiker unterschiedlichster Herkunft auf der CYLOPHER und untersuchte die Sonnenaktivitäten nahe der Welt Plophos.
»Vielleicht finden wir ja einen weiteren Todessatelliten«, scherzte Fülörk und deutete damit an, dass die Untersuchungen der Sonne Eugaul nicht mehr als eine interessante aber mit der Dauer langweilige Routine geworden war.
»Kommandantin, ich… irgendwas stimmt nicht«, meldete der Unither Relkig aus dem Maschinenraum.
»Bitte präziser«, forderte die Jülziisch.
»Energiefluktuationen, Verbindungsstörungen zum 5D-Bereich der Syntronik. Ich…«
In dem Moment setzte die Kommunikation aus. Das Licht flackerte und die Temperatur stieg an. Jetzt hatte Fülörk ihre Abwechslung. Doch das war mehr, als ihr lieb war.
»Systemausfall. Die Syntronik fällt aus. Die Not…«, rief der Topsider aufgeregt.
Fülörk setzte sich an das Interface, doch es reagierte nicht. Sie versuchte über die Steuerkonsole manuell das Raumschiff aus der Sonne zu lenken, doch innerhalb weniger Momente, brach die komplette Kontrolle zusammen. Die Temperatur stieg immer mehr an. Sie nahm ihren Pikopad und versuchte sich in die Schiffssyntronik einzuloggen. Der Zugriff wurde verweigert.
»Die Systeme schalten sich ab. Der Schutzschirm er…«
Weiter kam der Kerskor Trem nicht. Fülörk hörte das Knacken von schmelzendem und biegendem Stahl. Die CYLOPHER begann in der Sonne zu verbrennen. Die Wände schmolzen, sie sah das lodernde Flammenmeer um sich herum und bereitete sich darauf vor, der grauen Kreatur des Todes gegenüber zu stehen.