11.

New Taylor, Plophos

Landry bewegte sich vorsichtig. Sein Scanner zeigte keine weiteren Fallen an, und der T-Bird in seiner anderen Hand, mit dem er durch die Wände hindurch leuchten konnte, zeigte auch nichts an. Vorsichtig bewegte er sich durch die dunklen Räume und ließ sich nur von einem Wegweiser in seinem Infrarot-Sichtfeld auf den richtigen Weg bringen.

In dem Haus herrschte nach der Party endlich Ruhe. Der Terraner hatte sich nach dem Ende des Festes von Dorn verabschiedet, war dann aber in dem Haus geblieben. Irgendwie hatte er es sogar geschafft, unentdeckt zu bleiben. Im Augenblick war er sehr bemüht, nicht einem der nächtlichen Wächter in die Hände oder besser in die Positronik zu fallen. Offensichtlich verließ sich der Hausherr auf gängige Überwachungssysteme. Jedenfalls passierte nichts. Die Ausrüstung des TLD geleitete Landry durch die Räume, hoffentlich an ein Ziel, das ihm einen Hinweis geben würde.

Irgendwie war ihm Dorn nicht ganz geheuer vorgekommen. Er hatte offensichtlich nicht das Geringste dagegen einzuwenden, dass sich Magan auf seinem Fest aufhielt und sich im Gegenteil gut mit dem Mann unterhalten. Das war nun, wenn beide ein reines Gewissen hatten, auch nicht weiter verwunderlich. Aber beide hatten nicht über die Vorfälle auf Ertrus gesprochen, hatten diese Ereignisse wohl auch durchaus bewusst verschwiegen und sich ganz auf das Fest und auf das Amüsement konzentriert.

Offensichtlich war Dorn nicht im Geringsten in Sorge, dass solches auch ihm passieren konnte. Landry hatte noch einmal die Gelegenheit gehabt, eine Unterhaltung mit ihm zu führen. Dabei hatte er ihn gefragt, wie er denn den Anschlag sehen würde, ob er sich keine Sorgen machte. Der Unternehmer hatte ihm einen merkwürdigen Seitenblick zugeworfen, dann hatte er nur gemeint, mit modernen Sicherungen würde so etwas nicht passieren. Indirekt hatte er auch Magan eine Mittschuld gegeben, indem er meinte, man müsse eine solche Fabrik eben mit modernen Geräten ausstatten und nicht irgendwelche alte Sicherheitsleute nachts Wache gehen lassen. Landry hatte aufgehört, nachzufragen. Aber andererseits, wenn sich die Sicherheitssysteme des Industriellen von den Geräten des TLD überwinden ließen, dann würden sicher auch andere in der Lage sein, in die Fabriken von Dorn zu gelangen. Es war kaum anzunehmen, dass er sein Haus schlechter geschützt hatte, als die Fabriken. Jedenfalls hatte der Terraner keine Probleme, in die Kellerräume des herrschaftlichen Gebäudes einzudringen, entdeckte aber nichts mehr Besonderes.

Er erreichte einen Raum, der irgendwie anders war, als die anderen. Er war eingerichtet, wie eine Fabrikhalle und enthielt einige Maschinen, mit denen man offensichtlich Roboter reparieren konnte. Die Roboter entdeckte der Terraner in einem Nebenraum, wo sie darauf warteten, abtransportiert zu werden. Die Sendung war verpackt, wie eine Einheit von P-Chips. Landry witterte, dass da etwas war. Er machte eine der Verpackungen auf und untersuchte den Roboter. Nichts Auffälliges war an der Maschine zu entdecken. Er öffnete vorsichtig einige der Abdeckungen und entfernte dann auch eine Brustplatte, um nach dem Rechenzentrum zu suchen. Was er entdeckte, entlockte ihm einen leisen Pfiff.

Eine kleine Kapsel befand sich neben dem Rechenzentrum. Sie war wirklich nicht groß, aber eine Kennung, die auf dem Gerät angebracht war, zeigte, worum es sich dabei handelte.

Auch in diesen Zeiten kannte man noch radioaktives Material. Zwar hatte sich das Symbol im Vergleich zum Beginn des Atomzeitalters etwas verändert, aber auch in diesen Zeiten war es noch bekannt. Und dieses Zeichen sagte eindeutig aus, dass es sich um einen atomaren Sprengsatz handelte. Spuren radioaktiver Strahlung waren auf Ertrus ebenfalls angemessen worden. Das bedeutete, dass hier eine Verbindung bestehen musste. Dorn hatte die Roboter in die Fabrik des Ertrusers geschickt und ihm so die Geschäftsgrundlage geraubt.

Nachdenklich rieb der Terraner über sein Kinn. Dieser Ertruser war ihm gleich merkwürdig vorgekommen. Irgendwie so, als würde ihn das alles gar nicht aufregen. Gab es dafür eventuell einen Grund? Konnte es sein, dass Magan über diese Sache Bescheid wusste oder möglicherweise sogar daran beteiligt war?

Das würde doch einiges erklären.

Ein Geräusch ließ ihn herumfahren.

Die Tür glitt in die Wand zurück und gab den Blick auf einen menschlichen Körper frei. Oder besser auf einen oxtornischen.

»Arnold«, seufzte der Terraner.

Der Oxtorner nickte ihm spöttisch zu.

»Derselbe. Ich freue mich, dass es dir bei uns so gut gefällt, Stewart Landry. Solltest du noch Gelegenheit dazu erhalten, dann richte dem TLD bitte aus, dass es schon eine beachtliche Leistung ist, bis hierher zu gelangen. Unsere Sicherheitsanlagen sollten so etwas eigentlich verhindern. Aber offensichtlich schläft man bei euch auch nicht.«

»Trefflich formuliert. Möglicherweise hätte Dorn bei der Einstellung seiner Bediensteten mehr auf die Intelligenz achten sollen.« Für einen Augenblick brach wieder die Arroganz in dem Terraner aus England durch. Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte dich darauf hinweisen, dass du noch nicht gewonnen hast. Ich gedenke, mich zu wehren.«

Arnold lachte, dann nickte er nicht unfreundlich. »Das freut mich zu hören. Wenn du mit den Fäusten nur halb so gut bist, wie mit deinem Mundwerk, dann werde ich Spaß haben. Also, wehre dich bitte. Ich gewähre dir gerne den ersten Schlag.«

Landry nutzte das Angebot des Oxtorners und handelte. Er dachte nicht daran, sich mit einem Oxtorner zu schlagen, er hätte keine Chance gehabt. Aber die leichte Überheblichkeit des Umweltangepassten würde ihm die Chance geben, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Dabei war sich Landry darüber im Klaren, dass er dann bald alle Bewohner und Wachposten des Hauses hinter sich haben würde. Aber das machte nichts. Er würde es schon schaffen. Irgendwie.

Oder vielleicht auch nicht, dachte er, als seine Faust gegen den Körper des Oxtorners krachte. Es war, als schlage er gegen Beton. Die Kompaktkonstitution des Menschen, der an eine Welt mit über 4g Schwerkraft gewöhnt war, ließ ihn den Schlag nicht einmal spüren. Er grinste und holte nun seinerseits aus. Aber er war zu langsam, sich seines Sieges offensichtlich viel zu gewiss. Er schlug zu, aber Landry spürte nur den Luftzug, als er unter dem Arm des Oxtorners hindurch tauchte und durch die offene Tür rannte. Er wandte sich nach links und rannte aus der Fabrikhalle. Als er sie verlassen hatte, stürmte er durch den Gang und erreichte die Treppe. Schritte hinter ihm teilten ihm mit, dass es sehr gefährlich werden würde.

Um nicht zu sagen, tödlich. Der Oxtorner kündigte ihm gerade keuchend an, dass er ihm die Ohren abreisen würde. Landry fragte sich für einen Augenblick, warum der Kerl nicht seinen Mikrogravitator abschaltete, der ihm die Schwerkraft seiner Heimat suggerierte. Offensichtlich handelte es sich bei dem Leibwächter um einen zwar starken, aber nicht sonderlich intelligenten Oxtorner. Landry grinste kurz, er lag mit seiner Aussage demnach nicht so falsch.

Während er die Stufen hinauf rannte, reizte er seinen Verfolger damit, dass er ihm einige freundliche Beleidigungen an den Kopf warf. Das Schnauben verriet ihm, dass er damit auch traf.

Als er durch eine Tür hindurch rannte, warf er sie hinter sich zu. Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, dass er sich das in Zukunft auch sparen könnte. Der Oxtorner rannte mit ausgestreckten Armen gegen die Tür, seine Ellbogen brachten das Material zum splittern, obwohl es sich dabei nicht um Holz handelte. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass dieser Oxtorner ihn mühelos zerreißen konnte, dann hatte er ihn in diesem Augenblick erhalten.

Als er um die nächste Ecke rannte, wurde er durch den Arm einer Frau zurückgehalten. Er überließ sich seinem Gefühl und folgte dem Zug des Armes. Er stolperte in einen Raum, die Tür fiel hinter zu glitt.

*

Denise Joorn sah Landry verdutzt an.

»Ein seltsames Verhalten für einen schnöseligen Unternehmer«, meinte sie gelassen.

Landry lächelte verlegen und suchte nach einer Ausrede. Seine Tarnung war jedoch bereits aufgeflogen. Was machte es da für einen Sinn, Denise Joorn zu belügen?

»Ich bin Agent des Terranischen Liga Dienstes und recherchiere an einem Fall«, erklärte er, ohne zu viel zu verraten.

Joorn lächelte überlegen. Sie hatte das bereits geahnt, denn Stewart Landry kam ihr von Anfang an sehr komisch vor.

»Ich verstehe. Und Marius Dorn ist in die Sache verwickelt?«

»Ja«, sagte Landry knapp und öffnete die Tür einen kleinen Spalt, um zu sehen, wo Arnold abgeblieben war.

»Schade. Dabei hatte er mir heute Abend eine stattliche Summe für meine Forschungen zugesagt. Jetzt stellt sich heraus, dass er ein Verbrecher ist. Das nenne ich Glück.«

»Das Leben nimmt tragische Wendungen. Dennoch bitte ich, mich jetzt zu entschuldigen, da sich ein kahlköpfiger Berserker zum Ziel gesetzt hat, mir die Lauschlöffel abzureißen«, wollte sich der Geheimagent zynisch verabschieden, doch in dem Moment stürmten zwei Wächter durch eine andere Tür herein. Ihnen folgten Arnold und sein Herr Marius Dorn.

»Mister Landry«, sprach er gedehnt. »Ich hätte nicht gedacht, dass der TLD uns gleich einen seiner besten Männer auf den Hals hetzt. Noch weniger hätte ich erwartet, dass dieser so leicht zu schnappen ist.«

Landry lächelte nur verständnislos. An seiner Uhr befand sich eine Gaspatrone, die er in nächster Zeit abfeuern wollte. Es war sein letzter Trumpf.

Dorn wandte sich an Denise Joorn, die immer noch nicht genau verstand, worum es eigentlich ging.

»Leider muss ich die versprochenen Subventionen stornieren, Miss Joorn! Für Illoyalität kenne ich nur eine Bestrafung, den Tod«, sprach Dorn eiskalt.

Denise wollte zu ihm, um ihn zu beschwichtigen, doch Arnold stellte sich vor die junge Olymperin.

»Ich habe eigentlich mit der Sache wenig zu tun. Dieser Landry ist mir nur zufällig begegnet…«

Landry warf ihr einen vielsagenden Blick zu.

»Dennoch wirst du wohl kaum untätig herumsitzen und zusehen, wie ich meine illegalen Pläne durchsetzen werde«, fand Dorn.

»Eines noch, Dorn«, wandte Landry ein.

»Sie wünschen, Mister Landry?«

»Wieso setzen Sie auf die Mordred? Die Terrorgruppe wird bald Geschichte sein und Sie gehören zu den Verlieren.«

Dorn zuckte mit den Schultern.

»Totgesagte leben länger. Ad Astra, Mister Landry. Ich wünsche Ihnen ein heiteres Ableben.«

Er gab Arnold einen Wink und verließ den Raum, da er sich das Blutbad nicht mit ansehen wollte. Landry flüsterte Denise ins Ohr, sie solle die Luft anhalten und die Augen schließen. Für eine Weile sah sie ihn verständnislos an, dann schien sie zu begreifen.

Eine Sekunde später feuerte Landry seine Gaspatrone ab, die die zwei Wachen und Arnold für ein paar Sekunden behinderten.

Diese Zeit nutzten die beiden.

Zusammen mit Denise Joorn sprang er einfach aus dem Fenster hinaus. Hinter ihnen hörten sie das Brüllen des Leibwächters, der Verstärkung herbeirief. Als sie in Richtung der Grundstücksgrenze davonrannten, sprang der Oxtorner durch das geschlossene Fenster; das Panzerglas zerbrach in tausend Stücke.

Entschlossen schnappte sich der Agent die Archäologin. Er griff an seinen Gürtel und aktivierte den Antrieb, mit dessen Hilfe er über die Grundstücksgrenze hinweg fliegen konnte. Der Zaun war auch für den Oxtorner ein Hindernis, er musste erst die Sicherheitsanlagen abschalten lassen, bevor er darüber gelangen konnte. Bis es soweit war, würden sie den Gleiter längst erreicht haben. Joorn schien den Flug zu genießen. Nachdem sie landeten, gab sie einen heiteren Seufzer von sich. Nebeneinander rannten sie auf die Flugmaschine zu.

Für einen Augenblick fragte sich der Agent, was diese Archäologin noch im Haus des Industriellen gemacht hatte, noch dazu allein. War sie bei ihm geblieben und hatte sich nur frisch machen wollen, oder war sie ebenfalls illegal in diesem Haus? Wie auch immer, durch die Umstände gezwungen würden sie nun gemeinsam, Seite an Seite fliehen müssen.

Er öffnete den Gleiter und schob die junge Frau ins Innere, auf den Beifahrersitz. Dann griff er sich die Steuerung und ließ den Motor aufheulen. Der Antigrav wollte nicht gleich, protestierte gegen die raue Behandlung und schüttelte den Gleiter erst einmal kräftig durch. Mittlerweile konnte der Agent weitere Gleiter hören, die sich hinter ihm in die Luft erhoben. Er zwang sich zur Ruhe und stabilisierte das Feld, das sich unter dem Gleiter aufbaute. Dann gab er Gas und beschleunigte so stark es der Gleiter zuließ.

Die Gleiter des Industriellen tauchten hinter ihm auf und eröffneten das Feuer. Landry wurde bewusst, dass das die ersten Schüsse überhaupt waren, die an diesem Abend abgefeuert wurden. Und das war eigentlich ein Wunder. Der Gedanke durchzuckte ihn, dass alles, was seit seiner Entdeckung durch den oxtornischen Leibwächter geschehen war, einem Wunder gleichkam. Das größte Wunder war sicher, dass ihn keiner erwischt hatte. Und dann war er noch über die gutaussehende Denise gestolpert.

Sein Glück würde ihn sicher sehr bald verlassen. In diesem Augenblick steuerte er einen Gleiter durch ein Gebiet, das er nicht kannte, und das auch noch mitten in der Nacht. Und dazu hatte er noch Informationen, die dringend zu Residor und zu Rhodan mussten. Diese Roboter sollten noch in dieser Nacht nach Olymp geliefert werden, wie er vor seiner Entdeckung noch erfahren hatte. Wenn das geschehen würde, dann würde sicher morgen noch was in den Medien erscheinen, das sich mit einer Explosion auf Olymp beschäftigen würde. Und das konnte nur er verhindern. Oder auch die Frau an seiner Seite. Aber würde sie das wollen? Auch wenn sie nun neben ihm saß, würde er ihr nicht uneingeschränkt vertrauen können. Im Gegenteil, diese Frau verfolgte eigene Interessen, die ihr ein Marius Dorn erfüllen konnte. Wie auch immer, er musste sich jetzt auf die Steuerung konzentrieren. Diese Gedanken hatten ihn nur einen Sekundenbruchteil gekostet und ihm die weitere Planung des Abends doch um einiges erleichtert.

Etwas beruhigter ließ er den Gleiter über die Baumgrenze hinaus steigen und startete in Richtung der Wälder, von der Stadt New Taylor weg.

Die Gleiter der Verfolger blieben jedoch dran. Auf den Infrarotschirmen musste er einen deutlichen Abdruck hinterlassen und er war sich dessen durchaus bewusst. Aber das ließ sich nicht ändern. Er verdrängte alle Gedanken, konzentrierte sich voll auf die Steuerung und ließ den Gleiter zwischen die Bäume hinabsinken. Dann gab er Gas und verließ sich dabei voll auf seinen Instinkt und die Instrumente, die ihm die Bäume anzeigten. Zum Glück war an dieser Stelle der Wald nicht zu dicht, so dass er wunderbar hindurch kam. Aber es wurde für den Gegner doch etwas schwieriger, dranzubleiben. Die Verfolger machten den Fehler, auch zwischen die Bäume zu gleiten und verfolgten ihn unterhalb der Baumkronen, anstatt sich auf ihre Ortungen zu verlassen und über den Wipfeln einfach mitzufliegen. Das konnte ihm nur recht sein. Er ließ sich von diesem Gedanken nur einen Augenblick lang ablenken, es war nur ein Gefühl.

Konzentriert umflog er einige weitere Bäume und ließ den Gleiter in eine leichte Senke hinab fliegen. Am Grund der Senke gab er noch einmal kräftig Gas, und umflog einige Baumstämme, die im Weg waren. Einer der Verfolger war mittlerweile sehr nahe gekommen.

»Kannst du schießen?«, brüllte der Agent und warf einen Strahler auf den Beifahrersitz, in den Schoß seiner Begleiterin. Denise zuckte kurz zusammen, als der kalte Stahl der Waffe auf ihre nackten Schenkel prallte. Der kurze Rock war etwas nach oben gerutscht. Mit einer fast automatischen Handbewegung griff sie sich die Waffe und entsicherte sie, wie Landry aus dem Augenwinkel mitbekam. Er nickte anerkennend und wechselte wieder die Richtung.

»Ich hatte zwei Jahre Schießunterricht an der CounterStrike Waffenschule auf Boscyksville«, erklärte Joorn beiläufig.

»Was es nicht alles gibt«, murmelte der Agent.

Die selbstbewusste Denise Joorn drehte sich um, streckte die Hand aus dem Fenster und klammerte sich fest. Sie schoss, und traf einen Baum, der sofort in Flammen aufging.

Landry schüttelte den Kopf.

»Der Baum ist nicht unser Feind, eher der Gleiter hinter uns«, meinte Landry zynisch.

»War der Unterricht nur virtuell?«, fügte er fragend hinzu.

Denise Joorn lächelte ihn nur an, denn der brennende Baum neigte sich zur Seite, hatte offensichtliche Schwierigkeiten, stehenzubleiben. Langsam kippte er, genau in die Flugbahn des zweiten Gleiters. Der prallte gegen die Flammensäule und ging seinerseits in Flammen auf. Der Agent sah, wie zwei Körper kurz von den Flammen angestrahlt durch die Scheibe des Gleiter geflogen kamen, dann wich er schon wieder einem Baum aus. Ein weiterer Schuss aus dem Strahler seiner Begleiterin richtete keinen Schaden an, aber dafür schaffte es Landry nun, hinter einem kleinen Hügel Deckung zu finden, als die Verfolger, ihrerseits das Feuer eröffneten. Als er hinter dem Hügel wieder zum Vorschein kam, sah er, dass der zweite Gleiter ausgefallen war. Offensichtlich hatte die Besatzung es nicht geschafft, an einem dieser Bäume vorbeizukommen. Der Gleiter taumelte und näherte sich dem Boden. Er explodierte nicht, konnte aber auch nicht weiterfliegen. Landry beschleunigte den Gleiter.

Nur noch zwei, dachte er.

Langsam näherte er sich wieder dem Ort. Die Bäume standen nun dichter und der Terraner erkannte, dass die Bäume ihm nicht mehr lange Schutz gewähren würden. Er beschloss, zu handeln, und flog über die Baumkronen hinaus. Die beiden Gleiter folgten und hielten sofort auf ihn zu. Lichtblitze zuckten in der Dunkelheit der Nacht an seiner Kabine vorbei, eine davon traf die Glaskanzel und hinterließ eine verschmorte Stelle, die die Sicht etwas behinderte. Er ließ den Gleiter abkippen, startete durch und zog ihn dann steil nach oben. Die Spezialkonstruktion hielt der Belastung stand, die Nase des Fluggeräts hob sich, wenn auch schwerfällig nach oben. Weit würde er so allerdings nicht kommen. Das war auch nicht seine Absicht. Er erreichte den Scheitelpunkt und richtete dann den Gleiter wieder horizontal aus. Als die Verfolger wieder heran waren, ließ er das Fluggerät nach vorne und gleichzeitig zur Seite hin abkippen. Einer der beiden Gleiterpiloten war so dumm, das Manöver mitzumachen. Offenbar dachte er, was der Terraner kann, sei für ihn auch kein Problem. Dabei beachtete er aber nicht, dass der Terraner mit seiner besonderen Ausbildung keinerlei Probleme mit solchen Manövern hatte und außerdem eine Maschine benutzte, die im normalen Luftverkehr normalerweise nicht anzutreffen war.

Landry zwang die Maschine in seine Gewalt zurück. Denise schrie leise auf und klammerte sich an allem fest, was sie erreichen konnte, nur nicht am Piloten. Der saß allerdings ganz entspannt, wenn man davon absah, dass seine Hände die Steuerung so fest umklammerten, dass die Knöchel weiß hervortraten.

Der Gleiter des Agenten hob zögernd die Nase und erwischte nur noch die obersten Zweige eines Baumes, bevor er wieder die Kontrolle über das Fluggerät hatte. Der Gleiter hinter ihm hatte nicht so viel Glück, er schaffte es nicht, und schlug in den Wipfeln auf, durchbrach die Baumdecke und krachte auf den Boden.

Landry verschwendete keine Zeit, er beschleunigte und überließ den Rest dem Autopiloten, der sie sehr schnell zur Stadt zurückbrachte. Der letzte Verfolger brach die Verfolgung ab und ließ die Eindringlinge entkommen. Arnold war sicher nicht sehr glücklich. Er hatte versagt. Das würde seinem Arbeitgeber bestimmt nicht gefallen.