16.

Orbit von Seshur

Lorif saß stumm an der Ortung und wertete die neuesten Daten aus. Einige Piepstöne durchbrachen die Stille. Sie gehörten zu den Computern, die auf diese Weise kurz und knapp dem Posbi mitteilten, wann eine Auswertung beendet war.

Mathew saß auf dem Kommandostuhl und nuckelte müde an einer Tasse Kaffee. Das schwarze Getränk war nur noch lauwarm und schmeckte dem Schotten eigentlich nicht mehr, doch das Koffein im Kaffee ließ ihn wach bleiben.

»Der Planet Seshur«, begann Lorif urplötzlich.

»Was?« machte Mathew und wunderte sich über Lorifs plötzliche Bemerkung, die ihn jedoch vor dem Einnicken bewahrte.

»Der Planet Seshur! Er ist ein Wüstenplanet mit primitiven Leben, welches von der Evolution im späten terranischen Mittelalter anzusiedeln ist. Atomenergie ist dort nicht bekannt, jedoch schon mit Benzin angetriebene Vehikel. An den Oasen sind Siedlungen entstanden«, erklärte Lorif.

»Es gab einige wenige Besuche von anderen Welten. Sie wissen also, dass es Nichtseshuren gibt«, ergänzte Irwan Dove in gewohnt ruhiger Art.

»Wir sollten trotzdem vorsichtig sein und ihnen keinen Kulturschock verpassen«, warf der Vierte in Bord ein, der Wissenschaftler Timo Zoltan.

Zoltan war von unauffälliger Gestalt. Der Träger einer modernen Brille war gewissenhaft, loyal und bescheiden. Er gehörte zu den besten Syntrontechnikern und Wissenschaftlern in der Milchstraße.

Zoltan arbeitete solange verbissen an einem Problem, bis er es gelöst hatte. Eine seiner Stärken oder auch Schwächen war die Neigung zu sehr waghalsigen Theorien und Versuchen. Soviel hatte Wallace in den paar Monaten schon herausgefunden, seitdem Zoltan an Bord der IVANHOE seinen Dienst versah. Zoltan war vor etwas mehr als einem Jahr auf der LONDON II gewesen. Während der Entführung durch den arkonidischen Mascanten Prothon da Mindros waren Zoltan, Remus und Uthe Scorbit von der LONDON II geflohen und durch ein Wesen mit dem Namen Alysker in eine Raumzeitfalte gelotst worden. Dort waren sie auf Joak Cascal und Sandal Tolk getroffen, die später an der Rettung der LONDON beteiligt gewesen waren.

Nach den Abenteuern um die LONDON II hatte sich der Terraner Camelot angeschlossen. Seit vier Monaten arbeitete Zoltan auf der IVANHOE.

»Wir werden erst einmal beobachten«, entschied Wallace.

Die JAYJAY brauste auf Seshur zu und tauchte in die Atmosphäre ein. Plötzlich wurde das Schiff kräftig durchgerüttelt.

»Etwas ungewöhnlich«, murmelte Wallace.

»Stimmt was nicht?«, wollte Zoltan wissen.

Wallace versuchte verkrampft, das Schiff unter Kontrolle zu bringen, doch plötzlich fielen wichtige Systeme aus.

»Der Antrieb versagt!«, rief Wallace. »Lorif, sieh zu, was du machen kannst!«

Der Posbi machte sich sofort an die Arbeit und untersuchte die Syntronik nach Systemfehlern, doch er fand nichts.

»Wie es aussieht, scheint irgendetwas unsere Energiequelle zu stören. Die Rechner sind völlig ausgefallen«, sagte Lorif.

Jeder an Bord der JAYJAY wusste, was das bedeutete. Die Space-Jet sackte ab und raste auf die Oberfläche zu.

Nach wenigen Minuten setzte sie auf der sandigen Oberfläche auf und rutschte noch einige hundert Meter weiter. Erst dann blieb sie still liegen.