13.

New Taylor, Plophos

Landry hieb auf die Taste des Funkgerätes, das ihn gerade noch mit Rhodan verbunden hatte. Offensichtlich hatte der Terraner gerade die Nachricht von der Verhaftung Magans erhalten, Gucky und Dean war dieser Schlag gegen die Attentäter auf Olymp gelungen, ohne dass sie von der Entdeckung des Terraners gewusst hatten. Rhodan hatte zu einem Abbruch des Unternehmens geraten, aber Landry hatte dem widersprochen. Er hatte gemeint, dass da noch mehr dahinterstecken müsse.

Eine weitere kleine Nachricht hatte Landry endgültig davon überzeugt, dass Marius Dorn einen großen, gefährlichen Plan verfolgte. Das Forschungsraumschiff CYLOPHER war in der Sonne des Plophos-Systems zerstört worden. Letzte Aufzeichnungen hatten von einem Fehler in der Bordsyntronik berichtet, ehe der Kontakt abgebrochen war. Zufälligerweise war die Wartungsfirma des Forschungsschiffes eine Tochtergesellschaft der Dorn-Gruppe. Landry sah hier einen deutlichen Zusammenhang. Es fehlte ihm jedoch noch das letzte Stück im Puzzle.

Der Unsterbliche hatte nachdenklich für einen Augenblick geschwiegen, dann hatte er genickt.

»Ich vertraue deinem Instinkt. Tu, was du für nötig hältst.«

Landry hatte genickt und die Verbindung beendet. Nun saß er mit dem Problem allein da, aber wie sollte er es anders lösen, als allein? Der TLD war weit weg und im Augenblick hatte er keine Hilfe zu erwarten.

»Ich gehe«, kündigte er an.

Jana und Denise blickten ihn schweigend an.

»Ich werde mir die Villa von diesem Dorn noch einmal anschauen. Diesmal werde ich finden, was ich suche und diesmal wird mich keiner aufhalten. Bisher ergibt der Plan keinen Sinn für die Mordred. Wie profitiert sie davon, wenn Dorn das Monopol über eine Nebenbranche bekommt.«

»Vielleicht planen die etwas, womit Positroniken gefragt werden«, vermutete Denise Joorn.

»Der KorraVir Virus. Deshalb wurde die CYLOPHER zerstört. Sie war ein Test. Vor kurzem wurde ein Datenträger mit dem Virus von Camelot gestohlen«, meinte Landry.

Nun ergab alles einen Sinn. Er bereitete sich auf einen weiteren Einsatz vor.

»Ich komme mit.« Die Stimme der Archäologin schien keinen Widerspruch zu kennen. Sie schüttelte den Kopf, als Landry etwas sagen wollte. »Keine Widerrede. Das ziehen wir zusammen durch. Schließlich wollte der Typ auch mich umlegen. Du hast doch förmlich nach Unterstützung geschrien. Außerdem hat er mir meine versprochenen Subventionen einfach gestrichen, das wird er büßen.«

Landry nickte nur knapp. Er akzeptierte ohne lange Widerrede. Er wusste, er hätte damit nur einen Streit heraufbeschworen und das konnte er gerade überhaupt nicht gebrauchen. Abgesehen davon interessierte er sich für diese Frau.

Eine Entwicklung, die Jana mit Sorge betrachtete. Aber letztendlich würde sie wohl den Kürzeren ziehen, der Agent schien sie ja nicht einmal zu bemerken. Sie beschloss, die aufkommende Vertrautheit zwischen den beiden nicht weiter zu beachten und sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. Mit gemischten Gefühlen beobachtete sie, wie die beiden die Jet verließen.

Es würde sicher nur einige Stunden dauern, bis Verstärkung auf Plophos eintraf. Bis dahin aber würden die beiden auf sich alleine gestellt sein.

*

Eine halbe Stunde später landete der Agent mit der Archäologin in der Nähe des Anwesens. Diesmal verwendeten sie Einbruchswerkzeug des TLD, um auf das Grundstück und in den Keller des Hauses zu gelangen. Schon einmal hatte der Agent das geschafft, nun wollte er zum zweiten Mal nach Indizien suchen, die eine Beteiligung von Dorn beweisen würden.

Sie schafften es relativ schnell in den Keller des Hauses zu kommen, aber die Roboter waren verschwunden. Landry fluchte ungehalten und suchte weiter. Lange musste er nicht suchen, dann hatte er etwas gefunden. Aber zu diesem Zeitpunkt wünschte er sich bereits, er hätte seine Nase nicht so tief in diese Angelegenheit gesteckt. Er spürte einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf, der ihn ohnmächtig werden ließ.

*

Als er wieder zu sich kam, bemerkte Landry recht schnell, dass man ihn gefesselt hatte. Langsam öffnete er die Augen und schüttelte den Kopf, als er merkte, dass er noch leichte Sehstörungen hatte. Der Terraner hob den Blick und sah als erstes die Fesseln, mit denen seine Hände an die Lehnen des Sessels fixiert waren. Dann sah er den Bauch des Industriellen vor sich.

Dorn, dachte er. Diesmal hat er mich erwischt.

Neben sich hörte er ein Rascheln. Er warf einen Blick zur Seite und sah die Archäologin neben sich sitzen, genauso gefesselt wie er. Sie warf ihm einen besorgten Blick zu. Entweder war sie schon länger wach, oder man hatte sie etwas sanfter behandelt. Als er das leise Knurren hinter sich hörte, zog er den Kopf etwas ein. Dann aber entspannte er sich, als ihm klar wurde, dass er einer eventuellen Misshandlung nicht ausweichen konnte.

Jetzt verfluchte er sich. Er hätte sich denken können, dass sie ihn diesmal erwischen würden. Und sie hatten ihn erwischt. Und wie. Diesmal konnte es das Ende seines Lebens sein. Es tat ihm eigentlich nur Leid um Denise. Diese Frau hätte besseres verdient, als in den Händen dieses Ungeheuers zu landen.

»Lass sie gehen«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Sie hat damit nichts zu tun.«

Dorn lachte dem Agenten ins Gesicht. »Natürlich. Deshalb ist sie auch mit Ihnen geflohen, als Arnold Sie erwischt hat. Sicher hat sie sich in meinem Haus nur deshalb länger aufgehalten, um mich näher kennenzulernen. Und deshalb hat sie sich in diesem Haus auch ohne mein Wissen aufgehalten. Miss Joorn hat leider einen tödlichen Fehler begannen.«

»Ich habe mir bloß die Kunstsammlungen angesehen und dabei die Zeit vergessen«, erklärte sie ungelogen.

Dorn lachte diabolisch.

»Mir ist bekannt, dass du Kontakte zu Camelot unterhältst und im Auftrag der Unsterblichen bereits Artefakte untersucht hast. Es wäre nicht abwegig, wenn du als Doppelagentin spionierst. Und selbst wenn deine Geschichte der Wahrheit entspricht, so weißt du zu viel, Miss Joorn. Deshalb bleibt mir beim besten Willen nichts anderes übrig, als dich liquidieren zu lassen.«

Landry nickte und nahm die Weigerung zur Kenntnis.

»Nun, ich denke, du hast bestimmte Pläne mit uns. Und ich vermute, dass diese Pläne mit unserem Ableben zu tun haben, nicht wahr? Unter diesen Umständen hätte ich eine Frage. Welchen Plan verfolgst du? Wie kommt Magan in deine Reihen und was hast du mit den P-Chip-Fabriken vor?«

Der Industrielle lächelte.

»Ich sehe, Sie denken mit, Mister Landry. Einiges haben Sie offenbar schon verstanden. Zunächst einmal zu diesem Ertruser. Er hat mir seine Fabrik verkauft, als ich dann vorschlug, sie in die Luft zu jagen, hatte er plötzlich gar nichts mehr dagegen. Ich habe ihm gesagt, er soll auch meine Fabrik auf Olymp beseitigen. Auf diese Art und Weise kommt keiner auf die Idee, dass ich dahinterstecken könnte. Und Magan wäre ein gutes Opfer gewesen. Natürlich wusste er das nicht. Aber dann sind Sie hier aufgetaucht und haben zu schnüffeln angefangen. Das hört jetzt auf! Wenn Sie denken, dass Sie Ihre kleine Freundin in dieser Jet retten kann, muss ich Sie zu meinem aufrichtigen Bedauern enttäuschen. Sie ist schon tot. Sie werden auch bald folgen. Aber ich erzähle Ihnen gerne noch, was ich vorhabe.«

Dorn trat an den Tisch hinter ihm, drückte auf einige Knöpfe und aktivierte eine Schalttafel und einen Bildschirm damit. Auf dem Bildschirm war der Raumhafen zu erkennen und auf dem Raumhafen ein Satellit, mit dem Emblem des Firmenimperiums des Marius Dorn an der Seite. Mit einem Knopfdruck startete er den Satelliten.

»Dieser Satellit ist alles was ich brauche, um zusammen mit der Mordred die Herrschaft über die Galaxis anzutreten. Ja, Sie hören richtig. Die Mordred hat mich beauftragt, ihr zu helfen. Sie hat mir eine Stammkultur des KorraVir zugespielt. Denken Sie nicht, ich sei verrückt.«

Dorn wedelte mit dem Zeigefinger.

»Ich habe mir das genau überlegt. In diesem Satelliten habe ich etwas, was sämtliche Syntroniken lahmlegen kann. Wir haben dort den Ableger des Virus aus Camelot entwickelt und nun ist er einsatzbereit. Ein erster Test an einem Forschungsraumschiff war zufrieden stellend.«

Dorn grinste selbstgefällig.

»Wir werden den Virus galaxisweit verbreiten und ganze Zivilisationen in die Primitivität zurückfallen lassen. Die Mordred wird davon natürlich nicht betroffen sein, da meine Positronik-Chips ihre Rechner aufrüsten und gegen das Virus immunisieren. Die Anführer der Mordred übernehmen die Macht in der LFT und wenn auch das Kristallimperium geschwächt ist, über die ganze Milchstraße. Und wer noch einen funktionierenden Rechner haben möchte, muss meine Chips kaufen. Herrlich, nicht?«

»Entzückend«, erwiderte Landry knapp.

Er musste zugeben, dieser Plan hatte etwas. Und wenn es seine Pilotin erwischt hatte, dann würde das bedeuten, dass in der Tat eine Chance für diese Verbrecher bestand, den Plan in die Tat umzusetzen. Eine Katastrophe für die Menschheit, für die ganze Galaxis. Er riss kurz an seinen Fesseln, konnte sie aber nicht aufbekommen.

Dorn lachte. »Ich werde nun den Satelliten in Betrieb nehmen und damit Plophos als erste Welt in mein Imperium integrieren.«

»Sie meinen in das der Mordred«, ergänzte Landry.

»Och, wissen Sie, das wird irgendwann ein und das selbe sein«, meinte Dorn gelassen und schien sich für absolut unbesiegbar zu halten.

Dorn senkte seinen Finger auf den Sensor, der das Kommando geben würde. Sein Finger berührte den Sensor und löste die Sendung aus. Das heißt, er wollte die Sendung auslösen. Aber nichts passierte. Das Schaltpult erlosch plötzlich, die Lichter im Raum ebenfalls und auch die Energiefesseln um Denises und Stewarts Hände lösten sich. Die Energie schien ausgefallen, offenbar durch einen Angriff von außen. Der TLD? Camelot?

Landry reagierte sofort. Er stemmte sich aus dem Sessel und knallte dem Oxtorner den Stiefel gegen die Schläfe. Der Oxtorner steckte den Tritt mühelos weg. Landry wich den Hieben des Oxtorners aus und suchte Schutz zwischen Trägern und Wänden. Er wusste, dass ein Treffer des Umweltangepassten reichte, um ihn zu erledigen. Während Landry immer wieder vor dem Ungetüm floh, suchte er nach etwas, was ihm einen Vorteil verschaffen konnte.

Aus dem Augenwinkel sah er, dass Marius Dorn an Denise Joorn zerrte und sie in Richtung Transmitter schob. Da der Industrielle ihr einen Nadler an die Schläfe hielt, war ihre Gegenwehr deutlich begrenzt.

Dorn und Denise verschwanden durch den Transmitter

Plötzlich rematerialisierten der Ilt und Dean im Raum. Gucky ließ Dean sofort los. Er griff telekinetisch nach Arnold, der einen verzweifelten Kampf führte. Als der Oxtorner nicht mehr kämpfen konnte, wandte sich der Agent gleich zum Transmitter. Er sah gerade noch ein Bein der Archäologin durch den Transmitter verschwinden. Seine überreizten Sinne ließen ihn schnell reagieren, er wirbelte geradezu zu dem Transmitter und bevor einer der anderen die Situation erfassen konnte, glitt er durch den Torbogen. Fast gleichzeitig explodierte das Gerät.

»Ist er tot?«, brüllte Dean den Ilt an.

Der esperte kurz, dehnte seinen Ortungskreis immer weiter aus, bis er schwache Signale des Agenten erfassen konnte. Er schüttelte den Kopf.

»Er scheint im All zu sein.«

Die Energiesignaturen des Satelliten schließlich brachte eine eindeutigere Ortsbestimmung. Gucky verstand zwar nicht, was hier gespielt wurde, aber als er das Grinsen des Leibwächters sah, holte er sich die Information aus dessen Gehirn.

»Der Satellit ist eine Bedrohung für die ganze Galaxis«, flüsterte er tonlos. »Er wird den KorraVir Virus versenden und damit alle Syntroniken in Reichweite infizieren und lahmlegen. Wir müssen diesen Satelliten vernichten, ohne Rücksicht auf Landry und Joorn. Zerstört diesen Satelliten sofort!«

Niemand bemerkte, wie seine Stimme zitterte, er konnte es gut verbergen. Niemand sah es dem kleinen Kerl an, dass dieser Befehl ihn bis ins Mark erschütterte. Leutnant Guck hatte den Tod von drei Menschen befohlen. Die plophosische Flotte startete.