14.
Weltraum über Plophos
Landry rollte sich ab, als er von dem Transmitter regelrecht in den Satelliten geworfen wurde. Er hörte das Rufen, folgte der Stimme von Denise und rannte durch die Gänge. Dabei kam er sicher schneller vorwärts, als der Industrielle, aber irgendwie erreichte er ihn trotzdem nicht und Dorn kannte sich natürlich im Satelliten wesentlich besser aus, er wusste genau, wohin er rennen musste, während der Agent nur den ängstlichen Schreien von Denise folgen konnte.
Landry eilte an dem Forschungslabor vorbei. Hier wurde der KorraVir offenbar modifiziert. Zu seiner Überraschung schien der Satellit voll automatisch gesteuert zu werden. Es befand sich kein Personal an Bord.
Sie erreichten eine Art Zentrale. Ein riesiger Bildschirm zeigte den Planeten Plophos. Im Hintergrund der Halle tat sich ein Abgrund auf, der zum zentralen Energiesystem führte. Joorn hing im Arm des Industriellen und wehrte sich nicht mehr. Dorn hatte eine Waffe gezogen und presste die Mündung gegen die Schläfe der jungen Frau. Landry blieb stehen, als sei er gegen eine Wand gelaufen.
Das sonst so gepflegte Äußere des Industriellen hatte unter den Ereignissen stark gelitten. Er wirkte etwas ramponiert, aber gerade deshalb auch sehr gefährlich. Die Waffe unterstrich seine Entschlossenheit.
»Lass sie gehen. Sie kann nichts dafür.«
Landry hätte sich für diese Worte am liebsten selbst geohrfeigt. Plattheiten von sich zu geben, würde die junge Frau sicher nicht retten. Dorn lachte nur leise und zielte weiterhin auf den Kopf der Frau.
»Verschwinden Sie Mister Landry, dann wird ihr sicher nichts geschehen. Wieso sind Sie überhaupt noch durch den Transmitter gegangen? Wenn Sie dort geblieben wären, dann wäre sicher alles leichter gegangen. Was wollen Sie hier? Sie haben schon viel zu viel Schaden angerichtet.«
Langsam änderte die Waffe ihre Richtung und deutete auf Landry. Als Dorn abdrückte, ging der Agent sofort in Deckung. Er hätte sich die Mühe allerdings sparen können. Der Schuss ging in die Decke, als Denise gegen die Hand des Industriellen schlug und so dafür sorgte, dass der Schuss daneben ging. Landry sprang auf und wollte sich auf die Beiden werfen, in diesem Augenblick erschütterte eine Explosion den Satelliten, dann eine weitere. Offensichtlich wurde der Satelliten beschossen. Und sie nahmen dabei keine Rücksicht auf ihn oder Denise.
Kalte Wut packte ihn. Landry gewann das Gleichgewicht wieder und konzentrierte sich. Er erreichte noch einmal die höchste Stufe der Konzentration, obwohl er eigentlich ausgelaugt war. Er überwand die Entfernung zu Dorn mit einem Sprung und trat ihm die Waffe aus der Hand. Der ließ die Archäologin los, die taumelnd einige Schritte in Richtung des Abgrunds ging, dann aber die Richtung änderte. Dorn jedoch nicht. Durch weitere Tritte des Agenten getrieben, taumelte er immer näher zu dem Geländer, ein Tritt gegen die Brust stieß ihn gegen die Balustrade. Er verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten über das Geländer. Landry versuchte, seine Hand zu erwischen, war aber nicht schnell genug. Er hörte den Schrei, mit dem der Industrielle in der Tiefe verschwand. Explosionen erschütterten das Schiff. Niemand hörte oder sah, wie Dorn in den Flammen des Reaktors verschwand. Er war tot, noch bevor er im Reaktor angekommen war. Der Satellit begann auseinander zu fallen. Mit ihm seine tödliche Fracht, denn da die plophosische Heimatraumflotte noch feuern konnte, wurde kein KorraVir-Virus abgesendet. Plötzlich materialisierte Gucky vor Landry und Joorn.
»Möchtet ihr mit oder lieber aufs nächste Taxi warten?«, fragte der Ilt schelmisch, ohne eine Antwort abzuwarten. Er packte die beiden am Arm und wenige Momente später teleportierten sie auf die Oberfläche von Plophos. Es war überstanden. Marius Dorn war tot. Der Plan der Mordred vereitelt.
*
»Wir sollten den Sieg über die Schurken feiern. Hast du heute Abend Zeit?«, meinte Stewart Landry zur bezaubernde Archäologin Denise Joorn.
Die Archäologin schüttelte den Kopf. Irgendwie schien sie immer noch wie betäubt, erlebte alles wie in einer Traumwelt. Sie lächelte und hängte sich bei Landry unter.
»Ich kenne da ein nettes Plätzchen im Grünen. Dort kann man das große Feuerwerk von Plophos wunderbar sehen und wir sind dort ungestört«, meinte der Agent.
»Einverstanden.«
Denise winkte dem Ilt Gucky kurz zu, doch weder die Terranerin vom Planeten Olymp noch der TLD-Agent konnten sich von der Stelle bewegen.
»Ihr müsst euer unsittliches Vorhaben vorerst auf Eis legen. Denise muss umgehend auf die IVANHOE. Ihre archäologischen Kenntnisse sind erneut erwünscht.«
»Jetzt? Gibt es neue Aufzeichnungen von den dorgonischen Ausgrabungen auf Mashratan?«
Denise wurde neugierig und Gucky ließ die beiden telekinetisch los. An Landrys Gesicht war zu merken, dass er wenig begeistert war. Statt eines Schäferstündchens mit der schönen Archäologin, musste er nun allein von dannen ziehen. Gucky fand, das Leben eines Agenten war schon wirklich schwer.
»Sie haben einen Weg gefunden, das Adlerraumschiff zu verfolgen. Deshalb sollst du vorerst auf der IVANHOE verweilen. Sie wollen die Spur nicht verlieren und brauchen eine Expertin an Bord.«
Denise grinste und salutierte.
»Bin dabei.«
Dann wandte sie sich Stewart Landry zu und gab ihm einen leidenschaftlichen Abschiedskuss.