12.
Trade City, Olymp
Gucky teleportierte mit Will Dean zurück in die Fabrik des Dorn-Unternehmens. Mittlerweile sollte die nächtliche Lieferung angekommen sein und sich auf dem Weg zur Fabrik befinden. Sicher würden sie nun bald erfahren, was da eigentlich angeliefert wurde.
Der Raumhafen, der direkt neben der Containerstraße war, die von Olymp aus die Galaxis mit Gütern versorgte, lag nicht allzu weit entfernt. Ursprünglich wollten sie bereits dort warten, hatten sich dann aber doch für die Fabrik entschieden. Ein nicht abreißen wollender Strom von Gütern kam aus dem Transmitter, Halbfertigprodukte und einige Güter, die Olymp nicht selbst besaß, wurden ständig an den Planeten geliefert. Daneben waren weitere Containerstraßen damit beschäftigt, den Warenverkehr zu anderen Welten zu regeln. Der Plophos-Transmitter war nur wenige hundert Meter von der Fabrik Dorns entfernt und der Ilt und Dean erwarteten gespannt die Lieferung, die zu den Lagerhallen der Dornschen Fabrik erfolgen sollte. Da diese Lieferung für heute Nacht die einzige bleiben sollte, war auch kaum die Gefahr gegeben, das falsche Gut zu erwischen. Derzeit liefen von den P-Chip-Fabriken mehr Güterströme weg, als hin, dass war auch ein Problem, denn viele der Fabriken bestellten immer mehr Halbfertigprodukte auf Vorrat, um der steigenden Nachfrage überhaupt gerecht werden zu können, weil die galaktischen Handelsrouten den Anforderungen kaum noch nachkamen. Eine Art von Hamstermentalität machte sich unter den Käufern breit.
Dazu kam, dass schon vorhandene Syntronikchips teilweise umgearbeitet wurden und der so entstandene Rohstoff zur Herstellung der Chips verwendet wurde. Der Verkehr um die beiden herum war also beträchtlich.
Eine Lieferung materialisierte nun wieder im Transmitter von Plophos. Gucky und Dean konnte den Vorgang von ihrer erhöhten Position auf dem Dach einer der Lagerhallen sehr gut beobachten. Offensichtlich kamen auch Menschen mit diesen Frachtstücken mit und das machte Dean stutzig. Er richtete sich auf.
»Was ist?«
Der Ilt setzte sich aufrecht hin. Bisher hatte er sich entspannt zurückgelehnt und dem Kollegen das Beobachten überlassen. Er hatte sich auf die Kontrolle der Gedanken beschränkt und versucht, einen Gedanken aufzuschnappen, der sich mit der eintreffenden Lieferung befasste. Nichts hatte er erkennen können.
Jetzt schien auch klar, warum. Wenn die Personen gleich mit den Gütern mitkamen, dann hatten sie sicher auch dafür gesorgt, dass keiner der Anwesenden in der Fabrik etwas wusste. Je weniger Bescheid wussten, desto besser. Der einzige, der darüber zwangsläufig Bescheid wissen musste, war der Geschäftsführer. Aber der war nicht allzu zuverlässig. Im Augenblick konnte man ihn nirgends erkennen.
Doch, der Ilt sah sich getäuscht. Da unten ging er lang, wie er feststellen musste. Er machte Dean darauf aufmerksam; der nickte. Konzentriert beobachteten sie, wie ein Container von vier Männern begleitet auf das Fabrikgelände zu rollte. Weitere folgten, die aber ohne Begleitung waren. Erst der letzte von ihnen war wieder eskortiert und auch ein Ertruser war mit dabei, den Gucky allerdings nicht kannte. Eine Kontrolle ergab, dass der Name des Mannes Herus Magan war. Als Gucky diesen Namen erfuhr, richte er sich noch weiter auf. Er legte dem Terraner die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm den Namen ins Ohr. Dean nickte sofort, auch er war über den ersten Bericht des Agenten Landry unterrichtet. Magan war der Leiter der ertrusischen P-Chip-Produktion gewesen. Offensichtlich steckte er in dieser Sache mit drin. Aber wenn alles auf Dorns Gelände abgewickelt wurde, dann musste man wohl damit rechnen, dass der Plophoser der Drahtzieher war. Sie mussten Landry unterrichten, der sich immer noch auf Plophos befand. Sie mussten ihn warnen. Aber zuerst einmal mussten sie wissen, was in den Kisten war.
Gucky nahm die Hand des Terraners, als der letzte Container in der Halle unter ihnen verschwunden war. Er teleportierte zu einem Lichtschacht und blickte zusammen mit dem Terraner nach unten. In einigen Lichtinseln inmitten der riesigen Halle standen die vier Container und die acht Menschen. Sie machten sich an den Verschlüssen zu schaffen. Der Ertruser schien dabei das Kommando zu führen. Er sagte allen, was sie zu tun hatten, rührte aber selber keinen Finger. Die Menschen luden Packungen ab, die groß genug waren, um darin eine Person von der Größe Will Deans unterzubringen. Gucky und Dean blickten sich an, nickten sich kurz zu und der Ilt griff nach der Hand des Agenten. Sie brauchten keine Verstärkung, mit acht Leuten würden sie auch so fertig werden. Der Ilt entmaterialisierte. Neben den acht Personen rematerialisierten sie wieder. Gucky verschränkte die Arme vor der Brust und entblößte seinen Nagezahn.
»Hey, ihr Ganoven. Was habt ihr denn da?«
Magan fuhr herum, auch die anderen starten in die Richtung des Ilts. Der Mausbiber konnte den Gedanken des Ertrusers lesen. »Gucky«, dachte der Ertruser nur, dann geriet er in Panik. Er griff nach einer Waffe und wollte abdrücken, aber der Ilt nahm sie ihm telekinetisch weg. Dazu entwaffnete er auch noch all die anderen, ließ die Waffen über ihren Köpfen für einen Moment im Kreis schweben und versenkte sie dann in einem der Container, den er telekinetisch zuknallen ließ. Der Riegel schloss sich wie von Geisterhand, als Gucky sich darauf konzentrierte.
Kichernd beobachtete der Ilt das weitere Geschehen. Dean hielt sich heraus, er grinste nur, als er die Ankömmlinge auf den Ilt zu rennen sah. Offensichtlich wollten sie ihn nun mit bloßen Händen erledigen. Das versprach, noch lustig zu werden. Gucky konzentrierte sich auf den ersten der Angreifer und ließ ihn in die Höhe steigen, die anderen folgten nach und nach. Nur Magan ließ er in Ruhe, der wie versteinert stehen geblieben war und nichts mehr sagte.
Die sieben verbliebenen Angreifer ließ er eine Ehrenrunde unter der Decke der großen Halle drehen. Einigen wurde dabei schlecht und Gucky verzog angeekelt das Gesicht. Er lenkte die Personen in Richtung eines weiteren Containers und ließ auch diese Personen darin verschwinden. Auch dieser Container verschloss sich wie von Geisterhand. Grinsend wandte sich der Mausbiber dann an Magan.
»So, du Held. Du hast also die P-Chip-Fabrik auf Ertrus auf dem Gewissen. Und was hast du hier vor? Auch die von Dorn zu vernichten? Antworte gefälligst!«
Aber der Ertruser schwieg. Sein Denken wurde nur noch von einem Namen beherrscht:
Gucky, dachte er permanent. Gucky, Gucky, Gucky, Gucky, Gucky…
Der Mausbiber kam durch diese Blockade, die der Geist des Ertruser unbewusst erzeugte, einfach nicht durch. Er schüttelte den Kopf.
»Was ist nur los mit dir? Kannst du nicht mal zu dem stehen, was du tust?«
Aber der Mann antwortete nicht. Also schubste ihn der Mausbiber telekinetisch in die richtige Richtung, bis er in einem dritten Container verschwand. Er verschloss auch diesen, dann aber öffnete er eine der Verpackungen und sah einen Roboter vor sich, vom gleichen Modell wie der, den Landry nur wenige Stunden zuvor gesehen hatte. Aber genauso, wie Landry vor ihm, musste er erkennen, dass es sich bei diesen Robotern um Selbstmordmaschinen handelte, die mit ihrer Explosion alles in der Umgebung nicht nur zerstören, sondern auch radioaktiv verstrahlen würden. Auf Ertrus hatten das die Bomben schon unter Beweis gestellt.
Gucky meldete den Fang an die Behörden und unterrichtete Perry Rhodan davon, was sich auf Olymp getan hatte. Er erklärte damit das Problem für gelöst, nachdem Magan nun dingfest gemacht worden war. Er empfahl dem unsterblichen Terraner, auch Landry von Plophos abzuziehen. Rhodan versprach, den Agenten zu informieren.