7.
New Taylor, Plophos, 06. August 1291
Landry zupfte den Kragen seiner Jacke zurecht und schlüpfte in die weißen Handschuhe. Er schaute sich im Spiegel der Jet kurz an und schüttelte leicht den Kopf. Zwar passte diese Art von Kleidung seiner Meinung nach nicht zu ihm, da er sie als zu affektiert empfand, aber Jana fand sie hinreißend. Er verließ sich auf ihr Urteil und schüttelte die Manschetten aus den engen Ärmeln.
»Was für eine unangemessene, altmodische und unbequeme Verhüllung«, murmelte der Terraner blasiert und schüttelte wieder den Kopf. Dann wandte er sich an seine Pilotin. »Und wie geht es nun weiter?«
»Du nimmst den Gleiter. Den Rest weißt du besser als ich.«
Landry nickte und verzog die Lippen zu einem Grinsen, das jeder Beschreibung spottete. Für einen Augenblick fühlte sich Jana an den galaktischen Spieler erinnert, der Verrenkungen der Gesichtszüge auch in einer besonderen Güte beherrschte. Aber natürlich fehlte ihm die Ausstrahlung, die einen Unsterblichen wie Ronald Tekener auszeichnete.
Stewart rief sich die Daten ins Gedächtnis, die er über Marius Dorn erhalten hatte. Der Unternehmer war bisher nicht sonderlich in Erscheinung getreten, wie eigentlich jeder, der in dieser Zeit noch mit Positronik-Chips handelte. Dorn gehörte zu jenen Geschäftsleuten, die an den Börsen auf Positroniken wetteten und indirekt darauf hofften, es würde ein KorraVir-Virus über die Galaxis ziehen. Bisher war der Kreis jener Börsianer sehr elitär. Verfügten sie über Insiderwissen? Es wäre nicht das erste Mal, dass Wesen mit dem Motiv Geldgier Krisen herauf beschworen, um am Ende abzukassieren.
Nicht nur auf Ertrus, sondern auch auf Plophos waren Fabriken ausgebaut worden und Marius Dorn war auf dem besten Weg, sich in die oberste Etage der Unternehmer der Galaxis empor zu arbeiten. Und wenn er so weitermachte, dann würde er für die Regierung Terras auch bald zu einem wichtigen Faktor werden.
Natürlich hatte er anfangs auch im Bereich der Syntroniken gearbeitet. Sein Vater hatte eine Fabrik dieser Art auf Plophos aufgebaut. Sein Bruder war der eigentliche Leiter der Fabriken gewesen, aber der war durch die Hintertür über die Positronik Produktion mittlerweile aus dem Geschäft gedrängt worden und kurz darauf ums Leben gekommen. Marius hatte daraufhin die Geschäfte übernommen und setzte seit einigen Monaten immer mehr auf Positroniken.
Was er sich davon versprach, war allerdings unklar. Geld, sicher. Aber Landry hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Irgendetwas war da noch, etwas, was zwischen Dorn und der terranischen Regierung stand. Nur war Stewart noch nicht ganz klar, was das war. Daher hatte er sich vom TLD eine Einladung zur Party des Industriellen verschaffen lassen. Heute Abend würde er Teil der Gesellschaft sein, obwohl die Schar der Gäste alle zu einem sehr illustren Kreis gehörten.
Durch Manipulationen an den richtigen Stellen hatte der TLD es erreicht, dass Stewart Landry zu einem ganz neuen Beruf gekommen war. Er ließ nun auch Positronikteile herstellen. Das war auch nötig, um eine Einladung zu dieser Veranstaltung zu bekommen. Heute Abend sollten nur Fabrikanten von P-Chips auf Plophos zu Gast sein.
Nur eines verstand der Agent noch nicht so ganz. Was sollte Herus Magan bei dieser Party zu suchen haben? Immerhin war er doch streng genommen nicht mehr der Leiter einer Fabrik für Positronikbausteine. Seine Fabrik hatte sich in Rauch und Flammen aufgelöst.
Irgendetwas stimmte da nicht. Aber Stewart würde schon herausfinden, was.