15.

Zwei Tage zuvor im Orionnebel

Die IVANHOE schwebte im freien Fall zwischen einigen Sonnen, als könne sie sich nicht entscheiden, welche sie zuerst ansteuern sollte.

Und das traf auch zu, denn die Besatzung war in einem besonderen Auftrag unterwegs. Sie war auf der Suche nach dem geheimnisvollen Adlerraumschiff der Dorgonen. Es war dem Posbi Lorif gelungen, das Raumschiff mit der markanten Form mehrmals zu lokalisieren. Doch immer wieder war es ihnen aus der Ortung entwischt. Die Besatzung des 1.000 Meter durchmessenden Kugelraumers der Organisation Camelot wusste nicht, ob das Raumschiff der Dorgonen jemals wieder auftauchte. Doch sie suchten die Region weiter ab. Bisher hatten sie immer wieder Glück gehabt.

Auf dem Plan stand, die Gegend zu überwachen und nach Energiesignaturen des Dorgonenraumers zu suchen. In der Umgebung waren weitgehend unbewohnte Welten, daher war die Suche noch schwieriger. Sie waren relativ allein in diesem Sektor und konnten sich nicht auf Anhaltspunkte von befreundeten Raumstationen oder Raumschiffe verlassen.

Dem Kommandanten der IVANHOE, Xavier Jeamour schien das nicht wirklich etwas auszumachen. Er blickte sich in der Runde um und sah in die vertrauten Gesichter seiner Führungscrew. Der irische Erste Offizier James Fraces, die prüde und sachlich wirkende Bordärztin Jennifer Taylor, der immer etwas grantig wirkende Jülziisch Zyrak Wygal, der ruhige und imposante Oxtorner Irwan Dove, der stets geschwätzige, metallische Posbi Lorif und zuletzt der charmante Schotte Mathew Wallace. Im Augenblick stand Wallace etwas betreten in der Zentrale herum.

Als Kommandant der Beiboote hatte er gerade nicht sonderlich viel zu tun, bereitete sich lediglich auf einen Einsatz vor, wie sie das so nannten und konnte sich deshalb mit der Langeweile beschäftigen.

»Noch immer nichts«, meldete der Zweite Offizier Lorif, der sich an die Ortungen gehängt hatte. Er überwachte die Geräte schon seit einigen Stunden, aber als Posbi hatte er natürlich weniger Probleme mit Ermüdungserscheinungen. Wenn seine bionische Komponente Ruhe benötigte, so konnte die rein mechanische Komponente problemlos weiterarbeiten. Es war dann auch immer ruhiger, denn sein Rechner ergab sich nicht in lange Reden und verspürte natürlich auch kein Bedürfnis dazu.

Jeamour hatte die größeren Beiboote in die nahegelegenen Sonnensysteme entsendet. Wallace hoffte, dass auch die Space-Jets ausgeschickt würden. Immerhin verfügte die IVANHOE über 20 Space-Jets, deren Crew nur darauf brannte, in den Einsatz zu fliegen. Zumindest Wallace tat das.

»Sir?«, quengelte Mathew ein wenig wie ein kleines Kind.

»Schon gut, Mister Wallace. Die Space-Jets sollen in die umliegenden zwanzig Sonnensysteme ausschwärmen«, sagte Jeamour mit einem leichten Lächeln.

Wallace machte sich sofort daran. Der Posbi Lorif, der Oxtorner Irwan Dove und der neue Wissenschaftler Timo Zoltan begleiteten den Schotten zu seinem Raumer JAYJAY. Nach knapp einer Viertelstunde war die JAYJAY als erste Jet startbereit.

»Meine Damen und Herren, das geht auch etwas schneller«, verkündete Wallace mit gespielter Strenge über Interkom an die Kommandanten der anderen Space-Jets. Dann startete er das Raumvehikel und brauste aus dem Hangar, natürlich mit überhörter Geschwindigkeit, was ihm das Gemecker der Hangarkontrolle einbrachte.

Die JAYJAY steuerte in Richtung eines Sternes vom Typ der irdischen Sonne.

Ein einsamer Planet umkreiste ihn, der verblüffender weise sogar eine Sauerstoffatmosphäre besaß. Seshur, so der Name der Welt, war auch bewohnt. Wallace fielen gleich gewisse Parallelen zu Mashratan auf. Auch Seshur war ein Wüstenplanet mit heißem, trockenem Klima. Laut den Auswertungen der IVANHOE, speziell von Lorif, mussten die Dorgonen irgendwo im Umkreis von 30 Lichtjahren zuletzt gewesen sein. Ob sie auf Seshur waren? Was zog diese fremde Sternenkultur nur zu solchen entlegenen Planeten?