Auf der Flucht

Sam und Will saßen nach wie vor in ihrer Space-Jet. Noch knapp zwei Minuten mussten sie warten, bis sie wieder den Metagrav einsetzen konnten. Zwei Minuten, die sich endlos lang zu ziehen schienen.

Ein nervendes Piepsen erklang von der Ortungsanlage. Sam schloss die Augen. Noch nie hatte er ein Geräusch so gehasst wie dieses Piepsen. Denn es war eigentlich klar, was die Anlage zu melden hatte. Die TAKVORIAN war zu weit entfernt gewesen, um bereits jetzt einzutreffen.

Ein Blick auf die Kontrollen bestätigte die Befürchtungen von Sam und Will.

*

Ein geradezu diabolisches Grinsen zierte General Walther Eykes Gesicht, nachdem ihm gemeldet worden war, dass die gesuchte Space-Jet vor der TOBRUK im Raum lag.

»Diesmal entkommt ihr nicht«, flüsterte er.

Diese Angelegenheit war kein Auftrag mehr, den er zu erledigen hatte. Vielmehr betrachtete er diese Geschichte mittlerweile als Privatfehde. In den letzten Tagen wurde er derart von dem Gedanken besessen, diese Infiltranten zu vernichten, dass er sein ganzes Handeln einzig auf dieses Ziel ausrichtete. Darunter schien seine Urteilsfähigkeit gelitten zu haben, jedenfalls traf er seine Entscheidungen nicht mehr so besonnen, wie es die Besatzung eigentlich von ihm gewohnt war.

In der letzten Stunde hatte er sich gezwungen gesehen, drei Meuterer hinzurichten. Ein Großteil der Besatzung stand allerdings dennoch hinter ihm, entweder, weil sie die radikalen Ansichten ihres Captains teilten, oder weil sie eingeschüchtert waren und Angst vor der Bestrafung im Falle von Ungehorsam hatten.

Eyke erkundigte sich nach dem Status der Space-Jet.

»Sie beschleunigt, ihr Paratronschirm ist aktiviert. Anhand unserer bisherigen Erfahrungen vermuten wir, dass sie noch nicht in der Lage sind, auf Überlichtgeschwindigkeit zu gehen.«

Eyke setzte sich lächelnd auf seinen Sessel. Jetzt, da der Triumph so nahe war, wollte er ihn auskosten. Er nippte noch kurz ein seinem Wasserglas, dann befahl er:

»Beschleunigen und feuern, sobald die Space-Jet innerhalb der Reichweite ist.«

*

Ein schwerer Treffer erschütterte die Space-Jet. Der Paratronschirm hielt – noch. Zudem schien er nicht die ganze Energie in den Hyperraum abzuleiten, wie er es eigentlich sollte. Statt dessen schmorten überall Leitungen durch, sprühten Funken aus Konsolen und explodierten kleinere Apparaturen.

»Oh Mist, ich hatte eigentlich vor, noch ein wenig zu leben. Ich habe Karten für das Fußballendspiel, die will ich nicht so einfach verfallen lassen«, fluchte Dean.

Über seinem Kopf hingen einige Leitungen herab, die es aus der Decke der Space-Jet gehauen hatte. »Wie lange dauert das denn noch?«

»Fünfundzwanzig Sekunden!«, krächzte Sam gegen den Lärm an, der um sie herum herrschte.

»Zwanzig.«

Dean riss die Space-Jet hart zur Seite, so dass er und der Somer kurz in den Sitz gepresst wurden.

»Fünfzehn.«

Der TLD-Agent holte alles aus der Space-Jet heraus. Er flog von Loopings bis zu Schrauben alles, was er in seinem Repertoire hatte. Es war dennoch nicht genug, sie wurden immer wieder getroffen.

»Zehn.«

Dean flog wie ein Irrer. Immer wieder steuerte er die Jet in unbeschreiblichen Bahnen.

»Fünf.«

Sam umfasste mit der rechten Hand einen Hebel.

»Vier, drei, zwei, eins…«

Er zog den Hebel nach hinten und es passierte – nichts.

Das Metagravtriebwerk war offenbar ausgefallen.

»Hups!« machte Will vielsagend.

Sam schluckte.

»Hups? Was meinen Sie mit hups, Will Dean?«

»Naja, eben hups… du verstehst?«

Sam verstand und seufzte.

»Ich versuche, einen Notruf an die TAKVORIAN abzusetzen.«

Ein Leuchten signalisierte ihm, dass sein Funkspruch abgeschickt worden war.

»Und? Antworten sie?«, rief Will.

Ein weiterer Treffer schüttelte die Space-Jet.

»Hups«, machte nun der Somer.

»Wieso sagst Sie jetzt hups?«, fragte Will aufgeregt.

»Nun, soeben hat das Funkgerät auch den Geist aufgegeben.«