Jäger und Gejagte

»So ein Mist«, fluchte Dean und schlug mit der Faust auf eine unschuldige Konsole.

Sam schwang in seinem Sessel herum.

»Ihre blumige Ausdrucksweise deutet auf ein Problem hin?«

»Dieses Antriebssystem arbeitet etwas anders wie unsere Modelle. Vor allem habe ich hier nicht das nötige Werkzeug. An Bord eines LFT- oder Camelot-Schiffes wäre das hier vermutlich kein Problem.«

Beim letzten Angriff der TOBRUK waren sie nur mit knapper Not in den Hyperraum entkommen. Der Paratronschirm hatte noch gehalten, aber diverse Aggregate waren überlastet worden. Daher arbeitete an Bord der Space-Jet nicht mehr alles so, wie es sollte. Zudem war es Dean noch nicht gelungen, das private Hyperfunkgerät des Ertrusers einzubauen. Die Reichweite des Gerätes war begrenzt. Eine Verschlüsselung von Daten nach Standard von Camelot unmöglich. Sie würden mit einem Hyperfunkspruch nur die TOBRUK auf sich aufmerksam machen und die würden vermutlich den Hyperfunkspruch auch noch abfangen und das Signal nach Phoenix unterbinden.

»Wird uns die Reise nach Phoenix gelingen?«, wollte der Somer wissen.

»Natürlich. Wenn du aussteigst und ein paar tausend Lichtjahre schiebst…«, meinte Will grinsend.

»Das erachte ich für wenig effektiv, Mister Dean.«

»Das war ein Scherz.«

»Ihr eigenartiger Humor ist mir aufgefallen. Was unternehmen wir nun?«

»Zurück nach Stiftermann III.«

»Sie meinen…«, begann Sam, wurde aber vom durchdringenden Geräusch der ausschlagenden Massetaster unterbrochen.

»Raumflugkörper, Durchmesser 1.500 Meter. Das ist die TOBRUK.«

»Oh, welch eine Überraschung!«, rief Will theatralisch. »Also gut, Trick Nummer zwölf…«

*

General Walther Eyke lief unruhig in seiner Kabine auf und ab.

Schon seit drei Tagen jagten sie nun die beiden Agenten. Diese waren nur in einer Space-Jet unterwegs, und dennoch war es der TOBRUK noch nicht gelungen, das Schiff der Infiltranten zu zerstören.

Eyke bestrafte Versager für gewöhnlich hart, und ebenso hart ging er mit sich selbst ins Gericht. Er wollte kein Versager sein. Für seine Ziele und Ideale war er bereit, das letzte zu geben. Ja, er war sogar bereit, für sie zu sterben.

Eyke blieb lange vor einem Bildnis des plophosischen Diktators Iratio Hondro, seinem Idol, stehen.

Nein, er würde nicht versagen.

Das Summen des Interkoms riss ihn aus seinen Gedanken.

»Sir, wir haben sie wieder.«

»Ich komme.«

Eyke verließ sein Quartier, das direkt an die Kommandozentrale der TOBRUK grenzte.

Er ließ sich in seinen Sessel fallen und befahl: »Transformkanonen einsatzbereit. Auf meinen Befehl feuern.«

Eyke nahm einen Schluck aus einem Wasserglas, das er dann auf der Armlehne seines Sessels abstellte.

Er schloss langsam die Augen und gab den Feuerbefehl.

Anstelle einer Erfolgsmeldung hörte er allerdings vom Waffenleitstand: »Sir, ich habe Schwierigkeiten, das Ziel zu erfassen.«

»Feuer!«, schrie Eyke nochmals.

»Zwecklos, Sir. Sie sind weg. Sie scheinen eine Art… Störsender eingesetzt zu haben.«

Eyke verlor die Fassung.

»Verdammt!«, brüllte er und warf das Wasserglas an die Wand der Zentrale, wo es klirrend zerschellte.

»Tyken«, sagte er mit bebender Stimme zu dem Offizier am Waffenleitstand. »Stellen Sie fest, was geschehen ist und melden Sie sich dann in meinem Quartier.«

Jeder in der Zentrale wusste, was das bedeutete.