Tek Cyrus zog seine Tochter auf den breiten Schoß. Das Mädchen sträubte sich nur für einen Moment, aber dann ließ sie sich kichernd hochnehmen. Entspannt lehnte sie sich an den muskulösen Körper ihres Vaters.
»Daddy, wann kommen die Ritter?«
»Gleich, mein Engel«, meinte der große Mann gutmütig.
Er tätschelte sanft das Knie des Mädchens. Die Stärke des Tätschelns hätte jeden menschlichen Oberschenkel gebrochen, aber der Körper der kleinen Ertruserin konnte die zärtliche Berührung des Vaters auch als solche empfinden.
In diesem Moment kündigte ein Fanfarenstoß den Beginn des Schauspiels an. Als es wieder ruhig wurde, preschte ein schwarzes Ross in die Mitte der Arena und der böse Held des Schauspiels gab sich zu erkennen.
»Ich bin Mordred, Sohn von Morgana. Ich werde meinen Vater töten«, kündigte die Gestalt an.
Ihre Stimme klang dumpf unter dem Helm. Dann riss der Android sein robotisches Pferd herum und preschte wieder aus der Arena.
Ein weißes Pferd erschien, es gehörte Artus, dem König der Briten. Dann erschien Lanzelot, und so stellten sich nach und nach die Figuren des Schauspiels vor.
Simone Cyrus klatschte begeistert und bejubelte die Helden des Stückes. Bei den Bösewichtern beschränkte sie sich auf ein wütendes Pfeifen. Sie begleitete so die Vorstellung mit einer mächtigen Geräuschkulisse, die sogar einige der Nachbarn, die doch eigentlich an Ertruser gewöhnt sein sollten, zu einem erstaunten Seitenblick veranlasste.
Vor den Augen der beiden Urlauber spielte sich eine bunte Geschichte ab, von einem König, der seine Legitimation offensichtlich aus der Tatsache bezog, dass er ein Schwert aus einem Stein gezogen hatte.
Jeder Ertruser hätte das mit dem kleinen Finger gemacht, dachte Cyrus.
König Artus suchte sich dann erst einmal eine Frau und anschließend noch eine Horde von Spießgesellen, die er als Ritter der Tafelrunde um sich versammelte. Die ganze Bande siedelte sich in einem Schloss namens Camelot an, und genau da begann das Schauspiel, den Ertruser zu interessieren.
Camelot? Saßen da nicht diese Unsterblichen unter der Führung Perry Rhodans? Gespannt beugte sich der Ertruser vor, nachdem er seine Tochter auf den Sitz neben sich platziert hatte.
Offensichtlich begann dieser König eine Affäre mit einer Hexe namens Morgana und war so der Erzeuger seines schlimmsten Widersachers, Mordred. Gleichzeitig begann die Königin eine Affäre mit einem der Ritter, einem gewissen Lanzelot.
Was für ein Unsinn, dachte der Ertruser. Mit solchen Seitensprüngen kann man doch heute niemanden mehr schockieren.
Am Ende jedenfalls konnte Artus seinen Widersacher in einer gewaltigen Schlacht besiegen. Er selbst wurde in dieser Schlacht tödlich verletzt und ließ daraufhin sein bestes Schwert in einem See versenken, wo es von einer geisterhaften weißen Hand aufgefangen wurde.
Dann kamen einige merkwürdige Gesellen, schafften den König auf ein Boot und schifften mit ihm davon. Angeblich wollten sie ihn an einen Ort namens Avalon bringen, allerdings wusste keiner, wo er lag. Das galt allerdings auch für Camelot, den Planeten der Unsterblichen. Gab es da irgendwelche Parallelen?
Als das Boot mit dem heldenhaften König im Nebel verschwand und in der Arena nur noch blutüberströmte Androiden zurückblieben, begannen sich die ersten Besucher zu erheben. Nur wenige Augenblicke danach erhoben sich die scheinbar toten Androiden und verließen die Arena.
Simone saß immer noch auf ihrem Platz und applaudierte heftig.
»Komm«, meinte der Ertruser. »Fliegen wir ein bisschen in der Natur herum.«
Seine Tochter schaute nicht sehr begeistert. Offensichtlich wollte sie eher noch einmal ein solches Schauspiel erleben. Aber sie erhob sich wortlos und verließ an der Hand ihres Vaters die Arena, deren Sand von Maschinen vollautomatisch geglättet wurde. Eine weitere Aufführung der Artus-Sage wurde vorbereitet.
Die beiden Ertruser verließen die Arena und betraten den Gleiter-Parkplatz. Ein Android fragte sie nach dem Gleiter, den sie mitgebracht hatten und forderte das Gefährt dann von einem nahegelegenen unterirdischen Großparkplatz an. Nur wenige Augenblicke dauerte es, dann senkte sich ihr Gefährt vor ihnen nieder, ein weiterer Android stieg aus und übergab ihnen den Schlüssel. Schweigend nickte der Ertruser, setzte seine Tochter in den Gleiter und sank dann selbst auf den Fahrersitz.
Der Gleiter hob sich auf das Prallfeldkissen und verließ den Schauplatz, der Teil eines größeren Komplexes war, in dem noch weitere solcher abenteuerlicher Stücke aufgeführt wurden, aber auch bekannte Theaterstücke wurden dort von Androiden vorgespielt und antike Filme aus der Frühzeit terranischen Filmschaffens konnte man dort auch sehen.
Der Ertruser lenkte den Gleiter aus dem Stadtgebiet und fuhr in Richtung einiger künstlicher Landschaften, die allerdings sehr natürlich aussahen. Ein riesiger Garten mit Pflanzen aus allen Teilen der Galaxis erwartete sie. Der Ertruser steuerte den Gleiter unter die ersten Bäume.