Willkommen auf Holiday

Die Space Jet taumelte bedenklich, als sie – ganz in der Nähe der Atmosphäre des Planeten Holiday – aus dem Überraum stürzte. Mittlerweile waren noch ganz andere Maschinen ausgefallen und der Zustand des Gefährts war nur noch als bedenklich zu bezeichnen.

Will Dean machte auch keine großen Umstände, er sendete einfach mit den nicht sehr leistungsfähigen Anlagen der Anzüge, die immerhin auf kurze Entfernungen zuverlässig funktionierten, Notrufe auf allen Frequenzen ab. Das Schiff tat sowieso, was es wollte, es näherte sich der Atmosphäre des Planeten in einem viel zu steilen Winkel. Wahrscheinlich würde das Schiff explodieren, bevor sie überhaupt in der Atmosphäre waren.

»Wir müssen das Schiff verlassen. Hoffentlich reichten die Anlagen der Schutzanzüge, um uns sicher auf den Planeten zu bringen. Darf ich bitten, Sam? Es pressiert ein wenig.«

Er stieß den Somer aus dem Sessel, in dem dieser wie angewachsen gesessen hatte.

»Finden Sie nicht, es gibt einen zivilisierteren Weg, als mit einem Raumanzug über einen Planeten abzuspringen?«

Sam war offenbar sichtlich unwohl bei dem Gedanken.

Wortlos packte Dean den Somer, aktivierte den Antigrav seines Anzugs und schob ihn einfach wie ein Frachtstück vor sich her.

»Ich protestiere!«, zwitscherte der Somer.

Dean seufzte.

»Pikosyn von Serun II«, sagte Dean zur Rechnereinheit des Raumanzuges, der aus einem elastischen Material bestand, welches sich der Größe und Form anderer humanoider Wesen anpassen konnte.

»Unterhaltungsprogramm aktivieren. Klassik. Beethoven.«

Aus den Lautsprechern der internen Kommunikationsanlage donnerte nun Beethovens Fünfte.

»Nein, nein, nein«, murmelte Sam. »Pikosyn, etwas beruhigenderes. Ein ophalischer Gesang.«

Dean verdrehte die Augen. Er zählte die Sekunden. Sie hatten ja alle Zeit der Welt…

»Nicht im Speicher enthalten«, bekam der Somer als Antwort.

»Hm«, machte Sam.

»Bei allem Respekt, Herr Diplomat. Wir stürzen ab. Entscheiden Sie sich bitte jetzt«, rief Will ungehalten.

»Also gut, Ave Maria von Schubert. Das ist schön sanft.«

Der Pikosyn spielte die Musik. Der Gesang der weiblichen Stimme, untermalt von einem Klavier schien ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Sam wirkte beruhigte.

Sie erreichten die Schleuse. Will wies den Syntron an, den unteren Ausstieg zu öffnen. Nach der üblichen Warnung, das Schiff befinde sich noch im Raum und man möge doch bitte die Anzüge schließen, bequemte sich der Syntron endlich, das Außenschott aufgleiten zu lassen. Der Sauerstoff entwich sofort. Mit ihm verließen die beiden Wesen das Schiff.

Sam gab keinen Ton mehr von sich, er taumelte einfach durch die Schwerelosigkeit des Raumes.

Das einzige, was Dean und der Somer vernahm war die wohlige Stimme der Sängerin, die ihr Ave Maria sang. So schwebten sie eine kurze Weile friedvoll im Orbit, ehe es in Richtung Atmosphäre ging.

»Piko, aktiviere den Antrieb und bring uns in die Atmosphäre von Holiday«, befahl der TLD-Agent und registrierte, wie sich die Anzüge in Bewegung setzten. Er steuerte neben dem Somer.

Gemeinsam steuerten sie auf den Planeten zu, von dem sich die ersten Raumschiffe lösten.

Die Musik wechselte auf ein weiteres beruhigenderes Stück Abigail’s Song, einem Filmmusikstück einer Serie über einen zeitreisenden Außerirdischen, der inzwischen von 212 Schauspielern verkörpert wurde und unzählige Folgen aufwies.

»Wahrlich ein erhabener Anblick, Mister Dean«, sprach Sam ruhig, als er den Planeten betrachtete, die aufsteigenden Raumschiffe sah und sie der Welt kontrolliert immer näher kamen.