Auf der BASIS angekommen, begaben sich Tolk und Cascal in das erstbeste »Etablissement« (wie es in ihrem Reiseführer hieß, »Spelunke« wäre zutreffender gewesen), in dem sie vermuteten, Informationen erhalten zu können.
Cascal ließ seinen Blick über den großen Saal schweifen. Der Boden war grau und metallisch. Breite Panoramafenster zogen sich am Ende der Halle entlang. Dazwischen standen etliche Spieltische und Monitore, an denen die Wesen spielten, wetteten und vermutlich ihr Geld verprassten.
An den Seiten stiegen etwa vier Meter hohe, offene Aussichtstürme empor, an denen Pflanzen und Blumen rankten. Zu ihrer rechten diskutierten zwei Topsider, links schob sich ein Cheborparner an ihnen vorbei.
Aus den Lautsprechern dröhnte schlechte Synthoklassik, eine Musikrichtung, die im 49. Jahrhundert alter Zeitrechnung einer erstaunlichen Wertschätzung unterlag. Cascal empfand es als Beleidigung für die Ohren.
Das ohnehin schon gedämpfte Licht wurde von Zigarettenrauch weiter abgeschwächt.
Der Genuss von Nikotin war ein Laster, das die Galaktiker immer noch nicht abgeschafft hatten. Entsprechende Initiativen waren am Widerstand der jeweiligen Völker gescheitert.
An der Theke saßen allerlei zwielichtig dreinblickende Gestalten. Von Swoon über Arkoniden bis Epsaler war alles vertreten, was in der Galaxis Rang und Namen hatte, beziehungsweise gehabt hatte.
Cascal gesellte sich zu einem Unither, der mit leerem Blick auf seinem Hocker saß und mit seinem Rüssel eine bräunliche, blubbernde Flüssigkeit aus einem seltsam in sich verschlungenen Glas saugte.
»Kennst du diesen Mann?«, fragte Cascal mit gedämpfter Stimme. Er suchte auf seinem Pad ein Bild von Sam und aktivierte die Anzeige. Dann hielt er das Display dem Unither unter den Rüssel.
»Kommt drauf an«, meinte dieser gelangweilt und bestellte einen weiteren Drink.
»Worauf?«
»Naja… Es heißt ja, der Galax löst die Zunge. Warum probierst du das nicht mal?«
Cascal holte seufzend eine Karte aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Der Unither nahm sie und überwies sich mit einem tragbaren Lesegerät die gewünschte Summe.
»Und, was ist? Kennst du ihn?«
»Nein, tut mir leid. Ich habe diesen Mann noch nie gesehen.«
Tolk brummte ärgerlich.
»Aber ich kenne jemanden, der etwas über ihn wissen könnte.«
Cascal blickte ihn ungeduldig an.
»Und?«
»Meine Zunge wird schon wieder ganz schwer…«
Mit einem wütenden Schnauben packte Tolk den Unither am Rüssel und zog daran. Sofort wurde der Unither unruhig. Der Rüssel war ein empfindliches Organ. Das etwa ein Meter lange Körperteil diente zur Atmung und als Tast- und Greifwerkzeug. Es galt als Körperverletzung, einen Unither am Rüssel zu packen. Tolk störte es nicht. Er wollte die Informationen.
»Rede!«
Der Unither fuchtelte röchelnd mit seinen Armen um sich.
»Sandal«, sagte Cascal besänftigend. »Lass ihn los.«
»Warum?«, fragte Tolk und wandte sich zu Cascal um.
»Nun, so kann er nicht atmen. Und Tote haben nun mal die Eigenart, recht wenig zu reden.«
»Stimmt«, gab Tolk zu und ließ den Rüssel des Unithers los. Das elefantenähnliche Wesen atmete tief durch und schüttelte den Rüssel nach links und rechts.
Joak Cascal war eigentlich nicht sonderlich angetan von Sandals Vorgehensweise, aber er vertrat die Auffassung, dass der Zweck die Mittel heiligte, und daher beschloss er, die Situation auszunützen.
Der Unither rückte schließlich gezwungenermaßen mit der Information heraus, dass sein Bekannter der Blue Ysür war. Er war offenbar berühmt, oder vielmehr berüchtigt, über alles und jeden an Bord der BASIS Bescheid zu wissen. Seine Informationen beschaffte er sich nicht immer legal, und deshalb wechselte sein Aufenthaltsort ständig.
Auf einem normalen Raumschiff hätte es vermutlich kein großes Problem dargestellt, ihn zu finden, aber auf einem Koloss wie der BASIS konnte es unter Umständen Wochen dauern, bis man eine einzelne Person aufspürte.
Tolk und Cascal begannen ihre Suche.