Urlaubsidylle

Der Ertruser strich sich langsam über seinen Sichelkamm, während er seine Tochter im Auge behielt. Das Mädchen rannte über den Strand und stürzte sich in das Wasser, als gäbe es keine Gefahren auf dieser Welt. Auf Holiday gab es sie auch nicht. Alle Brennpunkte der Galaxis waren weit entfernt. Wer sich hierher begab, tat es, um sich zu erholen.

Der schwere Mann setzte sich in einen Liegestuhl, der den Ausmaßen eines Ertrusers gewachsen war und beobachtete das Mädchen noch einen Moment lang. Hier gab es nichts, was ihr schaden konnte. Und genau deshalb wollte er ein Nickerchen einlegen.

Ein schlanker Mann näherte sich seinem Liegestuhl, den der Ertruser aber nicht beachtete. Erst als der Mann die Sonne verdeckte und ein Schatten auf den Riesen fiel, öffnete Tek die Augen und blinzelte für einen Augenblick, weil das helle Licht ihn blendete. Er wollte sich gerade beschweren, als der Mann mit dem großen Zeh im Sand hängenblieb. Er hob fast ab und landete mit seiner Nase direkt vor den Zehen des Ertrusers im Sand.

Tek Cyrus schloss den Mund wieder und saß für einen Moment bewegungslos. Dann brach er in lautes Gelächter aus.

Der Umweltangepaßte streckte eine Hand nach dem dürren Burschen aus und ergriff ihn hinten im Hosenbund. Mit einem energischen Griff half er dem Burschen auf die Beine. Immer noch lachend schob er den Mann ein Stück zu Seite.

»Das kommt davon, wenn man einem Ertruser in der Sonne steht.«

Der Mann schaute verstört, dann setzte er ein verlegendes Lächeln auf.

»Verzeihung«, stotterte er. »Aber könntest du jetzt vielleicht meine Hose wieder loslassen?«

Verblüfft blickte der Ertruser auf seine Hand, die immer noch das Kleidungsstück des Mannes hielt. Dann lachte der Ertruser erneut. Er hatte nicht bedacht, dass seine Kräfte viel zu stark für den dünnen Stoff sein würden, und nun hielt er die Beinkleider des Mannes in der Hand. Er warf dem verstörten Urlauber die Überreste seiner Hose zu, der sie auffing und dabei erneut zu Boden ging. Schnell erhob sich der Unglücksrabe, bevor Tek wieder Hilfestellung leisten konnte, und rannte über den Strand, um sich eine neue Hose zu holen. Das Gelächter der Menschen am Strand verfolgte ihn noch einige Minuten lang.

Nicht, dass ein nackter Mann allzu großes Aufsehen erregt hätte. Ein solcher Anblick war auf einer Urlaubswelt an einem Badestrand durchaus nicht besonders ungewöhnlich. Aber es kam schon selten vor, dass jemand von einem Ertruser entblättert wurde.

An Schlaf war nun nicht mehr zu denken und so erhob sich Cyrus und gesellte sich zu seiner Tochter, die im Wasser neue Bekanntschaften geschlossen zu haben schien.

Nach einiger Zeit hatte er allerdings genug von der Planscherei mit seiner Tochter. Kurzerhand lud er sich das Mädchen auf die Schulter und stapfte aus dem Wasser.

»Nur noch ein bisschen«, bettelte das Mädchen.

»Was meinst du zu einem großen Eisbecher?«

»Au ja! Einen Ertruser-Split, oder vielleicht einen Becher mit Ertrusbeeren und Eis, oder…«

»Nun komm erst einmal mit«, meinte der große Mann gutmütig.

Mit einer sanften Handbewegung, die keiner dem Giganten zugetraut hätte, strich er dem Mädchen liebkosend über die Haare. Die Bewegung hätte einen Normalsterblichen wohl getötet.

»Dann sehen wir weiter.«

Mit geschickten Griffen raffte Tek die Handtücher zusammen und versenkte sie in seiner Tasche. Dann stapfte er über den Sand zu den Gleiter-Parkplätzen. Er schob seine Tochter auf den Beifahrersitz, die Tasche warf er auf die Rückbank und stieg dann einfach über die Tür des nach oben offenen Gefährts. Der Gleiter startete, am Strand blieben viele Menschen zurück, die sich noch immer über den Vorfall mit dem nackten Mann unterhielten.

Alles war in Ordnung im Paradies.