Der 27. Oktober 1290 NGZ war ein düsteres Datum. Denn an diesem Tage wurde eine ganze Zivilisation ausgelöscht. Der Planet Sverigor und seine fast zwei Milliarden Bewohner hatten aufgehört zu existieren – verglüht in einer alles verschlingenden Feuersbrunst.
Der Planet Sverigor war ein mahnendes Beispiel, wohin Intoleranz, Fanatismus und Verblendung führt. Die sverigische Gesellschaft war kein unbescholtenes Blatt. Sie plante die völlige psychische Unterwerfung aller Terraner. In ihrem Wahn nach Selbstzerstörung der menschlichen Spezies wollte sie jedem menschlichen Individuum das Recht auf Freiheit, auf freie Gedanken und Gefühle rauben.
Sverigor war von einem Paradies zu einer Hölle mutiert. Doch dieses Schicksal hatte kein einziges Lebewesen verdient gehabt. Die Verantwortlichen hätten vor ein ordentliches Gericht gestellt werden müssen und die Bürger von Sverigor hätten einen Neuanfang ohne die Korrektheitsbehörde beginnen müssen.
Doch der eine Extremismus prallte auf den Nächsten. So unterschiedlich die Motivation und Ziele der MORDRED waren – weder für die MORDRED noch für Sverigor zählte das Leben wirklich. Die MORDRED war jedoch auf eine perfide und grausame Art und Weise effektiver. Sie handelte effizienter, zerstörerischer, kompromissloser.
Die MORDRED hatte die Legitimierung für diesen Genozid in der Tatsache gefunden, dass sie damit die Gedankenkontrolle von Milliarden Terranern verhindert hatten.
Doch der Zweck heiligte nicht die Mittel. Die Bevölkerung eines ganzen Planeten wurde innerhalb weniger Minuten ausgelöscht. Nur wenige Millionen überlebten das sverigische Armageddon. Es erinnerte mich an die Zeit vor Perry Rhodan, der Zeit des Kalten Krieges, in der die Angst vor »der Bombe« geherrscht hatte, die Furcht vor dem Atomkrieg und dem nuklearen Holocaust der Menschheit.
Anlass dazu war der Abwurf von Atombomben während des zweiten Weltkrieges auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki gewesen. Die Argumentation der Bombenabwerfer, der damaligen USA, war, damit Millionen amerikanischen Soldaten das Leben gerettet zu haben.
Allein bei den Abwürfen selbst waren 250.000 Menschen gestorben. Viele an den Spätfolgen der Verbrennungen und radioaktiven Strahlung noch lange Zeit danach. Die Bombenabwürfe hatten eine Reihe an Mutationen bei Menschen hervorgebracht. Und nicht zuletzt diese Mutanten dienten später im Mutantenkorps von Perry Rhodan. Doch dies war nur eine Notiz am Rande.
Was war moralisch gerechtfertigt? Wenige zu töten, um viele zu retten? Wo hörte dieser Wahnsinn denn auf? Eine Galaxie opfern, um zwei weitere zu retten? War das Wohl weniger immer geringer als das Wohl von mehreren?
In der Tat hatte es in Zeiten des Solaren Imperiums auch fragwürdige Einsätze der Arkonbombe gegeben. Vielleicht hätten sie mit etwas gutem Willen verhindert werden können.
Zwei Milliarden zivile Opfer waren eine grausame Zahl. Sicherlich wären noch mehr Wesen gestorben, hätte die Korrektheitsbehörde ihren Plan ausführen können. Die MORDRED damit als Retter zu betrachten, war jedoch keineswegs angebracht. Denn die MORDRED hatte überhaupt keine Alternative gewünscht. Sie hätte doch nur einfach die Blockade aufrechterhalten müssen und abwarten, bis Raumschiffe der LFT, des Galaktikums und Arkons Sverigor erreicht hätten.
Doch das Leben der zwei Milliarden Sverigen war der MORDRED nichts wert gewesen. Sie waren nicht die Mühe und das Risiko wert gewesen, nach einer Alternative zu suchen.
Doch die gleiche Schuld an dieser Tragödie trägt die Korrektheitsbehörde und jene fanatische Sverigen, die sie gründeten und unterstützten. Sie riskierten willig den Tod ihrer eigenen Bevölkerung oder waren vielleicht auch nur zu fahrlässig, um die Konsequenzen ihres Handelns zu erahnen.
Und wie bei der MORDRED, war ihnen das Leben Anderer völlig egal. In diesem Fall das der Menschen in der Milchstraße.
Ein paar tausend Terroristen der MORDRED hatten einen grausamen Plan von ein paar tausend sverigischen Fanatiker als Anlass genommen, um Milliarden in den sinnlosen Tod zu schicken.
Wie so oft in der Geschichte des Universums hatte eine Minderheit über Leben und Tod von Massen entschieden. Die Extremisten der MORDRED und der sverigischen Korrektheitsbehörde taten so, als wollten sie die Galaxis verbessern, ja gar retten. Doch sie hatten nur Unheil gebracht und durch ihre egoistische, rücksichtslose Art und Weise fast zwei Milliarden Wesen in das Verderben geschickt.
Heute war ein schwarzer Tag für die Milchstraße. Beten wir für die Sverigen. Trauern wir um die Sverigen. Und lassen wir uns dies ein mahnendes Beispiel dafür sein, dass Fanatismus und Extremismus überall lauern kann. Er tritt in vielen Facetten auf und rühmt sich damit, selbst für Toleranz, Freiheit und Frieden zu kämpfen. Doch wer ihm folgt, dessen Schicksal ist besiegelt. Wir müssen stets wachsam sein und dürfen uns nicht im Netz der Intrigen verheddern. Wir müssen unsere Prinzipien, unseren Anstand und unsere Moral wahren, um nicht so zu werden, wie unsere Feinde. Wir müssen schlichtweg besser, und uns selbst treu sein, um der Galaxis den Nährboden für solche Ereignisse zu entziehen.
Jaaron Jargon
ENDE
Der Planet Sverigor wurde von der MORDRED und ihren dorgonischen Verbündeten vernichtet. Fast zwei Milliarden Lebewesen verloren dabei ihr Leben. Im nächsten Roman wechseln wir vom galaktischen Terror in die ferne Galaxis Shagor. DIE RITTER DER TIEFE lautet der Titel von Band 15.