Sie hatten auf den Einbruch der Nacht gewartet. Es war dann nicht so heiß in den Wüstenebenen von Mashratan. Die zwei Gleiter schwebten leise über den Wüstenboden und wirbelten Sandkörner auf.
Rosan und Wyll befanden sich mit dem Akonen Argon von Lasal an Bord des ersten Gleiters. Der untersetzte Inspekteur des Galaktikums kratzte sich regelmäßig an seinem Vollbart.
Obwohl er ein paar Pfunde mehr auf den Rippen hatte, wirkte er nicht unattraktiv. Die samtbraune Haut schien noch gebräunter zu sein, als bei normalen Akonen, was vermutlich an der intensiven Sonneneinstrahlung der beiden Gestirne des Systems lag.
Im zweiten Gleiter befanden sich Mathew Wallace und Lorif. Irwan Dove war in der Station als Rücksicherung geblieben, ebenfalls wie zu Rosans Freude, auch diese unsympathische Pauly Nemak. Bis auf Lasal schien keiner der Inspekteure besonders angetan durch den Besuch der Camelotdelegation zu sein.
Rosan hatte ohnehin das Gefühl, dass die Galaktikums-Inspekteure hier nur ihre Zeit absaßen. Wenn die MORDRED tatsächlich etwas mit der mashratischen Regierung zu tun hatte, wieso war es dann noch niemand aufgefallen? Es war doch das Ziel der Überwachung durch das Galaktikum, gerade auf solche Dinge zu achten.
»Du stammst doch aus dem akonischen Adel?«, fragte Nordment, während er eine Zigarette rauchte.
»Das ist korrekt. Meine korrekte Bezeichnung ist Argon tan Lasal. Ich habe mich daran gewöhnt, dass einige Galaktiker eben die übliche Übersetzung im Interkosmo verwenden.«
Lasal lachte und bat Nordment um eine Zigarette.
Rosan wusste, dass die Bezeichnung tan für den Hochadel stand. Demnach gehörte er einer der mächtigen Familien des Vakt-son an. Rosan hatte den Namen Lasal sicher schon einmal gehört, obwohl sie sich nicht an Details erinnern konnte.
Akonen und Arkoniden verstanden sich nicht besonders. So war es selten vorgekommen, dass akonische Delegierte das Haus der Orbanashols aufgesucht hatte. Dazu kam noch, dass die Akonen offiziell dem Forum Raglund angehörten und somit gegen die Interessen des Kristallimperiums arbeiteten.
»Hach, ich wünschte mir, jetzt auf Drorah zu sein. In den Gletschern des Krynor-Gebirges ist es jetzt schön kühl«, sagte tan Lasal.
»Du meinst Sphinx?«, fragte Wyll.
Rosan räusperte sich. Sie bemerkte den abfälligen Blick im Gesicht des Akonen. Rosan wollte ihren Ehemann nicht unbedingt belehren.
»Sphinx ist die terranische Bezeichnung«, erwiderte tan Lasal. »Wir Akonen bevorzugen unsere Namensgebung.«
»Oh, ja, klar. Tut mir leid«, entschuldige sich Wyll.
Argon tan Lasal war damit zufrieden und schmunzelte. Rosan wünschte sich, dass alle Konflikte so leicht zu lösen wären. In der Tat waren viele akonische Begriffe im Interkosmo mit terranischen Bezeichnungen übersetzt worden. Die Akonen waren natürlich wenig begeistert. Aber es war eben eine typisch terranische Sitte oder eher Unsitte. Wie oft hatte Rosan abfällige Bemerkungen der Arkoniden hören müssen, wenn jemand Arkon I anstatt Gos’Ranton gesagt hatte.
»Drorah ist ganz anders als Mashratan. Hier gibt es nur Sand und Hitze. Auf Drorah gibt es viel Wasser und frische Luft, kalter, milder Wind. Nicht so wie hier. Alles steht und ist stickig.«
Der Akone seufzte.
»Nun, mit zu viel Wasser haben wir auch schlechte Erfahrungen gemacht«, meinte Nordment in Anspielung auf die LONDON-Katastrophen. Argon blickte die Zwei verständnislos an, dann ging ihm offenbar ein Licht auf.
»Stimmt, ihr beide seid ja Berühmtheiten. Eure Liebesgeschichte wurde ja sogar verfilmt. Nun, der Ruhm meiner Familie beschränkt sich wohl nur auf den akonischen Hoheitsbereich.«
»Was macht deine Familie?«
»Das, was eine akonische Hochadelsfamilie so macht. Politik, Wirtschaft, gesellschaftliche Anlässe. Wir gestalten das Leben der Akonen mit. Meine Mutter ist im Regierenden Rat, mein Bruder im Energiekommando und mein Vater leitet unser Unternehmen, welches sich mit der Erforschung von Planetenkernen und Ozeanen beschäftigt. Mich hat es auch in die Politik gezogen. Obgleich …«
Argon tan Lasal zögerte. Rosan und Wyll sahen ihn fragend an. Offenbar hatte der Mann auch seine Geheimnisse, die er nicht jedem auf die Nase binden wollte. Er kratzte sich wieder am Bart und stieß einen Pfiff aus.
»Naja, auch wir haben wirtschaftliche Interessen an Mashratan. Unser Unternehmen könnte die geologische Struktur des Planeten verändern, mehr Wasservorräte anlegen. Deshalb habe ich mich auch freiwillig für den Inspekteursposten gemeldet. Vielleicht springt ein Geschäft dabei raus.«
»Ich bewundere deinen Altruismus«, meinte Rosan enttäuscht.
»Jeder muss sehen, wo er bleibt. Auch die Bevölkerung von Mashratan hat ein Anrecht auf Leben und Weiterentwicklung. Und wenn ich daran verdiene, ist das nicht schlimm«, verteidigte sich der Akone.
»Geschäfte mit Oberst Kerkum zu machen, ist falsch«, warf Rosan ein.
»Ob das die Mashraten auch so sehen, die jetzt und heute Wasser dringend bräuchten?«
Rosan seufzte. Der Akone hatte nicht unrecht. So einfältig auch der normale Refryhirte auf Mashratan war, durfte er nicht für die Verbrechen von Oberst Kerkum bestraft werden. Die Sanktionen der LFT trafen aber hauptsächlich das normale Volk, da an ihm gespart wurde.
»Sofern neue Wasserreservoirs angelegt werden, werden diese auch erschwinglich für normalen Bauern sein?«, fragte Wyll mit einem angesäuerten Lächeln.
Argon tan Lasal winkte ab.
»Umsonst ist der Tod. Aber wir werden uns natürlich der Preislage auf diesem Planeten anpassen. Doch es können Jahre vergehen, ehe ich mich mit Kerkum einige. Es sei denn, er wird gestürzt. Dann haben wir mit einer neuen Regierung vielleicht bessere Karten.«
Rosan blickte aus dem Fenster. Die Sterne funkelten und spendeten etwas Licht. Doch viel zu sehen gab es nicht. Sanddüne reihte sich an Sanddüne. Eine trostlose Welt.
Rosan schloss die Augen, um ein wenig zu schlafen.
*
»Aufwachen, Schatz!«
Wyll rüttelte seine Liebste sanft. Langsam öffnete sie die Augen und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.
»Wie lange habe ich geschlafen?«
»Knapp zwei Stunden. Wir haben eine Ansammlung an Gleitern und Gebäuden rund 20 Kilometer von hier entdeckt. Argon ist der Meinung, dass das die gesuchten Transporter sind.«
Rosan brauchte ein paar Momente, um richtig wach zu werden. Ihr Rücken schmerzte. Offenbar hatte sie keine sehr komfortable Position zum Schlummern gewählt. Sie stieg aus dem Gleiter aus. Obwohl es Nacht war, war es immer noch sehr warm. Sie sah den hochgewachsenen Mathew Wallace und den grauen Posbi Lorif auf sie zuhalten. Lorifs rote Kunstaugen leuchteten hell im Dunkel der Nacht.
Wallace montierte einen Störsender an den beiden Gleitern. Dieser sollte eine Ortung der Vehikel verhindern. Natürlich gab es auch höher entwickelte Technologien, die den Ortungsschutz durch den Störsender durchbrechen konnten.
»Ich habe die Koordinaten an Irwan Dove übermittelt. Es stellt sich nun die Frage unseres weiteren Vorgehens«, sagte Lorif. »Vielleicht sollten wir um weitere Instruktionen von der IVANHOE bitten.«
Wyll Nordment winkte ab.
»Das würden die doch mitbekommen. Wir sollten uns diese Station genauer ansehen. Was ist schon dabei?«
»Nun, Sir, es gibt eine Reihe unkalkulierter Risiken, die wir eingehen. Da wäre zum Beispiel …«
»Klappe, Lorif! Wir schauen uns das an«, entschied Nordment.
»Klappe?«, wiederholte der Posbi irritiert. »Ich besitze keine Klappe und sehe auch keine, die ich halten könnte. Eine Klappe kann man zudem nur aufhalten, jedoch nicht richtig halten.«
Wyll brummte etwas vor sich hin. Dann stiegen alle wieder in ihre Gleiter ein und legten die restlichen 20 Kilometer innerhalb weniger Minuten zurück.
*
Ein einsamer Turm ragte aus dem Sand hervor. Er war vielleicht zehn Meter hoch. Unter ihm befand sich eine breite Öffnung, die offenbar in die Tiefe führte. Vor diesem Tor standen vier Gleiter.
Mehr war an der Oberfläche nicht von der vermeintlich geheimen Station zu erkennen.
»Für mich sieht das wie ein Zugang zu einem unterirdischen See aus. Möglich, dass sie ein neues Wasservorkommen gefunden haben«, meinte der Akone Argon da Lasal.
»Ist dir denn davon nichts bekannt?«, wollte Wyll Nordment wissen.
Er zuckte mit den Schultern.
»Leider nicht.«
Rosan wusste, was in ihrem Mann vorging. Er war wütend über die lasche Arbeitsweise der Inspekteure. Doch er musste sich darüber im Klaren sein, dass Mashratan auch nicht das Protektorat einer Großmacht war. Dennoch verwunderte es auch Rosan, dass ausgerechnet Argon tan Lasal nichts von einem neuen unterirdischen Wasserfund wusste, wo das ausgerechnet seine berufliche Domäne war.
Vielleicht übertrieb Argon tan Lasal auch mit seinem Engagement. Ein wenig Politiker spielen auf galaktischer Ebene, auf Mashratan den Inspekteur heraushängen lassen und zuhause der Sohn erfolgreicher und reicher Eltern sein. Vermutlich nahm er all die Aufgaben gar nicht so richtig ernst.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Rosan.
»Wir können jedenfalls nicht einfach reinplatzen, als wären wir der Pizzabote«, meinte Mathew Wallace.
Rosan dachte an eine leckere, heiße Pizza mit saftigen arkonidischen Pilzen, Tomaten und Paprika aus Guckys Garten, etwas Wurst und schönem dicken, zerlaufenen Käse.
Wyll räusperte sich, als er die Abwesenheit seiner Gattin bemerkte.
»Träumst du von einem anderen Kerl?«
»Nein, von einer Pizza …«
Wyll und Mathew Wallace mussten gleichzeitig lachen. Argon tan Lasal hingegen wirkte wenig amüsiert. Offenbar wollte er am liebsten wieder zurück. Vielleicht wurde ihm das Abenteuer nun zu heiß.
»Argon ist Inspekteur des Galaktikums. Er hat fast überall Zutritt. Wir geben uns als Assistenten aus. Wenn alles in Ordnung ist, passiert nichts. Falls die eine krumme Sache in der Station drehen, erfahren wir das auch«, meinte Nordment.
»Nun, Sir, nur ein Einwand. Sofern sich dort Einheiten der MORDRED befinden oder Mashraten voller Gram, welchen Fluchtplan haben wir?«
Wyll zeigte mit dem Finger auf den Posbi.
»Guter Einwand, mein Freund. Wir improvisieren dann.«
»Improvisieren? Ist das nicht sehr kurzsichtig gedacht?«
Wyll schlug daraufhin vor, dass Mathew Wallace bei den Gleitern bleiben sollte. Sie brauchten Lorif, da er über das meiste Wissen sowie analytische Fähigkeiten und auch die nötigen Apparaturen verfügte.
Argon tan Lasal sollte eine Überraschungsinspektion durchführen. Wyll und Rosan wären seine Assistenten, Lorif sein persönlicher Dienstroboter. Sollte etwas schief gehen, hatte Mathew Wallace die ehrenvolle Aufgabe, sich etwas zur ihrer Befreiung auszudenken.
Rosan gab zu, dass dieser Plan seine Lücken hatte, doch sie fand es irgendwie auch aufregend, wieder in eine abenteuerliche Aktion verwickelt zu werden, die ausnahmsweise nichts mit einem Luxusraumschiff zu tun hatte.
*
Die Drei ließen die mashratischen Gleiterpiloten bei Mathew Wallace und dem zweiten Gleiter zurück. Nordment steuerte das Fluggefährt zu dem großen Turm. Er wartete und es dauerte nicht lange, ehe einige Mashraten aus dem Inneren zu ihnen eilten. Rosan bemerke, dass sie mit Nadelstrahlern bewaffnet waren und somit gefährlich werden konnten.
Argon tan Lasal stieg aus dem Gleiter und gab sich zu erkennen. Er redete mit dem offenbar wachhabenden Offizier auf mashratisch und erklärte ihm, sie seien auf einer unangekündigten Inspektion. Der bärtige Mashrate blickte immer wieder fragend zu seinen Männern. Dann ging er fluchend in das Innere des Turms zurück, offenbar, um neue Instruktionen anzufordern. Die anderen drei Wachen gingen unruhig auf und ab und flüsterten miteinander.
»Verstehst du, was die sagen?«, wollte Wyll von Lorif wissen.
»Meine Akkustichsensoren sind natürlich dem menschlichen Ohr bei Weitem überlegen, Sir. Selbstverständlich verstehe ich, was sie flüstern …«
»Hättest du dann bitte die Güte, uns an deinem Wissen teilhaben zu lassen?«, fragte Wyll ungeduldig.
»Nun, oh. Du meine Güte. Sie fragen sich, ob sie dem Akonen nicht einfach den Kopf wegpusten sollen. Sie verwenden auch einige üble Schimpfwörter uns gegenüber. Ich verweigere hierbei eine Übersetzung.«
Wyll bat Rosan, ihre Verschleierung beim Aussteigen zu aktivieren. Er traute den Mashraten nicht. Nach einer Weile kam der Wachhabende wieder aus dem Turm und erteilte die Erlaubnis, in das Innere der Station zu fahren.
Argon tan Lasal kam mit bleichem Gesicht zurück in den Gleiter und stöhnte erschöpft.
»Wir werden im Inneren der Forschungsstation erwartet«, berichtete er.
Nordment fuhr los. Rosan war gespannt, was oder wer sie dort erwartete.
*
Der Weg führte sie über eine spiralförmig abwärts führende Straße aus Metall offenbar weit in die Tiefe des Planeten.
»Das ist nicht ungewöhnlich. Wasservorkommen können erst in einer Tiefe von einigen Kilometern auftauchen«, erklärte Argon tan Lasal, der sich inzwischen wieder gefasst hatte und gelassener wirkte.
Rosan wurde von den ganzen Drehungen ein wenig flau in der Magengegend. Endlich erreichten sie einen flachen, rund fünf Meter breiten Stollen, an dessen Ende eine beleuchtete Tür auf sie wartete. Wyll lenkte den Gleiter langsam dorthin.
»Laut meinen Messungen befinden wir uns in einer Tiefe von 2.327 Metern unter der Oberfläche«, informierte Lorif. »Allerdings werden meine Sensoren gestört. Ich kann keine Auskünfte darüber erteilen, was sich hinter dem Tor befindet. Trotzdem kann ich die Zusammensetzung des Tores analysieren. Es besteht aus einer Metalllegierung, die als Ishrubat bezeichnet wird und deren Rohmaterialien auf Mashritun 4 gewonnen werden.«
»Danke, Lorif. Wir müssen das nicht wissen«, warf Wyll Nordment ein und blickte die anderen fragend an. »Was nun? Klopfen wir?«
In dem Moment senkte sich das Tor in den Erdboden. Grelles Licht blendete Rosan im ersten Moment. Einige schemenhafte Gestalten traten auf sie zu. Rosan fiel erst jetzt auf, dass sie ihren Energieschleier gar nicht aktiviert hatte. Hoffentlich würde ihr Anblick keinen Kultur- oder Hormonschock bei den Mashraten auslösen.
Die Halbarkonidin gewöhnte sich an das Licht. Sie erkannte nun die erste schemenhafte Figur. Der Mann mit der Glatze und dem Vollbart, der auffälligen Designerbrille und dem wallenden, weißen Seidengewand war Ali Urban Judäa el Kerkum, der zweite Sohn von Oberst Kerkum.
»Willkommen, ihr hättet euren Besuch jedoch ankündigen können«, sprach der Sohn Kerkums und entblößte mit seinem Lächeln seine blütenweißen Zähne.
»Das war eben nicht bezweckt«, antwortete Argon tan Lasal. »Ich führe eine unangekündigte Inspektion durch. Das sind meine Assistenten.«
Ali Urban Judäa el Kerkum lachte schallend.
»Seit wann gehören Wyll Nordment und Rosan Orbanashol zu Galaktikums-Inspekteuren? Bitte, tretet meinen Intellekt nicht mit ungewaschenen Füßen.«
Rosan wusste, dass das eine mashratische Redensart war. Kerkum führte die vier durch einen breiten, weißgelblich beleuchteten Korridor. Die Wände waren sandfarben.
»Nun, ihr möchtet Mashratan ausspionieren. Hier gibt es keine Geheimnisse. Ich zeige euch das Wasserreservoir und dann geht«, erklärte Kerkum.
Mittels eines Fahrstuhls – die Mashratan lehnten Antigravs strickt ab – wurden sie einige Hundert Meter in die Tiefe gebracht. Als die Türen des Fahrstuhls zur Seite glitten, erblickte Rosan das spiegelnde blaugrüne Wasser vor ihr. Der unterirdische See erstreckte sich über ihren gesamten Blickwinkel.
Kerkum breitete die Arme aus.
»Dieser Unterwassersee ist eine großartige Entdeckung für das mashratische Volk. Deshalb haben wir sie geheim gehalten.« Er warf einen vielsagenden Blick auf den Akonen tan Lasal. »Wir wissen ja, dass sich Fremde gerne unsere Schätze zu eigen machen wollen.«
Argon da Lasal räusperte sich.
»Entschuldigung«, wandte Lorif ein.
Alle sahen ihn fragend an. Der Posbi stakste an das Geländer und senkte den Kopf.
»Meine Analysen ergeben, dass dieser See nur einen Meter tief ist und die Ausdehnung mittels Hologrammen künstlich vergrößert wird.« Lorif drehte sich um und wandte sich der Gruppe wieder zu. »Nun, ich würde sagen, dieses Unterwasservorkommen ist zu 98,5 Prozent eine Illusion.«
Stille. Nur Lorifs Worte hallten als leises Echo durch die Höhle. Ein Schwindel. Nur zu welchem Zweck? Offenbar war dieser Unterwassersee eine Tarnung. Vermutlich, um sie in die Irre zu führen.
Ali Urban Judäa el Kerkum wirkte wie versteinert. Auch Argon tan Lasal schien die Situation unangenehm zu sein.
»Was verbergt ihr wirklich hier?«, wollte Wyll Nordment nun wissen. Er erntete einen mitleidigen Blick von Kerkum.
»Folgt mir bitte in den Kommandoraum der Station«, sagte Kerkum leise und deutete zum Fahrstuhl. Sie stiegen ein. Während der Fahrt nach oben, sagte keiner ein Wort. Diese peinliche Stille wurde jäh durch einen ungewollten Aufschrei von Rosan unterbrochen, als sich die Fahrtstuhltüren öffneten und sie in die Mündung eines Strahlers blickte.
Vor ihnen stand ein halbes Dutzend seltsam uniformierter Männer. Sie waren Menschen, die Haut gebräunt, das Haar braun oder schwarz, soweit sie das erkennen konnte.
Die Uniformen wirkten wie aus der Antike. Ein goldener Brustpanzer beherrschte die rotbraune Kombination. Es sah aus wie die Uniform eines Offiziers aus dem Imperium Romanum.
»Wer?«
Weiter kam Wyll nicht. Einer der Fremden feuerte. Ehe Rosan etwas tun konnte, spürte sie, wie sie von einem Strahl erfasst wurde. Dann wurde es schwarz.