8.
Aufkommende Panik

2:41 Uhr

Das Schiff schüttelte und vibrierte, als die Energieschirme ihren Dienst versagten. Die Passagiere schrien kurz auf, ehe sich die Situation wieder normalisierte.

Der Kapitän James Holling ließ seinen Blick über das Deck schweifen. Zögerlich strömten die Passagiere aus den Foyers und Restaurants zu den Rettungsbooten. Dann immer hektischer. Panik und Unmut machte sich breit, als die Wesen erfuhren, dass nicht genug Rettung bringende Fähren zur Verfügung standen.

Holling war dazu verdammt, mit anzusehen, wie sein Schiff mit tausenden Passagieren in den Tod sank.

Sein Wrack … nun hatte er es. Seine Gedanken kreisten nur noch darum. Um den Untergang, den Tod. Mutlos, voller Resignation wanderte er auf dem Deck umher und beobachtete das steigende Wasser. Es war nicht mehr weit von den Decks entfernt.

Rudocc erstattete inzwischen Holling Bericht: »Insgesamt 17 Rettungskapseln sind auf dem Wasser.«

Der alte Plophoser schien das nicht mehr mitzubekommen. Er starrte auf das Wasser. Dann schweifte sein Blick über das Deck. Holling blickte seinen Ersten Offizier ungläubig an. Langsam verinnerlichte er die Worte von Rudocc.

»So. Schön, schön«, murmelte er.

Rudocc ging nicht weiter darauf ein, sondern kümmerte sich um die anderen Kapseln.

Die Furcht, die er verspürte, war genauso immens, wie die der Passagiere. Der Terraner wollte noch nicht sterben. Er überlegte, vielleicht auf eines der Boote zu springen. Doch erst beim letzten. Zuerst wollte er noch, so gut er konnte, die Menschen retten.

*

Die LONDON neigte sich nun leicht nach vorne. Das Wasser erreichte die vordere Hülle des Bugs. Noch dauerte es aber eine Weile, bis der obere Passagierteil betroffen war. Aber die Bedrohung kam unaufhaltsam näher.

Sam wies unterdessen die Bordmusiker an, klassische Musik zu spielen. Rhodan sah den Somer verdutzt an.

»Nun, damals wurde das ja wohl auch so gemacht«, erwiderte Sam in Anspielung auf den Untergang eines terranischen Luxusliners aus dem 20. Jahrhundert, von dem Perry Rhodan vorhin kurz erzählt hatte, weil ihn die Situation auf der LONDON daran erinnerte.

»Ja, nur genutzt hat es auch nichts«, meinte Rhodan bitter.

*

Wyll wurde in den Inhaftierungsblock gebracht. Prollig kettete ihn mit den Handschellen an ein Rohr. Dannos und seine Kinder der Materiequelle hingegen wurden freigelassen.

Wyll sah irritiert zu, wie die Kinder der Materiequelle abzogen. Sie jubelten und zelebrierten. Dannos verkündete, sie seien nun am Ziel. Er umarmte Stellara Chowfor. Dann fassten sich die Kinder bei den Händen und konnten ihre Euphorie kaum unterdrücken. Nur die Arkyls standen dem Enthusiasmus des Vaters reserviert gegenüber.

»Meine Kinder, es ist soweit. Die Apokalypse hat begonnen. Der Rote hat es uns versprochen. Wir werden nun den Weg nach Erranternohre gehen, um unsere kosmische Erfüllung als Kosmokrat zu beginnen. Wir sind die einzig wahren kosmischen Bürger des Universums. Uns wird nichts passieren. Blickt frohen Mutes in die Zukunft«, predigte der Guru.

Wyll konnte das Gefasel nicht mehr hören. Hoffentlich gehen die bald an Deck, wünschte er sich. Doch da wollte er auch hin. Er konnte doch hier nicht einfach ertrinken.

Tatsächlich stürmten die Kinder der Materiequelle hoch, einige schnappten sich noch Thermostrahler. Dannos riet ihnen, sich auf ihrer göttlichen Mission zu bewaffnen. Auch Stellara Chowfor steckte sich einen Strahler in die Handtasche.

»Prollig, lass mich frei. Du kannst mich doch nicht hier absaufen lassen«, beschwor Wyll ihn.

Doch der Offizier hörte ihm nicht mehr zu. Er übergab Zhart den Schlüssel für die Handschellen und verließ den Raum.

Nur Hermon da Zhart blieb bei Wyll. Er lud die Energiezelle seines Thermostrahlers wieder auf. Genüsslich reinigte er seine Waffe, bevor er Wyll genauer beobachtete.

»Tja, wie es aussieht, bist du diesmal am Ende«, stellte der Arkonide zufrieden fest. Eine Tasse auf dem Tisch rutschte herunter. Das Schiff neigte sich nun immer schneller.

»Weißt du, ich gehe davon aus, dass die LONDON sinkt und viele Wesen sterben werden. Dich eingeschlossen, Bras’Cooi.«

Da Zhart schenkte Nordment ein kaltes, bösartiges Lächeln. Dann warf er den Schlüssel hoch und fing ihn mit der rechten Hand wieder auf. Betont auffällig steckte er ihn in seine Hemdtasche.

»Es wird Zeit, dass ich mich verabschiede.«

Mit allem in ihm schlummerndem Dünkel schritt Zhart langsam auf Nordment zu. Dann schlug er dem jungen Terraner mit aller Kraft in die Rippen. Wyll brach keuchend zusammen, während Zhart über seine Aktion höchst erfreut war. Er grinste breit. Dann ging er aus dem Raum und ließ den verzweifelten Wyll Nordment zurück.