Juni 1282 NGZ
Als Erstes fiel mir der Raumjäger auf dem Platz vor der Raumakademie auf. Es handelte sich um einen Moskito-Jet, einer geradezu legendären Baureihe aus Zeiten des Solaren Imperiums.
Hier also würde meine neue Heimat sein. Mit siebzehneinhalb Jahren gehörte ich zu den jüngsten Kadetten. Doch nachdem ich meine Schulzeit aufgrund außergewöhnlicher Leistungen verkürzt hatte, war es mir möglich, jetzt anzufangen. Ein Interkomanruf bei Wirsal Cell hatte genügt, der sich hocherfreut gezeigt hatte, dass ich die lange Wartezeit überstanden hatte und noch immer Willens war, mich in die Dienste von Camelot zu stellen.
Ja, das wollte ich!
Es war schon komisch. Während ich durch das große, metallische Tor schritt und mir den Park vor dem quadratischen Gebäude ansah, dachte ich über die vergangenen Jahre nach.
Nach dem Tod von Aleks und Krizz war vieles besser geworden. Es hatte zwar Untersuchungen und Befragungen gegeben, doch die Polizei hatte keinerlei Hinweise auf mich oder Cau Thon finden können. Aleks und Krizz galten offiziell als vermisst. Sie hatten Abschiedsbriefe hinterlassen, in denen sie von einem Aufbruch in eine neue Welt geschrieben hatten. Zweifellos ein Werk von Cau Thon. Zwar hatte die Polizei die Echtheit bezweifelt, doch es waren niemals Beweise für einen Mord gefunden worden.
Obwohl ich ein Motiv hatte, aufgrund des Mordes an meinen Servoroboter Robbie, hatten sie mir so etwas nicht zugetraut.
Die Zeit danach war einfacher gewesen. Die Klassenkameraden hatten mich nicht mehr gehänselt.
Cau Thon hatte mich noch zweimal besucht und weitere Videoaufzeichnungen meiner Eltern überreicht. Sie hatten mir Kraft gegeben. Onkel Tuzz und Tante Ivy kümmerten mich wenig. Wir kamen miteinander aus, weil wir uns mieden.
Der Weg zur Raumfahrtakademie von Port Arthur war ein wichtiger Schritt für mich.
Ich zuckte kurz zusammen, als plötzlich zu einem Marsch angestimmt wurde. Erst jetzt sah ich das Dutzend Militärmusiker, die sich just auf dem Weg machten, über das Gelände zu marschieren.
Über mich hinweg rauschte ein Geschwader Raumjäger. Mein Herz schlug höher. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, so toll war das. Ich fühlte mich irgendwie anders. Über mir kreisten die dröhnenden Jäger, rechts von mir trommelten die Soldaten zum Marsch.
Ich war sofort fasziniert. Dieses Szenario vermittelte mir Stärke, Würde und symbolisierte eine gewisse Macht Camelots.
Ich blickte mich um. Einige Personen in Zivilkleidung traten durch das Eingangstor. Vermutlich waren auch sie neue Rekruten. Es waren insgesamt knapp zwanzig Leute, darunter ein Blue, ein Epsaler, ein Unither und zwei Ertruser.
Eine Terranerin fiel mir sofort ins Auge. Sie sonderte sich schon durch die Farbgebung ihrer Kleidung ab. Während alle in gemischten Farben erschienen, trug sie nur schwarze Klamotten. Ihr rotblondes Haar, es war offensichtlich gefärbt, hing glatt bis zum Rücken. Als sie näher kam, sah ich in ihre blauen Augen. Sie blickte mich nicht unbedingt freundlich an, doch etwas an ihr faszinierte mich. Vielleicht waren es gerade ihre blauen Augen? Oder das makellose Gesicht? Möglich, die Art, wie sie sich bewegte? Scheinbar neugierig musterte sie den Hof und blieb vor dem Moskito-Jet stehen.
Ich überlegte, ob ich nicht zu ihr gehen sollte.
»Was steht ihr nutzlosen, schwachsinnigen Leffa-Echidnas so einfach in der Gegend herum?«, brüllte jemand hinter mir. Ich zuckte zusammen. Das Organ war laut.
Ich drehte mich entsetzt um. Vor mir stand ein Berg von einem Mann. Seine Muskeln schienen aus der Uniform zu springen. Der fast quadratische Schädel wurde von einer dicken Nase, der Zigarre im Mund und dem blauen Irokesenkamm auf dem sonst haarlosen Kopf bestimmt.
»Habt ihr nicht gehört?«, rief der Hüne.
»Was hast du denn für einen Umgangston«, erwiderte einer der Rekruten. Er war ungefähr so groß wie ich, hager und hatte einen Oberlippenbart. Der Ertruser stemmte die Arme in die Hüfte und schaute finster auf meinen neuen Kameraden herab.
»Wie war das?«
»Naja, du kannst uns doch nicht einfach so anbrüllen. Wir sind doch hier nicht bei den Arkoniden.«
Der Ertruser nahm die Zigarre aus dem Mund und blies den Rauch dem Cameloter ins Gesicht.
Dieser fing an zu husten.
»Das … das werde ich melden«, keuchte er.
Nun lachte der Ertruser so laut, dass mir die Ohren wehtaten.
»Was sagt man dazu? Heult rum wie ein Vurgizzel. Weißt wahrscheinlich nicht einmal, was das ist, nicht wahr? Jetzt sei mal ein Kerl oder hau ab und heul dich an Mamis Röckchen aus.«
Der Andere hustete noch. Die Rotblonde mit den schwarzen Klamotten ging zu ihm und klopfte ihm auf den Rücken. Der Cameloter bedankte sich.
»Fertig?«, fragte der Ertruser ungeduldig. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort.
»Also ich bin hier der Schleifer. Wenn ich mit euch fertig bin, seid ihr entweder Spitzmausragout oder echte Raumfahrer im Dienste von Camelot. Es liegt an euch.
Mein Name ist Arlo Rutan. Und mein Motto lautet: Sei ruhig wie der Wald, unbewegt wie der Berg, kalt wie der Nebel, schnell im Entschluss wie der Wind und im Angriff so heftig wie das Feuer!«
Ich sah zu den anderen Rekruten. Sie blickten sich allesamt verständnislos an. Mir war der Spruch neu, aber ich verstand, worauf Arlo Rutan hinauswollte. Immerhin war er ein Veteran und hatte unter Rhodan auf der BASIS zu Beginn des Jahrhunderts gedient.
»Jetzt stellt euch mal in Reih und Glied auf, wie es sich für echte Raumfahrer gehört, ihr Jammerlappen!«
Wir folgten dem Befehl. Ich hatte das kurzweilige Vergnügen, direkt neben der Rotblonden Schönheit zu stehen. Sie sah kurz zu mir herüber. Ihr Blick war fest, die blauen Augen tief und faszinierend. Ich starrte wieder zu Arlo Rutan. Hinter ihm trat ein Terraner aus dem Gebäude. Ich erkannte ihn sofort. Wirsal Cell! Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen. Cell sah mich und nickte mir schwach zu.
»Willkommen auf der Raumakademie von Port Arthur. Wir bilden euch zu fähigen Raumfahrern, Wissenschaftlern, Beamten oder Agenten der Organisation Camelot aus. Euch stehen viele Möglichkeiten offen.«
Cell trug eine blaue Uniform, die bei Führungskräften auf Camelot üblich waren. Wie in der LFT gab es keine genauen Ränge. Ich fand das dümmlich. Dem Pazifismus sollten Grenzen gesetzt werden. Das Militär war nun einmal durchorganisiert. Sollten wir vor jedem Schuss erst einmal diskutieren, ob es sinnvoll war oder nicht? Bis dahin hätte unser Gegner uns schon lange abgeschossen.
Mir fiel just in diesem Moment eine Sendung von Bekket Glyn ein. Ich sah seine Dokumentationen gerne, auch wenn einiges übertrieben war und er am Rande des Wahnsinns wandelte. Doch in einigen Dingen hatte der Moderator von Terra Eagle One recht. So hatte er auch in einer Sendung die Rückkehr zu einer starken Raumflotte und Armee in der LFT gefordert. Darin stimmte ich mit ihm überein.
Nun war Anfang des letzten Jahres die PAPERMOON vom Stapel gelaufen. Ein Raumschiff der NOVA-Klasse und der neue Stolz der LFT. Lächerliche 800 Meter Durchmesser. Das war doch eine kleine Murmel im Vergleich zu den alten Ultraschlachtschiffen.
»Rekrut Despair, bist du bei der Sache?«
Ich zuckte zusammen. Wirsal Cell stand vor mir und hatte wohl meine gedankliche Abwesenheit registriert. Die anderen lachten. Nicht schon wieder! Ich fühlte mich schon jetzt wie auf der Schule. Der Unterschied war, dass ich nun siebzehn war, aber Respekt zollten meine neuen Kameraden mir offenbar nicht.
Ich nahm Haltung an.
»Ja, Sir! Ich dachte nur gerade über eine Flotte im Dienst von Camelot nach, Sir!«
Cell winkte ab.
»Nicht so militärisch, Despair. Zwar wird der Gute Arlo Rutan euch nach alten Traditionen schleifen, aber wir vertreten hier auf Camelot immer noch die Prinzipien der Anfänge der LFT. Das bedeutet keine große Flotte, sondern kleine und feine Spezialeinheiten, die den Frieden sichern sollen. Wobei die GILGAMESCH da eine Ausnahme sein wird.«
Jeder auf Phönix hatte sicherlich schon von der GILGAMESCH gehört. Es war das neue Flaggschiff der Zellaktivatorträger und bestand aus mehreren Modulen. Jeder Unsterbliche hatte sein eigenes Raumschiff, welches sich zu einem Einzigen verbinden konnte. Ein wahres Wunderwerk an Technik. Hoffentlich setzten wir es auch ein. Der Bau war noch nicht abgeschlossen.
»Nun denn, meine Damen und Herren. Begebt euch zur Ordonnanz am Infoschalter, bezieht eure Zimmer. Um 1800 treffen wir uns zur Einweisung im Gemeinschaftsraum.«
Cell drehte sich um und ging schnellen Schrittes zurück in das große Akademiegebäude. Ich atmete tief durch. Offenbar war ich an einer Blamage noch einmal vorbeigeschrammt.
»Hast du auch einen Vornamen?«, fragte plötzlich die Schönheit neben mir. Ich erschrak. Sie redete mit mir. Ja, wirklich mit mir. Jetzt bloß nicht stottern oder wie ein Idiot wirken.
»Ja«, presste ich zwischen den Lippen hervor.
Sie sah mich erwartungsvoll an. Ein Blick zum dahinschmelzen oder weglaufen. Je nachdem.
»Willst du ihn wissen?«
Sie nickte und lächelte mitleidig.
Ich räusperte mich.
»Cauthon. Cauthon Despair. Das bin ich.«
»Okay. Hey Cauthon. Ich bin Zantra, Zantra Solynger.«
Sie schenkte mir ein Lächeln. Das Eis war gebrochen. Ich atmete tief durch. Als ich nun mehr über mich erzählen wollte, hatte sie sich jedoch schon auf den Weg ins Gebäude gemacht.
*
Die neunzehn Kadetten, Wirsal Cell, Arlo Rutan und ich saßen um einen großen, runden Tisch. Ich behielt mir nicht jeden Namen. Der Hagere mit dem Schnauzer hieß Antee Vamsar. Ein anderer Mensch wirkte ziemlich hippelig. Er trug wuscheliges Haar. Er stellte sich als Benyameen Pluzz vor. Zantra kannte ich bereits. Die Rekrutengruppe war eine bunte Mischung aus Galaktikern, die größtenteils auf Phönix aufgewachsen waren. Cameloter der zweiten Generation.
»Ihr solltet zuerst verstehen, wieso wir diese Ausbildung anbieten. Raumfahrer könnten auch an anderen Universitäten ausgebildet werden. Doch wir auf Phönix wollen die Besten der Besten. Ihr sollt die förderlichste Ausbildung genießen und eine geistige und ethische Reife erlangen, damit ihr würdig seid, die Ziele von Camelot zu vertreten«, referierte Cell.
Er räusperte sich, lehnte sich in dem breiten Sessel zurück und musterte uns mit halb geöffnetem Mund.
»Und was sind nun die genauen Ziele?«, wollte Vamsar wissen.
»Die Sicherheit der Milchstraße«, kam die prompte Antwort unseres Ausbilders. Dann sprang er auf und wanderte um den Tisch. »Wir können von Arkon, Terra, Gatas und all den anderen Welten keinen galaktischen Blick in diesen Zeiten erwarten. Das Galaktikum ist ein Schatten seiner selbst. Nationalistische Interessen schwächen die Gemeinschaft. Kleinere Sternenreiche begehren gegen die Mächtigen auf. Es kocht und brodelt unter dem Topf. Wir müssen das verhindern. Wir müssen für Stabilität sorgen. Und was keiner bedenkt, was ist, wenn mal wieder eine fremde, intergalaktische Macht auftaucht? Wer ist dann zur Stelle?«
»Camelot«, sagte Zantra leise.
»Richtig!«, rief Cell und zeigte auf Solynger. »Ganz genau! Wir sind es, die die Kastanien aus dem Feuer holen werden. Das ist Perry Rhodans Vision. Und wir helfen ihm dabei.«
Zustimmendes Nicken von allen. Wir arbeiteten für ein nobles Ziel und waren so eine Art Feuerwehr der Galaxis. Vergleichbar mit der USO in früheren Zeiten. Wer nicht mit Stolz für Camelot diente, dem war wirklich nicht mehr zu helfen.
»Es kommt auf jeden von euch an«, erklärte der Olympier, der im Vergleich zu seinem Auftritt vor mehr als sieben Jahren an der Schule viele Haare verloren, dafür aber reichlich an Bauchumfang dazugewonnen hatte.
»In der Akademie werden wir euch in Ethik und Moral unterweisen. Wir zeigen euch, wie ihr mit Waffen umgeht. Ihr werdet lernen, wie Raumschiffe zu bedienen sind, was die Aufgaben einer Raumschiffscrew sind, wie ihr mit Robotern umgeht, wie die einzelnen Völker in der Galaxis ticken, die Geschichte der Milchstraße lernen und vieles mehr. Wir werden eure beste Eignung herausfinden. Es liegt an euch, was ihr später werden wollt. Wissenschaftler? Mitarbeiter eines Camelot-Büros? Raumfahrer? Soldat? Agent?«
Cell schwieg und musterte jeden einzelnen Kadetten. Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Ich wusste jedoch noch nicht, was ich selbst werden wollte. Es sollte etwas mit Raumschiffen zu tun haben. Wissenschaftler oder Büromitarbeiter waren nicht mein Ding. Raumfahrer, Pilot oder Kommandant eines Schlachtschiffes. Ja, das klang gut!
*
Die ersten Wochen vergingen wie im Hyperraumflug. Wir lernten zuerst, wie die Dinge in der Galaxis funktionierten. Wirsal Cell unterrichtete uns persönlich. Er hatte aber auch einen Assistenten, einen ziemlich alten und knöchrigen Historiker aus Kapstadt, Terra. Beide lehrten uns die Geschichte der Milchstraße, die Zusammenhänge zwischen Lemurern und Terranern, Arkoniden, Akonen. Sie berichteten uns von Rhodans Aufstieg, den Abenteuern und Konflikten.
Wirsal Cell lobte besonders die Zeiten des Solaren Imperiums, während Ulov Mutava von den Anfangszeiten der LFT schwärmte. Ich versuchte in den Wochen immer wieder mit Zantra zu reden, doch es war schwierig. Hier und da fragte sie mich zu den Geschichtsdaten, aber so recht fand ich keine Möglichkeit, sie näher kennenzulernen. Dabei war sie eine wirklich wunderschöne Frau. Doch sie war viel mehr als das. Sie wirkte intelligent und schien große Ziele zu haben. Sie wollte offenbar an etwas Bedeutendem teilhaben und wählte deshalb die Ausbildung auf der Akademie. Das imponierte mir.
Ich verspürte eine gewisse Sehnsucht nach einer Freundin. Ich hatte überhaupt keine Erfahrungen mit Frauen. Andere in meinem Alter waren da viel weiter, wenn ich da an die Gespräche der Kameraden in den Pausen dachte.
Nach acht Wochen stand die erste Prüfung in Geschichte an. Zantra und einige andere fragten mich kurz vor der Arbeit über alle möglichen Ereignisse aus.
Sie waren auf mich angewiesen und schätzten mich. Ich fühlte, dass sie mich respektierten. Das war ein gutes Gefühl. Oder nutzten sie mich nur aus? Das war mir nicht klar. Irgendwann würde ich es wohl herausfinden.
Noch immer steckte in mir diese Angst vor neuen Hänseleien. Ich war zwar nicht unbedingt beliebt bei den Kadetten, allerdings wurde ich nicht geärgert. Und doch fürchtete ich mich davor, dass sich das eines Tages ändern würde.
*
Den Test bestand ich mit Bravour als bester des Ausbildungsjahres. Es gab keine hämischen Sprüche und Zantra schenkte mir sogar ein anerkennendes Lächeln. Wenn ich doch nur den Mut gefunden hätte, mit ihr ein Gespräch anzufangen.
Einige aus unseren Lehrgängen schnitten weniger gut ab. Allan Coohn und Sylka Dysh waren die Schlechtesten.
Wirsal Cell zeigte offen seine Verärgerung. So wütend hatte ich den sonst völlig ruhigen Olympier nie erlebt.
»Wenn ihr beiden Narren so weitermacht, werdet ihr nicht einmal am ersten Training teilnehmen. Ich bin kein Befürworter von dummen Gefolgsleuten. Ein Soldat muss in der Lage sein, allein nachzudenken und zu verstehen, wofür er kämpft, um zu unterscheiden, auf welcher Seite er steht!«
Diese Worte beeindruckten mich. Cell förderte die Intelligenz der Rekruten, ihr Verständnis für die Milchstraße und den Umgang mit der Historie der Galaxis.
»Aber wir kämpfen doch auf der guten Seite«, wandte Antee Vamsar ein.
Cell sah zu dem schmächtigen Cameloter mit dem Schnurrbart hinüber. Er ging ein paar Schritte auf ihn zu.
»Das denkt jede Partei von sich. Die Laren glaubten, es wäre Recht ihr Reich zu vergrößern und die Milchstraße zu unterwerfen. Die Meister der Insel fühlten sich, wie auch die Uleb, von uns bedroht. Wer entscheidet, was richtig und was falsch ist, Vamsar? Du musst dein Gehirn einschalten.«
Cell tippte mit seinem Zeigefinger an seine Schläfe.
Nun meldete ich mich zu Wort.
»Aber wie kann ich die gute Seite von der Schlechten unterscheiden?«
Cell war offenbar über diesen Einwand erfreut. Er lächelte mir zu.
»Eine gute Frage, Cauthon Despair. Ich will dir die Antwort geben. Du musst das Endziel vor Augen haben«, erklärte Cell.
Stille. Offenbar konnte keiner etwas mit dieser Antwort anfangen. Ich sah zu Antee, Benyameen und Zantra. Sie wirkten ähnlich verdutzt. Cell ließ ein anschauliches Beispiel folgen.
»Nehmen wir einmal an, Camelot würde sich dazu entscheiden, die Milchstraße zu besetzen und eine Regierung von Zellaktivatorträgern einzuführen. Welche Bewertung hätte dieses Endziel?«
»Eine Negative vermutlich«, meinte Zantra.
»Falsch! Es wäre ein positives Ziel«, widersprach Wirsal Cell. »Denn es wäre das Ziel, die Milchstraße zu vereinigen und so den permanenten Frieden zu sichern.«
Es herrschte eine Weile Still im Raum, bis ich wieder das Wort ergriff.
»Aber ist der Einsatz von Waffen und Gewalt in Ordnung, um den Frieden herzustellen? Sollte man nicht besser die Diplomatie und Politiker agieren lassen?«
Cell lachte laut auf.
»Diese Politik wird seit Anbeginn der Neuen Galaktischen Zeitrechnung betrieben. Sie hat wenig genützt und die Milchstraße in die dunkle Monos-Ära gestürzt. Passivität und ein ungesundes Übermaß an Toleranz können mehr Schaden anrichten, als ein entschlossenes Vorgehen!«
»Aber sind wir nicht zu einer gewissen Loyalität verpflichtet? Wenn ich bei der LFT wäre, müsste ich doch Camelot bekämpfen?«, wandte Antee ein.
Cell lachte abfällig und winkte ab.
»Wenn Perry Rhodan so gedacht hätte, hätte er vor 3.000 Jahren Crest den Behörden der Vereinigten Staaten von Amerika ausgeliefert. Das meine ich mit Nachdenken. Durchdenkt die Situation, habt Ziele und Visionen. Wenn ihr dann noch das Herz auf dem rechten Fleck habt, kann nichts schiefgehen.«
Wirsal Cell beendete seine Lektion für heute. Ich dachte darüber nach. Die anderen diskutierten kurz darüber, dann verstreuten sie sich in alle Richtungen. Leider hatte ich wieder die Chance verpasst, mit Zantra zu sprechen.