Logbucheintrag Selina Despair
30. August 1264 NGZ
Ich erholte mich gut von dem Unfall und dem Eingriff durch die Zievohnen. Um ehrlich zu sein, spürte ich überhaupt keine Beeinträchtigungen. Es machte mich überglücklich zu sehen, wie mein kleiner Cauthi in meinem Buch wuchs, strampelte und vor allem zu wissen, er würde gesund zur Welt kommen.
Die Anwesenheit von Cau Thon war seltsam, doch ein Segen Gottes, wenn es denn einen gab. Wäre der Fremde nicht gewesen …
Darüber wollte ich nicht mehr nachdenken. Ich verstand das Misstrauen von Eddie und Ron überhaupt nicht. Wir waren zivilisierte Völker. Es war doch nichts Ungewöhnliches, dass wir auf fremde Intelligenzen stießen. Cau Thon hatte sich in den drei Wochen seines Aufenthaltes als hilfsbereit und harmlos erwiesen.
Er hatte mir erklärt, dass sein Volk über eine Art empathische Wahrnehmung verfügte, weshalb er gespürt hatte, dass mit meinem Baby etwas nicht stimmte. Auch wenn sein Aussehen unheimlich auf uns wirkte und diese Zievohnen genauso unnahbar waren, sollten wir doch nicht nur über das Äußere und die Gewohnheiten urteilen.
Dazu gab es zu viele unterschiedliche Völker. Vielleicht waren unsere Redseligkeit und unser Lachen für die Zievohnen völlig fremd?
Ich war jedenfalls froh und glücklich, dass der Weg des Fremden nach Neles geführt hatte.
Darvynia und ich suchten bereits die Einrichtung für das Kinderzimmer aus. Da wir noch einige Zeit auf Neles blieben, sollte es Cauthi schön haben. Eddie Alaban betete jeden Tag für das Kind. Horace machte sich wie immer über den alten Terraner lustig, doch Eddie ignorierte die Häme und betete weiter für unser Baby.
Mir blieb die Veränderung von Eddies Gemüt seit der Ankunft von Cau Thon jedoch nicht verborgen. Er zitierte Verse aus der Bibel, die aus der Offenbarung des Johannes stammten.
Augenscheinlich war Eddie völlig besessen von der Tätowierung auf Cau Thons Stirn. Zugegeben, es sah aus, wie drei in sich gewundene Sechsen, doch ihn deshalb gleich als Vorboten der Apokalypse anzuprangern, war doch wohl reichlich übertrieben.
Doch immer wieder sprach Eddie davon, dass die Zahl 666 das Zeichen des Teufels und seiner Anhänger sei. Für Eddie war Cau Thon ein Abgesandter aus der Hölle.
Ich wollte von diesem Quatsch nichts mehr hören. Cau Thon erforschte den Planeten und die Bewohner. Er verbrachte viel Zeit mit den Nelesern, um sie besser kennenzulernen. Insbesondere interessierte er sich für die Jugend.
Was war daran denn satanisch?
Ivan und Ron arbeiteten zusammen mit Dytch und Vülitaar an unserer Station am Rande von Effysit, bis ihnen die Idee kam, ein eigenes Camelotbüro daraus zu machen.
Die Neleser waren reif und alle Parteien würden davon profitieren. Mein Schatz holte sich die Erlaubnis von Camelot. Dabei hatte er mit Reginald Bull höchstpersönlich gesprochen. Ivan war so stolz, mit dem beleibten und beliebten Zellaktivatorträger sprechen zu dürfen.
Er hatte ihm berichtet, wie schön es auf Neles war und dass wir nun offiziell ein Camelotbüro errichten wollten. Bully hatte keine Einwände gehabt und uns zu dieser Entscheidung gratuliert.
Wir machten uns ernsthafte Gedanken darüber, auf Neles sesshaft zu werden. Ich konnte es mir durchaus vorstellen.
Für Cauthon würde es eine schöne Heimat werden.
Logbucheintrag Ivan Despair
September 1264 NGZ
Selina war nun im achten Monat. Nur noch knapp vier Wochen, dann war es endlich soweit. Ich konnte es kaum erwarten. Ich wurde Vater!
Nachdem Reginald Bull uns das Einverständnis für den Bau einer Camelotniederlassung gegeben hatte, schien es so, als würde der kleine Cauthon auf Neles aufwachsen.
Bull hatte uns dennoch für den Rest des Jahres freigegeben. Wir sollten die Gründung langsam angehen und dann zusammen mit den Nelesern mit dem Bau beginnen und ihnen auch bei der Entwicklung ihres ersten echten Raumschiffes helfen.
Bull sah davon ab, weitere Mitglieder Camelots nach Neles zu entsenden. Wir sollten behutsam vorgehen und die Neleser nicht gleich überfordern. Er zeigte Interesse an Cau Thon und schrieb gestern in einer Hyperbotschaft, dass er diesen rothäutigen Lebensretter gerne einmal kennenlernen würde.
Ich hatte noch keine Gelegenheit mit Cau Thon darüber zu sprechen. Er trieb sich in den extremsten Gebieten von Neles herum. Cau Thon war ein echter Naturbursche. Doch wir hatten in ihm einen neuen Freund gewonnen. Er war der Retter meines Jungen und dafür würde ich ihm bis an mein Lebensende dankbar sein.
Heute hatte ich ein seltsames Erlebnis mit zwei nelesischen Arbeitern, die beim Ausbau unserer Forschungsstation beschäftigt waren. Sie hießen Arib und Protgar.
Ihre Nachnamen nannten sie nicht.
Sie stellten mir viele Fragen und lauschten sehr aufmerksam, als ich ihnen von Cau Thon und dem Eingriff der Zievohnen an Selina erzählte.
Als Handwerker stellten sie sich ziemlich dümmlich an. Sie hatten mehr linke Hände als ich, doch zeigten sie sich sehr fähig, als es darum ging, die Rechner anzuschließen und zu installieren. Für Neleser waren sie ziemlich intelligent. Damit meinte ich, dass sie mehr wussten, als sie eigentlich nach dem Stand ihrer Welt hätten wissen dürfen.
Sie hatten außerdem viel Interesse an Selina und der anstehenden Geburt gezeigt und mich außerdem gefragt, ob sie auf die HAWKING dürften. Natürlich ging das vorerst nicht. Bisher hatte ich nur Luratz Jomahr dieses Privileg zugestanden.
Ich wurde aus diesen beiden Nelesern nicht schlau. Das waren zwei komische Vögel …