Kapitel 8 1283 NGZ

03. Januar 1283 NGZ

Der Schock saß tief. Ein Attentat in Atlan-Village, Terrania City erschütterte den Planeten. In einem Geschäftsviertel war eine Bombe detoniert und hatte siebzehn Menschen in den Tod gerissen. Über einhundert Lebewesen waren verletzt worden.

Was die Presse nicht wusste, mir jedoch bekannt war: Der Anschlag musste offenbar dem Camelotbüro gegolten haben. Schon einige Male war ich dort gewesen, um mit Gazh Ala Nigota el Finya zu sprechen.

Was aus ihr geworden war, wusste ich nicht. Wer dahinter steckte, lag im Verborgenen. Wer wusste, dass sich dort ein Camelotbüro befand? Bis auf Cameloter selbst und wenige Eingeweihte nur der Terranische Liga Dienst und vielleicht fähige Geheimagenten der Arkoniden.

Camelot nahm mit mir Kontakt auf. Ich war über die Hyperkomnachricht erstaunt, ja kurzzeitig sprachlos, als das Gesicht meines guten Bekannten Homer G. Adams auf dem Bildschirm erschien.

»Ich wünschte, wir würden uns unter besseren Umständen wiedersehen, alter Freund«, begrüßte mich Adams.

»Mein Beileid. Wie viele Angehörige Camelots sind gestorben?«

»Das wissen wir nicht genau. Es sind einige Mitarbeiter verschwunden. Sie wurden vermutlich entführt. Darunter auch deine Kontaktperson Gazh Ala. Wir wissen nicht, ob du in Siena sicher bist. Sollte der TLD dahinter stecken …«

»Aber Homer, glaubst du wirklich, dass der TLD dazu fähig wäre?«

»Ich hoffe nicht. Vielleicht wäre es besser für dich, unterzutauchen!«

Nach dem Gespräch dachte ich eine Weile nach, doch ich lehnte Adams Vorschlag ab, auch wenn ich seine Besorgnis zu schätzen wusste. Nein, wenn mich jemand umbringen wollte, hätte er es am selben Tag getan.

Gazh Ala war zumindest nicht tot, aber offenbar entführt. Machte es das besser?

Am nächsten Tag erhielt ich Besuch von einem gut aussehenden, gepflegten und sportlichen Terraner, der angeblich ein Beamter des Bürgermeisters von Siena war. Eine schlechte Ausrede von diesem Mann, der sich als Stewart Landry ausgab.

Ich konfrontierte Mister Landry mit meiner Vermutung: »Du bist vom TLD?«

Er war kurz überrascht, während er seinen schwarzen Kaffee trank, dann gab er es unverblümt zu. Er wusste, dass ich mit Camelot in Kontakt stand und bat um Unterstützung. Offiziell scheute die LFT natürlich eine Kooperation mit der Organisation der Unsterblichen, doch Landry wollte herausfinden, wer hinter dem Attentat stand.

Es mochte naiv sein, doch ich glaubte dem jungen Terraner, der einen ziemlich bekannten Agentennamen trug. Landry war sich dessen bewusst und verkündete stolz, dass Ron Landry ein Vorfahre von ihm gewesen sei und die Inspiration, wieso er in den Geheimdienst gegangen war.

»Unter uns erachte ich die Fehde zwischen der LFT und Camelot für Schwachsinn. Wir wissen, dass einige Mitarbeiter des Büros überlebt haben und entführt wurden. Was wir nicht wissen, ist von wem. Die Spur verliert sich auf dem Raumhafen«, erklärte Landry.

Intuitiv lautete meine Antwort: »Mashratan«

Landry trank vom Kaffee und stimmte mir schließlich zu. Ich erklärte ihm, dass Camelot die Möglichkeit nicht ausschloss, dass der TLD dahinter steckte, doch Landry versicherte mir, dass das nicht der Fall war. Ich glaubte ihm und informierte Homer G. Adams persönlich. Der TLD schien die Aktivitäten von Camelot mehr oder minder zu tolerieren. Sonst hätten sie mich festgenommen und mit einem Wahrheitsserum vollgepumpt. Möglich, dass dies noch zu Zeiten von Medros Eavan so gewesen wäre, doch mit Genugtuung erkannte ich einen kleinen aber feinen Wandel in der Struktur der LFT.

Von Entspannung konnte jedoch noch lange keine Rede sein. Es gab einen gemeinsamen Feind. Homer G. Adams informierte die Agenten von Camelot. Nach zwei Tagen erhielt ich Nachricht, dass am Tage des Attentates ein Frachter über Zwischenstationen von Terra nach Mashratan geflogen war. Eine geheime Aufklärungsmission hatte Hinweise gefunden, dass auf Mashratan tatsächlich die Gefangenen waren.

Ich informierte Landry, der die Nachrichten an Gia deMoleon, Cistolo Khan und Paola Daschmagan weitergab. Wieder einen Tag später meldete sich Landry. Der Terraner bestätigte den Verdacht. Aufnahmen von Atlan-Village und dem Raumhafen identifizierten Assassinen von Mashratan, die offensichtlich auch von der Hanse und Shorne Industries eingesetzt worden waren. Im Vertrauen erklärte mir Landry, dass sich die Unternehmen nun völlig von Mashratan distanzierten.

Am 10. Januar erklärte Daschmagan vor der Presse: »Die Hinweise führen nach Mashratan. Die nebulöse Rhodanorganisation Camelot ist involviert. Jedoch als Opfer. Der Anschlag war ein Racheakt von Oberst Kerkum für die Enthüllungen im vergangenen Jahr. Wir dulden keinen Terror auf terranischen Welten.

Da Oberst Kerkum zu keiner Stellungnahme bereit war, wird unter dem Kommando von LFT-Kommissar Cistolo Khan eine terranische Flotte von 200 Raumschiffen nach Mashratan entsandt, um eine Blockade durchzusetzen.«

Die Rede führte zu Kontroversen. Das Kristallimperium und das Forum Raglund legten im Galaktikum Protest ein, verzichteten jedoch auf einen offenen Konflikt. Offenbar waren dem Kristallimperium die Dienste von Oberst Kerkum doch nicht so viel wert.

Seine Freunde distanzierten sich vom Tyrannen, um ihre eigene Haut zu retten oder sich nicht noch mehr die Finger zu verbrennen. Arkon wollte keinen Konflikt mit der LFT wegen Mashratan riskieren und die LFT wollte einen unliebsamen Verbündeten zum Schweigen bringen und sich in der Öffentlichkeit als rechtschaffen darstellen.

Die wichtigste Frage war nun, was würde im Mashritun-System nun geschehen? Konnten Gazh Ala Nagoti el Finya und die anderen befreit werden oder würde es zu einer militärischen Auseinandersetzung kommen?