Kapitel 5 1276 NGZ

Anfang März 1276 NGZ überraschte mich eine Meldung aus Arkon.

Spector Orbanashol heiratete die Mulltokwitwe Thorina. Damit ging das Erbe als auch der Aktienanteil in die Hände von Orbanashol. Darauf kam es den Arkoniden wohl an, denn die Aktien waren seit Monaten auf Talfahrt gewesen. Nach der Heirat und der Fusion von Glaus Mulltok Arkon & Terra Cooperation mit der »Für Arkons Macht und Wirtschaft« stiegen die Kurse prompt.

Wenige Tage später verkündeten die Medien eine Kooperation mit dem Planeten Mashratan. Die Handelsbeziehungen zur TAXIT hingegen kündigte das Unternehmen unter großem Jubel der terranischen und arkonidischen Presse auf.

Die Antipathie gegenüber Perry Rhodan, Atlan und ihre Gefährten war noch immer sehr groß. Zumindest redeten uns das die Medien und Regierungen ein. Ich bezweifelte, dass ein intelligenter Bürger Terras tatsächlich eine Antipathie gegen Perry Rhodan hegte.

Mashratan! Wieso trieben die LFT und das Kristallimperium nur mit solchen Systemen Handel? Oberst Ibrahim el Kerkum war ein Despot, wie er im Buche stand. Das Volk wurde unterdrückt oder lebte teilweise auch freiwillig in einer archaischen Welt ohne Aufklärung.

Weiß Gott, ich hatte nichts gegen die Religionen. Im Bundesstaat Italien war Religion wichtig und die Gespräche mit dem Papst in Rom hatte ich als angenehm empfunden. Gleiches galt für meine Begegnungen mit muslimischen, hinduistischen und besonders buddhistischen Geistlichen. Es war aber auch nicht mit Mashratan zu vergleichen. Religion als auch Staat beschnitten die Freiheit der Mashraten und schränkten ihre Gedanken ein.

Die Reformen durch Perry Rhodan im ersten Jahrhundert NGZ waren nach der Monos-Ära endgültig gescheitert. Es kümmerte auf den modernen und freien Welten jedoch auch kaum jemand. Das Mashritun-System war reich an Hyperkristallen und die Planeten bargen viele weitere wichtige Rohstoffe. Jeder wollte etwas von dem Kuchen abhaben, deshalb akzeptierten Regierungen, Wirtschaft und Medien den Despoten und die »kulturellen Besonderheiten« dieser Welt.

Freilich hatte jede Welt ihr Recht, sich selbst zu bestimmen. Aber gab es nicht gewisse moralische Grundsätze und Grundrechte, die für jedes Intelligenzwesen in dieser Galaxis gleichermaßen gelten sollten?

Solche philosophische Diskussionen waren jedoch in der heutigen Zeit nicht gerne gesehen. Ich hatte vor Kurzem einen Disput mit dem Trivid-Sender Terra Eagle One, weil ich in einer Nachbetrachtung die Thesen des Moderators Bekket Glyn verurteilt hatte. Dieser Mann predigte seit einigen Jahren gegen Extraterrestrier, Anhänger von Perry Rhodan und Sozialromantiker, wie er sie nannte.

Zum einen hatte ich ihm vorgehalten, seinen Beruf als Moderator zu missbrauchen, um seine Ideologien unter das Volk zu mischen, zum anderen war es nur dummes Geschwätz, was dieser Typ wollte, dessen Chefintendant Guy Pallance übrigens hervorragende Kontakte zu Willem und Michael Shorne sowie den Jenmuhs-Brüdern und den Orbanashols unterhielt.

Es war nicht verwunderlich, dass Glyn deshalb in seinen Shows Welten wie Mashratan lobte und Oberst Kerkum als aufrechten Patrioten und Menschenfreund bezeichnete. Sowieso malte Bekket Glyn ein düsteres Szenario und drohte mit einer Apokalypse, sofern sich die Abkömmlinge der Lemurer nicht gegen das »Bluestum« und andere »gefährliche Nichthumanoiden« zusammenschlossen. Nach Glyns Ansicht würde bald an jeder Straßenecke, in jedem Garten und in jeder Wasserpfütze ein krimineller Blues hocken.

Nachdem ich ihm sachlich meine Ansicht dargelegt hatte, hatte mich Glyn in seiner nächsten Show als linguidische Schlangenzunge und kommunistischen Agenten der »rhodanistisch-bluesschen« Front bezeichnet. Ich wusste gar nicht, dass so etwas überhaupt existierte.

Mein Wunsch mit Perry Rhodan in Kontakt zu treten, wurde jedoch immer größer. Ich wollte den berühmten Mann kennenlernen, der in meinen Augen als Erster den Titel »Erster Terraner« verdient hätte. Ich ließ nun meine Beziehung spielen, um Kontakte zu den Camelotbüros auf Terra zu knüpfen.

Am 28. Juni 1276 NGZ bekam ich Besuch von einer attraktiven Frau. Sie trug ihr dunkles Haar lang und sah mich freundlich mit ihren braunen Augen an. Ihr Name war Gazh Ala Nagoti el Finya. Sie sendete Grüße von Camelot.

Es dauerte einige Wochen, ehe die junge Dame erneut auftauchte. Wir unterhielten uns und knüpften Vertrauen zueinander. So erfuhr ich, dass sie vom Planeten Mashratan stammte, dort jedoch auf Initiative eines kleinen Jungen, von Perry Rhodan und Gucky gerettet wurde. Ihre Schilderung der Unterdrückung der Frauen und der Freiheit im Allgemeinen schockierten mich.

Es war interessant, ihren Darstellungen zuzuhören. So berichtete sie außerdem, dass Glaus Mulltok, die Shornes, Uwahn Jenmuhs und Spector Orbanashol dort gewesen waren. Offenbar waren auf Geheiß der beiden Arkoniden, Rosan Mulltok und der junge Cauthon Despair entführt worden.

Ich erinnerte mich wieder an eine Meldung, die ich von meinem Gönner aus Camelot vor einigen Jahren über das Ableben einer ganzen Raumschiffs-Crew erhalten hatte. Der kleine Cauthon Despair war als Säugling der einzige Überlebende gewesen.

Der Tod von Glaus Mulltok erschien mir noch mysteriöser. Oder ergab es Sinn? War es gar kein Unfall gewesen, sondern ein eiskalt geplanter Mord?

Gazh Ala und ich hielten losen Kontakt. Ich musste offenbar erst einmal überprüft und getestet werden. Der Sitz von Camelot war geheim und Rhodan wollte es dabei belassen. Ich schrieb Perry Rhodan einen langen Brief und sprach darin auch über meine seltsame Erscheinung im Jahre 1263 NGZ, als mich ein alter Mann im Traum aufgefordert hatte, Kontakt zu Camelot herzustellen. Leider war neben meinem Gönner und alten Bekannten Homer G. Adams, der sich jedoch sehr selten meldete, Gazh Ala mein einziger Kontakt zu Camelot.

Vielleicht würde sich Perry Rhodan ja eines Tages doch noch bei mir melden.

Jaaron Jargon