Todbringende Energiestrahlen zuckten an dem Auto vorbei und trafen eine Straßenlaterne, die sich in eine Glutwolke verwandelte.
Rhodan versuchte so schnell wie möglich zu fahren. Er raste mit fast 130 Stundenkilometern über die Neustädter Hauptstraße, Scardohn, Itzakk und Glyudor kamen mit ihrem Gefährt jedoch immer näher.
Dann bremste er ab und zog den Wagen in eine Seitenstraße, die ins Hafengebiet führte. Vor einer verfallenen Werft hielt das Vehikel an.
»Aurec und ich lenken sie ab«, sagte er knapp und stieg zusammen mit Saggittonen aus dem Wagen.
Shel fuhr mit dem Wagen weiter. Rhodan deaktivierte seinen Strangenessabsorber.
Sofort wurden die drei Verfolger auf die beiden aufmerksam. Sie bogen ebenfalls in die Seitenstraße und stiegen aus dem Wagen, während der Terraner und der Saggittone über eine Feuerleiter auf das Dach eines Fabrikhochhauses nahe dem Hafenbecken stiegen.
Scardohn blieb kurz stehen und hielt den Sensor in alle Richtungen. Das Gerät blinkte auf, als er es in Richtung Fabrikhaus hielt.
»Da sind sie!«, rief er den anderen zu. Sie kletterten ebenfalls die Leiter hoch und schossen auf die beiden.
Aurec und Rhodan teilten sich auf, um so die Söldner zu verwirren. Der Cameloter versteckte sich hinter einem Lüftungsschacht. Da erhielt er per Interkom eine Nachricht von der LONDON. Spechdt teile mit, dass sie wieder im System waren. Rhodan befahl ihm zuerst die anderen abzuholen, dann sollte die LONDON ihn selbst und Aurec retten.
Kaum hatte Rhodan zu Ende gesprochen, stürzte sich Gluydor auf ihn. Der Molekularverformer schlug Rhodan mehrmals ins Gesicht. Perry wehrte sich mit einem Schlag in den Magen.
Beide rangen bis sie vom Rand des Daches abrutschten und die Leiter herunterfielen. Nach etwa fünf Metern konnten sie sich an den Sprossen festhalten. Rhodan versuchte wieder heraufzuklettern, doch der Gys-Voolbeerah hielt ihn am Bein fest. Er zückte ein Energiemesser und stach damit Rhodan ins Bein. Der Cameloter schrie leise auf, dann schoss er mit dem Thermostrahler auf Glyudor, doch dieser wich behände aus. Alles, was Rhodan traf, war die Leiter. Der untere Teil wurde abgetrennt und fiel in den Abgrund. Glyudor klammerte sich an Rhodans Bein fest, um nicht mit in die Tiefe zu fallen. Er stieß das Energiemesser wieder in Rhodans Schenkel, doch der Terraner verpasste ihm einen Schlag, der Molekularverformer verlor den Halt, rutschte ab und stürzte gellend schreiend in die Tiefe.
Mühsam kletterte Perry wieder auf das Dach, biss die Zähne zusammen und zog das Messer aus der Wunde.
Aurec kämpfte mit Scardohn. Der Saggittone hatte dem Hauri einen Schlag mit der rechten Faust versetzt, der ihn von den Füßen holte. Dann rannte Aurec auf den Terraner zu und half ihm auf.
Der Pterus Itzakk und Scardohn näherten sich Rhodan und Aurec.
Itzakk verpasste Rhodan mehrere Schläge in den Magen. Der Cameloter stand gegen den Upanishad-Krieger auf verlorenem Posten. Auch Aurec hatte inzwischen große Probleme mit Scardohn. Beide standen nahe am Rand des Daches und belauerten sich.
»Ich werde dich so aufschlitzen, wie ich es mit deiner Mutter gemacht habe«, zischte das ausgemergelte und dennoch kräftige Wesen.
Der Saggittone rannte über eine Brücke, die die Verbindung zum Nachbargebäude darstellte. Scardohn ging langsam hinterher, dann warf er sich auf Aurec. Beide rangen miteinander. Aurec versuchte zu schießen traf allerdings nur den Brückenhalter, der nachzugeben begann. Die beiden richteten sich wieder auf und bekämpften sich am Geländer der Brücke.
Itzakk hatte Rhodan inzwischen blutig geschlagen. Der Cameloter war nahezu wehrlos, doch der Pteru tötete ihn noch nicht. Stattdessen beobachtete er die Auseinandersetzung zwischen Aurec und Scardohn.
Aurec robbte zum anderen Ende der Brücke, Scardohn sprang auf, doch da brachen die Pfeiler durch. Aurec schaffte es noch zum Dach des anderen Hauses, doch die Brücke fiel in den Abgrund und riss den Hauri mit in den Tod. »Nein!«, grollte Itzakk und schoss mit dem Strahler auf den Saggittonen. Danach nahm er einen von zwei Thermaldetonatoren und warf ihn auf das Dach. Aurec konnte gerade noch in Deckung gehen.
Rhodan kam wieder zu sich und aktivierte den zweiten Detonator an Itzakks Gürtel, dann versetzte er dem Pteru einen Tritt und warf sich auf die Leiter.
Itzakk rappelte sich wieder auf und bemerkte den aktivierten Thermaldetonator, doch es war zu spät. Eine Sekunde später explodierte der Ewige Krieger.
Er herrschte eine Weile Stille. Rhodan kletterte nun bereits zum dritten Mal die Leiter hoch. Keuchend legte er sich auf den Boden und schnaufte erst einmal durch.
Aurec winkte ihm vom anderen Gebäude aus zu.
Die deutsche Polizei war inzwischen angekommen und wollte auf das Dach, doch ein lautes Dröhnen am Himmel ließ sie zurückschrecken. Die Erde begann zu erzittern. Etwas Gewaltiges schob sich langsam in Richtung Neustadt.
Rhodan atmete erleichtert auf, denn es musste sich um die LONDON handeln. Die Polizisten blieben erstaunt stehen und sahen in den Himmel. Der Unsterbliche richtete den Blick nach oben und seine Miene versteinerte sich. Über Neustadt befand sich nicht die LONDON, sondern das gewaltige Pflockschiff. Das asteroidenähnliche Raumschiff reichte von der Ortschaft Scharbeutz bis nach Neustadt hinein.
Es war Rodroms Raumschiff! Doch es kam nicht allein. Um das gewaltige Schiff waren unzählige Einheiten von 100 Meter großen Diskusraumern gruppiert, die sich über die ganze Bucht verteilten und anfingen auf alles zu schießen.
Rhodan nahm die Treppe und rannte bis zum Eingang des Gebäudes. Aurec wartete dort bereits auf ihn.
Die Nacht wurde zum Tage, denn entlang der gesamten Küste sah man ungezählte Explosionen, die sich immer mehr zu einem zusammenhängenden Feuersturm vereinigten. Die Apokalypse für diese Menschheit des 20. Jahrhunderts war angebrochen. Zusammen mit Aurec versuchte er irgendwo Schutz zu finden.